ANZEIGE

Presonus Notion 6 Test

Praxis

Partitureinstellungen

Das Anlegen einer Partitur mit den benötigten Notenzeilen und dazugehörigen Sounds ist in Notion angenehm einfach. Nach dem Erstellen eines neuen Dokuments öffnet sich automatisch die Score-Setup-Ansicht, die sich auch während der Arbeit mit einer Partitur jederzeit aufrufen lässt, um Änderungen vorzunehmen oder beispielsweise Instrumente hinzuzufügen. Hier sieht man auf der rechten Seite eine Auswahl der zur Verfügung stehenden Instrumente. Neben den mitgelieferten Sounds lassen sich hier auch Klänge installierter VST-Klangerzeuger und ReWire-Instrumente auswählen. Ein Klick auf ein Instrument fügt der Partitur das entsprechende Notensystem hinzu. Die Reihenfolge folgt dem allgemeinen Orchesterstandard, kann aber per Drag&Drop auf Wunsch beliebig umsortiert werden.
In den Partitureinstellungen findet man links neben jedem System drei Schaltflächen. Ein Klick auf das Zahnrad öffnet ein Dialogfenster, mit dem die Bezeichnung des Systems und die Zuweisung eines MIDI-Sounds geändert werden können. Auch lassen sich hier Details wie eine Instrumenten-spezifische Notation (Tabs, Drum Set, etc.) und die Transposition des Instruments festlegen. Das rote „X“ entfernt ein Instrument, während sich mit dem grünen Augensymbol festlegen lässt, ob das Instrument in der Partitur angezeigt oder versteckt werden soll. Das Ausblenden von Notensystemen ist beispielsweise nützlich, um zusätzliche Sounds für die Wiedergabe anzusprechen, die in der gedruckten Partitur nicht auftauchen sollen – etwa in dem klassischen Fall, dass Kontrabässe und Celli sich in der Partitur das System teilen, aber bei der Wiedergabe von zwei verschiedenen Sounds abgespielt werden müssen.
Wenn man mit dem Anlegen der Partitur fertig ist, verlässt man die Partitureinstellungen mit einem Klick und landet dann in der Standardansicht, in der Noten eingegeben werden können. Für spätere Änderungen kann das Setup jederzeit wieder aufgerufen werden.
Für Eilige enthält Notion eine Reihe von Vorlagen. Sie reichen von verschiedenen Orchestern über Big Band und Jazz Combo bis hin zum einfachen Lead Sheet und stellen einen praktischen Startpunkt für die im Einzelfall benötigte Instrumentierung dar.

Fotostrecke: 4 Bilder In den Partitureinstellungen werden Instrumente hinzugefügt und entfernt.

Noteneingabe (Step)

Im Step-Eingabemodus werden Noten und Pausen mit einer Kombination aus MIDI-Keyboard und Computertastatur eingegeben, wie man es von anderen Notationsprogrammen kennt. Dazu gibt es eine große Zahl von Tastaturbefehlen, die die Eingabe beschleunigen und im besten Fall den Griff zur Maus vermeiden. Sie lassen sich zwar nicht frei konfigurieren, aber es gibt neben der englischen Standardbelegung eine internationale Belegung, die für mein Empfinden intuitiver ist (etwa Ziffern für Notenwerte statt beispielsweise „Q“ für „Quarter Note“ in der voreingestellten englischen Belegung). Zudem haben Presonus glücklicherweise mitgedacht und es ermöglicht, die Belegung des Ziffernblocks auf die gewohnten Befehle aus Finale oder Sibelius umzuschalten, was den Umstieg sehr erleichtert. In beiden Programmen spielt der Ziffernblock bekanntlich eine enorm wichtige Rolle bei der Noteneingabe, und wer daran gewöhnt ist, wird diese Option sehr zu schätzen wissen.
Im Prinzip gibt es bei der Step-Noteneingabe keine Überraschungen und es funktioniert so, wie man es von anderen Notationsprogrammen kennt. Wenn man sich einmal an die Notion-Tastaturbefehle gewöhnt hat, lässt es sich damit sehr zügig arbeiten.

