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Mapex Steel Snare Test

Unsere Geschichte beginnt mit einem Loch in der Erde, in das Männer mit Helmlampen klettern, um mit Eisenerz durchzogenes Gestein zu Tage zu fördern. Anschließend wird das wertvolle Erz vom Gestein getrennt und unter Beimischung weiterer Materialien in etlichen Vorgängen alter Industriekunst zu Stahl verarbeitet. Dieser Stahl wird zu Blech gewalzt, dann in Form geschnitten und in Kessel verwandelt. Bohrungen werden gesetzt, das Blech gefalzt, geschweißt, mit Fellen und Böckchen versehen. Schrauben halten den ganzen Wust zusammen. Und das Endprodukt kann man dann für schlanke 99 Euro (UVP) im einschlägigen Fachhandel kaufen.

Da hat der Autor aber weit ausgeholt. Immerhin werden auch Türklinken oder Klopapierhalter in stinknormalen Wohnsilos mit Vorliebe aus Blech gefertigt. Aber dieser Stahlkessel hat doch viel mehr drauf, als seine Geschwister von der Kochplatte: Er kann Musik machen. Doch kann ein Instrument, das 99 Euro kostet, tatsächlich besser klingen als der Pappkarton, in dem es geliefert wird? Stopp, ich muss mich zügeln, das Fazit gehört schliesslich an das Ende des Tests. Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen!

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DETAILS
Grundsätzlich ist blanker Stahl ja keine zerklüftete Mondlandschaft, trotzdem ist es erwähnenswert, dass sich an der Snare kein einziger Verarbeitungsmangel entdecken lässt. Demzufolge spiegelt sich mein im Vergleich zur Snare-Oberfläche nicht ganz so makelloses Gebiss in selten erlebter Strahlkraft direkt neben dem Mapex Firmenlogo. Allerdings haben sich auch schon die ersten Abdrücke meiner Fettfinger auf der Oberfläche niedergelassen. Für diejenigen, die ihr Equipment sauber halten wollen, ist das schon mal eine echte Herausforderung. Aber noch glänzt die Snare auf der gesamten Breite, was vor allem dem Umstand zu verdanken ist, dass Mapex hier auf jegliche Verzierungen oder Extras verzichtet hat und sich gänzlich auf das wirklich Wesentliche konzentrierte: zehn Lugs, Strainer, Butt-End, Hoops, Gratung, Material.

Die 2,3 mm dicken „Mapex Power Hoops“ machen eine gute Figur und unterscheiden sich nicht von den auf preislich höher angesiedelten Trommeln verbauten Spannreifen. Die Schrauben sind mit jeweils einer Unterlegscheibe aus Plastik ausreichend gut bestückt und schrauben sich in gut gefettete Windungen der schlichten Blech-Böckchen.

Neben dem zentralen Beurteilungs-Kriterium Sound ist die Teppichabhebung – der Strainer – die wichtigste Mechanik an Bord einer jeden Schnarr-Trommel.Und weder Strainer noch Butt-End machen hier den Eindruck, als könne ihnen eine ruppige Rockerhand ernsthaft etwas anhaben. Alles ist aus Guss gefertigt und sinnvoll konstruiert. Natürlich laufen die berühmten Dunnett-Abhebungen gängiger 1000-Euro-Snares wesentlich leichter, aber im Bereich mittelklassiger Snares, die das Drei- bis Vierfache kosten, kann diese Abhebung auf jeden Fall mithalten. Zwischen den leicht und übersichtlich bedienbaren Snare-Bauteilen verläuft in der Werksausführung ein Teppich, den ich bewusst billig nenne, dazu aber später mehr.

Im Inneren des Kessels ist die Schweißnaht deutlich sichtbar, verläuft aber sauber und gerade von Kante zu Kante. An der Stelle der Fellauflage sieht es etwas anders aus: Die Naht ist dort nicht ganz glatt, mit dem Finger lässt sich eine feine Unebenheit ertasten, was sich aber – soviel kann ich vorweg nehmen – nicht auf Stimmbarkeit oder den Sound der Trommel auswirkt.

Desweiteren erkenne ich im Verlauf der Gratung eine hübsch gebogene 45°-Falz. An der Außenseite ist die Naht übrigens nicht zu sehen. Alle an der Außenseite angebrachten Bauteile wurden zweifach verschraubt, die Schrauben sind nicht durch Gummis vom Kessel isoliert, sondern nur mit kleinen Metallringen unterlegt. Das ist ein Indiz für günstige Snares, denn bei High-End-Snares wird der direkte Fellkontakt mittels Filz oder Gummi vermieden. Einzig das Luftloch ist an der Innenseite mit einem Gummi-Ring verschraubt. Zusammengehalten wird der 14″ x 6½” große Eimer durch zwei UT-Felle – das ist die Billig-Linie von Remo. Diese werden preisgünstig in China gefertigt – klingen aber leider auch recht preiswert. Ein Snarebett gibt es nicht, ist aber in diesem Fall auch nicht nötig. Warum? Lest den Praxis-Teil!

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PRAXIS
In einem großen Musikgeschäft gibt der Drum-Guru Udo Masshoff einen Workshop zum Thema Snare-Tuning. Nach drei Stunden intensiven Geschraubes greift sich der symphatische Berliner mit seiner unverhohlen skeptischen „über meine Vintage-Drums kommt mir nix“-Art einfach mal eine der Mapex-Stahl-Snares von einem beachtlichen Haufen der günstigen Ware. Zwei kurze Schläge und ein „Oh…“ von Udo lassen die Blicke der Workshop-Klasse in Anbetracht des allseits erwarteten Verrisses etwas verwundert zwischen dem großen gelben Preisschild und der Trommel hin und her wandern.

