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LINE6 Pocket POD Express Test

Ja, geht’s denn tatsächlich noch minimalistischer? Anscheinend schon! Nachdem der Pocket POD bereits ein Riesenspektrum an Sounds bereitstellte und zugleich in jede Jackentasche passte, nimmt es der Pocket POD Express sogar mit jeder engen Jeanstasche auf. Seine Features wurden entsprechend abgespeckt. Dennoch bietet er sämtliche Zerrstufen, die wichtigsten Modulations-, Hall- und Echoeffekte sind enthalten und selbst an der rudimentären Ausgabe eines Stimmgerätes wurde nicht gespart.

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So steht auch beim Kleinsten der Familie dem Live-Einsatz über einen Amp oder über eine PA, der Funktion als Recordingtool und natürlich dem mobilen Betrieb über Kopfhörer nichts im Wege. Ob die für Line 6 übliche Qualität bei den formatbedingten Sparmaßnahmen erhalten geblieben ist, das soll der folgende Test herausfinden.

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Details

Die Größe, oder besser die Winzigkeit der Express-Soundmaschine erfordert ein übersichtliches Bedienfeld, und diese Aufgabe wurde sehr gut gelöst: Vier ausreichend große Plastikpotis zeichnen für die Soundjustage verantwortlich. Als fünftes Bedienelement befindet sich in der unteren Einbuchtung des nierenförmigen Gehäuses ein Plastiktaster mit Doppelbelegung für Tap-Funktion und Tuner. Zwei rote Dioden links und rechts davon dienen der Navigation beim Stimmen und der Anzeige des eingegebenen Tempos.

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Das Plastikgehäuse beherbergt die kompakte Elektronik und ein gehäuseumfassender Plastikclip erlaubt das Befestigen des PODs am Gürtel, wo seine knapp 600 Gramm auch kaum ins Gewicht fallen dürften. Der POD lässt sich sowohl mit einem optionalen Netzteil betreiben, das auf der Rückseite seinen Anschluss findet, als auch mit den beiliegenden vier Batterien vom Typ AAA. Das Fach dafür liegt leicht zugänglich an der Gehäuseseite. Zum Einschalten genügt es, seine Gitarre mit dem POD zu verbinden und zum Ausschalten, das Gitarrenkabel wieder zu entfernen. So spart man einen weiteren Schalter. Ein In- und ein Output sowie eine Kopfhörerbuchse in Miniklinkenausführung und ein CD/MP3-In vervollständigen schließlich die Anschlussfraktion. Auch wenn schon des Öfteren in diesem Test das Wort „Plastik“ auftauchte: Im Test hinterließ das Gerät – wie von Line6 gewohnt – durchweg einen gut verarbeiteten und robusten Gesamteindruck.

Bedienelemente
Wie bereits erwähnt, spielen die vier großen Plastikregler in Chromoptik die Hauptrolle bei der Einstellung der Sounds.   Oben links finden sich die verschiedenen Amp-Modelle. Der Regelbereich ist unterteilt in fünf Abschnitte und lässt sich stufenlos verstellen. Angefangen bei Clean geht es über Twang, Crunch und Rock bis hin zum Metal.   Oben rechts befindet sich der Volume-Regler, der von extrem leise bis ganz schön laut alle Hörgewohnheiten bedient.   Unten links auf der Niere ist die Modulationsabteilung zu Hause. Im Pocket POD Express beschränkt man sich auf die wichtigsten Vertreter Chorus, Tremolo und Flanger. Auch dieser Regler ist somit in drei Regelbereiche unterteilt und verfügt zusätzlich über eine Off-Position bei Linksanschlag des Potis.

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Rechts gegenüber, ebenfalls dreifach unterteilt mit Off-Position, die Hall- und Echoabteilung. Zu ihren Vertretern zählen hier Delay, Spring und Hall.   Zuguterletzt noch den bereits erwähnten Taster für die Tuner- und Tap-Funktion. Beim Stimmgerät wurde auf eine zusätzliche Anzeige verzichtet, die den jeweils gespielten Ton anzeigt. Es erkennt automatisch das Standard-Tuning (EADGHE), allerdings sollte man die Gitarre schon mal grob nach Gehör vorstimmen, ansonsten könnte ein Tuning-Desaster die Folge sein. Bei erfolgreicher und vollautomatischer Erkennung des Tons zeigen die beiden Dioden Flat oder Sharp an und im Delay-Modus erinnern sie mit rhythmischem Blinken an das voreingestellte Tempo.

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Praxis

Nun sind wir aber neugierig auf Qualität und Umfang des Soundangebotes. Line6 bedient sich hier der gleichen Amp-Vorbilder wie im POD 2.0, also Deluxe Reverb, VOX AC30 Top Boost, Marshall JCM 800, Mesa Boogie Dual Rectifier und Fender Twin Reverb.

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Der Clean-Modus im Pocket POD Express ist klar und kräftig und reagiert auch bei Zugabe von Chorus, Flanger und Tremolo ohne Verlust seiner druckvollen Klangeigenschaften. Er beinhaltet auch leicht angezerrte Klänge, dreht man das Poti in den oberen Regelbereich.

Audio Samples
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Clean Clean High

Die addierten Modulationen fügen sich sehr geschmackvoll in den Gesamtsound ein, auch wenn der Flanger ab Werk mit einem sehr hoch eingestellten Feedback daherkommt. Je höher der Effekt eingestellt ist, desto positiver wird dessen Geschwindigkeit und Intensität verändert.

