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Latenz messen: So bestimmt ihr die Aufnahme-Verzögerung eurer DAW

DAW & Audio-Interface: Wie Latenz messen? Latenz ist ganz allgemein gesprochen eine Verzögerung. Im Kontext der Musikproduktion meinen wir dabei die Laufzeit, die ein Signal durch den Computer benötigt. Das bedeutet: Von eurem Mic/Synth/Amp in das Audiointerface hinein, mittels Treiber in das Betriebssystem und von da in eure DAW-Software sowie anschließend in umgedrehter Reihenfolge wieder heraus, auf die Boxen.

Die Latenz in der DAW bestimmen

Inhalte
  1. Hardware- vs. Software-Latenz
  2. Statischer vs. dynamischer Fehler
  3. Kabelschleife bilden, Abweichung messen und eintragen
  4. Verifizieren und testen
  5. Kurz und knapp
  6. Treiberfehler-Kompensation in Ableton Live bestimmen
  7. Aufnahmeverzögerung in Apple Logic Pro X bestimmen
  8. Aufnahmelatenz berücksichtigen in Cubase Pro 12

Details

Hardware- vs. Software-Latenz

Die meiste Zeit geht tatsächlich durch die Reise innerhalb der Software verloren, wobei hier die Parameter Sample-Buffer und Samplerate ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen. Die Wandlung durch die Hardware selbst bzw. die AD/DA-Conversion kann man vernachlässigen. Insgesamt kann das Phänomen jedoch zu reichlich Problemen bei Monitoring führen sowie bei der Aufnahme selbst stören. Nehmt ihr also etwas auf und spielt es wieder ab, kann es auch deswegen einen Versatz geben.

Statischer vs. dynamischer Fehler

Kennt man diesen „Fehler“, kann man ihn allerdings gut kompensieren. Die DAW legt die Spur dann nämlich einfach entsprechend weiter vorn oder hinten im Arrangement ab: euer Mix klingt wieder „Timing-richtig“. Soweit die Theorie, denn neben diesem statischen Fehler gibt durchaus auch viele andere „dynamische“ Problemchen, darunter MIDI-Jitter sowie zusätzliche systembedingte Audio-Gemeinheiten, die allerdings eher Probleme im Mikro-Timing machen. Das ist eine eigene höchst komplizierte Baustelle für sich – und hier nicht unser Thema.

Kabelschleife bilden, Abweichung messen und eintragen

Uns soll es hier um den groben statischen Fehler gehen, denn den kann man relativ einfach messen und in den meisten DAWs auch total unkompliziert kompensieren. Das Prinzip ist in allen Fällen das gleiche: Zuerst verbindet ihr mit einem analogen Audiokabel den Eingang und den Ausgang des Audiointerfaces, was ihr messen möchte. Anschließend schickt ihr ein Testsignal durch und lest die Abweichung in der DAW ab. Diese Delay tragt ihr nun in die Audioeinstellungen der DAW ein – fertig. 

Latenz messe: Audiointerface Ausgang
Fotostrecke: 2 Bilder Hinten raus …

Verifizieren und testen

Anschließend testet ihr euer neues Setup noch mal mit dem Testfile und probiert dabei auch unterschiedliche Samplerates und Samplebuffer aus, die ihr während euer Arbeit typischerweise verwendet. Hoffentlich stellt ihr dabei keine Abweichungen fest und könnt müsst euch nicht mehr sorgen, falls doch: dann wisst ihr jetzt Bescheid. Im Folgenden erklären wir euch das explizit an den drei wichtigen DAWs: Live, Logic und Cubase.

Kurz und knapp

  • Eingang und Ausgang des Audiointerface mit Kabel verbinden
  • Testfile wiedergeben und über Verbindungskabel aufnehmen
  • Abweichung ermitteln
  • Abweichung in DAW eintrage
  • Testen und ggfls. wiederholen
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Treiberfehler-Kompensation in Ableton Live bestimmen

Ableton Live nutzt zweifelsohne die wohl komplizierteste Formulierung für die Aufnahme-Verzögerung. Es ist aber faktisch das gleiche Problem wie in allen anderen DAWs gemeint. Dafür hat der Berliner Hersteller sogar ein eigenes Tutorial am Start, was ihr am rechten Rand von Live über die Hilfefunktion jederzeit aufrufen könnt. Im Prinzip könnt ihr aber auch jedes andere Sample verwenden, dass eine gut erkennbare, steile Flanke am Anfang bietet.

