Serato DJ Pro 3.0 Test

Praxis

Serato DJ Pro 3.0 zeichnet sich durch eine sehr einfache Installation aus: DJ muss lediglich die Installer-Datei downloaden, entpacken und öffnen. Die Software fährt danach zunächst in den Practice-Modus, selbst mit angesteckter Hardware, und fordert zum Installieren des passenden Equipment-Treibers auf, der sich bereits in dem Download-Paket befindet. In der Regel geht das ohne Probleme und innerhalb weniger Minuten über die Bühne. Dann heißt es Serato DJ Pro neu zu starten und es kann mit dem Auflegen losgehen.

Der Workflow von Serato DJ Pro 3.0

Serato DJ Pro 3.0 erklärt sich quasi von selbst. Dennoch bietet die Software eine praktische Hilfe inklusive Funktionsbeschreibung aller Buttons und Shortcuts, zudem seit der Einführung der Pro-Version lehrreiche Tutorials. Noch ein kleiner Abstecher in das übersichtliche Setup: In den Reitern DJ-Preferences, Audio, CD/Vinyl und Library/Display passt man die Software seinen Vorstellungen an.

Serato DJ Pro Setup DJPreferences
Fotostrecke: 2 Bilder Hier noch ein paar nützliche Features freischalten

Mixing wie von selbst

Das Mixing geht sehr leicht von der Hand, selbst wenn man (noch) nicht vom Fach ist, denn dafür sorgt die Sync-Funktion:

Simple Sync: passt nur das Tempo an

Smart Sync: richtet die synchronisierten Tracks phasengleich an den Beatgrids au

Besonderes Gimmick

Dank Tempo-Slider-Funktion überträgt Serato DJ Pro die Bewegungen an einem Pitch-Fader und damit die Tempi-Änderung zeitgleich auf gesyncte Tracks. Voraussetzung für Sync ist, dass die Grids korrekt sitzen, anderenfalls rumpeln die Beats. Daher kontrolliert, dass die Markierungen stets am Anfang der Beats sitzen, und zwar über die gesamte Titellänge. Anderenfalls solltet ihr diese mit dem Editor manuell korrigieren.

Wenn man die Software-Oberfläche mit anderen Programmen vergleicht, fällt vor allem die Übersichtlichkeit auf. Gängige Funktionen befinden sich direkt auf dem GUI. Um Flips oder sämtliche Auto-Loop-Slots zu überschauen, müsst ihr im Deck zwischen den zwei Ansichten umschalten.

Auch das Auflegen mit Serato Play, also ausschließlich vom Laptop ohne angeschlossene Hardware, geht nach dem Verinnerlichen der Shortcuts intuitiv, flüssig und ergonomisch von der Hand.

Die Performance von Serato DJ Pro 3.0

Mein MacBook Pro kommt längst nicht an seine Grenzen. Die Prozessor-Auslastungsanzeige schlägt nur um ein Fünftel aus, selbst mit Pitch ‘n Time DJ bleibt der Ausschlag verhalten. Mit einer minimal eingestellten Latenz von 1 ms und maximalen Screen-Updates pro Sekunde spielt die Software souverän. Lediglich beim Suchen in meiner äußert üppig gefüllten Library ruckeln die Sticker auf den virtuellen Decks. Die Drop-Out-Lampe meldet sich äußerst selten und wenn meist ohne akustische Signalverzerrungen.
Serato DJ Pro überzeugt klanglich, vor allem mit Pitch ‘n Time DJ. Bei extremen Tempoänderungen samt eingefrorener Tonhöhe hört man fast keine Artefakte. Direkt aus der Library in das Deck geladene Tracks (Instant Play) spielt die Software unverzögert und beatgenau, vorausgesetzt die Tracks wurden vorher korrekt analysiert.

Serato DJ Pro 3.0 – DVS

Serato DJ löste einst Serato Scratch Live erfolgreich ab und trumpft jetzt als DVS noch mehr auf, mit einer niedrigen Latenz wie bei keinem anderen DVS. Beim Scratching kommt damit sehr direktes Vinyl-Feeling ohne Verzögerung auf. Anti-Drift korrigiert die permanenten Motorschwankungen der Plattenspieler-Motoren um +/- 0,1 BPM, sodass das Deck nach wenigen Sekunden konstant seine Geschwindigkeit hält. Das zahlt sich vor allem bei gesyncten Titeln aus, denn ständiges Pitch-Bending erübrigt sich.
Vom Scratch-Live-Setup wurden die Oszilloskope zum Visualisieren der Sauberkeit der Vinylsignale übernommen, ebenso der Einstellungsregler für die Signalempfindlichkeit und den Rauschabstand zwischen Stör- und Nutzsignal.

