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Korg taktile und TRITON taktile Test

Mit der taktile-Serie hat Korg neue USB-Controllerkeyboards ins Rennen geschickt. Das Programm umfasst insgesamt vier Keyboards: Die Modelle taktile 25 und taktile 49 sind reine Controllerkeyboards ohne eigene Klangerzeugung. Als TRITON taktile 25 und TRITON taktile 49 sind sie in beiden Größen auch mit integrierten Sounds aus der um die Jahrtausendwende höchst beliebten Workstation Korg TRITON erhältlich. Können sich die taktile-Keyboards gegen die starke Controller-Konkurrenz behaupten, und lohnt sich die Anschaffung der Variante mit Klangerzeugung?

Korg taktile 49
Als Controller machen die taktiles einen guten Eindruck


Preislich liegen die Keyboards schon ohne TRITON-Sounds eher im oberen Bereich – das taktile 49 sortiert sich mit einem Straßenpreis von ca. 280 Euro zwischen namhaften Konkurrenten wie dem Novation Impulse 49 (239 Euro) und dem ebenfalls neuen AKAI MPK249 (349 Euro) ein. Zu diesen Preisen und bei dieser Konkurrenz darf man schon einiges an Ausstattung und Qualität erwarten, was die Controller-Features angeht. Für die Varianten mit integrierter Klangerzeugung muss man jeweils noch einmal über 100 Euro drauflegen, und daher bin ich beim TRITON taktile auch skeptischer: Braucht man in Zeiten von Sample Librarys und Software Synthesizern einen Chip mit Sounds aus einer fast 15 Jahre alten Workstation, und sei es nur als Sound-Grundausstattung? Wir haben getestet, was in den taktile-Keyboards steckt. Dafür standen uns zwei Vertreter der Serie zur Verfügung: taktile 49 und TRITON taktile 25.

Details

Gehäuse und Lieferumfang

Die Keyboards der taktile-Serie stecken in stabilen Kunststoffgehäusen. Bei den Modellen ohne Klangerzeugung ist der untere Teil des Gehäuses grau gefärbt, während die TRITON taktiles ganz in schwarz gekleidet sind. Das Plastik wirkt für meinen Geschmack nicht ganz so wertig wie bei manchem Konkurrenzprodukt, die Verarbeitung scheint aber in Ordnung zu sein. Die Keyboards stehen sicher auf Gummifüßen und kippeln nicht. Das Design möchte ich als eher nüchtern bezeichnen – auf Zierelemente wie etwa die Pseudo-Holzteile einiger Mitbewerber wurde hier verzichtet. Dennoch machen die taktiles eine gute Figur, wie ich finde. Für Controllerkeyboards fallen sie eher groß aus, was zwar etwas Studioplatz benötigt, aber zur Übersichtlichkeit auf dem Bedienfeld beiträgt. Im Karton liegen außer dem Keyboard ein USB-Kabel und eine gedruckte Bedienungsanleitung. Beim taktile ohne TRITON besteht diese aus zwei unhandlichen Faltblättern, auf denen das Auge erstmal eine Weile nach der passenden Sprache suchen muss. Aber die Funktionen sind schnell erklärt und danach braucht man die Zettel nicht mehr. Das TRITON taktile kommt mit einer Anleitung in Heftform, die zusätzlich auf ein downloadbares Parameter-Handbuch verweist – dieses steht allerdings immer noch nicht zur Verfügung, obwohl die Keyboards inzwischen seit einigen Monaten erhältlich sind.
Allen taktiles legt Korg einen Zugangscode bei, mit dem man sich ein recht umfangreiches Softwarepaket herunterladen kann. Es umfasst Reason Limited, Korg M1 Le, EZDrummer Lite, Ultra Analog Session, Strum Acoustic Session, Lounge Lizard Session und einen Rabattcoupon für Ableton Live. Herunterladen sollte man sich auch den kostenlosen Korg KONTROL Editor, mit dem man die taktile Keyboards bequem vom Rechner aus konfigurieren kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Keyboards stecken in stabilen Kunststoffgehäusen – hier das taktile 49

