Native Instruments Komplete 13 Ultimate Collector’s Edition Test

Praxis

Installation

Natürlich gibt es auch bei Komplete 13 wieder die vier verschiedenen Bundles entweder auf einem Datenträger oder als Download. Vorsicht bei der physischen Version, denn, um die enthaltenen Tools nutzen zu können, müssen diese erst auf einem weiteren Träger abgelegt werden. Die von Native verschickten Medien transportieren lediglich die Installationsdateien. 
Der Download funktioniert natürlich wieder über Native Access, das hauseigene Download-Portal. Darüber habe auch ich die Installation der Inhalte vorgenommen und dabei sind mir zwei kleine Stolpersteine gewahr geworden: Die meisten Downloads nutzen die volle Brandbreite des Internetanschlusses komplett aus, immer wieder startet ein Download dann aber extrem langsam, mit nur wenigen KB/s. Wird dieser gestoppt und neu gestartet, bekommt man manchmal erst nach dem vierten oder fünften Anlauf dann doch wieder die volle Bandbreite. Dafür muss man sich ständig in der Nähe des Rechners aufhalten, denn schon der Download einer Library in der Größe von Noire würde sonst mehrere Tage in Anspruch nehmen.  
Außerdem funktioniert die Install-all-Funktion nur bedingt. In meinem Fall sollten die kompletten 1,1 TB an Daten auf eine 2-TB-SSD-Platte installiert werden, auf der dafür theoretisch ausreichend Platz ist, trotzdem verkündete mir Native Access, dass mein Speicherplatz dafür nicht ausreiche. Das Programm rechnet also wohl die Installationsdateien mit ein und löscht diese nicht im Prozess, sondern erst, nachdem alles installiert wurde. Somit hätte ich dafür also 2,2 TB Speicherplatz benötigt. An sich kein Beinbruch, aber bei solchen Datenmengen wäre eine komplett automatisierte Installation durchaus wünschenswert.  

Super 8

Super 8 hält die Polysynth-Tradition im Hause Native Instruments aufrecht und ist in diesem Sinne quasi als Nachfolger des Pro-53 zu verstehen. Das Plugin wurde zum eigenständigen VST3-Format befördert und kann jetzt nicht mehr nur über Komplete Kontrol oder Reaktor benutzt werden. „Ein-Fenster-Philosophie“ lautet das Stichwort, denn bis auf das Preset-Menu ist alles ständig griffbereit, nichts muss also ein- oder ausgeblendet werden.   

Super 8 ist der einzige neue Synth in Komplete 13 Ultimate Collector’s Edition.
Super 8 ist der einzige neue Synth in Komplete 13 Ultimate Collector’s Edition.

Die Klangerzeugung besteht aus zwei Oszillatoren, die jeweils aus vier unterschiedlichen Wellenformen zusammengesetzt werden können, eine stufenlose Mischung der Komponenten ist über die beiden Mixer möglich. Jeweils die ersten drei Formen sind vorgegeben: Sine, Sawtooth und Square, die vierte lässt sich in beiden Fällen zwischen einem Sub- und White-Noise-Generator umschalten. Über den Mix-Regler können Oszillator 1 und 2 dann schließlich noch miteinander gemischt werden oder sich über die Frequenzmodulation gegenseitig beeinflussen. Filter- und Amp-Sektion mit jeweils einer Hüllkurve, zwei LFOs, Pitch-Modulation, einer kleinen Modulations-Matrix und ein paar Effekten runden das kleine Powerhouse ab. Allein die knapp 600 Factory-Presets zeigen, was Super 8 drauf hat: krasse Bässe, warme Polysynth-Sounds, tighte Plucks und Atmosphären vom Feinsten – macht richtig Spaß, der Kleine. 

Audio Samples
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01 Super 8 – Alien Growl 02 Super 8 – Galaxy Pop 03 Super 8 – Horror Movie 04 Super 8 – Transient Pop

Guitar Rig 6 Pro

Die Amp-Simulation Guitar Rig 6 Pro gehört definitiv zu den Highlights von Komplete 13. Eine neue Modelling-Technologie unter der Haube, eine ganz neue Optik, neue Amps im Arsenal sowie alle Effekt-Plugins aus dem Hause Native Instruments lassen sich jetzt auch als Modul innerhalb von Guitar Rig nutzen. Wer mehr über das Plugin erfahren möchte, schaut sich am besten unseren ausführlichen Test dazu an.

