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Line 6 Catalyst 100 Test

Bei der neuen Line 6 Catalyst-Serie handelt es sich um drei  60, 100 und 200 Watt starke Gitarren-Combos, die digitale Modeling-Technologie mit der Optik eines Echtamps und dem Feel eines Gitarren-Speakers vereinen sollen. Die Novizen im Programm des amerikanischen Herstellers haben dabei so einiges unter der Haube, denn die drei besitzen eine Reihe von programmierbaren Verstärkertypen, Booster, digitale Effekte und für das häusliche Spielen sogar einen skalierbaren Powersoak.

Fender Mustang GTX100 Test

DI-Recording-Optionen und auch die Verwendung als Audio-Interface stehen ebenfalls auf der Liste, womit der Catalyst nahezu allen Ansprüchen eines modernen Übe-Amps gerecht wird. Auch preislich punkten die Boliden mit durchaus attraktiven Zahlen und liegen teilweise unter Konkurrenzprodukten wie dem Fender Mustang oder der Boss Nexus-Reihe und ziemlich auf Augenhöhe mit z. B. dem Boss Katana. Die 100-Watt-Version des Catalyst liegt mir aktuell zum Test vor und ich möchte überprüfen, ob der Amp auch klanglich das hält, was die Specs versprechen.

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Gehäuse/Optik

Der Catalyst 100 zeigt sich in einem klassischen und optisch attraktiven 1×12″ Combogehäuse mit den Maßen 56 x 24 x 48 cm (B x T x H), das mit schwarzem Tolex bezogen ist. Die Front schmückt eine grau-schwarze Bespannung, die den Speaker schützt, darüber befindet sich der Catalyst-Schriftzug aus Kunststoff.

Line 6 Catalyst 100 Schrägansicht
Fotostrecke: 5 Bilder Der Line 6 Catalyst 100 kombiniert digitale Modeling-Technik mit der Optik eines echten Combos.

Die Bedienelemente wurden im typischen “Toploader”-Prinzip im hinteren oberen Drittel platziert und bestehen aus elf schwarzen Kunststoffpotis, deren Stellung sehr gut ablesbar ist. Weitere Funktionen sind den sieben Tastern zugewiesen, die allesamt mit unterschiedlichen LEDs versehen sind. Links außen am Bedienfeld ist lediglich eine 6,3 mm Klinkenbuchse als Input angebracht, da alle weiteren Anschlüsse auf die Rückseite verfrachtet wurden. Dort befinden sich der Eingang für das im Lieferumfang enthaltene Kaltgerätekabel, der Netzschalter zum Aktivieren des Amps, ein Kopfhörerausgang, ein MIDI- sowie USB-Eingang und ein Aux-Anschluss im Miniklinkenformat. Der DI-XLR-Ausgang wird von einem Ground-Lift-Schalter begleitet, um eventuelle Brummprobleme lösen zu können. Der Effektloop mit einem Mono Send und Return lässt sich mit einem kleinen Schalter zwischen den Modi “FX Loop” und “Power Amp” umschalten. Letztere Stellung sollte gewählt werden, möchte man ein Signal direkt in die Endstufe spielen, was bei der Benutzung von externen Modeling-Prozessoren und Pedalboards sinnvoll sein kann. Darüber hinaus bietet der Catalyst rückseitig auch die Möglichkeit, den für knapp 40 Euro optional erhältliche Fußschalter LFS2 anzuschießen. Der ist relativ minimalistisch gehalten und bietet nur zwei Schaltfunktionen für die Kanalumschaltung und die Effektaktivierung.

Line 6 Catalyst 100 Input
Fotostrecke: 3 Bilder Die Bedienelemente wurden im typischen “Toploader”-Style im hinteren oberen Drittel platziert und setzen ich aus elf schwarzen Kunststoffpotis zusammen.

Die Ausgangslautstärke kann an der Rückseite mit einem Wahlschalter in den vier Positionen Mute, 0,5, 50 und 100 Watt eingestellt werden. Die Mute-Funktion schaltet, wie der Name vermuten lässt, den Amp stumm, was für Recording oder Kopfhöreranwendung sehr dienlich sein kann.

