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Numark PT01 Scratch Test

Mit dem PT01 Scratch befriedigt Numark vor allem das Bedürfnis der Turntablisten, ständig und überall ihre Skills trainieren, aber auch damit kokettieren zu können. Schließlich will man sich nicht dem Controller-DJ mit seiner handlichen Konsole unterlegen fühlen, sondern dem Straßenmusiker auf Augenhöhe begegnen. Turntablisten verstehen den DJ-Plattenspieler als Instrument, der mit dem PT01 Scratch auf eine handliche Größe schrumpft. Dabei ist die Idee des portablen Plattenspielers nicht neu, sondern vom Vestax Handy Trax übernommen und mit weiteren Features verbessert worden.

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Portabe Turntable: Numark PT01 Scratch


Vor allem der Scratch-Switch als platzsparendes Pendant zum Crossfader beflügelt zu superschnellen Cuts. Der notwendige Backing-Track kann über eine Klinkenbuchse beispielsweise vom Handy zugemischt werden. Wer nicht nur sich, sondern auch seine Umgebung beschallen möchte, findet am PT01-Scratch passende Ausgänge. Ein USB-Port lädt gar zum Vinyl-Einspielen auf den Laptop ein. Damit überzeugt der Plattenspieler auf den ersten Blick quantitativ, aber kann er auch qualitativ mithalten?

Details

Das transportfreundliche Format des PT01Scratch: 302 Millimeter im Quadrat und 102 Millimeter in der Höhe. Handlichkeit signalisiert auch der rot herausstechende Metallgriff an dem ansonsten aus Plastik gefertigten, dennoch solide wirkenden und gut verarbeiteten Gehäuse. Der Turntable kommt auf moderate 2,15 Kilogramm Lebendgewicht. Lediglich für die Stromversorgung „on the road“ fordert der Testkandidat sechs 1,5 Volt-Batterien ein, die im Boden verstaut, zusätzlich ins Gewicht fallen. Die eingerastete und verriegelte schwarze Haube mit roten Modell- und Markenschriftzug schottet gegen Stoß, Schmutz und Staub ab. 

Fotostrecke: 4 Bilder Vor Schutz und Stoß mit der Haube geschützt.

Unter dem Deckel verbirgt sich im attraktiven schwarzroten Farbmix das Herzstück: ein gerader Tonarm samt Tonabnehmer und Auflagegewicht aus einem Guss. Der wahlweise mit 33 1/3, 45 und sogar 78 Umdrehungen angetriebene Plattenteller misst sieben Zoll. Passend für Singles, für die auch ein Adapter im Top-Panel verstaut ist. Eine Filz-Slipmat gibt’s von Haus aus obendrauf. 10-Zoll-Platten ragen dagegen nicht nur über den Teller, sondern auch etwas über das Chassis heraus, von 12-Inches ganz zu schweigen. Vier Filzstreifen verhindern, dass diese Vinyl-Formate auf dem Plastikgehäuse schleifen. Direkt unter dem Tonabnehmer versteckt sich der Lautsprecher. Die Lautstärke-, Klang- und Geschwindigkeitsveränderung mit +/-10 Prozent wird per Drehpoti vom Top-Panel aus geregelt.
Für schnelle Cuts sorgt links daneben ein wippender Schalter, der platzsparend den Crossfader ersetzt. Je nachdem, ob man Links- oder Rechtshänder ist oder den Hamstermodus mit umgekehrter Cut-Richtung bevorzugt, kann der Scratch-Switch mit seinem roten Metallpanel entsprechend gedreht und angepasst werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Klein, aber fein: der Plattenteller mit Filzmatte

An der linken Anschlussleiste befindet sich ein USB-Port zum Andocken eines Laptops für das Vinyl-Digitalisieren mittels Software. Über eine Miniklinke kann sogar ein Handy angeschlossen werden, das für Scratch-Sessions die Hintergrundmusik liefert. Gain regelt die Lautstärke. An der rechten Chassis-Außenseite reihen sich zwei Klinkenbuchsen (6,3- und 3,5-Millimeter) für den Kopfhörer aneinander. Der daneben sitzende Cinch-Ausgang reicht das Signal an den Line-Eingang einer Akkubox wie diese hier, eines Receivers oder Mixers weiter, um dem Vinylsignal lautstärketechnisch ein größeres Podium zu bieten.
Natürlich darf der Netzanschluss samt Schalter für das beigelegte Netzteil nicht fehlen. Obendrein gehören zum Lieferumfang ein USB-Kabel, der Software-Download für den EZ Vinyl/Tape Converter und die Bedienungsanleitung.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Anschlussleiste der linken Seite
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Praxis

