Rick Beato zählt zu den bekanntesten Musik-YouTubern weltweit. Vor allem im Rock-Genre hat sich der US-Amerikaner einen großen Namen gemacht. Doch nun steht sein Kanal unter Druck: Der Musikgigant UMG hat hunderte Urheberrechtsbeschwerden gegen ihn eingereicht. Wenn manche davon durchgehen, wäre das Ende seines YouTube-Kanals besiegelt.

Die Regeln zum Schutz geistigen Eigentums bereiten vielen YouTube-Creatorn im Musikbereich Kopfzerbrechen. Während geschützte Fotos und Videos oft scheinbar ohne größere Konsequenzen genutzt werden können, ist der Umgang mit Musik ungleich strenger. Die von YouTube eingesetzte Musikerkennungssoftware schlägt sofort an, sobald ein geschützter Song auftaucht.
Ein kurzer Clip von zehn Sekunden in einer Albumkritik? Zack, eine Urheberrechtsbeschwerde. Ein Essay über Musikkultur, unterlegt mit Beispielsongs? Hochriskant. Selbst ein Cover kann gefährlich werden, wenn davor auch nur ein Ausschnitt des Originals zu hören ist. Für viele Creator steht damit die gesamte Existenz auf der Plattform auf dem Spiel.
Genau darauf macht nun Rick Beato aufmerksam. Mit über fünf Millionen Abonnenten gehört der US-Amerikaner zu den erfolgreichsten Rock-YouTubern der Welt. Doch die Universal Music Group (UMG) hat gegen dutzende seiner Videos Urheberrechtsbeschwerden eingereicht und gefordert, sie zu löschen. Sollte sie sich damit durchsetzen, könnte Beatos Kanal mit mehr als 2.000 Videos komplett verschwinden.
Beato kämpft mit allen Mitteln
“Ich hasse es, diese Videos zu machen, aber ich muss es wirklich tun, denn es scheint, dass etwas nur dann erreicht wird, wenn man über diese Dinge spricht”, beginnt Beato sein Meinungsvideo. Anschließend zeigt er drei Beispiele von YouTube-Shorts, bei denen UMG Copyright-Strikes verhängt hat. Die Plattformregel ist eindeutig: Drei Strikes und der Kanal wird gelöscht. Die betroffenen Videos sind jeweils kürzer als eine Minute, haben Beato nur wenige Dollar eingebracht und enthalten Musikclips von nur wenigen Sekunden.
Mittlerweile hat Beato einen Anwalt in Vollzeit engagiert, der sich mit den Beschwerden auseinandersetzt. Über neun Jahre hinweg habe er bereits rund 4.000 Copyright-Beschwerden erhalten – alle laut Beato zu Unrecht und trotz “Fair Use”.
Ein Beispiel: In einem Interview mit Produzentenlegende Rick Rubin blendete er kurze Ausschnitte verschiedener Songs ein, über die geredet wurden. Die Folge: 13 Urheberrechtsbeschwerden, gegen die Beato gemeinsam mit seinem Anwalt vorgehen musste.
“Ich führe Interviews mit Menschen und spiele die Musik, die sie entweder geschrieben oder aufgenommen oder produziert haben”, erklärt Beato. “Man muss die Musik der Leute spielen, um darüber zu sprechen. Das ist die Definition von fairer Nutzung. Es handelt sich um Interviews mit Menschen über ihre Karriere. Warum wollen diese Plattenlabels Inhalte über Künstler entfernen, die bei ihrem Label unter Vertrag stehen? Was macht das für einen Sinn?”
“Hör doch auf”, fährt er fort. “Mein Gott. Wenn ich diese drei Beschwerden nicht angefochten hätte, würde mein Kanal mit meinen 2.000 Videos gelöscht werden. Ist das lächerlich? Für mich ist es lächerlich. Und dabei handelt es sich um Interviews.”
Einordnung des Autors
Es ist schwer zu verdauen, dass diese hartnäckigen Klagen ausgerechnet gegen einen Mann gerichtet sind, der ein Paradebeispiel für Fair-Use-Inhalte darstellt und dazu noch einen wichtigen Beitrag für Musikindustrie leistet. Seine Plattform erreicht Millionen von Musikliebhabern und ist ein bedeutender Raum für Akteure und Fans der Szene. Rick Beato fördert bekannte und nicht so bekannte Künstler und Bands, stößt wichtige Diskussionen rund um Musik und die Industrie an und bringt dazu seine Fachperspektive ein.
Am Ende schadet sich ein Player wie UMG mit solchen Klagen selbst, da es für den eigenen Ruf nicht zuträglich ist, gegen beliebte und reichweitenstarke Creator vorzugehen. Mit überzogenen Urheberrechtsansprüchen verbauen sich die Rechteinhaber zudem große Chancen, ihre eigenen Kataloge zu fördern. Denn wenn erfolgreiche YouTuber oder Podcaster über Songs sprechen, profitieren die Labels letztlich selbst durch zusätzliche Aufmerksamkeit. Ein besserer Ansatz wäre es ein System aufzubauen, bei dem Künstlern und Bands die Möglichkeit gegeben wird, ihre Musik über allerlei Kanäle zu promoten – mit Umsatzbeteiligung für die Rechteinhaber. Stattdessen darf ein Musiker seine eigene Musik in einem Podcast nicht zeigen, wenn der Musiker nicht Inhaber der Musik ist. Das ist absurd.
Mittlerweile haben sich andere YouTuber wie “Justin Hawkins Rides Again“, “Top Music Attorney” und “Andy Edwards” zu dem Thema geäußert. Justin Hawkins unterstützt seinen Kollegen Beato: “Er ist nicht für sich selbst da. Er ist ein leidenschaftlicher Verfechter der Musik, der Musiker und der YouTube-Community, und er weiß, wovon er spricht.”