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Pearl Target TGB605C Test

Gibt es eigentlich auch unter den Schlagzeugen echte Klassiker, die ganze Generationen oder Jahrzehnte geprägt haben? Nun, ich wage mal einen Vergleich und behaupte das PearlExport wäre der heißeste Anwärter auf den Titel des „Golf unter den Drumsets“. Das Produkt  aus den frühen 80ern definierte die Messlatte im Einsteigerbereich für die folgenden 25 Jahre. Zwar ist das meistverkaufte Schlagzeug der Welt mittlerweile aus dem Programm gestrichen worden, aber in der Kategorie „viel Pearl für wenig Piepen“ ist ein anderes Modell in die Fußstapfen des großen Vorbilds getreten: das Pearl Target TGB605C.

Pearl Export gibt es nicht mehr, das Target tritt dafür in seine Fußstapfen
Pearl Export gibt es nicht mehr, das Target tritt dafür in seine Fußstapfen



Das Target bietet die günstigste Möglichkeit zum Einstieg ins Pearl-Universum und ist – voll ausgestattet mit kompletter Hardware und einfachen Becken – ab etwa 400 Euro zu haben. Dieses in Taiwan hergestellte und speziell für den europäischen Markt konzipierte Drumset ist in vier verschiedenen Farben und drei Konfigurationen erhältlich. Zum Test liegt die mittlere Variante vor, welche mit der 20“ Bassdrum auch für noch im Wachstum befindliche Nachwuchstalente geeignet ist.

Details

Die zwei großen Kartons mit der Aufschrift „Pearl Target TGB 605C“ beinhalten zunächst den fünfteiligen Trommelsatz, fein säuberlich zerlegt und bestehend aus einer 20“x16“ Bassdrum, zwei Rack-Toms in den Größen 10“x8“ und 12“x9“, einem 14“x14“ Floor-Tom und einer 14“x5,5“ Snare mit Holzkessel. Wie in der unteren Preisklasse üblich, sind die Trommeln mit einer Folienbeschichtung versehen, die bei diesem Set in der Farbe „Steel Blue“ erstrahlt. Weiterhin gehört ein kompletter doppelstrebiger Hardwaresatz inklusive Drumhocker zum Lieferumfang und, um das Ganze komplett zu machen, ein Paar 14“ Hi-Hats sowie ein 18“ Crash-Ride-Becken aus der Pearl CX 200-Serie.

Fotostrecke: 3 Bilder Pearl Target mit allem drum und dran

Über die genaue Bezeichnung des für die Trommeln verwendeten Holzes erfährt man auf der Pearl-Website leider nichts. Bei meinen Recherchen bin ich auf die wenig aussagekräftige Bezeichnung „Selected Hardwood“ gestoßen. Auf jeden Fall handelt es sich um ein recht weiches, helles Holz, vermutlich das weit verbreitete südostasiatische „Phillipine Mahogany“. Dieses preisgünstige, grobporige Holz hat mit echtem afrikanischen Mahagoni, wie es beispielsweise für Pearls Top-Serien verwendet wird, außer dem Namen nichts gemeinsam. Die Verarbeitung der siebenlagigen, etwa acht Millimeter starken Kessel ist gut und zeigt keine Unregelmäßigkeiten. Eine saubere Auflage der Felle auf den im 45°-Winkel nach innen abgeschrägten Gratungen ist somit gewährleistet. Beim Vermessen der Kessel erlebe ich eine positive Überraschung. Auch wenn man davon ausgehen sollte, dass eine Trommel selbstverständlich rund ist, habe ich diesbezüglich selbst bei Oberklasse-Drumsets schon gravierende Abweichungen festgestellt. Demgegenüber steht das Pearl Target mit maximal zwei Millimetern Toleranz erstaunlich gut da. Respekt! Die Toms sind mit herkömmlichen, dreifach geflanschten Spannreifen bestückt, die wie auch die komplette Kessel-Hardware schwarz beschichtet sind. Auf der Bassdrum kommen Metallreifen mit farblich passendem Inlay zum Einsatz. Eine optische Reminiszenz an Pearls Reference-Serie sind die Einzelspannböckchen, die sich angenehm vom Standarddesign in dieser Preisklasse abheben. Die robuste Tomhalterung auf der Bassdrum basiert auf einem seit Jahrzehnten bewährten Prinzip, die seitlich anklappbaren, auziehbaren Bassdrum-Beine bieten einen sicheren Stand. Sämtliche Stimmschrauben – jeweils sechs pro Seite auf den Toms und acht auf Snare und Bassdrum – lassen sich ohne Widerstand in die Gewindehülsen der Spannböckchen drehen. Die Holz-Snaredrum des Testsets verfügt über eine einseitig regulierbare, tadellos funktionierende Standard-Abhebevorrichtung mit einem 20-spiraligen Snareteppich. Alle Trommeln des Sets sind mit einlagigen No-Name-Fellen ausgestattet, auf die das Pearl-Logo aufgedruckt ist. Auf der Snaredrum ist ein weiß aufgerautes Fell aufgezogen, auf der Bassdrum und den Toms die durchsichtige Variante. Zusätzlich verfügt das Bassdrum-Fell über einen eingearbeiteten Dämpfungring.