Noteneingabe (Echtzeit)

Für eine Aufnahme in Echtzeit klickt man in die Notenzeile und den Takt, wo die Aufnahme starten soll. Nach dem Klick auf den Record-Button öffnet sich zunächst ein kleines Dialogfeld, in dem man die Vorzähler-Optionen ändern kann. Ein weiterer Klick startet dann die Aufnahme. Nun kann man auf einer angeschlossenen MIDI-Tastatur spielen und hört dabei den gewählten Sound für die betreffende Notenzeile. Für nicht allzu komplexe Passagen funktioniert das sehr gut und Notion interpretiert die Einspielung meist korrekt, wenn man einigermaßen sauber spielt. Dabei verhält sich die Software recht intelligent und fügt zum Beispiel keine unsinnigen Zweiunddreißigstelpausen ein, wenn man eine Viertelnote mal nicht ganz lang genug hält. Bei komplexeren Passagen ist mitunter etwas Nachbearbeitung nötig, aber im Großen und Ganzen klappt das sehr gut.
Bei Tasteninstrumenten und Harfe, die sich über zwei Systeme erstrecken, ist der Splitpunkt auf das mittlere C eingestellt, kann aber geändert werden. Komplexe Klavierpassagen, bei denen die Hände ins andere System wandern, erfordern also viel Nachbearbeitung, aber das ist bei anderen Notationsprogrammen nicht anders.
Wer auf eine musikalische Wiedergabe Wert legt, sollte möglichst viel in Echtzeit einspielen, statt die Noten schrittweise einzugeben. Notion merkt sich nämlich die tatsächlich gespielten Notenlängen und Anschlagstärken und verwendet diese bei der Wiedergabe, während es sich bei einer Step-Aufnahme stur an den notierten Notenwerten orientiert. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Drum Library hilft bei der Erstellung von Schlagzeugnotation.

Weitere Eingabehilfen: Drum Library und Griffbrett

Die Notation von Schlagzeugparts kann eine langwierige Angelegenheit sein, insbesondere dann, wenn man hauptsächlich von der spielerischen Seite her kommt. Deshalb bietet Notion eine Drum Library mit vorgefertigten Patterns, die sich einfach per Mausklick in die Partitur einfügen lassen.
Um die Drum Library zu nutzen, sollte natürlich eine Schlagzeug-Notenzeile in der Partitur vorhanden sein. Auf der linken Seite bietet das Fenster zehn Pads, die mit den wichtigsten Drumsounds belegt sind. Wer ein Controller Keyboard mit Pads besitzt, kann diese so konfigurieren, dass sie mit den Pads in Notion übereinstimmen. Mit den Pads lassen sich Drum Beats direkt „eintrommeln“, entweder im Live-Modus oder per Step-Eingabe. Auf der rechten Seite ist die kleine Bibliothek mit vorgefertigten Grooves zu finden. Hier kann man einfach ein Pattern auswählen und auf einen Takt in der Partitur klicken, woraufhin die entsprechende Notation eingefügt wird. Die Library enthält einige verbreitete Grooves aus den Genres Funk, Jazz, Rock und World (u.a. Latin) und passende Fills. Insgesamt ist das Angebot aber nicht gerade groß. Hier wäre es wünschenswert, die Bibliothek um Eigenkreationen erweitern zu können.

Auch für Gitarre gibt es eine spezielle Eingabehilfe. Das virtuelle Griffbrett öffnet sich am rechten Rand des Notion-Fensters. Damit kann man Noten und Akkorde für Gitarre und Bass so eingeben, wie man sie auf einer echten Gitarre greifen würde. Auch Notations-Neulinge können so Melodien einfach vom Griffbrett ihres Instruments in die Partitur übertragen – ein schönes Feature!

Liedtext und Akkordsymbole

Liedtext kann mit der entsprechenden Funktion einfach eingetippt werden, wie man es von anderen Notationsprogrammen kennt. Eine Funktion zum Import von Lyrics gibt es nicht, allerdings funktioniert das auch bei anderen Programmen meist eher schlecht als recht, weil die Silben ohnehin manuell getrennt werden müssen. Notion unterstützt bis zu neun Zeilen Lyrics unter einer Notenzeile. Silbentrennung wird mit einem Bindestrich eingegeben; zur Eingabe von Melismen kommt der Unterstrich zum Einsatz. Leider setzt Notion dabei die Haltestriche völlig falsch: Sie reichen nicht wie üblich bis zum Ende des letzten Notenkopfs des Melismas, sondern grundsätzlich bis zur nächsten Silbe – sogar über Pausen hinweg! – und lassen sich nicht manuell anpassen. Das darf eigentlich nicht passieren.