Versatz in Ableton Live 11
Die zeitlich Abweichung der Flanken ist gut zu erkennen, man muss aber auch schon ordentlich reinzoomen.

Zunächst platziert ihr „Testfile“ auf der ersten Spur. Im Normalfall ist diese über den Master zu hören und der gibt über den Audioausgang 1/2 aus. In dem Fall steckt ihr ein Ende eures analogen Kabels in den Ausgang 1 oder 2 eures Audiointerfaces und das andere Ende beispielsweise in den Eingang 1. Deshalb wähle ich in der nächsten Spur in Live dann auch „External In“ und dann im kleinen Menü darunter „1“. Nun startet ihr eure Aufnahme uns solltet das Testfile von Spur 1 nun auf Spur 2 ohne großartige Änderungen als eine neue Aufnahme vorfinden. Falls diese zu laut oder leise sein sollt passt den Gain des Inputs am Audiointerface an.

Eingang wählen Ableton Live 11
„Ext(ernal) In“ in der Aufnahme-Spur sollte ausgewählt sein, im Menü darunter wählt ihr den Eingang, in dem euer Kabel steckt. Ob ihr das in der Session-View (links) oder Arrangment-View (rechts) macht, spielt keine Rolle

Nun zoom ihr an den Anfang beider Files und stellt eine Abweichung fest – oder auch nicht, dann seit ihr an dieser Stelle fertig, denn es gibt keinen Treiberfehler der zu kompensieren wäre. Falls aber doch, könnt ihr den Abstand zwischen zwei beliebigen Spitzen innerhalb der Files mit der Maus markieren. Live zeigt auch ganz unten die dann Länge in ms an, sollte der Abstand nicht allzu klein sein. „0:08“ entsprich dabei beispielsweise 8ms.

Kommt eurer Aufnahme zu früh, tragt ihr diesen Wert mit dem Vorzeichen minus in die Audioeinstellungen ein. Kommt die Aufnahme zu spät, entsprechend ohne Minus. Zeigt Ableton Live „0:00“ an obwohl ihr eine Abweichung erkennen könnt, ist der Fehler so klein, dass ihr besser mit Samples anstatt ms herumprobieren könnt, bis es passt.

Anschließend startet ihr eine neue Aufnahme und überprüft das es keine Abweichungen mehr gibt. Falls doch, korrigiert euren Wert entsprechend so lange, bis es passt. Ihr seit fertig!

Versatz mit Markierung betimmen in Ableton Live
Fotostrecke: 3 Bilder Wenn ihr einen Zeitbereich markiert, zeigt Live euch unten den Wert in ms an.
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Apple Logic Pro X nimmt es – dem Namen zum Trotz – manchmal nicht ganz so ernst mit der “Lehre vom folgerichtigen Denken”. Aber ihr habt uns, und wir zeigen euch alles Notwendige, wie ihr die Latenz eures Interfaces und den resultierenden Aufnahmeversatz von Logic Pro X bestimmt.

Wenn ihr eure statische Abweichung bereits kennt, könnt ihr sie unter

Einstellungen -> Audio -> Aufnahmeversatz

direkt eintragen. Logic Pro X packt eure Aufnahmen dann ab sofort dahin, wohin sie folgerichtig auf die Timeline gehören. Kennt ihr diesen Versatz nicht, erklären wir euch im folgenden, wie ihr ihn bestimmt.

Aufnahmeverzögerung in Apple Logic Pro X bestimmen

Der grundlegenden Ablauf dieses Test ist bei jeder DAW gleich: ein Eingang des Audiointerfaces wird mit einem Ausgang des selben Audiointerfaces und unter Hilfe eines einfachen Audio-Kabels direkt verbunden. Durch dieses Kabel nehmt ihr dann etwas auf und schaut ob es eine zeitlich Abweichung zum Original gibt. Diesen “Aufnahmeversatz” gilt es dann in seiner Länge, Maßeinheit Samples, zu bestimmen, in die Einstellungen einzutragen, auf Richtigkeit zu kontrollieren – und fertig!

Latenz messe: Audiointerface Ausgang
Raus und wieder rein – das muss eine Kabelschleife sein!

Ihr legt zunächst in Logic Pro X eine leere Session mit zwei Spuren an, dazu wählt ihr im Assistenten Audio aus und danach dann “Input 1+2” und “Output 1+2”, wenn ihr diese mit eurem Kabel verbunden habt. Ob ihr übrigens ein Mono oder Stereo-Kabel nutzt ist egal. Achtet darauf, dass unter “Anzahl der zu erzeugenden Spuren” eine 2 eingetragen wird.

