Maybach DaVinci Test

Gute Ergonomie

Der Maybach DaVinci ist zwar kein kompakter oder gar zierlich gebauter Bass, lässt sich insgesamt aber recht komfortabel spielen und stellt dem Spieler prinzipiell keine unnötigen Hürden in den Weg. Gute Ergonomie beginnt bekanntlich bei der Balance – und hier kann der exotische Boutique-Viersaiter direkt punkten: Am Gurt hängt der lediglich 3,8 kg schwere DaVinci in perfekter Spielposition, mit leicht nach oben geneigtem Hals. Dabei schiebt sich der Korpus etwas nach rechts, sodass die tiefen Lagen mühelos erreichbar sind. Von der leicht verlängerten Mensur von 875 mm (34,5″) spürt man in der Praxis deshalb rein gar nichts.

Einzig die höheren Lagen ab dem 12. Bund sind durch die Single-Cut-Bauweise nicht ganz so leicht zugänglich. Der Hals-Korpus-Übergang schränkt die Bewegungsfreiheit des Daumens zunehmend ein, je weiter man in die hohen Lagen vordringt. Die letzten drei Bünde sind aufgrund des nicht sehr weit ausgeschnittenen unteren Korpushorns sowieso nicht zu erreichen, außer man geht wie beim Kontrabass in die Daumenlage. Solovirtuosen, die überwiegend in den hohen Lagen unterwegs sind, könnten hier also Probleme bekommen.

Im Sitzen lässt sich der Maybach DaVinci aufgrund der perfekten Balance genauso angenehm spielen wie stehend am Gurt: Er steht stabil auf dem Oberschenkel, ohne dass zusätzlicher Kraftaufwand nötig wäre, um ihn in Spielposition zu halten. Auf Shapings an den Korpuskanten muss man bauartbedingt verständlicherweise verzichten, was den Spielkomfort meiner Meinung nach aber kaum negativ beeinflusst – ich hatte jedenfalls selbst nach längerer Spielzeit keine Druckstellen am rechten Unterarm.

Maybach DaVinci
Der Maybach-Bass verfügt über eine sehr gute Balance – sowohl am Gurt, als auch im Sitzen.

Kräftiger Hals und erstklassiges Setup

Wer kräftige Hälse bevorzugt, kommt beim Maybach DaVinci voll auf seine Kosten. Am Sattel besitzt der Hals eine Breite von 42 mm und liegt damit im Preci-Bereich; und auch das rundliche Profil ist nicht wirklich grazil. Man hat also schon ordentlich was in der Hand, auch wenn wir natürlich meilenweit von Kontrabass-Dimensionen entfernt sind – so weit reicht die Reminiszenz dann zum Glück doch nicht! Wem diese Maße allerdings zu viel des Guten sind, der kann bei Maybach auch einen schlankeren Hals in Auftrag geben – völlig ohne Aufpreis! Hier ist eben alles zu 100% “Custom”!

Die Rückseite ist dick lackiert, der Lack fühlt sich nach meiner Wahrnehmung jedoch nicht klebrig oder unangenehm an. Aber klar, wer Öl/Wachs-Finishes bevorzugt, muss sich an diese Haptik freilich erst gewöhnen. Oder man bestellt gleich – da sind wir wieder beim Thema “Custom” – einen Hals mit Oilfinish.

Nur Positives kann ich in Sachen „Setup“ berichten: Der Bass kam mit einer relativ flachen Saitenlage und korrekt justierter Halskrümmung an – mein Werkzeug konnte also erfreulicherweise in der Schublade bleiben.

Und auch die Sattelkerben wurden sauber und tief genug gefeilt, sodass auch die tiefen Lagen leicht zu greifen sind. Trotz des komfortablen Setups schnarrt kein Ton auf dem Griffbrett, denn die Bünde wurden präzise abgerichtet – genau so, wie man es bei einem hochwertigen Boutique-Bass erwarten darf!

Maybach DaVinci
Saitenlage und Halskrümmung unseres Testbasses hat man vor dem Versand sehr akribisch und spielerfreundlich eingestellt.