Mobilität

Zwar sprechen Maße und Gewicht für den Plattenspieler als portablen Wegbegleiter, jedoch erweisen sich Griff und Mulde bei längeren Wegstrecken auf Dauer als etwas unbequem. Es geht in der Griffschale recht eng zu, meine eher kleinen Hände finden kaum Platz. Durch die asymmetrische Position des Griffs in der unteren Hälfte des Gehäuses und der damit einhergehenden ungleichmäßigen Gewichtsverteilung, verkantet der Plattenspieler beim Tragen und das Gehäuse schlägt häufig gegen den Handrücken. Auf Dauer nervt und schmerzt das. Hier sollte beim Nachfolgermodell bitte nachgebessert werden.

Klang

Ist das Netzteil verbunden und der Turntable eingeschaltet, leuchtet die Power-LED auf. Der Plattenteller startet automatisch, sobald ich den Tonarm in Richtung Schallplatte bewege. Die Nadel aufgesetzt, klingt Vinyl über den eingebauten Lautsprecher ähnlich wie bei einem Kofferradio. Von der Lautstärke her ist dies für die eigenen Ohren und die Ohren derer, die daneben sitzen, vollkommen ausreichend. Voll aufgedreht verzerrt der Speaker zwar nicht, richtig laut wird’s aber auch nicht. Die Klangregelung mischt wahlweise etwas mehr Tiefen oder Höhen dazu, kann aber die Dominanz der Mitten nicht komplett maskieren.
Mit zunehmenden Tiefen wirkt das Klangbild nur dumpfer, aber nicht voller. Die Höhenmodulation fällt dagegen über den Lautsprecher fast gar nicht auf. Für das Hören „just for fun“ langt der Sound aber allemal. Der Klang des PT01-Scratch definiert sich aber nicht allein über seinen Lautsprecher, sondern auch über den fest verwurzelten Tonabnehmer. Höre ich mir die Vinyl über einen Kopfhörer oder via Cinch-Ausgang an einem Mixer oder Verstärker nebst besser bestücktem Lautsprecher an, macht der PT01 Scratch einen durchaus ordentlichen Klang.

Vinyl digitalisieren

Die im PT01-Scratch integrierte 16 Bit Soundkarte arbeitet mit einer Samplingrate von 44,1 kHz wird sofort vom Rechner erkannt. Numark spendiert den EZ Vinyl/Tape Converter von MixMeister, der bereits im Test des Numark TT250USB vorgestellt wurde. Die Funktionen des Tools sind allerdings überschaubar: Level-Aussteuerung per Gain automatisches Teilen von eingespielten LP-Seiten in ihre einzelnen Tracks dank Pausenerkennung Beschriften der Tracks Abspeicherung in den gängigen von iTunes unterstützten Dateiformaten Das Vinyl-Signal wird „naturell“ ohne die Klangregelung abgegriffen.
Extern zugespielte Playbacks über den Klinkeneingang tauchen in der Aufnahme leider nicht auf. Ein Schönheitskratzer für Scratching-Sessions im Zusammenspiel mit untergemischten Drum-Loops. Das Aufnahmeergebnis ist ansonsten recht überzeugend, wobei die Höhen ein wenig spitz klingen. Anspruchsvolle Ohren sollten daher einem professionellen Plattenspieler samt elliptischen System den Vorzug geben.

Audio Samples
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Vinyl-Digitalisierung

Spurtreue

Ein portabler Plattenspieler sollte selbst unter erschwerten Bedingungen Herr der Lage bleiben. Stöße an die linke und rechte Chassis-Seite kann das Gehäuse leider nicht absorbieren und bringt damit die Nadel schnell aus der Vinylbahn. Schlagartige Anraunzer an der Frontseite federt das Gehäuse besser ab, das System springt seltener.
Da unterwegs die Unterlage für den PT01 Scratch nicht immer eben sein dürfte, muss er auch in der Schieflage der Spur die Treue halten. Es ist sehr verblüffend, in welchem Winkel der Tonarm samt System nach wie vor in der Rille bleibt. 45 Grad Neigung sind kein Problem, selbst schätzungsweise 70 Grad schafft er noch. Schaut euch mal das Video an.

Mixing

Den mixenden DJ mit dem PT01 Scratch heraushängen lassen, ist dank dem sehr gut gedämpften, aber sehr klein ausgefallenen Pitch-Drehpoti mit einem Umfang von +/-10 Prozent auch möglich. Allerdings setzt das Geschwindigkeitsreglement auf diesen kleinen Radius extremes Fingerspitzengefühl und Geduld zur korrekten Einstellung des Tempos voraus. Das notwendige Pitch-Bending meistert man am besten an dem sehr langen und damit griffigen Dorn.