Fotostrecke: 3 Bilder Wir brauchen zwei Spuren: Eine mit dem Testfile – die andere zum Aufnehmen.

Auf die erste Spur dieses neuen Projektes packt ihr ein beliebiges Testfile. Wichtig ist, dass es halbwegs steile Flanken hat, ein Drumsample ist perfekt. Das Sample bzw. dessen Kanal spielt ihr nun auf den Ausgang eures Audiointerfaces aus, wo euer Kabel eingesteckt ist. Wenn ihr mit dem Assistenten zu Beginn der leeren Session die Output-Routings bereits richtig festgelegt habt, müsst hierzu nichts weiter unternehmen.

Nur die zweite Spur müssen wir noch anpassen, in dem wir sie anklicken und markieren, damit wir links die Spureinstellungen vornehmen können: Der Eingang 1+2 müsste, dem Assistenten seit Dank, bereits ausgewählt sein. Den Ausgang der Spur 2 schaltet ihr allerdings aus, sonst kommt es später bei der Aufnahme zur unschönen Feedback-Schleife. Anschließend klickt ihr auf das “I” und die Spur ist damit scharf-geschalten.

Fotostrecke: 2 Bilder Hier seht ihr die Einstellungen für die Spur zur Aufnahme.

Startet nun eine Aufnahme und schaut zu, wie das Testfile der ersten Spur auf die zweite “analog kopiert” wird. Passt euren Gain an, falls das aufgenommene File zu laut oder leise ist. Nochmal zur Sicherheit: Das Testfile auf Spur 1 wandert über den Ausgang eures Audiointerfaces, über das Kabel, wieder zurück in den Eingang eures Audiointerfaces, und anschließend auf die Audio-Spur 2.

Aufnahme läuft! Eine Aufnahme von ein paar Sekunden reicht vollkommen aus!

Nach der kurzen Aufnahme zoomt ihr in beide Spuren hinein (Taste Z) und vergrößerte die Auswahl solange mit dem Lupenwerkzeug, bis ihr irgendeine aber eindeutige Flanke findet.

Sollten diese Spuren bzw. deren Flanken auf der Zeitachse nicht exakt übereinander liegen, habt ihr einen Versatz. Den gilt es nun mit dem Cycle-Tool zu bestimmen, damit ihr die Abweichung unter Einstellungen -> Audio -> Aufnahmeversatz eintragen könnt.

Kein Versatz – es gibt nichts zu tun! Die Aufnahmeverzögerung beträgt 0 Samples

Spätestens jetzt ist Logic allerdings nicht mehr ganz so “logisch”. Damit ihr im Cycle-Tool nicht nur Bars sondern auch absolute Zeiten bzw. besser “Samples” angezeigt – und damit ablesen bzw. messen könnt, müsst ihr erst das “zweite Lineal” aktivieren und unter Einstellungen -> Anzeige -> Zeit anzeigen als “Stunden:Minuten:Sekunden:Samples” auswählen.

Fotostrecke: 4 Bilder Mein Interface hat keinen Versatz, deswegen provoziere ich zu Anschauungszwecken einen von “496 Samples”

Jetzt zeigt das Cycle-Tool bei Markierung einer Zeitspanne diese Länge auch in Samples an, die ihr nun in den Aufnahmeversatz in den Audio-Einstellungen eintragen könnt. Beachtet dabei das Vorzeichen, denn kommt eure aufgenommen Spur zu spät, muss sie nach vorn und deswegen der Versatz mit einem Minus garniert werden. Wie, was? Egal, probiert es im Zweifelsfall einfach nochmal mit einer neuen Aufnahme aus und ändert den Wert solange bis beide Spuren exakt übereinander sind.

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Aufnahmelatenz berücksichtigen in Cubase Pro 12

Wenn die “Lösung” in jeder DAW auch etwas anders heißt, die Herangehensweise zur Bestimmung der Aufnahmelatenz eines Audiointerface ist immer gleich: Ihr verbindet zunächst einen beliebigen Ausgang und Eingang eures Audiointerface mit einem analogen Kabel. Dann nehmt ihr durch dieses Kabel ein Testsignal auf und schaut ob es Aufnahmeverzögerung gibt. Diese Abweichungen nennt man auch Versatz, Latenz oder Treiberfehler.

