Heute befassen wir uns mit vier Cajons aus Schlagwerks neuer „Agile“ Serie. Die beiden Basismodelle „CP 550 base“ und „CP 555 dual“ und die „pro“-Modelle CP 560 und CP 562 stellen eine große Bandbreite an Einsatzmöglichkeiten dar und bieten für nur leicht unterschiedliche Budgets eine menge Holz. Die Besonderheit der Agile-Serie ist das neue „Agile String-System“ in zweifacher Ausführung, welches laut Hersteller eine besonders sensible Ansprache bietet und dem Instrument eine größere Lebendigkeit verleiht. Im bonedo-Test erfahrt ihr, ob es richtig raschelt.
Vor zehn Jahren, noch vor dem großen Cajon Boom, war ich auf Tour in Spanien. Ich hatte einen freien Tag und bin durch die Musikläden in Madrid spaziert, um mir ein spanisches Flamenco Cajon zu kaufen. Überrascht stellte ich fest, dass die große Mehrheit der Cajons aus Deutschland kam – überall standen Schlagwerk-Cajons in den Regalen. Schlagwerks 2inONE Serie setzte damals durch ihre durchgehend recht hohe Qualität und die fast weltweite Verfügbarkeit die inoffizielle Messlatte in der Welt der Cajons. Einige Jahre später kommt mit der „Agile“-Serie jetzt eine Weiterentwicklung des Designs auf den Markt.
Die beiden „pro“-Modelle CP 560 und CP 562 in den Ausführungen Zebra und Cappuccino kommen im Gegensatz zu den Varianten „base“ und „dual“ mit nur teilweise verleimten Schlagflächen daher. Die oberen Hälften der Flächen sind jeweils verschraubt. Für jene Cajon-Spieler, die einen schlagzeugähnlichen Sound suchen, ist diese Variante der Schlagfläche durchaus von Vorteil. Einerseits führt das Lockern der Schrauben dazu, dass das Holz bei Schlägen leicht gegen den Holzrahmen klappert und als hemdsärmeliger Snaresound durchgeht, des Weiteren lässt sich so auch der Ton des Instruments durch vorsichtiges Spannen und entspannen der Schlagfläche verändern. Im Inneren der Cajons befindet sich die eigentliche Innovation der „pro“-Ausführung: die Agile String Technik, die in einfacherer Ausführung sowohl beim „dual“- als auch beim „base“-Modell zum Einsatz kommt. Die Metallsaiten sind auf einen Holzblock und eine Reihe von Filzplatten gespannt. Durch ein System von Schrauben können sie kontrolliert gegen die Innenseite der Schlagfläche gedrückt werden. Außerdem lässt sich die Eigenspannung der Saiten durch eine dafür zuständige Schraube verändern. Wieviel Flexibilität und Klangmöglichkeiten das mit sich bringt, erfahrt ihr im Praxis-Teil.
1/3 Die beiden „pro“-Modelle kommen im Streifenlook – Zebra…
2/3 …und Cappuccino.
3/3 Bei den beiden „pro“-Modellen ist die Schlagfläche verschraubt.
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Praxis
Los geht’s wieder mit dem „base“-Modell
Meine Sitzplatzwahl fällt zunächst auf das Einsteigermodell der Serie. Unmittelbar fällt mir die angeraute Sitzfläche positiv auf, mit der jegliches Rutschen effektiv verhindert wird. Alle Kanten sind angenehm gerundet, so dass man drauflos spielen kann, ohne sich sorgen um die Gesundheit zu machen. Mir gefällt die kleine Variante des Agile String Systems auf Anhieb gut. In Kombination mit der verleimten Schlagfläche ist der Sound, im Vergleich zu anderen Schlagwerk Cajon Serien, kontrollierbarer und präziser. Es gibt kein störendes Schnarren oder Rasseln – die Snare klingt genau so, wie sie klingen muss. Als Nächstes verändere ich den Spielraum der Schnarrseiten indem ich die Klett-Lasche innen an der Schlagfläche öffne. Sofort bekommen die Seiten mehr Spiel und der Klang der Snare wird dominanter. Einfach, aber effektiv. Die „base“-Cajon ist nicht so bassig wie die Geschwistermodelle mit teilverleimter Schlagfläche, es ist also schwer, ihr einen Bassdrum-Sound zu entlocken. Zum Abschluss nehme ich das Snare-System ganz heraus, um zu testen, wie sich das Instrument für kubanische und peruanische Sounds eignet. Der Ausbau geht sogar noch einfacher als bei Schlagwerks 2-in-ONE Cajons. Ohne Snare-Saiten gefällt mir die tonale Qualität sehr gut. Slaps und Tones werden dezent abgebildet, das Instrument klingt sehr natürlich und leicht holzig.
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Agile base mit lockerer SnareAgile base mit etwas festere SnareAgile base ohne SnareAgile base mit Besen
Das einfache Snare-System der „base“- und „dual“-Cajons.
