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Laney Cub10 Test

So ein kleiner Zweit-Amp ist schon was Feines. Man kann zuhause üben und geht dabei keinem auf die Nerven, während der Fullstack im Proberaum auf seinen Einsatz wartet. Das Angebot an kleinen hochwertigen Amps ist mittlerweile recht umfangreich. Zum einen wären da die Allrounder, Modeling-Amps basierend auf DSP-Technologie, die verschiedene Sounds und Effekte zur Verfügung stellen. Dann hätten wir da noch die traditionellen, puren Röhrenamps mit geringer Leistung. Diese sind zwar klanglich nicht so flexibel wie Modeling-Amps, aber für Klangpuristen immer noch die bevorzugte Wahl.

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Und da man leistungsschwache Vollröhren-Amps voll aufdrehen und so die heiß begehrte Endstufensättigung ernten kann, ohne dass gleich die Erde bebt, sind sie auch im Studio gern gesehen Gäste. Ob unser Testkandidat, der Laney Cub 10, zu dieser Kategorie Amps zählen darf und für welche Einsatz-Szenarien er grundsätzlich geeignet ist, erfahrt ihr im folgenden bonedo-Test.  

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Details

Gehäuse/Optik
Mit den Maßen 365 x 355 x 220 mm kommt der Cub 10 nah an die Brüllwürfelform heran. Er ist wirklich sehr kompakt und so spricht nichts dagegen, ihn auch mal in öffentlichen Verkehrsmitteln mitzunehmen. Hier passt er in die Gepäckablage, man kann ihn aufgrund seiner sehr stabilen Bauweise aber auch als Sitzgelegenheit nutzen, wenn der Zug mal wieder hoffnungslos überfüllt ist. Das Multiplex-Gehäuse ist mit schwarzem Kunstleder überzogen und an den Ecken mit Kunststoffschonern armiert, die den Amp beim Transport gut schützen. Mit einem Gewicht von ca. 8 kg ist das Kerlchen auch noch gut zu „ertragen“. Dies erledigt man mit dem auf der Oberseite (wo sonst) angebrachten Griff. Der ist weich, aus Gummi und hat abgerundete Kerben auf der Unterseite für die vier Finger der Tragehand. So schneidet nichts ein und man kann den Combo auch problemlos über weitere Strecken transportieren. Seine Standfestigkeit erhält der Cub 10 durch vier große Gummifüße auf der Unterseite.

Das braune Amp-Chassis mit dem Bedienfeld befindet sich auf der Oberseite. Das macht auch vollkommen Sinn, denn bei so einem kleinen Verstärker wäre es etwas nervig, hätte man die Regelmöglichkeiten auf der Front und müsste sich zum Bedienen noch weiter bücken. Die Vorderseite ist mit einem brauen Speaker-Bespannstoff versehen, hinter dem ein 10“ Celestion-Lautsprecher lauert. Rückseitig wird der Speaker durch ein Gitter geschützt, das eine kleine Einsparung hat, in der sich das Netzkabel zusammengerollt mit einem Klettband befestigen lässt. Auch gut gelöst! Mich haben schon immer die herumhängenden Netzkabel kleiner Combos genervt. Und gerade im ungünstigsten Moment spielt Herr Murphy mal wieder seine Streiche und man tritt auf das Kabel – und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Aber das ist noch nicht alles, was das Gitterblech für uns tun kann: Es bietet auch noch freie Sicht auf die vier Ruby-Tubes, die für Sound und Innenraumbeleuchtung sorgen. Namentlich sind zwei 6V6 in der Endstufe und zwei 12AX7 in der Vorstufe tätig.     

Bedienfeld
„Sehr überschaubar und selbstverständlich einfach zu bedienen“, ist der erste Gedanke, der mir beim Anblick des Bedienfeldes durch den Kopf schießt. Der Combo wird mit drei weißen Chickenhead-Knobs eingestellt. Der linke Regler ist für den Klang zuständig (Tone), der mittlere bestimmt die Endlautstärke (Master) und mit Gain ganz rechts wird der Verzerrungsgrad geregelt. Auf der rechten Seite befinden sich zwei Eingänge, Hi und Lo. Die Namen beziehen sich auf die Gain-Stärke. Der Lo-Input ist mehr für Clean-Sounds geeignet, bei Hi wird die Vorstufe schon bei geringeren Gain-Einstellungen übersteuert und es zerrt mehr. Das Ganze wird selbstverständlich im Praxis-Teil dieses Tests noch genauestens unter die Lupe genommen. Auf der linken Seite des Panels wartet dann noch der On/Off-Schalter mit der zugehörigen roten Kontroll-Leuchte. Es gibt keine Standby-Funktion, der Combo braucht nach dem Einschalten einen Moment, bis die Röhren warm sind und er betriebsbereit ist.