Bei den Haltestrichen für Lyrics steckt ein dicker Bug in Notion 6: Sie reichen über Pausen hinweg und lassen sich nicht ändern.
Bei den Haltestrichen für Lyrics steckt ein dicker Bug in Notion 6: Sie reichen über Pausen hinweg und lassen sich nicht ändern.

Akkordsymbole lassen sich mit dem dazugehörigen Werkzeug ebenfalls einfach eintippen. Komfortabler geht es mit der Akkordbibliothek. Sie erlaubt es, den gewünschten Akkord aus Grundton, Akkord und ggf. Optionstönen „zusammenzubauen“ und per Klick in die Partitur einzufügen. Auf Wunsch lassen sich auch Gitarrengriffbilder hinzufügen. Die Akkordbibliothek hält für die gebräuchlichsten Akkorde jeweils verschiedene Gitarrenvoicings bereit, aus denen man auswählen kann.
Achtung: Die traditionelle deutsche und skandinavische Schreibweise (H statt B) wird von Notion nicht unterstützt; der Versuch, ein „H“ als Akkordgrundton einzugeben, scheitert. Zwar würden nicht wenige das „H“ gern zugunsten der angelsächsischen bzw. internationalen Schreibweise abgeschafft sehen, vor allem in Pop und Jazz. Allerdings heißt der Ton auf deutsch nun mal „H“ und es wäre schön, wenn es hier eine Auswahlmöglichkeit gäbe.
Bei der Wiedergabe bietet Notion die Option, aus Akkordsymbolen und Slash-Notation eine automatische Begleitung zu erzeugen: Die Akkorde werden dann interpretiert und im notierten Rhythmus abgespielt. Das klingt zwar fürchterlich statisch, kann aber trotzdem dabei helfen, sich ein akustisches Bild von der Akkordnotation zu machen.

Die Akkordbibliothek hilft beim Erstellen von Akkordsymbolen und Griffbildern.
Die Akkordbibliothek hilft beim Erstellen von Akkordsymbolen und Griffbildern.
Audio Samples
0:00
So spielt Notion 6 die oben abgebildeten Akkorde in Slash-Notation ab

Layout

Beim Layout macht Notion vieles automatisch und meist sieht das Ergebnis ohne viel Zutun schon recht gut aus. Kollisionen werden effektiv vermieden, wenn auch für mein Empfinden nicht ganz so zuverlässig wie von Sibelius, gerade bei sehr vollen Partituren. Wenn man selbst Hand anlegen möchte, blendet man die Layout-Griffe ein und kann dann zum Beispiel einzelne Notensysteme vertikal verschieben oder die Breite von Takten beeinflussen. Sollte die Anzahl von Takten pro System oder Seite nicht auf Anhieb passen, so kann man Seiten- und Systemumbrüche manuell einfügen und andersherum auch festlegen, welche Takte auf jeden Fall zusammen bleiben sollen. Auch wichtige Funktionen wie das Platz sparende Ausblenden nicht verwendeter Systeme sind selbstverständlich vorhanden.
Insgesamt sind die Eingriffsmöglichkeiten aber nicht ganz so umfangreich, wie man es von den Marktführern kennt. Im Vordergrund stehen hier ganz klar eine einfache Bedienung und das schnelle Erreichen von guten Ergebnissen bei nicht allzu exotischen Notationen. Im Gegenzug muss man auf einige Feineinstellungen verzichten. Wer komplexe Partituren in druckreifer Qualität herstellen möchte und darauf angewiesen ist, alles bis ins Detail frei konfigurieren und exakt positionieren zu können, wird mit den Layoutoptionen von Notion irgendwann an die Grenzen kommen. Bei allem Lob für die insgesamt vergleichsweise einfache Bedienung bin ich bei Notion häufiger als bei den „Großen“ auf Dinge gestoßen, die dann eben doch nicht ganz so flexibel umsetzbar sind, wie man es sich wünschen würde. So kann man zum Beispiel zwar Taktnummern einfügen und auch festlegen, ob diese in jedem Takt oder nur am Anfang jedes Systems angezeigt werden. Was jedoch nicht geht, ist die freie Festlegung ihrer Position – sie stehen stets in der obersten Zeile der Partitur und immer am Anfang des Taktes. So ist die vor allem in Big-Band-Scores gängige Praxis, die Taktzahlen unterhalb der untersten Zeile zentriert unter jeden Takt zu schreiben, in Notion nicht ohne Weiteres umsetzbar. Das nur als stellvertretendes Beispiel für eine Reihe von kleinen Details, wo Notion etwas hinter den Möglichkeiten von Finale oder Sibelius zurückbleibt.