Serato DJ Pro 3.0 Stems – Handling, Performance, Qualität

Dieses in Version 3.0 eingeführte Feature ist für mich ein wahrer Game-Changer. Selbst ich als alter DJ-Hase erlebe damit meinen zweiten Frühling. Denn noch nie konnte man so kreativ und homogen Tracks ineinander mischen, gar live mashuppen. Schließlich extrahiert Serato DJ Pro anhand einer künstlichen Intelligenz das Acapella, die Leadsounds, die Bassline und die Drums auf Knopfdruck in Echtzeit. Dies erfordert viel Rechenleistung, zumal, wenn man die Tracks in die einzelnen Spuren spontan und ohne Verzögerung zerlegen möchte. Entsprechend ist in den DJ-Voreinstellungen ein Haken bei „STEMS analysieren“ zu setzen. In diesem Fall erstellt Serato DJ Pro beim Laden eines Tracks die STEMS im Hintergrund automatisch. Älteren Rechnern mit schwächelnder Performance empfiehlt Serato, die vorzubereitenden und zu analysierenden Tracks im STEMS-Ordner abzulegen.

Die Software kopiert in diesem Ordner den ursprünglichen Track im STEMS-Format (an dem entsprechenden Symbol zu erkennen), was allerdings ordentlich Festplattenspeicher frisst. 

Die jeweiligen Spuren auf Knopfdruck abzurufen, geht mit Hardware-Unterstützung leichter von der Hand. 

Sofern eure DJ-Gear keinen entsprechenden Mode oder gar eine dezidierte Sektion wie der Rane Four parat hält, bietet Serato DJ Pro im Reiter DJ-Voreinstellungen die Möglichkeit, den Pad-Modus Loop-Roll, Sampler oder Slicer durch STEMS zu ersetzen. Oder ihr mappt einfach die STEMS-Funktionen auf einen freien Layer eurer Performance-Pads.  

Klangeindrücke

Die Qualität der extrahierten Spuren ist generell überraschend gut, dennoch recht unterschiedlich und hängt auch von der Qualität des Tracks ab. Mitunter klingen die Spuren, als kämen sie direkt aus dem Studio. Vor allem Instrumentals und Drum-Spuren überzeugen. 

Acapellas dagegen leiden mitunter an einem „Flaschengeist“-Syndrom. Sie durchzieht ein Effekt, als würden die Vocals aus einer Flasche röhren. Mitunter werden auch Silben verschluckt. Auch in der Melodie und dem Bass geht mancher Sound und manche Note unter. Aber im Mix überhört man dies. Es klingt einfach fantastisch und revolutionär, jeden Übergang in ein Mashup zu verwandeln! 

Tipp: Extrahiert keine Einzelspuren, sondern stets in Verbindung der Drums, zum Beispiel Vocals mit Drums. Damit erzielt ihr die beste Qualität und die STEMS-Spuren lassen sich dank den Drums als Metronom beatgenauer mixen.     

Unterhalb der vier STEMS-Spuren platziert Serato DJ Pro 3.0 die PAD FX, mit denen sich die Vocals, das Instrumental und die Drums via Echo, das Instrumental zusätzlich noch mit einem Breaker-Effekt ausklinken. Vor allem, wenn man die Vocals an markanten Passagen partiell ausblendet, um das Publikum zum Mitsingen zu animieren, klingt es nicht abgehackt, sondern, als müsste es so sein. 

STEMS im Vergleich zu VirtualDJ 2023 und Algoriddm djay Pro

Serato erfand mit ihren Echtzeit-STEMS das Rad nicht neu. VirtualDJ hatten bereits vor mehr als zwei Jahren den gleichen Riecher, ebenso Algoriddm mit dem NEURAL Mix-Feature, dass es auch als separate App gibt. Im qualitativenVergleich der separierten Spuren überzeugt VirtualDJ 2023 mit Stems 2.0 dennoch etwas mehr. Vor allem die Acapellas klingen noch klarer und noch authentischer. Da zahlt sich VirtualDJs zeitlicher Vorsprung aus. Dennoch performt Serato DJ Pro mit den STEMS mehr als überzeugend und wird sicherlich mit den kommenden Updates weiter nachlegen.     

Serato DJ Pro STEMS

Serato DJ Pro 3.0 und Scratch Bank

Mit dem Einführen der STEMS schafft es Serato DJ Pro zwar leider nicht mehr, einen Track unverzögert und damit on-point in das Deck zu laden, denn es tritt eine winzige Verzögerung auf, die Instant-Play, einen Track direkt von der Library ins Deck beatgenau im Mix zu dem laufenden Mastertrack zu laden, unmöglich macht. 

Glücklicherweise jedoch führte Serato DJ Pro die Scratch Bank ein, mit der acht Scratch-Sounds oder auch ganze Tracks auf vier Bänken durch Triggern der Pads in das Deck förmlich geschossen werden und sofort spielen. Da sich der Hotcue-Startpunkt auswählen lässt, kann ich mit verschiedenen Samples ohne hörbare Pause scratchen, aber auch Sequenzen oder ganze Tracks cutten. 