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Rückseite
Auch die Rückseite gibt sich eher spartanisch. Hier findet sich lediglich eine Lautsprecher-Buchse zum Anschluss einer externen Box. Und „finden“ ist hier tatsächlich extrem passend, denn ich hätte die Buchse fast übersehen, da sie an der Unterseite des Chassis platziert wurde. Keine schlechte Idee, denn so steht hinten kein Kabel heraus (das Kabel geht nach unten weg) und niemand kann hängen bleiben. Wenn der externe Lautsprecher angeschlossen ist, wird der interne automatisch ausgeschaltet.

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Praxis

Wichtig: Die angegebenen Zahlen in den Einstellungs-Tabellen zu den Audio-Clips entsprechen den Werten am Amp von 0 (Minimum – Regler komplett abgedreht) bis 10 (Maximum – Regler voll aufgedreht). Kleine Amps haben es eigentlich schwer. Zum einen muss das Zerrbrett auch im Flüsterton noch mächtig klingen, damit man beim Üben zuhause ein gutes Spielgefühl hat, auch nachts um eins… Zum anderen hat man aber auch die Hoffnung mit so einem kleinen Gefährten mal eine Probe oder sogar einen kleinen Gig spielen zu können. Hierfür muss der Cleansound des Amps laut genug sein. Und genau diesen beiden Disziplinen, der „Zerr-Klangqualität bei geringster Lautstärke“ und dem „maximalen Cleansound“ werden wir jetzt etwas genauer auf den Zahn fühlen. Im unten angegebenen Setting erzeugt der Amp einen Schalldruck von ca. 75dB, also eine Lautstärke, die man den Nachbarn noch zumuten kann. Mit voll aufgedrehtem Gain spuckt der Cub 10 den folgenden Zerrsound aus.

GitarreToneVolumeGainInput
Les Paul3110Hi
Audio Samples
0:00
Dist. Min.

Der Klangcharakter tendiert hier ganz klar in Richtung Fuzz. Wer ein fettes Metalbrett benötigt, der ist hier fehl am Platz, der Cub 10 hat eindeutig eine Vorliebe für die 60er. Aber das war ja erst der Test bei geringer Lautstärke. So ein Röhrenamp kommt bekanntlich erst bei höherer Lautstärke richtig in Fahrt, daher sollte man keine voreiligen Schlüsse ziehen. Jetzt geht es an die maximale Clean-Lautstärke – und da hat mich der Kleine richtig beeindruckt.

GitarreToneVolumeGainInput
Strat786Lo
Audio Samples
0:00
Clean Max.

Bei dieser Einstellung föhnt der Würfel schon ganz ordentlich. Ich hatte meinen Schallpegelmesser noch eingeschaltet und es wurde bei einem Abstand von einem Meter zum Combo ein Wert von 90 dB angezeigt. Das ist absolut Übungsraum-tauglich, vor allem klingt der Cub 10 auch bei einer solchen Lautstärke nicht blechern, sondern schön rund mit gutem Bassanteil.

Als nächstes werden wir den Unterschied zwischen den beiden Eingangskanälen ausloten. Zu diesem Zweck habe ich den Gain-Regler weit aufgedreht und die SG angeschlossen. Zuerst an den Lo-, dann an den Hi-Eingang. Wenn Volume über ´5´ aufgedreht ist, ist der Unterschied nicht sonderlich groß. Das ist logisch, denn zusätzlich zur Vorstufenverzerrung kommt dann noch die Übersteuerung der Endstufe hinzu. Deutlicher wird es, wenn man eine niedrigere Volume-Einstellung wählt. Wie erwartet bekommt man über den Hi-Input etwas mehr Verzerrung, der Klang wird dichter, aber der Pegel ist relativ gleichbleibend, was ich persönlich sehr angenehm finde.