Fotostrecke: 6 Bilder Pearl Target aus der Vogelperspektive

Das Hardware-Paket besteht aus einer Hi-Hat-Maschine, einem Snareständer, einem Beckenständer, der Fußmaschine und dem Drumhocker. Durch die doppelstrebige Konstruktion der Stative ist eine gute Standfestigkeit gewährleistet, die Einstellmöglichkeiten entsprechen dem allgemeinen Standard in dieser Preisklasse. Positiv hervorzuheben ist die Möglichkeit, die Fußplatte der Hi-Hat-Maschine unabhängig von der Position der Standbeine zu drehen. Dadurch erspart man sich Probleme bei engen Bühnenaufbauten. Die fehlende Möglichkeit zur Justierung der Federspannung ist aufgrund der guten Werkseinstellung kein wirkliches Manko, allerdings wäre eine Memory Clamp am oberen Rohr der Hi-Hat-Maschine wünschenswert gewesen. Ein sinnvolles Feature am Bassdrum-Pedal ist der Two-Way Beater, welcher verschiedene Soundvarianten ermöglicht. Der Beckenständer ist im Gegensatz zu teureren Modellen zwar nur einfach ausziehbar, aber die maximal erreichbare Höhe von 120 cm dürfte in den meisten Fällen ausreichend sein. Warum Pearl zu dem Set keinen Hocker mit der Möglichkeit zur stufenlosen Höheneinstellung anbietet, ist mir allerdings schleierhaft. Die Pearl CX-200 Becken sind aus Messingblech gefertigt und fallen sehr dünn aus. Dies ist wohl auch der Grund für eine deutlich sichtbare Verformung am Mittelloch des 18“ Crash-Ride-Beckens. Die 14“ Hi-Hat-Becken hingegen zeigen keine Auffälligkeiten. Nun bin ich also gespannt, wie sich das Pearl Target im Praxistest schlägt und starte die Aufnahmemaschine…

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Praxis

Um die tonale Bandbreite des Schlagzeugs zu ermitteln, teste ich das Set in zwei verschiedenen Tunings. Zunächst versuche ich es mit einer relativ hohen Stimmung – und bin angenehm überrascht. Die Toms klingen hell und perkussiv und haben ein sauber ausklingendes Sustain. Auch wenn das Spektrum nicht so breit gefächert ist wie bei höherwertigen Kesselmaterialien, so ertönt doch ein Klang, der rein gar nichts mit den mumpfigen Sounds zu tun hat, denen man in dieser Preisklasse häufig begegnet. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine sorgfältige Stimmung, die bei den sehr dünnen Fellen dem Schlagzeug-Neuling einiges an Geduld abverlangen dürfte. Unregelmäßigkeiten äußern sich hier gnadenlos in schnarrenden Obertönen, die man durch gezieltes Feintuning eliminieren oder, wenn es denn gar nicht anders geht, mittels Gaffa-Tape bekämpfen kann. Die Bassdrum tut genau das, was sie soll: einen soliden Bassdrum-Sound produzieren. Dabei erübrigen sich durch den integrierten Fellring weitere Dämpfungsmaßnahmen. Besonders gut gefällt mir die Snaredrum, die im hohen Tuning eine crispe Ansprache, gepaart mit einem angenehmen, lebendigen Obertonspektrum bietet. Durch die Höhe von 5,5 Zoll ist zudem genügend „Bauch“ vorhanden.

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Set hohe Stimmung 1 Set hohe Stimmung 2 Snare hohe Stimmung Toms hohe Stimmung
Fotostrecke: 2 Bilder Aufsicht auf das Pearl Target

Als nächstes wende ich mich dem tiefen Tuning zu und stelle fest, dass die Snare hier ein wenig von ihrer Klarheit einbüßt. Insgesamt wirkt sie etwas matter und kraftloser als in höherer Stimmung. Die Toms hingegen machen auch hier eine gute Figur und produzieren einen runden, wohlklingenden Sound. Eine noch tiefere Stimmung zeigt dann aber, zumindest mit der Befellung des Testsets, die Grenze auf. Neben der erschwerten Stimmbarkeit haben die dünnen Felle nämlich einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Nachteil. Wenn man sie nicht zärtlichst behandelt, bekommen sie schnell Beulen, und dann entstehen – besonders im tiefen Frequenzbereich – störende Nebengeräusche. Ein Tausch gegen Markenprodukte wird also früher oder später unumgänglich sein. Allerdings kann man den Kauf eines teuren Bassdrum-Fells umgehen, indem man dem aufgezogenen Fell einen aufklebbaren Verstärkungspunkt spendiert, welcher die Lebensdauer entscheidend verlängert. Alle großen Fellhersteller haben solche Produkte für wenig Geld im Angebot.