Weiter geht’s mit dem Agile „dual“-Modell
Der Bass des „dual“-Cajon klingt offen und die Slaps knackig. Insgesamt hört sich der duale Holzkasten sehr ähnlich an wie das bereits besprochene „base“-Cajon. Also geht’s direkt zur Besonderheit des „dual“-Modells: Man kann es für einen anderen Sound einfach umdrehen. Der Kontrast ist natürlich am deutlichsten, wenn die Snaresaiten im Inneren aktiviert sind. Die zweite, höher gestimmte Schlagfläche bringt einen eher trockenen, kubanischen Sound hervor. Alle positiven Aspekte des „base“-Modells finden sich auch beim Agile „dual“, nur dass einem ein zusätzliches, integriertes Cajon zur Verfügung steht. Und so klingt das „dual“-Modell:
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Agile dual mit Snare – tiefe SchlagflächeAgile dual ohne Snare – tiefe SchlagflächeAgile dual ohne Snare – BesenAgile dual mit Snare – hohe SchlagflächeAgile dual ohne Snare – hohe SchlagflächeAgile dual ohne Snare – Besen
Last but not least: die beiden „pro“-Modelle
Im ersten Moment frage ich mich, ob diese sich vielleicht nur optisch voneinander unterscheiden. Ein kurzes Anspielen zeigt aber, dass es große Unterschiede im Klang gibt. Das Zebra-Modell klingt wesentlich fetter, während das Cappuccino Modell direkter anspricht. Slaps sind auf beiden Cajons durch die teils verschraubte Schlagfläche dominant und durchsetzungskräftig. Das Zebra-Cajon kommt von allen Modellen der Agile Reihe dem Klangcharakter eines Drumsets am nächsten. Insbesondere der Bass-Sound gefällt mir gut, da in vielen musikalischen Situationen ein tiefer, atonaler Klang einfach besser funktioniert. Die „pro“-Version des Agile String Systems bringt in der Werkseinstellung direkt einen kontrollierten Sound. Dieser ist präsent, aber nervt nicht und gefällt mir sehr gut. Das Cappuccino-Modell ist von allen getesteten Cajons in der Ansprache das sensibelste. Das geht mir im Auslieferungszustand tatsächlich zu weit, denn bei jeder leichten Berührung spricht die Snare an.
Die pro Modelle haben ein komplexeres Snare-System.
Ich nehme mir also ein paar Minuten um diese anzupassen und eine gute Balance zu finden. Die Einstellmöglichkeiten der Saiten sind vielfältig und der Druck der äußeren Schrauben kann, in extremeren Einstellungen, auch den Eigenklang der Schlagfläche beeinflussen. Das ist alles schon ziemlich cool, es braucht jedoch seine Zeit um die Feinheiten des Systems zu verstehen. Anders als bei den einfachen Modellen kann man bei den „pro“-Modellen den Sound auch schon mal ‚verschlimmbessern’. Aber sie richten sich ja schließlich an den fortgeschrittenen Perkussionisten. In den Audio-Beispielen könnt ihr den Unterschied zwischen Cappuccino- und Zebra-Modell sehr gut nachhören. Die leichte Ansprache des Agile Cappuccinos ist zwar interessant, klanglich überzeugt mich aber das Zebra Model. Es hat mehr Druck und klingt kontrollierter.
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Agile Zebra mit offener SnareAgile Zebra etwas tighter gestimmtAgile Zebra ohne SnareAgile Zebra mit BesenAgile Cappuccino mit offener SnareAgile Cappuccino etwas tighter gestimmtAgile Cappuccino ohne SnareAgile Cappuccino mit Besen
Agile „pro“ Modelle mit Kickport
Zum Schluss meiner Aufnahmen fällt mein Blick auf den Kickport, der neben mir im Regal liegt. Der Kickport ist eine Kunststoffröhre, die hinten ins Schallloch eines Cajons eingesetzt wird und in der Folge zu einer Bassabsenkung führt, die allerdings bei verschiedenen Cajons auch unterschiedlich erfolgreich sein kann. Mich interessiert, wie er den Klang der beiden pro Modelle beeinflusst. Im Cappuccino Modell angebracht hat er die erwartete Wirkung: Die Bass-Frequenz wird dezent gesenkt. Das tut dem Klang durchaus gut. Beim Zebra-Modell erlebe ich eine Überraschung: Der Bass wird nicht nur gesenkt sondern auch deutlich verstärkt. Das Agile Zebra wird zu einem wahren Bassmonster, wie ihr in den Audio Beispielen hören könnt:
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Agile Zebra mit KickportAgile Cappuccino mit Kickport
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Fazit
Schlagwerks Agile Serie kann voll überzeugen. Bewährtes wurde beibehalten und ein paar Details wurden verbessert. Vor allem das neue Snare-System gefällt mir, sowohl in der einfachen „base“-, als auch in der „pro“-Variante. Die Cajons klingen eindeutig nach Schlagwerk, aber eben etwas feiner und präziser als zum Beispiel die 2-in-ONE Serie. Natürlich gibt es mittlerweile auf dem Cajon Markt viele Alternativen und unzählige gute Optionen in allen Preisklassen. Da hilft im Endeffekt nur anspielen und selbst entscheiden. Das gilt ebenso für die Frage, welches Cajon aus der Agile Serie am besten zu den eigenen Bedürfnissen passt. Mein Favorit ist das Zebra-Modell, aber selbst das Agile „base“ klingt nicht unbedingt schlechter als die „pro“-Varianten. Es hat einfach einen ganz anderen Sound, für den sich bestimmt der eine oder andere Liebhaber finden lässt. Auch das „dual“-Modell mit zwei Cajons unter einer Haube ist eine sehr interessante Alternative. Unterm Strich kann man mit einem Cajon aus der Agile Serie nicht viel falsch machen. Die Verarbeitung aller Modelle ist absolut professionell. Die Handhabung und die individuellen Sound überzeugen und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist hinsichtlich der gebotenen Features ebenfalls sehr entgegenkommend.
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