Effekte in Serato DJ Pro 3.0

Die aus dem Hause iZotope stammenden Effekte liefern saubere Qualität. Der Multi-FX-Modus lädt zu verrückten und ausgefallenen Kombinationen ein. Der Single-Mode motiviert eher zum subtilen Schrauben via GUI oder Hardware wie beim Rane Seventy Two. Neben dem Timing und der Intensität (Dry/Wet) dirigiert man die Effekte über vier weitere Parameter, die sich bei jedem Typus unterscheiden. Die Standard-Effektauswahl ist zwar ausreichend, aber bei größerem Hunger füttert man sein Serato DJ Pro mit bis zu vier weiteren Expansion Packs (insgesamt 42 Effekte), wobei sich einige doch etwas ähneln. Um die Übersicht nicht zu verlieren, solltet ihr im Setup eure Favoriten festlegen und die zwei Bänke zum Speichern der „Must Haves“ nutzen.

Serato DJ Pro FX-Setup
Serato DJ Pro FX-Setup
Audio Samples
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Serato DJ PitchnTime DJ Serato DJ FX

Sampler

Zu den Neuerungen zählen zwei weitere Slots und die Sync-Unterstützung mit DVS. Außerdem gibt es mittlerweile drei Ansichten: Die erste reduziert sich auf die Slots samt Play-Button und die Bank. Das spart Platz zugunsten des Browsers. Mehr Infos und Einstellungen offenbart die zweite Ansicht, die sich um den Abspielmodus, Repeat und Sync kümmert und dazu die Wellenform darstellt. Nur in diesem Fenster gelangt man in einen weiteren Mode zum Handlen von Ausgabelautstärke, Keylock, Pitch-Bending, Abspielposition (Start oder Hotcue) und den Auswurf des Samples.

Verlinkt

Serato DJ Pro 3.0 interagiert mit Programmen wie Ableton Live oder Native Instruments Maschine, die ebenfalls das von Ableton entwickelte Link akzeptieren, um sich drahtlos im lokalen Netzwerk zu verknüpfen. Link und Serato DJ Pro sprechen sich hinsichtlich des Tempos verschiedener Apps „on the fly“ ab. Die Clips oder Tracks der jeweiligen Programme treten jeweils auf den Beat phasengenau der laufenden Session bei, um Struktur und Flow beizubehalten.

Midi-Mapping in Serato DJ Pro 3.0

Sobald ein MIDI-unterstützendes Gerät angeschlossen ist, bestätigt Serato DJ Pro dies in dem MIDI-Reiter im Setup. Zugleich erscheint auf dem GUI der MIDI-Button zum Öffnen des Hide MIDI Panels mit versteckten Funktionen, die nicht direkt über die Software-Oberfläche mappbar sind, wobei auch mehrere MIDI-Funktionen dem gleichen Knob oder Button zugewiesen werden können.

Verschiedene Perfomance Pad-Modi pro Deck

Mit dem Feature „Independent Pad Modes“ können zwei unterschiedliche Modi der Performance Pads, beispielsweise Hotcue und Sampler, auf einem Deck gleichzeitig genutzt werden. Sofern es auch die zertifizierte Hardware, wie der Pioneer DJ DJM-S11, unterstützt. Die beiden Modi teilen sich dabei die zwei Zeilen der Pads.  

Alle zertifizierten Geräte funktionieren Plug´n Play mit Serato DJ Pro 3.0 . Wer dennoch seine Oberfläche anpasen möchte, der darf das Preset bei entsprechend gesetztem Haken im Tab „MIDI“ überschreiben. Aber auch nicht zertifizierte MIDI-Geräte können die Software als Add-on knechten. Zudem erlaubt Serato DJ Pro, mehrere MIDI-Funktionen dem gleichen Button oder Pad zu zuweisen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Aktives MIDI-Equipment im Setup

Weitere Expansion Packs

Neben den bereits erwähnten FX-Packs, dem Pitch ‘n Time DJ, Serato Video ist auch Flip zum Editieren der Tracks zu empfehlen. In einem Bonedo-Workshop wurden Vorteile und Workflow im Detail unter die Lupe genommen.

Serato DJ Pro 3.0 – mögliche Alternativen

Was bietet die preiswerte Lite-VersionWer sich zunächst erstmal mit Serato DJ anfreunden möchte, der muss sich nicht zwingend auf ein Abo oder den Kauf der Pro-Version einlassen. Denn Serato DJ Lite bietet einen gewissen Vorgeschmack, allerdings mit einigen Einschränkungen…

 Serato DJ ProSerato DJ Lite
kostenpflichtigjanein
Anzahl der Decksvierzwei
DVSjanein
STEMSjaja (ohne Pad FX)
Streamingjaja 
Aufnahmejanein
Auto-Loops32 Beats8 Beats
Hardwarenicht zwingendnicht zwingend
Besonderheitenetliche Effekte on Boardumfangreiche Setup-EinstellungsoptionenErweiterung mit Expansion Packswenige Effekte begrenzte Setup-Einstellungsoptionen 
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Profilbild von M.Debus

M.Debus sagt:

#1 - 09.01.2023 um 14:02 Uhr

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Serato DJ PRO 3.0 funktioniert nicht auf älteren PC aber auch neue Rechner die weniger als INTEL 5 als Prozessor haben. Keine besonders gute Verkaufs-Strategie, denn auch auf meinem AMD Quad Core Prozessor unter Win 10 läuft Serato´s Udate auf 3.0 nicht.

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