Die Gehäuserückseite ist als Open Back konzipiert und gewährt einen Blick auf den hauseigenen 1×12″ Catalyst HC100 Speaker, dessen Anschlusskabel fest mit der Bedieneinheit verlötet wurde und nicht abgezogen werden kann. Zum Lautsprecher finden sich keine weiteren Angaben, außer dass dieser 4 Ohm bietet und mit einem Spezial Voicing ausgestattet ist. Am Kunststoffgriff auf der Oberseite des Combos lassen sich die relativ leichten 14,5 Kilo Lebendgewicht sicher transportieren. Der Boden ist mit vier Gummifüßen versehen, die Kratz- und Rutschsicherheit gewähren.

Line 6 Catalyst 100 Rückseite
Fotostrecke: 6 Bilder Die Gehäuserückseite ist als Open Back konzipiert und…

Zum Lieferumfang gehören ein mehrsprachiges Manual und das Kaltgerätekabel.

Bedienung

Der Catalyst ist als zweikanaliger digitaler Modeling Amp konzipiert, der zusätzliche Effekte an Bord hat und mit einem Gitarrenspeaker (also keinem FRFR-Lautsprecher) bestückt ist.
Die Ampsektion besteht aus 6 Modellen, die mit dem Selector-Drehwähler aktiviert werden können nämlich:

Clean: Ein glasklarer Cleansound.

Boutique: Hier stand ein “mystischer, seltener Boutique-Amp“ Pate, also vermutlich ein Dumble, der schön in den Break-Up zu fahren ist, und klanglich an Stevie Ray Vaughan erinnert.

Chime: Dieses Modell bringt den klassischen britischen “chimey” Sound aufs Parkett, den man z. B. von Vox-Amps kennt.

Crunch: Hier trifft man einen weiteren britischen Rockton, der deutliche Marshall-Züge aufweist.

Dynamic: Diesem Modell diente ein kanadischer Amp als Vorlage, der sehr empfindlich auf Pedale und dynamisches Spiel mit dem Volume-Poti  reagiert.

Hi Gain: Dieser Mode bietet moderne High-Gain-Sounds mit großen Zerrreserven.

Vor den Verstärkerblock lässt sich noch ein Boostermodul schalten, dessen Verhalten stark vom gewählten Ampmodell abhängt und am Bedienpaneel lediglich in der Lautstärke regelbar ist oder dort gänzlich deaktiviert werden kann.

Satte 24 Effekte stehen bereit, die in jeweils 6 Delay-, Modulations-, Reverb- und  Pitch-Shifter/Filter-Effekte aufgeteilt sind und sowohl am Amp, als auch über den Editor, auf den wir weiter unten noch zu sprechen kommen, bestimmbar sind. Zur Auswahl stehen:

Line 6 Catalyst 100 Delay
Fotostrecke: 4 Bilder Delay

Prinzipiell kann der Amp sowohl manuell als auch über einen Editor eingestellt werden. Setzt man auf die erste Option, so wählt man am Selector-Knopf den Amp-Typ, stellt die übrigen Parameter ein und speichert durch Gedrückthalten der A- bzw. B-Taste die Voreinstellungen auf einem der beiden Kanäle. Möchte man den Catalyst wie einen klassischen analogen Röhrenamp ohne Presets einsetzen, besteht die Option, den Manual-Taster oben links auf dem Bedienfeld zu aktivieren.

Die Potis entsprechen neben Selector und Boost der typischen Amp-Belegung mit Gain für den Zerrgrad, einem EQ aus Bass, Mid, Treble, Presence und einem Channel-Volume für die Kanallautstärke.

Die Effekt- und Reverb-Regler bestimmen den Effektanteil des jeweils im Editor gewählten Algorithmus und zwei Select-Taster oberhalb dieser Potis deaktivieren den Effekt auch komplett. Zwischen den Select-Buttons liegt ein Tap-Knopf, mit dem z. B. das Delay-Tempo bequem eingeklopft werden kann. Hält man ihn länger gedrückt, schaltet sich das Stimmgerät ein, das durch die beiden LEDs in den Tastern gut ablesbar ist. Rechts außen befindet sich noch ein Master-Volume-Regler für die Gesamtlautstärke.