Maybach DaVinci – Sound

Damit kommen wir zum entscheidenden Kapitel im Praxistest – dem Sound. Für die Audiobeispiele habe ich den Bass wie immer ohne zusätzliche EQs oder externe Preamps aufgenommen. Auch in der Nachbearbeitung kamen keinerlei klangverändernde Plug-ins zum Einsatz: Bass, Audiointerface, Logic Pro – fertig!

Für das erste Beispiel mit beiden Tonabnehmern in gleicher Lautstärke habe ich mit der Michalik-Elektronik eine einigermaßen neutrale EQ-Einstellung gewählt. Die Bässe stehen bei etwa 20%, die Höhen bei 40% und die Mitten sind leicht zurückgefahren bei etwa 30%.

Der Maybach DaVinci liefert hier einen sehr runden und organischen Sound mit einer ausgeprägten akustischen Note. Die durchgehende Halskonstruktion bringt – für diese Bauweise typisch – eine angenehme leichte Kompression ins Klangbild. Ebenfalls charakteristisch für „Neck-Trough“: Deadspots oder matt klingende Töne sucht man vergeblich. Der Bass klingt in allen Lagen ausgewogen und punktet mit einem üppigen Sustain.

Audio Samples
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Beide PU, Bass: 20%, Treble: 40%, Mid: 30%
Maybach DaVinci
Zwei Gurtpins erleichtern auch das Anlehnen an der Wand – wobei ein stabiler Bassständer natürlich immer die bessere Wahl ist!

Da geht natürlich noch mehr – schließlich ist der Michalik-Preamp nicht gerade für Zurückhaltung bekannt, sondern wird weltweit für seine effektive Wirkung geschätzt. Und siehe da: Dreht man beherzt am EQ, erwacht der Maybach DaVinci regelrecht zum Leben. Vor allem die Höhenanhebung wirkt wahre Wunder: Der Sound erhält mehr Strahlkraft und wirkt deutlich offener und transparenter.

Im zweiten Beispiel bin ich dann voll aufs Gas gegangen – Bässe und Höhen stehen auf Anschlag, die Mitten bei etwa 90%. Das Ergebnis: Ein solider Jazz-Bass-Sound mit ordentlich Druck und Präsenz. Die akustische Note bleibt jedoch auf subtile Weise erhalten und verleiht dem Sound einen individuellen Charakter.

Audio Samples
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Beide PU, Treble: 90%, Bass: 50%, Mid: 50% Beide PU, Treble: 100%, Bass: 100%, Mid: 90%

Mit zwei Singlecoils an Bord bietet der Maybach DaVinci natürlich problemlos die Jazz-Bass-typische Flexibilität. Blendet man auf den Halstonabnehmer, geht es in Preci-Gefilde – der Viersaiter liefert dann robuste Sounds mit sattem Fundament.

Mit voll angehobenen Bässen und Mitten bei gleichzeitig komplett abgesenkten Höhen klingt der DaVinci leicht vintage-mäßig, wie ihr im ersten Beispiel hören könnt. Der zweite Sound mit Bässen bei 20%, Mitten bei 70% und Höhen bei 50% ist wunderbar ausgewogen und eignet sich für eine Vielzahl musikalischer Stilrichtungen.

Audio Samples
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Neck-PU, Treble: aus, Bass: 100%, Mid: 100% Neck-PU, Treble: 50%, Bass: 20%, Mid: 70%
Maybach DaVinci
Maybach DaVinci

Für die beiden Audiobeispiele mit dem Stegtonabnehmer im Solobetrieb habe ich ähnliche EQ-Einstellungen wie bei den vorangegangenen Sounds gewählt. Zunächst gibt’s einen kräftigen Boost in den Bässen und Mitten bei gleichzeitig komplett abgesenkten Höhen – danach folgt eine ausgewogenere Einstellung mit moderateren Werten. Kaum überraschend liefert der in der 60’s-Position verbaute Stegtonabnehmer exakt das, was man sich erhofft: Jazz-Bass-typische Sounds mit hohem Knurrfaktor und ordentlich Punch.

Audio Samples
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Bridge-PU, Treble: aus, Bass: 100%, Mid: 100% Bridge-PU, Treble: 30%, Bass: 50%, Mid: 80%
Maybach DaVinci
Nicht nur optisch ein Volltreffer: Der Maybach DaVinci ist ein Bass fürs Leben!
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