Das lang erwartete Major-Update von Guitar Rig weiß zu überzeugen.
Das lang erwartete Major-Update von Guitar Rig weiß zu überzeugen.

Noire

Diese Piano-Kontakt-Library ist in Zusammenarbeit mit Nils Frahm entstanden, einem der bekanntesten Vertreter der sogenannten Neoklassik. Auch dazu gibt es bei uns bereits einen ausführlichen Test, trotzdem habe ich drei Hörbeispiele eingespielt – einfach, weil die Library so Spaß macht. Beispiel 1 zeigt das reine Piano, Beispiel 2 die Felt-Version, bei der also ein Stück Filz zwischen Hammer und Saite liegt, und Beispiel 3 zusätzlich die sogenannte Particles-Engine, eine Art AI-Piano-Delay, wie man es von Ólafur Arnalds her kennt.   

Die Piano-Library Noire bietet auch ein bisschen AI.
Die Piano-Library Noire bietet auch ein bisschen AI.
Audio Samples
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05 Noire – Pure 06 Noire – Felt 07 Noir – Particles

Session Guitarist Electric Sunburst Deluxe und Picked Acoustic

Session Guitarist Electric Sunburst war schon Teil von Komplete 12 und ist an sich nicht neu, die Deluxe-Variante aber schon. Die bestehende Library wurde zum einen durch neue Instrumente und Spiel-Patterns erweitert, so klingt die virtuelle Gitarre nicht nur besser, sie ist zusätzlich flexibler einsetzbar. Zum anderen kamen neue Effektgeräte hinzu, denn der Sound der virtuellen Gitarre kann direkt in der Library eingestellt werden, no extra Guitar Rig needed. Außerdem gibt es jetzt ein Melody-Patch für Kontakt, mit dem sich die Computerklampfe als Soloinstrument nutzen lässt, inklusive Vibrato und Pitch-Bend. Und die verbesserte Playback- und Picking-Engine sorgt mit noch mehr Tuning-, Timing- und Humanize-Parametern für mehr menschlichen Touch bei der Performance. 
Komplett neu ist außerdem Session Guitarist Picked Acoustic. Es handelt sich dabei um die Arpeggio-Version von Strummed Acoustic. Sie wurde mit einer Martin 00-21 eingespielt. Die Library enthält zwei Mikrofonpositionen, 194 Begleit-Patterns, 37 Songs und viele Spieltechniken wie Vibrato, Hammer-Ons, Pull-Offs Tremolo und Flageolett, über die eine realistische Performance erreicht werden soll. Und auch hier gibt es ein Melody-Patch für einstimmiges Spiel. Die Nutzung der beiden Libraries muss ein bisschen geübt werden, klanglich überzeugen beide aber uneingeschränkt. Beide Beispiele zeigen eine Kombination aus Standard- und Melody-Patch. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die überarbeitete Library Session Guitarist Electric Sunburst Deluxe und …
Audio Samples
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08 Session Guitarist Electric Sunburst Deluxe 09 Session Guitarist Picked Acoustic

Arkhis

Ebenfalls neu in Komplete 13 ist Arkhis, eine besondere Form der Orchester-Library, die durch die Zusammenarbeit von Native Instruments mit Orchestral Tools entstanden ist. Das Tool produziert Klang-Patterns, die sich bewegen, ähnlich, wie man das vom Evo-Grid von Spitfire Audio her kennt. Jeder Sound besteht aus bis zu drei Layers, zwei und drei können über das Modulationsrad stufenlos zu Layer 1 dazugeblendet werden. Das sorgt für lebendige und ausgeklügelte Texturen, die ihren Weg in so manchen Soundtrack finden dürften.