GitarreToneVolumeGainInput
SG548Lo/Hi
Audio Samples
0:00
Lo-Input Hi-Input

Wir kommen nun zur klanglichen Flexibilität, die mit dem Tone-Regler einzustellen ist. Mit diesem Regler wird der Frequenzbereich über 2 kHz geregelt. Komplett abgedreht erhält man einen muffigen Sound, bei Clean-Sounds gut für Jazz-Begleitung geeignet, bei Verzerrung erinnert das Ganze eher an die typischen Stoner-Rock-Sounds oder den Woman-Tone von Eric Clapton. Dreht man den Regler weiter auf, wird es selbstverständlich brillanter, aber nicht unangenehm bissig – auch nicht bei komplettem Rechtsanschlag. Der Regler arbeitet nicht linear, den höchsten Wirkungsbereich hat er zwischen 0 und 5.

GitarreToneVolumeGainInput
SG0-5-1058Hi
Audio Samples
0:00
Tone

Wie sieht es jetzt mit dem Anwendungsbereich aus, welche Klangmöglichkeiten sind im Angebot? Natürlich kann man von einem Amp mit 10 Watt Leistung und drei Reglern zum Einstellen keine klanglichen Wunderwerke erwarten, wie sie z.B. von Modeling Amps (mehr oder weniger) geliefert werden. Der Cub 10 bietet zum Beispiel einen guten Crunch-Sound – besonders wenn man die Endstufe etwas ärgert und Volume weiter aufdreht. Dann erhält man einen klirrenden Sound mit guter Kompression, sehr gut geeignet für angezerrte Akkordarbeit, zum Beispiel bei Ska-Grooves.

GitarreToneVolumeGainInput
Tele1076Hi
Audio Samples
0:00
Ska

Mit dem lauten Cleansound kann man natürlich exzellente, schmatzige Funk-Grooves mit einem Hauch Endstufenzerrung erzeugen – die natürlich nur dann ins Spiel kommt, wenn man hart anschlägt.

GitarreToneVolumeGainInput
Tele1084Lo
Audio Samples
0:00
Funk
Laney_Cub10_08FIN

Selbstverständlich kommen gerade die Blues-Fans beim Cub 10 auf ihre Kosten. Hier ein Rhythmus-Sound mit einer Gretsch, bei dem ich den Lo-Input benutzt habe. Der Amp reagiert sehr gut auf die Gitarre, die feinen Anschlagsnuancen (ob hart mit dem Pick oder leicht mit den Fingern) werden gut übertragen. Somit kommen hier also auch die Klangpuristen, die besonderen Wert darauf legen, dass der Ton und Klang aus den Fingern kommt, voll auf ihre Kosten. Auf der linken Seite hört ihr die Rhythmus-Gitarre (Gretsch Electromatic) und auf der rechten Seite habe ich mit der gleichen Amp-Einstellung eine ES335 an den Hi-Input angeschlossen. Der Sound ist dann etwas leichter zu übersteuern.

GitarreToneVolumeGainInput
Gretsch (L)785Lo (L)
ES335 (R)785Hi (R)
Audio Samples
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Blues

Der Combo ist wirklich gut als Recording-Amp einsetzbar. Gerade bei Clean- und Crunch-Sounds macht er eine gute Figur. Die Möglichkeit, eine Zusatzbox anzuschließen, ist auch hierfür vorteilhaft, vor allem weil dann der interne Speaker ausgeschaltet ist. Somit kann der Gitarrist mit dem Amp im Regieraum sitzen, und die zusätzliche Box lärmt im Aufnahmeraum.

Nachdem die Clean- und Crunch-Sounds überzeugen konnten, widmen wir uns jetzt mal den Männergitarren. Schafft der Cub 10 auch ein ordentliches Zerrbrett für Classic-Rock-Style??? So ein mittenbetonter Marshall-Sound, der in Richtung AC/DC geht… Gesagt getan, die SG steht bereit. Gain voll aufgedreht, und so schallt es aus dem Lautsprecher:

GitarreToneVolumeGainInput
SG8510Lo
Audio Samples
0:00
Classic Rock

Das ist so ziemlich das Maximum, was aus dem Amp kommt. Die Lautstärke ist hierbei wirklich beachtlich. Da kann man sich locker gegen Bass und Drums durchsetzen. Wer genau in der Tabelle gelesen hat, der sieht natürlich, dass Volume nur halb aufgedreht ist. Stimmt, da ist noch einiges an Reserve vorhanden, aber wenn man hier weiter aufdreht, kommt die Endstufenverzerrung hinzu und in diesem Fall wird der Sound dann sehr komprimiert – und vor allem im Bassbereich klingt die Verzerrung eher kratzig als kräftig.