Zugegeben, der Ausgang der Geschichte war vorhersehbar, für jeden Anwesenden aber mindestens lehrreich: Gut muss nicht teuer sein! So noch neugieriger geworden kralle ich mir meine Mapex Steel und nehme sie mit in das Maarwegstudio in Köln, in dem ich meine nächste Recording-Session habe. Als bekennender Freund und Sammler hochwertiger Drums interessiert mich vor allem eines: Was schafft diese Snare im direkten Vergleich mit meinen Top-Snares? Kein Ort eignet sich besser für den Vergleich als dieses Studio mit seinen Spitzen-Mikrofonen, Top-Preamps und dem warmen Raumklang. Erst nach der Session komme ich dazu, mit einem der Assistenten die Mapex Steel Snare aufzunehmen (die Ergebnisse sind komplett in diesem Test zu hören) und tatsächlich lässt das, was wir aufgenommen haben, viele Erkenntnisse zum Thema Sound zu.

Das Wichtigste vorweg: Die Snare klingt! Etwas stumpf und unknackig zwar, aber insgesamt überraschend gut. Wer bereit ist, noch ein paar Euros extra auszugeben, der investiere am besten noch in einen hochwertigen Snareteppich – denn der mitgelieferte Teppich bremst das Potenzial der Trommel deutlich aus (Tipp: Puresound oder Sonor) – und zwei gute Felle können auch nicht schaden (Tipp: Remo Ambassador Coated oben, Remo Ambassador Snare unten). Das Ergebnis dieser Tuning-Aktion wird die leichten klanglichen Mängel wegradieren und die Snare klanglich um Welten aufwerten.

Audio Samples
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“knackig” mittlere Stimmung mittelhohe Stimmung I mittelhohe Stimmung II hohe Stimmung tiefe Stimmung

Desweiteren lässt sich feststellen, dass die Snare – wie fast alle etwas günstigeren Trommeln – ein klein wenig „vintage“ klingt. Das ist in diesem Zusammenhang als durchweg positiv zu bewerten, denn die dünne Blechwand verhindert, dass die Trommel zu „singen“ beginnt. Egal wie quer ich die Snare stimme, sie bleibt stets brav spielbar, rauscht nicht unangenehm nach und widersteht tapfer jedem unangepassten Ton. Dabei zeigt sich der 2,3 mm dicke (besser: dünne) Stahlspannreifen flexibel genug, um auch Kesselschwingungen im Keim zu ersticken. Das soll nicht heißen, dass kein Ton zu hören wäre, lediglich dass der gehörte Ton eine gesunde Länge besitzt und sich gemütlich in das Gehör schleicht, ohne zu beißen. Diese Snare zu stimmen ist also total einfach.
 Ansonsten präsentiert sich die Mapex Steel so, wie sich eine 14“ breite und 6½“ tiefe Snare präsentieren muss, nämlich fett, laut und flexibel. Der Ton ist schön bassig und driftet glücklicherweise auch bei kräftigen Schlägen nicht in kehliges Gedröhne ab. Der Sound macht also nicht zu, steht dafür auch im leise gespielten Bereich sperrangelweit offen. Bolero-artiges Pianissimo bedient der Teppich mit einer durchweg saftigen Ansprache. Abschließend noch ein paar Sätze zur Mechanik: Die Schrauben bleiben beim Spielen bombenfest, lassen sich aber beim Stimmen reibungslos verstellen. Auch der Strainer arbeitet professionell und lässt sich auch in der oftmals hektischen Live-Situation mühelos einstellen. Nichts kantet oder hakt – alles funktioniert zuverlässig und genauso robust, wie es aussieht.

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FAZIT
Diese Trommel ist eine echte Überraschung! Schon die Werksausführung lässt den Hörer ungläubig auf den für diese gute Trommel doch überschaubaren Preis gucken. Wer bereit ist, weitere 50 Euro für einen hochwertigen Snareteppich und gute Felle auszugeben, hält nach wenigen Handgriffen eine Snare in seinen Händen, die es in Sachen Sound und Zuverlässigkeit mit Profi-Snares der Mittelklasse aufnehmen kann. Ich bin der Ansicht, dass Trommeln vor allen Dingen einen musikalischen Zweck erfüllen sollen, was dieser Blecheimer problemlos und gut meistert. Mapex hat mit der Steel Snare ein Preiswunder geschaffen, das das Potenzial zum absoluten Top-Renner des Jahres hat. Natürlich ist die Verarbeitung im Detail eindeutig im Sinne des Preises einfach, gleichzeitig aber auch durchweg zweckdienlich und ausreichend. Trotz des Hochglanz-Spiegeleffektes ist diese Snare nicht für die Vitrine gedacht (so gut sieht sie wirklich nicht aus), aber verstecken muss sich die Mapex Steel Snare keineswegs. Im Gegenteil: Jeder sollte eine haben!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Sound
  • Preis-/Leistungsverhältnis
  • leicht zu stimmen
Contra
  • minderwertiger Snareteppich
  • minderwertige Felle
Artikelbild
Mapex Steel Snare Test
Für 69,00€ bei
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TECHNISCHE DATEN
  • Firma: Mapex
  • Typ: Steel Snare
  • Größe: 14 x 6½ Zoll
  • Material: Stahl
  • Lugs: 10
  • Finish: Stahl (hochglanz)
  • Strainer: Einfachabhebung
  • Kessel: Stahl (geschweißt)
  • Spannreifen: Stahl-Spannreifen 2,3 mm Power-Hoop
  • Preis: € 99,- (UVP)
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