Arkhis ist aus der Zusammenarbeit mit Orchestral Tools entstanden.
Arkhis ist aus der Zusammenarbeit mit Orchestral Tools entstanden.
Audio Samples
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10 Arkhis – A World of Plucking 11 Arkhis – Animals Crossing Over There 12 Arkhis – Chaotic Chamber Orchestra

Cremona Quartet

Cremona war für den klassischen Geigenbau in Italien äußerst wichtig, denn mit diesem Ort sind untrennbar berühmte Namen wie Guarneri, Amati  und Stradivari verbunden. Auch die für die Library gesampelten Instrumente stammen aus deren Schaffen und wurden zusätzlich an einem historischen Ort gesampelt. Das ganze Quartett besteht aus vier Instrumenten:

  • Stradivari Violin
  • Guarneri Violin
  • Amati Viola
  • Stradivari Cello

Alles rund um die erste Geige findet ihr in unserem Test, die restlichen drei Instrumenten-Libraries sind identisch aufgebaut. Insgesamt stehen 20 Artikulationen zur Verfügung, acht davon können gleichzeitig auf verschiedene Tasten des Keyboards für Keyswitches gelegt werden. Bogenwechsel lassen sich bewusst steuern und Triller oder dynamische Aktionen können über MIDI-CC synchronisiert werden. Für noch mehr realistischen Sound des Quartetts sorgt die Möglichkeit, zu entscheiden, auf welcher Saite ein Ton gespielt werden soll. Macht euch mit dem folgenden kleinen Ausschnitt eines Streichquartetts von Mozart einfach selbst ein Bild. 

Die Library Stradivari Violin ist Teil des Cremona Quartetts.
Die Library Stradivari Violin ist Teil des Cremona Quartetts.
Audio Samples
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13 Cremona Quartett – Mozart Menuett

Straylight und Pharlight

Zum Abschluss nun noch zwei kreative Sounddesign-Libraries, die beide Granularsynthese nutzen: Straylight und Pharlight. Beide sind vielseitig einsetzbar, richten sich aber wahrscheinlich hauptsächlich an Komponisten von Film-, TV- und Games-Musik.  
Straylight gibt es bereits seit 2019, ist aber erst jetzt Teil des Bundles Komplete 13 Ultimate Collector’s Edition geworden. Diese Library liefert cineastische Soundscapes, Transitions und Ambient-Sounds, und die meisten klingen so, als stammten sie aus einem Score von Hans Zimmer. Die Library beinhaltet fast 400 Presets, hier Snapshots genannt, und jeder Sound basiert auf dem Zusammenspiel der beiden Engines (Grain und Sample) sowie dem implementierten X/Y-Pad in Kombination mit den Onboard-Effekten. Zwei LFOs, zwei Shapers und eine Modulaktionsmatrix runden die Möglichkeiten ab, sich individuelle Film-Soundscapes zu basteln. Außerdem können eigene Samples in das Tool geladen werden.   
Pharlight nutzt das gleiche Konzept und somit auch die gleiche Engine, dreht sich dabei aber um vocalbasierte Klänge. Synth-Sounds können damit mit Stimm-Texturen gemixt werden und auch bei Pharlight gibt es die Möglichkeit, eigene Samples zum Sounddesign zu nutzten.  

Fotostrecke: 2 Bilder Granulares Filmsounddesign mit Straylight.
Audio Samples
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14 Straylight – Nightmarez + OSC Squadron 15 Pharlight – Explode Baby
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JB sagt:

#1 - 15.03.2021 um 05:53 Uhr

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Ich bin seit vielen Jahren Komplete Ultimate Nutzer. Und aufgrund meiner Erfahrung kann ich die einseitig positive Rezension nicht zu 100% nachvollziehen und habe einige Punkte unter Kontra:– Native Access funktioniert schlecht, teilweise lassen sich die Plugins und Bibliotheken nicht direkt über Native Access installieren. Der Support von NI hat da bislang weder Erklärung noch Lösung.
– Das Preis / Leistungsverhältnis ist nur dann gut, wenn man tatsächlich alles nutzt!! Bei mir war und ist das nie der Fall. Daher sollte man sich sehr genau überlegen, ob und welche Version man wirklich braucht.
– In den Komplete Versionen sind Produkte enthalten, die seit Jahren nicht mehr weiterentwickelt wurden und sowohl soundtechnisch als auch grafisch nicht mehr auf der Höhe der Zeit sind. Wer eine Vorversion besitzt sollte daher sehr genau schauen, ob sich ein Update / Upgrade tatsächlich lohnt.

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