Dynamische Auszüge

Die Erstellung von dynamischen Stimmauszügen, die zu jeder Zeit Änderungen an der Partitur reflektieren, gehört bei Notationsprogrammen inzwischen zum Standard, und auch Notion gibt sich hier keine Blöße. Die Stimmauszüge lassen sich einfach über ein Menü aufrufen. Wenn die Partitur sorgfältig erstellt wurde, sehen sie zumeist auch schon ohne viel Nachbearbeitung recht gut aus. Wie üblich muss man sie hier und da etwas umformatieren, um ein gut lesbares Notenbild zu erhalten, insbesondere im Hinblick auf die Takte pro Zeile, aber das ist man auch von anderen Notationsprogrammen gewohnt. Was Notion allerdings nicht bietet, ist eine Option, einzelne Notationselemente im Auszug von der Partitur zu entkoppeln. Zum Beispiel kann es mitunter ästhetisch vorteilhaft sein, eine Dynamikangabe im Auszug geringfügig anders zu positionieren als in der Partitur. Das geht in Notion nicht. Verschiebt man ein Element im Auszug, so bewegt es sich immer auch in der Partitur, und es gibt keine Möglichkeit das zu verhindern. 

Dynamische Auszüge lassen sich einfach per Menü öffnen.
Dynamische Auszüge lassen sich einfach per Menü öffnen.

Wiedergabe

Kommen wir nun zur mitgelieferten Sound Library. Diese ist gut 9 GB groß und umfasst alle gängigen Orchester- und Tasteninstrumente sowie Gitarren, Bässe, etwas Percussion, ein Drumset und einige Extras. Von der reinen Größe her liegt sie etwa gleichauf mit Finale und bleibt weit hinter Sibelius zurück (derzeit 36 GB), aber daran allein lässt sich die Qualität natürlich nicht messen.
Die Ansprüche an die Klangqualität der mitgelieferten Sounds einer Notationssoftware gehen weit auseinander. So ist sie zum Beispiel für meine persönliche Arbeitsweise eher zweitrangig – zur endgültigen Produktion eines gut klingenden Orchester-Mockups würde ich immer zur DAW mit ihren detaillierten Produktionswerkzeugen greifen. Für mich besteht der Nutzen der integrierten Sounds hauptsächlich darin, einen schnellen Eindruck von Arrangement und Stimmführung zu bekommen und nicht zuletzt Fehler in der Notation zu finden. Das geht auch mit mittelmäßigen Sounds. Andere wiederum legen großen Wert auf gute Klänge, und natürlich ist mir bewusst, dass so mancher Komponist tatsächlich hörenswerte Demos direkt mit der Notationssoftware erstellt.
Darum möchte ich auch bei der Bewertung der Sounds mit zweierlei Maß messen. Hat man den Anspruch, professionell klingende Audio-Demos zu erstellen, dann wird man mit den Notion-Sounds meiner Meinung nach nicht sehr weit kommen. Hinter den großen Orchester-Librarys der heutigen Zeit bleiben sie teilweise deutlich zurück und klingen oftmals etwas statisch und leblos. Braucht man die Sounds hingegen eher zu Kontrollzwecken, dann erfüllen sie ihre Aufgabe durchaus sehr gut und man profitiert von kurzen Ladezeiten.
Lange Rede, kurzer Sinn – Zeit für ein paar Hörbeispiele! Hier habe ich die ersten Takte von Beethovens 7. Sinfonie im Step-Eingabemodus notiert und von den integrierten Sounds abspielen lassen. Zu hören ist die reine Interpretation der notierten Symbole; es wurde nicht an den Notenlängen und Velocities “geschraubt”.

Audio Samples
0:00
Beethoven

Artikulationen und Dynamik werden zumeist problemlos umgesetzt. In diesem speziellen Fall würde sich ein Dirigent angesichts der Interpretation der Staccatos die Haare raufen, aber das ist natürlich nicht die Schuld der Software. Auch Verzierungen wie Triller interpretiert Notion in vielen Fällen korrekt, aber nicht immer – zum Beispiel fehlen bei dem folgenden Carmen-Prelude ganz klar einige wichtige Noten! Hier noch einige weitere Beispiele aus der mitgelieferten Score-Bibliothek:

Audio Samples
0:00
Carmen (Prelude) Nussknacker Clair de lune La primavera

Auf der Presonus-Website ist zu lesen: „Notion bietet bei weitem die beste Wiedergabe ‘out of the box’ von allen Notations-Produkten.“ Das finde ich etwas hochtrabend, aber man muss fairerweise feststellen: Für eine so günstige Notationssoftware klingt es auch echt nicht schlecht. Zur Kontrolle während der Notation reichen die Sounds allemal aus. Wer wirklich gut klingende Playbacks erstellen möchte, wird dennoch viel basteln und eventuell auf externe Sound Librarys zurückgreifen müssen – ein Umstand, mit dem Notion allerdings gewiss nicht alleine ist.
Um die Wiedergabe zu verbessern, bietet Notion einige Sequencer-artige Funktionen. So gibt es den sogenannten „Sequencer Overlay“, eine Ansicht, bei der die für die Wiedergabe verwendeten MIDI-Notenlängen nach Art einer Pianorolle visualisiert und geändert werden können. Auch die Velocity lässt sich hier gezielt einstellen und es gibt eine Humanize-Funktion, um der Performance etwas Menschlichkeit einzuhauchen. 

Mixer

Der Mixer öffnet sich als einzige Komponente von Notion in einem eigenen Fenster und ist umfangreich ausgestattet. Instrumentengruppen lassen sich getrennt ein- und ausblenden. Pro Kanal gibt es acht Insert-Slots, in die die mitgelieferten und externe VST-Effekte geladen werden können. Acht Sends führen zu den acht Bussen, die sich somit als Subgruppen oder für Send-Effekte verwenden lassen. Statt herkömmlicher Pans bietet jeder Kanal Regelmöglichkeiten für die Stereo-Breite und -Positionierung – sehr schön! Notion enthält sechs mitgelieferte Effekte, die zum Teil aus Studio One stammen: EQ, Compressor, Limiter, Reverb, iPad Distortion (der Distortion-Effekt aus der Notion iOS-App) und einen Amp Simulator. Mit VST Plug-ins lässt sich die Palette jederzeit erweitern.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Mixer ist umfangreich ausgestattet.

Echtzeit-Performance mit NTempo

Mit der Funktion NTempo kann man das Tempo einer Partitur dynamisch gestalten und bei der Wiedergabe live steuern, indem man auf der Computertastatur oder einem MIDI-Keyboard einen Rhythmus klopft. Dazu lässt sich ein sogenannter NTempo Staff erzeugen, in dem der Rhythmus notiert wird, den man bei der Wiedergabe „tappen“ möchte. Im Prinzip ist NTempo also eine sehr ausgefuchste Tap-Tempo-Funktion, bei der man auf Wunsch nicht bloß Viertelnoten vorgibt, sondern durch komplexere Tap-Rhythmen gezielter in die Wiedergabe eingreifen kann. Als „Tempo Overdub“ lässt sich das auch aufzeichnen. Außerdem gibt es Shortcuts, mit denen man während der Wiedergabe zu Sektionen der Partitur springen und zum Beispiel Wiederholungen beeinflussen oder spontane Vamps einfügen kann. Damit wird eine lebendige Performance möglich und man fühlt sich fast ein bisschen wie ein Dirigent.

Im- und Export

In Sachen Im- und Export wartet Notion mit allem auf, was man normalerweise braucht. Als Schnittstelle zu anderen Notationsprogrammen und DAWs im- und exportiert die Software MIDI und Music XML. Die Audio-Wiedergabe lässt sich als WAV (mit bis zu 32 bit) und MP3 exportieren. Dabei können neben der Stereosumme auch Einzelinstrumente und Busse (Stems) exportiert werden und es gibt eine direkte Hochlademöglichkeit für Soundcloud. Wer Studio One besitzt, kann MIDI- und Audio-Daten direkt aus Notion an Studio One senden.
Was ich etwas vermisse, sind professionelle Funktionen zum Erstellen von druckreifen PDFs. Auf dem Mac steht lediglich die ins Betriebssystem integrierte PDF-Erstellung im Druckdialog zur Verfügung; die Windows-Version verfügt über einen gesonderten Menüpunkt zum Exportieren von PDFs. Detaillierte Einstellmöglichkeiten sucht man allerdings vergeblich, was zum Problem werden könnte, wenn eine Druckerei bestimmte PDF-Parameter vorgibt. Auch eine Option zum Grafikexport und zum Erstellen von EPS-Dateien fehlt leider. Verlage, die professionell drucken lassen möchten, könnten hier einige Funktionalität vermissen.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.