Anschlüsse

Die taktiles tragen ihr übersichtliches Anschlussfeld an der rechten Seite. Hier gibt es zwei Pedalbuchsen (1x Fußtaster, 1x Expressionpedal, beide frei konfigurierbar) sowie MIDI In und Out. Natürlich darf die USB-Buchse nicht fehlen, über die die Keyboards auch mit Strom versorgt werden.
Das TRITON taktile 25 und das TRITON taktile 49 besitzen statt des MIDI-In eine 3,5 mm Stereo-Klinkenbuchse als Ausgang für die eingebaute Klangerzeugung. Das ist natürlich eher semi-professionell – um die Keyboards zum Beispiel mit einem Mischpult oder einem Audiointerface zu verbinden, benötigt man ein entsprechendes Adapterkabel und muss mit dem etwas wackeligen Miniklinkenstecker vorlieb nehmen. Außerdem verstehe ich nicht, warum man ausgerechnet bei den Modellen mit Klangerzeugung den MIDI-Eingang eliminiert hat. Aber in aller Regel werden die taktiles wohl über USB betrieben, weshalb das nicht weiter tragisch ins Gewicht fällt. Einen Anschluss für ein externes Netzteil besitzen die taktiles nicht. Möchte man also ein TRITON taktile ohne Computer benutzen, um nur die internen Sounds zu spielen, muss man auf ein Standard-USB-Netzgerät zurückgreifen, was aber problemlos funktioniert. 
Den Versuch, ein taktile über einen Lightning-USB-Adapter an meinem iPad 4 zu betreiben, quittierte das iPad übrigens mit dem Hinweis, das angeschlossene Gerät verbrauche zuviel Strom. Das Keyboard ging zwar an, ließ sich aber nicht am iPad verwenden.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Anschlüsse befinden sich an der rechten Seite

Tastatur

Die taktile-Keyboards haben anschlagdynamische Tastaturen in Normalgröße in den gängigen Formaten 25 bzw. 49 Tasten. Für Controllerkeyboard-Verhältnisse finde ich sie sehr angenehm zu spielen, in dieser Disziplin sind die taktiles für mein Empfinden auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Natürlich taugen sie nicht für anspruchsvolle pianistische Darbietungen, aber die typischen Aufgaben eines Controllerkeyboards – Steuerung von Software-Synthesizern, Einspielen von Pads, Leads und Bässen etc. – lassen sich mit diesen recht differenziert reagierenden Klaviaturen überzeugend bewältigen. Mit acht Velocity-Kurven oder einem einstellbaren festen Wert lässt sich die Tastatur an den persönlichen Anschlag anpassen. Leider verfügen die taktile-Tastaturen nicht über Aftertouch. Bei Bedarf kann das Modulationsrad mit dem Senden von Aftertouch-Daten beauftragt werden.

Bedienelemente und Controller

Die Bedienoberfläche ist leicht zum Benutzer hin geneigt und recht großzügig und übersichtlich gestaltet. Die Faderkappen und Potiknöpfe fühlen sich leider ein bisschen plastikmäßig an. Was die Haptik angeht, reichen die taktiles für meinen Geschmack nicht ganz an andere Controllerkeyboards in dieser Preisklasse heran. Anderswo bekommt man zu einem vergleichbaren Preis mitunter Fader und Potis, die – zumindest oberflächlich – hochwertiger wirken. Aber dieses Gefühl sagt natürlich nur bedingt etwas über die tatsächliche Qualität der Bauteile aus – wie haltbar die Controller wirklich sind, kann nur ein Langzeittest klären.
Auf der linken Seite besitzen alle taktiles acht programmierbare Fader mit 3 cm Regelweg und acht ebenfalls programmierbare Buttons, die bei der Verwendung als DAW-Controller für die Aufgaben Solo, Mute und Aufnahmebereitschaft dreifach belegt sind. Bei den Modellen mit 49 Tasten bekommt man zusätzlich acht Drehregler (nicht endlos). Desweiteren gibt es eine Reihe mit sieben Knöpfen zur DAW-Steuerung, die beim taktile 25 auf der linken Seite angeordnet ist und bei den größeren Modellen rechts. Auch mehrfarbig beleuchtete Oktavbuttons sowie Räder für Pitchbend und Modulation sind bei allen Modellen vorhanden.