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Set tiefe Stimmung 1 Set tiefe Stimmung 2 Snare tiefe Stimmung Toms tiefe Stimmung

So schön es auch ist, dass viele Hersteller bei ihren preisgünstigsten Sets gleich noch einen Beckensatz beilegen, so schade ist es, dass diese Becken immer so extrem dünn ausfallen müssen. Bei zu starker Beanspruchung ist die Belastungsgrenze hier schnell erreicht. Auch wenn der Name Pearl draufsteht, handelt es sich hier um die üblichen Messingbleche, die klanglich bei weitem nicht an Markenbecken heranreichen, und nur knapp fürs Erste ihren Zweck erfüllen. Ich fände es daher sinnvoll, wenn die Hersteller wenigstens die Lebensdauer dieser Becken durch etwas kräftigeres Material erhöhen könnten, damit man zumindest für die ersten ein bis zwei Jahre über die Runden kommt. Ich kann mir kaum vorstellen, dass eine solche Maßnahme die Produktionskosten sprengen würde. Vielleicht erhört ja jemand meine Bitte…

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Crash-Akzent Ride-Figur Hi-Hat
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Fazit

Die Firma Pearl hat ein weiteres Mal gezeigt, dass sie schon immer sowohl an die Anfänger als auch an die Profis denkt. Gerade die Einsteiger-Sets, allen voran das legendäre Pearl Export, haben Maßstäbe in ihrem Segment gesetzt. Auch das Target TGB 605C Drumset führt diese tradition fort und bietet für rund 500 Euro Straßenpreis alles, was ein Schlagzeug braucht. Die Trommeln sind sehr ordentlich verarbeitet, verfügen über stabile Halterungen und klingen überraschend gut – selbst mit der recht mäßigen Werksbefellung. Durch die 20“x16“ Bassdrum ist eine relativ flache Positionierung der Toms möglich, so dass auch Kinder unter zehn Jahren problemlos mit diesem Set zurecht kommen werden. Wie bei Pearl nicht anders zu erwarten, funktioniert auch die Hardware tadellos und bietet mit der drehbaren Hi-Hat-Trittplatte sogar ein in dieser Preisklasse außergewöhnliches Feature. Lediglich die Becken vermögen nicht zu überzeugen, da sie aufgrund ihrer zu leichten Konstruktion früher oder später das Zeitliche segnen werden.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • guter Sound
  • saubere Verarbeitung
  • Hi-Hat mit drehbarer Fußplatte
Contra
  • minderwertige Becken
  • mäßige Felle
Artikelbild
Pearl Target TGB605C Test
Für 525,00€ bei
Pearl Target: Becken und Felle können nicht überzeugen, die Trommeln allerdings sehr.
Pearl Target: Becken und Felle können nicht überzeugen, die Trommeln allerdings sehr.
Technische Spezifikationen
  • Bassdrum 20“ x 16“
  • Tom Tom 10″ x 8″
  • Tom Tom 12″ x 9″
  • Floor Tom 14″ x 14″
  • Snaredrum 14″ x 5,5″
  • Oberfläche: Folie
  • Finish: Steel Blue
  • Kessel: Selected Hardwood 7 Lagen / 8 mm
  • schwarze Kesselhardware
  • 1 x Beckenständer C-62
  • 1 x HiHat-Maschine H-62
  • 1 x Snareständer S-62
  • 1 x Fußmaschine P-62
  • 1 x Drumhocker D-60
  • 1 Paar 5A Schlagzeugstöcke
  • Becken: CX-200 14“ HiHat + 18“ Crash-Ride
  • Preis: € 625,- (UVP)
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Pearl Export gibt es nicht mehr, das Target tritt dafür in seine Fußstapfen

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Knecht ruprecht sagt:

#1 - 15.04.2024 um 17:18 Uhr

0

Die becken klingen gruselig mies.👎👎👎👎🤮

Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#2 - 15.04.2024 um 17:19 Uhr

0

Die becken klingen mies.👎👎👎👎🤮

Profilbild von Knecht ruprecht

Knecht ruprecht sagt:

#3 - 15.04.2024 um 17:20 Uhr

0

becken =👎👎👎👎🤮!

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