Scratching

Wer lieber harten Cuts den Vorzug gibt, kommt dank fest montiertem sphärischen System und Scratch-Switch auf seine Kosten. Mit der beigelegten Slipmat rutscht die Platte ordentlich über den sich drehenden Teller. Obwohl das Drehmoment nicht mit dem üblichen DJ-Plattenspieler-Standard mithält, gelingen Drops, also der Start der Platte aus einem Scratch heraus, ohne nennenswerte Anlaufschwierigkeiten. Der Plattenteller zieht mit! Und beim rhythmischen Kratzen zahlt sich die sehr gute Spurtreue des Systems aus.
Trotz nur sieben Zoll Durchmessers beim Plattenteller ist man nicht auf dieses Format beschränkt, da auch mit 10- und 12-Inches Scratches gelingen, solange die Hand im Bereich des Tellers auf der Platte aufliegt.
Der Scratch-Kippschalter mit seiner schmalen Kappe liegt echt gut zwischen den Fingern, reagiert sehr leicht und ohne Widerstand oder Einrasten. Die Cuts können dadurch wirklich schnell abgefeuert werden, sofern man sich an den Schalter gewöhnt. Man kann es nicht leugnen: Eine Umstellung vom Fader auf den Scratch-Switch ist es schon, die gelingt aber schnell. Auch der Ausbau des Schalters, um die Richtung des Cuts umzukehren, bedarf keiner großen Handgriffe. Zwei Schrauben lösen, umdrehen, verschrauben – fertig!

Externe Crossfader

Wer dennoch lieber auf einen Crossfader schwört, über den Cinch-Out und Klinken-Input des PT01 Scratch lässt sich auch ein externer Crossfader, wie der Raiden Portable Fader mit verbautem innoFADER mini einschleifen. Es gibt dazu passende Halterungen, die durch Ausbau des Switches an dessen Stelle platziert werden. Oder ihr tauscht gleich den Switch gegen den von Jesse Dean designten Crossfader mit 45 Millimetern Länge aus. Der Kabelsalat bleibt aus, jedoch muss dabei ein Transistor auf der Platine entfernt werden, sodass nach diesem Eingriff der Garantieanspruch erlöscht.

DVS

Nicht über Kabel, dafür aber via Bluetooth, lässt sich der Mixfader verbinden. Dann benötigt ihr noch ein Tablet oder Smartphone mit installierter Mixfader DJ-App und eine Serato 7-Inch fürs DVS. In diesem Bonedo-Workshop findet ihr ausführliche Details zum Thema.

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Fazit

Numarks PT01 Scratch hält sein Versprechen, ein Turntable für mobiles Plattenlauschen und on-the-road Scratching zu sein. Dank seines handlichen Formats, dem recht leichten Gewicht, seinem eingebauten Lautsprecher und den verschiedenen In- und Outputs einschließlich USB-Port für einen Computer ist er fast „everybodys darling“. Lediglich größeren Händen wird’s in der Griffschale sehr eng. Hinsichtlich der Wiedergabequalität über den internen Lautsprecher sollte man seine Ansprüche auf Kofferradio-Niveau drosseln. Mit Kopfhörer, externem Soundsystem oder einem angeschlossenen Laptop zum Vinyl-Digitalisieren präsentiert der Plattenspieler ein solides Klangergebnis. Scratch-Nerds können dank enormer Spurtreue und dem handlichen, sehr leicht gängigen Scratch-Switch auch ihrem Training unter freien Himmel nachgehen. Selbst Schräglagen bringen die Nadel nicht aus der Bahn, womit der PT01 Scratch seine wahren Tugenden ausspielt und damit wohl zum beliebtesten DJ-Turntable für Portablisten avanciert.   

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • robustes, handliches Gehäuse
  • Ein- und Ausgänge
  • auch für 12-Inches geeignet
  • gutes Drehmoment
  • sehr gute Spurtreue
  • justierbarer Scratch-Switch
Contra
  • Griffschale recht eng
  • mittenlastiger Lautsprecherklang
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Numark PT01 Scratch Test
Für 141,00€ bei
Portabe Turntable: Numark PT01 Scratch
Portabe Turntable: Numark PT01 Scratch
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Markus Mirschel sagt:

#1 - 03.12.2023 um 13:04 Uhr

0

Moin.Mein aux Ausgang vom Handy ist Defekt.Kann mann sein Handy auch per Bluetooth Adapter am Numark PT01 Scratch verbinden?

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