Fotostrecke: 4 Bilder Alle taktiles haben je acht Fader und Buttons

In der Mitte befindet sich ein X/Y-Touchpad, das der Kaossilator-Reihe entstammt und die taktile-Keyboards ein bisschen von der Konkurrenz abhebt. Es lässt sich nicht nur als programmierbarer MIDI-Controller verwenden, sondern auch zum Spielen von Tonleitern, wie man es vom Kaossilator kennt. Ein dritter Betriebsmodus meldet das Touchpad als Trackpad am Rechner an, sodass man vielleicht sogar auf die Maus verzichten kann. Gute Idee! Die drei Modi des Touchpads werden über eigene Taster umgeschaltet. Darunter sitzt ein weiterer Touch-Slider, der der Werteeingabe am Keyboard selbst dient – beim TRITON taktile auch zur Soundauswahl. Rund um das Touchpad und das Mini-Display gruppieren sich Taster zur Trackauswahl, für den Assign Mode und zur Navigation durch die Konfigurations-Menüs. Beim TRITON taktile gibt es einen Button namens SOUND, der die integrierte Tonerzeugung aktiviert.
Der rechte Bereich der Bedienoberfläche wird von den anschlagdynamischen Trigger-Pads eingenommen. Davon gibt es bei den Modellen mit 25 Tasten acht, bei den größeren taktiles sind es 16. Für die Pads gibt es drei Velocitykurven und alternativ einen einstellbaren festen Wert. Der Betriebsmodus lässt sich mit zwei Tastern zwischen Chord/Scale und Note/Control umschalten, was auch durch die Beleuchtung der Pads unterstrichen wird (violett bzw. rot). Die Pads können Controllerdaten, Noten und ganze Akkorde senden und auch mit Program Changes belegt werden. Allerdings bieten auch sie keinen Aftertouch. Den Abschluss macht der Taster ARP, der den integrierten, gut ausgestatteten Arpeggiator aktiviert.

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Praxis

Konfiguration

Die taktile-Keyboards bieten 16 interne Speicherplätze („Scenes“) für Konfigurationen. Sieben davon sind werksseitig mit vorgefertigten Templates zur Steuerung der DAWs Cubase, Digital Performer, GarageBand, Live, Logic, Pro Tools und SONAR belegt. Diese vordefinierten Konfigurationen lassen sich verändern und auch überschreiben, wenn man z.B. nur das Template für eine dieser DAWs benötigt. So hat man mehr Plätze für eigene Konfigurationen zur Verfügung, etwa zur Steuerung verschiedener Softsynths. Umgeschaltet werden die Scenes mit dem Touch-Slider. Hier würde ich mir die Möglichkeit wünschen, Scenes alternativ beispielsweise über die Pads oder Buttons umschalten zu können – vor allem im Live-Betrieb wäre das von Vorteil.
Interessanterweise wird die individuelle Programmierung von Bedienelementen in der Bedienungsanleitung mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen empfiehlt Korg, die Scene „Basic MIDI“ auszuwählen und die Controller dann eben in der jeweils zu steuernden Software zuzuweisen. Die Zuweisung der Bedienelemente zu Controller-Daten ist am Gerät selbst aber natürlich ebenso möglich und trotz des kleinen Displays auch recht einfach: Man drückt den Taster Setting und betätigt danach das betreffende Bedienelement. Daraufhin kann man mit den Cursor-Tasten durch ein Menü steppen, wo sich MIDI-Kanal und Steuerparameter einstellen lassen. Zur Einstellung von Werten dient jeweils der Touchstrip.
Komfortabler ist die Programmierung über die kostenlose Editor-Software Korg KONTROL Editor, die als Download für Windows und Mac erhältlich ist. Sie sieht zwar zugegebenermaßen etwas hastig zusammengeschustert aus – etwas mehr Aufmerksamkeit hätte man der Gestaltung der Oberfläche schon schenken können – bietet aber alle Controller und ihre derzeitige Belegung im Überblick. Außerdem ermöglicht sie die Archivierung von Scenes auf dem Rechner, sodass man nicht aufgeschmissen ist, wenn die 16 internen Plätze mal nicht ausreichen.

