Ovation Adamas 1198-GCF Test

Praxis

Werkseitig wurde der Hals der Adamas gut eingestellt. Mit Störgeräuschen (Schnarren etc.) muss man hier nicht rechnen. Da das auch für den Halswinkel gilt, profitiert der Spieler von einer überaus guten Saitenlage, die auch Spielräume für Linien, Vibrato, Slides und Bendings lässt.
Der Abstand zwischen Saite und Bundkrone beträgt lediglich 3 mm (im 1. Bund) und 5 mm (im 12. Bund). Vollklingende Zusammenklänge lassen sich deshalb auch im oberen Drittel ohne Anstrengung greifen, dabei kommt, wie schon erwähnt, die ausgeprägte Griffbrettwölbung dem Spieler entgegen.
Der Hals der 1198-GCF mit einem breiteren Sattel (4,45 cm) lässt einer größeren Greifhand mehr Spielraum. Der geübte Spieler kann aber trotzdem in den oberen Lagen noch die dicke E-Saite mit dem Daumen erreichen, da das trapezförmige Griffbrett am Neck-Joint nur noch eine Breite von 5,4 cm aufweist. Mit einer längenkompensierten Stegeinlage stimmt die Intonation auch auf ganzer Länge.

Die Adamas ist werkseitig mit einem Satz Adamas 1818 (12-53 / Acoustic Phosphor Bronze) bespannt. Allerdings sind die H-Saite und G-Saite vergleichsweise dünner als bei anderen Sätzen dieser Stärke. Parallelverschiebungen mit Barrégriffen können allerdings störende Schleifgeräusche verursachen.
Ein flacher gerundeter Halsfuß ermöglicht in der Regel auch Aktivitäten in den oberen Lagen. Allerdings werden bei der Adamas die physikalischen Grenzen schon im 10. Bund erreicht, da der Neck-Joint am 12. Bund ansetzt und das Instrument nicht mit einem Cutaway gesegnet ist. Dementsprechend wird auch der Tonumfang vom tiefsten bis zum höchsten spielbaren Ton spürbar eingeschränkt. Den letzten Bund auf der Griffbrettverlängerung kann man jedenfalls nur mit einer Haltungsänderung erreichen.
Da der Roundback nicht konturiert ist, neigt die Adamas dazu, dem sitzenden Spieler vom Schoß zu entgleiten. Die rau-strukturierte Oberfläche nutzt da auch nicht viel. Um das Wegrutschen zu verhindern, sollte man auch in der Sitzposition einen Gitarrengurt anlegen. Die beiden Gurtpins bieten sich dabei an.
Elektroakustische Gitarren von Ovation wurden ursprünglich für die Bühne geschaffen und deshalb haben Bühnenmusiker früher nicht unbedingt eine echte Vollakustikgitarre gesucht, die irgendwie nach Martin oder Gibson klingen sollte. Seit geraumer Zeit bieten aber die Instrumente mit tiefer und mitteltiefer Schale auch unplugged viel mehr Sound, auch wenn das Niveau der oben genannten Edelmarken noch nicht erreicht wird.
Auch die 1198-GCF produziert mit ihrer mitteltiefen Schale einen voluminösen, ausgewogenen und transparenten Natursound. Über mangelnde Bassanteile kann man sich nicht beklagen. Die Decke schwingt auf unterschiedlichen Dynamikstufen authentisch, und zwar mit einem Frequenzumfang, der keine Wünsche offen lässt. Sie versucht den Klang einer Holzdecke nachzuzeichnen und im direkten Vergleich mit der Ovation Custom Legend C2079LX mit ausgewählter AAA-Sitkafichtendecke (Link) sind die Unterschiede auch eher marginal. Einen spezifischen “Karbonsound” konnte ich jedenfalls nicht ausmachen. Im Bassbereich hinterlässt der Werkstoff Lyrachord dezent, aber unüberhörbar eine typische Färbung, die sich wie ein Weichmacher im “Mix” auswirkt. Geschmacksache.

Akustisch generiert die Gitarre einen passablen Naturton mit satten Bässen, das Tonabnehmersystem liefert einen guten elektroakustischen Sound.
Akustisch generiert die Gitarre einen passablen Naturton mit satten Bässen, das Tonabnehmersystem liefert einen guten elektroakustischen Sound.

Jedenfalls schneidet die Adamas im Triathlon der drei Disziplinen Single-Lines, Pickings und Rhythmus vergleichsweise gut ab. In der Disziplin Rhythmus konnte sich die 1198-GCF allerdings nicht in überragender Form präsentieren. Mit einem “echten” 12er-Satz kann man die Adamas vielleicht noch etwas pushen. Mit einem passablen Natursound kann die 1198-GCF auch vor ein Studiomikrofon treten.

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Solo Mikrofon Duo

Geräuschanteile (Schnarzgeräusche), die alle piezokeramische Untersatteltonabnehmer mehr oder weniger absondern, sind eher subtil wahrnehmbar, wenn man die 1198-GCF über eine Akustikanlage mit Höchtönern schickt. Auch wird die Performance nicht durch andauernde Rückkopplungen beeinträchtigt, wenn man die Sicherheitsabstände respektiert und die Decke nicht gerade auf den Speaker richtet. Bei großer Lautstärke sollte man behutsam mit dem Expressor-Regler umgehen, da der nicht gerade dazu beiträgt, das Problem zu vermindern. Der OP-Pro Studio produziert im gesamten Frequenzspektrum einen vergleichsweise überdurchschnittlich satten und klaren Ton, der auch Stand-Alone im Studio (zumindest im Bandkontext) überleben kann.
Tonabnehmer ohne Drive und Expressor:

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Plektrumspiel über Tonabnehmer

Zum Schluss habe ich das Natursignal mit dem Tonabnehmersignal gemischt.

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Groove: Mikrofon + Tonabnehmer Plektrum: Mikrofon + Tonabnehmer Picking: Mikrofon + Tonabnehmer
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Olaf Krosch sagt:

#1 - 20.02.2018 um 16:57 Uhr

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Ganz ehrlich? Bei dem Preis hätte ich als Mindestes den DeepBowl Contour Body erwartet - der rutscht wenigstens nicht weg und bietet unverstärkt einen noch besseren Sound

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