Kennt ihr diesen statischen Fehler könnt ihr diesen in den Audio-Einstellungen von Cubase 12 nachtragen. Von nun an sollten eure Aufnahmen an der exakt richtigen Stellen landen – ohne Latenz!

In Cubase 12 Pro heißt der Menüpunk ganz korrekt “Aufnahmelatenz berücksichtigen” und ihr findet ihn Studio -> Studio-Einstellungen –> Audiosystem. Normalerweise bestimmt die Software den Fehler zwar von selbst und gleicht ihn auch automatisch aus – normalerweise ist aber nicht immer, weshalb wir im Folgenden klären wollen, wie man diese Abweichung bestimmt.

Zunächst legt ihr ein leeres Projekt mit zwei Spuren an. Auf die erste Spur kommt unser Testfile. Wie das aussieht ist relativ egal. Hauptsache es hat halbwegs steile Flanken. Dieses File wird im Normalfall über den Ausgang 1/2 wiedergegeben. An diesen Ausgang schließt ihr das eine Ende eures analoge Kabels an. Das andere Ende wiederum kommt an einen freien Eingang – und genau diesen Eingang wählt ihr in der Spur 2 zur Aufnahme auch aus. Solltet ihr keine Eingänge auswählen können, solltet ihr diese zunächst unter Studio -> Audioverbindungen -> Ausgänge noch definieren.

Cubase 12 Latenz aufnehmen
Fotostrecke: 2 Bilder Eingang auswählen und scharf schalten

Wählt nun den Input in den Kanaleinstellungen aus, aktiviert die Aufnahmebereitschaft und drückt Aufnahme. Jetzt sollte das File der ersten Spur über das Kabel auf die zweite Spur aufgenommen werden. Ein kurzer Zeitabschnitt reicht dafür vollkommen aus.

Anschließend solltet ihr das Lineal auf “Samples” umstellen, um den Versatz mit dem Markierungs-Werkzeug entsprechend “ausmessen” zu können. Die Abweichung in Samples merkt ihr euch und tragt sie dann in den Studio-Einstellungen unter Aufnahmeversatz ein.

Beachtet dabei das Vorzeichen: Kommt euer Aufnahme zu früh, muss ein Minus davor. Nehmt anschließend noch mal neu auf und überprüft das Ergebnis. Sollte die Aufnahme exakt unter dem Original-File sein, seid ihr fertig. Ansonsten wiederholt ihr das Ganze einfach bis es passt!

Markieren zum bestimmen des Versatz
Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem Werkzeug “Auswahlbereich” bestimmt ihr durch die blaue Markierung die Differenz der Abweichung, die euch in Samples unter “Länge des Bereiches” angezeigt wird.
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Profilbild von Marvin

Marvin sagt:

#1 - 18.09.2025 um 23:21 Uhr

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Ist es normal dass ich beim Abspielen bzw. Aufnehmen des Test-Tons meinen Output am Audio Interface fast komplett aufdrehen muss damit das Signal im Input dann ungefähr gleichwertig von der Amplitude her ist? Hab den Output erst ziemlich weit unten gehabt und den Input Gain vom Interface aufgerissen. Das hat das Signal aber Verändert. Wundert mich nur irgendwie. Bei mir waren es +4 Samples Unterschied (Audient Id44). Danke für den Artikel!

Profilbild von Don Promillo

Don Promillo sagt:

#2 - 05.10.2025 um 13:22 Uhr

0

Die Latenzkompensation muss ausgeschaltet werden. Bei Live gibt es dafür eine Schalter. Macht man das nicht dann misst man nur den Treiber Fehler. Bei Cubase 12 wird ja auch der Treiberfehler erwähnt. Aber man kann die Latenz auch mit eingeschalter Kompensation messen. Verkabeln wie beschrieben aber mit einem Zusätzlichen Kabel den Ausgang der Spur die aufgenommen wird auf den Eingang einer Zusätzliche Spur Routen. Dann ist die Latenz doppelt auf der dritten Spur aber der Latenzausgleich gleich nur eine aus. S -> Software, H -> Hardware: S: Abspiel Spur -> Ausgang A H: Ausgang A -> Kabel -> Eingang A S: Eingang A -> Aufnahme Spur > Ausgang B H: Ausgang B -> Kabel -> Eingang B S: Eingang B > Latenz Spur. Der Versatz der Aufnahme Spur zur Latenz Spur sollte die RTL (Round Trip Latenz abbilden. Solche eine Kabelschleife und wenn ein Gerät Daten an sich selber sendet nennt man auch Loopback.

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