Der Catalyst ist mit 12 Presetplätzen ausgestattet, die in 6 Bänke mit jeweils einem A- und B-Setting aufgegliedert sind. Diese werden durch Gedrückthalten des Manual-Tasters und Drehen am Selector-Drehwähler unkompliziert geschaltet.

Auch das Anwählen des Effekt- oder des Reverbtyps innerhalb einer Kategorie ist mit einer Tastenkombination möglich. Hierzu hält man den Effect- oder Reverbknopf gedrückt und bedient sich erneut des Selector-Rades. Um eine andere der oben genannten Effekt-Oberkategorien (Delay, Modulation, Pitch Shift/Filter) zu bestimmen, hält man den Effekt-Taster zwei Sekunden gedrückt und steppt mit TAP durch die drei Typen.

„Catalyst Edit“ – Editor

Fotostrecke: 2 Bilder Catalyst Edit – Desktop

Besonders komfortabel ist das Einstellen über den Editor, über den sich Möglichkeiten bieten, auf die man am Amp selbst keinen Zugriff hat.

Catalyst Edit ist, so wie auch der Treiber und die Aktualisierungssoftware, auf der Line 6 Seite zum kostenlosen Download bereit gestellt. Erhältlich ist die Software sowohl für Windows als auch Mac und sogar als App für iOS und Android-Systeme, wobei die Verbindung nur über USB-Kabel möglich ist. Die Installation lief problemlos, die Software ist stabil und nach dem Updaten auf Firmware Version 1.02 (Stand März 2022), bin auch schon „good to go“.

Die GUI der Software ist ebenso attraktiv wie übersichtlich gestaltet und die Programmierung läuft extrem intuitiv ab. Die Ansicht besteht aus einer Headerzeile, welche die Bank und den Presetnamen anzeigt und zu grundlegenden Einstellungen führt. Beispielsweise kann hier ein externes MIDI-Expressionpedals bestimmt und sogar die Spillover-Funktion von Reverb oder Delay deaktiviert werden. Auch der Zugang zur Tap-Funktion oder zum Stimmgerät ist hier möglich. Möchte man ein MIDI-fähiges Expressionpedal als Volume-Pedal nutzen, lässt sich die Platzierung vor oder hinter der Signalkette frei festlegen um zu definieren, ob man Effekt-Swells oder aber Gain-Swells vornehmen will.

Dahinter zeigen sich die Sound-Editierfunktionen in Form des Amp-Moduls.

Ein zusätzliches Noise-Gate ist ebenfalls untergebracht, das sich zwar auch am Amp durch eine Tastenkombination aus Boost-Switch und -Regler bestimmen lässt, im Editor allerdings wesentlich intuitiver in Threshold und Decay einstellbar ist.

Das Feld der “Amp Advanced Parameter” setzt an der virtuellen Endstufe an und hier lassen sich beispielsweise Amp-Sagging oder BIAS nach Wunsch tweaken.

Für die Benutzung des DI-Outs bietet der Editor die Auswahl aus drei Cabinet-Modellen, nämlich 1×12″, 2×12″ und 4×12″, zur Abnahme stehen 16 verschiedene virtuelle Mikes bereit. Deaktivieren lässt sich der CabSim-Block für den DI-Out nicht, aber die Benutzung des Effektloop-Sends bietet hier einen tollen Workaround, möchte man Drittpartei-IRs einsetzen.

Die Effekte können mithilfe der Advanced Parameter ebenfalls sehr umfangreich im Editor eingestellt werden, wobei sogar die Platzierung vor oder hinter der Vorstufensektion flexibel wählbar ist, übrigens auch durch eine Tastenkombination aus Effekt-Knopf und -Regler am Amp.

Die Verwendung als Audio-Interface ist natürlich auch möglich und meine DAW, Presonus Studio One, erkennt den Catalyst tadellos als Audiogerät.

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