Also singende Lead-Sounds oder Metal mit dicker Zerre sind aus dem kleinen Würfel nicht wirklich herauszuholen. Aber…. Wer das trotzdem tun möchte, der sollte einfach mal versuchen ein Verzerrer-Pedal vor den Amp zu schalten. Das funktioniert sehr gut, und das Ergebnis ist hörenswert. Ich weiß, eigentlich sollte der Amp getestet werden und nicht der Sound von Verzerrer-Pedalen, aber auch hier gibt es große Unterschiede. Manche Amps harmonieren nicht mit den gängigen Overdrives, andere kommen mit Metal-Verzerrern gut klar und so weiter. Außerdem erzeugen viele Gitarristen ihre Overdrive-Sounds mit Pedalen, daher sollte man diese Variante auch überprüfen und nicht außer Acht lassen. Der Hi-Input klingt im Zusammenspiel mit angeschlossenen Pedalen vor allem bei den Zerrsounds dynamischer und frischer. Ihr hört zuerst den Amp ohne Pedal, dann mit einem Boss SD-1. Das dritte Beispiel wurde mit einem Metal Zone, ebenfalls von Boss, eingespielt.

GitarreToneVolumeGainInput
SG1273Hi
Audio Samples
0:00
Clean Overdrive-Pedal Metal-Pedal
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Der Laney Cub 10 ist ein guter Röhrencombo für die „kleinen Einsätze“ zwischendurch. Zuhause zum Üben oder bei der Probe, wenn man seinen größeren Amp mal nicht durch die Gegend schleppen möchte, macht er eine gute Figur. Auch für Gigs, die keine riesige Lautstärke benötigen, ist der Amp geeignet. Die 10 Röhren-Watt machen ordentlich Dampf. Vor allem der laute Cleansound, der auch über den 10“-Speaker bei höheren Volume-Einstellungen nicht blechern klingt, hat mich stark beeindruckt. Die Zerrsounds sind O.K., aber hier kommt man im Verzerrungsgrad nicht weiter als bis zu einem normalen AC/DC Rhythm-Sound. Für die Hi-Gain-Fraktion kann ich den Cub 10 in Verbindung mit einem Zerrerpedal empfehlen. Es gibt hierbei keine Anpassungs-Schwierigkeiten. Die Stärken des Amps liegen aber ganz deutlich bei den Clean- und Crunch-Sounds, die bei höheren Lautstärken mit einer guten Endstufen-Kompression aufwarten können. Das macht den Cub 10 auch für Aufnahmen interessant. Wer einen Röhrenamp zum Üben, Proben oder Aufnehmen sucht, dabei auf Hi-Gain-Sounds und viele Regler weniger Wert legt und sein Portemonnaie schonen will, der sollte den Laney Cub 10 ruhig mal zum Tanz bitten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Einfache Bedienung
  • Verarbeitung (Einsparung auf der Rückseite für das Netzkabel, Klettverschluss für das Kabel)
  • Weicher Gummi-Griff mit Kerben für die Finger – Amp lässt sich bequem tragen
  • Lauter Clean-Sound (klingt auch bei hoher Lautstärke gut!)
Contra
  • Verzerrte Sounds klingen bei hohen Volume-Einstellungen matschig im Bassbereich
Artikelbild
Laney Cub10 Test
Für 255,00€ bei
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Facts
  • Hersteller: Laney
  • Modell: Cub 10
  • Typ: Röhrencombo
  • Ausgangsleistung: 10 Watt
  • Röhrenbestückung: 2x 12AX7 (Vorstufe), 2x 6V6 (Endstufe)
  • Lautsprecher: 1x 10“ Celestion Custom Driver
  • Bedienfeld Regler: Tone, Volume, Gain
  • Rückseite: 1x external Speaker (8-16Ω)
  • Abmessungen: 365 x 355 x 220 mm (B x H x T)
  • Gewicht: 8,25 kg
  • Preis: 325 EUR (UVP), 233 EUR (Street)
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Profilbild von ralph beyer

ralph beyer sagt:

#1 - 21.10.2011 um 06:44 Uhr

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hallo,habe mir auf grund des testberichtes so ein teil namens cub10 zugelegt, und kann nur sagen: top - genau das, was ich schon lange suchte, und hier hervorragend beschrieben wurde.nichts beschönigt, nichts schlechtgemacht, passt alles.ein sehr empfehlenswerter kleiner amp für puristen - und auch diese seite ist sehr empfehlenswert.

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