Audio Samples
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Clean Chorus Clean Flange

Die Twang-Sounds machen genau das, was der Name sagt. Die Gitarre erhält den knalligen Twang, den man erwartet, wenn man mit einer Strat oder einer Single-Coil Tele über einen 64er Fender Deluxe Reverb Amp spielt. Auch hier verspricht der Expresskandidat nicht zuviel.

Audio Samples
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Twang

Im Crunch-Modus wird’s dann schon etwas gainiger und druckvolle Sounds im Stile bekannter VOX-Modelle sind das Resultat. Dass Line6 das Thema Amp-Modeling von der Pike auf beherrscht, wird auch hier deutlich. Ein bisschen Tremolo dazu, und fertig ist die Laube.

Audio Samples
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Crunch Trem

Der Rockbereich startet bereits mit relativ viel Gain und geht in Richtung stark verzerrter Marshall-Sounds im oberen Regelbereich. Hier darf ordentlich losgelegt werden. Auch erdige Soloeinwürfe sind in dieser Einstellung gut akzentuiert und druckvoll.

Audio Samples
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Rock Rock Solo

Im Metal pustet der POD dann aus allen Kanälen und legt mit HiGain und Rectifier Sounds gut vor. Am besten genießt man diesen Mode im Humbuckerbetrieb für ein extrem kräftiges und sauberes Ergebnis.

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Metal

Für Leadsounds eignet sich die Zugabe von ein wenig Delay, dessen Reglerbereich für die Effektintensität zuständig ist – also die Lautstärke der Wiederholungen.  
Die beiden Reverb-Sounds erledigen ihren Job unauffällig, unaufdringlich und gut klingend und liefern das Tüpfelchen Raum obendrauf. Wie schon der Name sagt, liefert das Spring Reverb eine Simulation des Fender Federhalls, während das Hall-Modul die gleichen Sounds liefert, die auch im POD 2.0 zu Hause sind.

Audio Samples
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Spring Reverb Hall Reverb

Durch das sinnvolle Aufspalten der sechs Effekte auf zwei Regler sind Chorus/Flanger/Tremolo einerseits und Delay/Spring/Hall auf der anderen Seite beliebig zu kombinieren.  
Dass Line6 auf sämtliche EQ-Potis verzichtet hat, fällt wirklich erst später auf, da das Soundangebot mit eigentlich jedem Instrument gut klarkommt und die gängigsten Geschmäcker zufriedenstellend und ausgewogen bedient.  
Wird der Pocket POD Express ins Amp-Setup eingebunden, kann man neben den normalen Modeling-Sounds auch ein komplett cleanes Signal einschleifen, indem man den für die verschiedenen Amp-Modelle zuständigen Regler auf Linksanschlag dreht und somit das Amp-Modeling deaktiviert. So lassen sich beispielsweise bei Betrieb mit einer Akustikgitarre lediglich die Modulationseffekte oder Reverb und Delay zur Anreicherung des Klanges nutzen.  
Die Bedienung erfolgt intuitiv und erklärt sich durch die verständliche Beschriftung – auch für Laien – quasi von selbst. Wahrscheinlich auch ein Grund dafür, dass als Bedienungsanleitung nur ein kleines Faltblatt herhalten muss, das auch nur das noch einmal erklärt, was ohnehin auf den ersten Blick schon klar sein dürfte. Dafür gibt’s einen absoluten Pluspunkt.
Für zusätzliche und genauere Informationen stellt Line6 auf der eigenen Homepage www.line6.com erweiterte Manuals und Infos zum Download bereit.

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Entgegen meiner ursprünglichen Erwartung macht der Pocket POD Express eine grundsolide Figur. Auch wenn das Gehäuse lediglich aus Plastikkomponenten besteht und im täglichen Betrieb auch schnell einige Kratzer zum Vorschein treten, besteht hinsichtlich der Stabilität und Robustheit kein Grund zur Sorge. Eine extrem übersichtliche und leicht zu bedienende Oberfläche ohne komplizierte Untermenüs erlaubt einen raschen Kaltstart für jedermann. Die Soundqualität überrascht mit klarer Artikulation, kräftigem Durchsetzungsvermögen und der Erhaltung des ursprünglichen Gitarrensounds. Die Effekte sind stimmig und geschmackvoll einsetzbar, genau wie der Spar-Tuner seine ihm zugewiesene Aufgabe zuverlässig erledigt. Die Möglichkeit, zum eingespeisten Jam-Track über den CD/MP3-Eingang ohne Soundverlust zu spielen, gibt dem Kleinen schließlich die besondere Note. Für einen äußerst humanen Preis ist der Pocket POD Express einer der qualitativ hochwertigsten und gleichzeitig erschwinglichsten Taschen-Modeler seiner Klasse.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • grundsätzliche Verarbeitung
  • Soundqualität
  • CD/MP3 In
  • intuitives Handling
  • Preis-/Leistung
  • Mobilität
Contra
  • Plastikkomponenten (zerkratzen schnell)
Artikelbild
LINE6 Pocket POD Express Test
Für 59,00€ bei
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Facts
  • Gehäuse: Kunststoff + zusätzlichem Plastik-Gürtelclip
  • Anschlüsse: Eingang, Ausgang, CD/MP3-In, Kopfhörer, Netzadapter
  • Regler: Amp-Modelle, Volumen, Modulationseffekte, Reverb + Delay
  • Modi: Clean, Twang, Crunch, Rock, Metal
  • Effekte: Chorus, Tremolo, Flanger, Delay, Spring Reverb, Hall Reverb
  • Stromversorgung: 4xAAA Batterie oder 9V-Netzteil (DC-1 empfohlen)
  • Gewicht: ca. 600 g
  • Preis: 94,- Euro (UVP)
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