Hinter Lovepedal verbirgt sich eine kleine Manufaktur aus Michigan/USA. Leider ist es sehr schwer, an nähere Informationen über den Hersteller zu kommen, denn selbst auf meine E-Mail mit der Bitte um Hintergrundinformation kam nichts Brauchbares, was ich hier hätte niederschreiben können. Auch wenn man vielleicht versucht ist, so etwas unter der Rubrik ‚amerikanische Oberflächlichkeit’ abzuheften, so muss man doch eines neidlos anerkennen, was sie uns meilenweit voraushaben: den Mut zum Risiko und dem Verlangen danach, ihre Visionen durchzusetzen. Denn deutsche Knüppel zwischen die Beine gibts in den USA zum Glück nicht, denn sonst hätte so manch ein innovativer Schrauber vor lauter Meisterbriefbüffeln und Gesetzesauflagen vergessen, was er eigentlich erfinden wollte.
Schauen wir uns im Folgenden einmal an, was es mit dem Lovepedal 200 LBS Of Tone auf sich hat, auch wenn wir nicht wirklich wissen, wer tatsächlich dahinter steckt, und in welcher Garage das Ganze vielleicht seinen Anfang nahm.
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KONZEPT UND AUFBAU Wer kennt Eric Johnson nicht? Sehe ich da etwa Hände? Schämt euch! Eric Johnson ist ein texanischer Gitarrenvirtuose, Baujahr 1954, der als Studiomusiker einst für Christopher Cross, Carole King und Cat Stevens gearbeitet hat. Nach langen Jahren fand er zu seinem ganz eigenen, cremigen und violinenartig singenden Sound, den er mithilfe verschiedener Fuzzpedale verwirklichte. 1992 gewann er für seinen Top 5 Hit „Cliffs Of Dover“ einen Grammy Award und ging einige Jahre später gemeinsam mit Steve Vai und Joe Satriani auf Tour. Aber worauf wollte ich eigentlich hinaus? Genau, ich wollte damit einfach nur sagen, dass das Lovepedal einen Ton erzeugt, der je nach Spielweise an Eric Johnson erinnert. Erinnert, wie gesagt, denn er selbst spielt es nicht. Es sind wohl eher die fantastische Technik und der exzellente Ton von Mr. Johnson, die letztlich für seinen charakteristischen Stil verantwortlich sind.
Beim „Lovepedal 200 LBS of tone“ handelt es sich um ein Silikonfuzz, das weniger wild klingt als die Kollegen aus der Germanium-Transistor Abteilung. Ich selbst habe Fuzz Pedale erst vor etwa drei Jahren entdeckt und bin immer wieder erstaunt, wie unterschiedlich die einzelnen Geräte klingen. Ein Fuzz mit diesen Soundeigenschaften allerdings habe ich bisher noch nicht gespielt.
In einem schlichten, silbergrauen Metallgehäuse steckt die eher unscheinbare Elektronik dieses Zerrers. Besonders in Fuzz-Zerrern findet man üblicherweise erschreckend wenige Bauteile, und man fragt sich unwillkürlich, wie die Gewinnspanne des Herstellers wohl aussehen mag. Aber hier bezahlt der Kunde in erster Linie das Know-how, denn will man in diesem hart umkämpften Markt als Hersteller bestehen, dann investiert man zuerst einmal jede Menge Zeit und Geld in die Entwicklung, und es dauert unter Umständen Jahre, bis tatsächlich der erste Cent verdient wird – wenn überhaupt. Aber weiter mit unserem Kandidaten: Drei Regler zieren die Oberseite des Gerätes, und mit ihnen die drei üblichen Verdächtigen: „Volume“ für den Ausgangspegel, Fuzz für den Zerrgrad und Fat für die Klangregelung. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang besonders der „Fat“ Regler: fett wird der Ton hier beim Zurückdrehen des Potis, bis sich das Pedal klanglich zu verschlucken beginnt und leicht mulmt. Die beiden obligatorischen Klinkenbuchsen für Ein- und Ausgang sowie der Anschluss für ein 9 Volt Netzteil finden sich auf den Seiten. Hier kann übrigens ein ganz normales 9 Volt Netzteil als Energiespender dienen – es muss nicht, wie bei den Geräten von Fulltone, umgekehrt gepolt sein.
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PRAXIS UND SOUND Natürlich ist der Sound von Verzerrerpedalen Geschmackssache, aber die Soundbeispiele auf der Internetseite des Herstellers haben nicht zu viel versprochen. Beim ersten Herumprobieren mit dem unscheinbaren Kollegen war ich hin und weg, denn das Gerät erinnerte mich an eine Zwischenform von altem amerikanischen Big Muff und einem traditionellen Fuzzface. Es singt und zerrt, was das Zeug hält. Zerr-Reserven gibts hier in Hülle und Fülle, dennoch klingt das Pedal nie nach Metal. Das ist purer Rock’n Roll mit einer sehr runden und geschmackvollen Klangästhetik. Perfektes Gegenteil war mein altes Schaller Fuzz, das einen grauslichen Britzelsound erzeugte und mich lange Zeit von Fuzz-Zerrern ferngehalten hatte. Auch dieses Pedal ist der beste Freund dünner Stratocaster, denen es einen singenden, violinenartigen Ton verpasst, der – anders als beim Soul Bender – noch gesitteter und leichter kontrollierbar ist.
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Im Gegensatz zu vielen anderen Fuzzpedalen akzeptiert das Lovepedal auch Anfragen von Humbuckergitarren. Wichtigster Regler ist das „Fat“ Poti, denn komplett zugedreht bekommt der Ton relativ viel untere Mitten ab, was bei sehr höhenreichen und schwachen Singlecoils durchaus von Vorteil ist. Mit Humbuckern kommt man hier aber leicht ins Wummern, wobei dieses leichte und dezente Mulmen durchaus dabei hilft, eben genau den Violineneffekt zu erzeugen, den man im Allgemeinen mit Eric Johnson in Verbindung bringt. Dabei bleibt aber immer noch genug Biss erhalten, um sich im Bandgefüge durchzusetzen. Mit weniger Gain und weniger Bassanteil kann man einen sehr guten Zerrsound einstellen, der gar nicht mal so sehr nach Fuzz klingt, sondern eher klassisch angeflogen kommt. Klasse! Die besten Ergebnisse erzielte ich mit Fender- und Marshall-Amps, wobei mir das Zusammenspiel mit dem Fender Deluxe noch ein wenig besser gefallen hat.
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FAZIT
Dieses Fuzz Pedal klingt wie die Mischform aus einem Fuzz und einem alten, gut abgehangenen Big Muff. Ja, ich weiß, der Big Muff ist auch ein Silikonfuzz, aber ich rede hier von den alten und sehr rund klingenden Teilen. Der Ton des Lovepedal „200 LBS Of Tone“ist sehr eigen und kultiviert und trotz viel Gain nichts für Metalgitarristen. Für Eric Johnson Fans und Klangforscher, die immer auf der Suche nach Neuem sind, ist das Pedal hingegen absolut empfehlenswert.
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