Der Editor wirkt etwas lieblos, erfüllt aber seinen Zweck
Der Editor wirkt etwas lieblos, erfüllt aber seinen Zweck

DAW-Templates

Die taktiles emulieren das Mackie-Control-Protokoll. Die vorkonfigurierten Templates für die gängigen DAWs sind – wenig überraschend – jeweils so ausgelegt, dass eine Einheit aus Fader, Poti und Button für Lautstärke, Pan und Solo/Mute/Aufnahmebereitschaft eines Kanals zuständig ist (beim taktile 25 und TRITON taktile 25 entfällt mangels Drehreglern die Pan-Funktion). Mit zwei Buttons kann man die Bänke von je acht Fadern umschalten. Der Assign-Knopf schaltet durch die drei möglichen Funktionen der Drucktaster, was durch LEDs angezeigt wird. Die Transport-Buttons umfassen Play, Stop, Record, vor-/zurückspulen, Loop/Cycle an/aus und einen Marker-Knopf, mit dessen Hilfe man Marker setzen und anfahren kann. Gewünscht hätte ich mir noch einen Button für das Metronom.
Vor allem die beiden 49-Tasten-Modelle ermöglichen dank der Drehregler eine ziemlich umfassende Fernbedienung einer DAW, zumal man ja sogar das Touchpad als Maus nutzen kann. In den meisten DAWs meldet man die taktiles einfach als Mackie Control an. Nachdem man die korrekten MIDI-Ports für Ein- und Ausgabe zugewiesen hat, ist das taktile zur Steuerung einsatzbereit.
Eine recht unschöne Besonderheit stellen hingegen Logic und GarageBand dar. Für diese DAWs gibt es ein spezielles Bedienoberflächen-Plugin bei Korg zum Download, das die taktiles als Control Surface in Logic/GarageBand einbindet. Wenn es installiert ist, wechselt das angeschlossene taktile beim Start von Logic automatisch in den Logic Native Mode und alle Bedienelemente sind fertig zugewiesen. Einfacher geht es zwar kaum, aber gleichzeitig ist dieses Konzept leider auch ziemlich unflexibel. Der Native Mode wird nämlich „erzwungen“, sobald Logic läuft. Es ist dann bedauernswerterweise nicht mehr möglich, Scenes manuell umzuschalten, um etwa eine andere Konfiguration zur Steuerung eines Softsynths zu verwenden, und bei den TRITON taktiles lässt sich auch die interne Klangerzeugung nicht mehr einfach durch Druck auf den Sound-Taster aktivieren. Das ist in meinen Augen sehr unflexibel. Was bringen all die Konfigurationsmöglichkeiten, wenn das Keyboard beim Start der DAW in einen unveränderlichen „Native Mode“ gezwungen und nicht mehr daraus entlassen wird, bis man die Software beendet? 

Touchpad

Das zentrale Touchpad ist das wichtigste Alleinstellungsmerkmal der taktile-Keyboards. Seine drei Modi werden über beleuchtete Taster umgeschaltet. Im Modus Track Pad dient das Pad als Mausersatz. In diesem Fall übernimmt der darunter liegende Touchstrip die Funktionen der linken und rechten Maustasten. Natürlich muss man sich daran erst gewöhnen – anfangs wandert die Hand einfach aus Gewohnheit zur Maus – aber das ist eine gute Idee, die vor allem Anwendern gefallen dürfte, die Laptops auf der Bühne einsetzen. Im Modus Control arbeitet das Touchpad als konfigurierbarer X/Y-MIDI-Controller. So kann man zum Beispiel Cutoff und Resonance oder zwei Effektparameter mit einem Finger steuern – sehr praktisch. Schließlich gibt es den Modus Touch Scale, in dem die X-Achse Noten einer einstellbaren Tonleiter erzeugt, während die Y-Achse weiterhin als Controller nutzbar ist. Insgesamt 35 Skalen stehen zur Verfügung, darunter auch exotische Vertreter wie Arabic oder Chinese. Das Prinzip kennt man vom Kaossilator, und während es als Werkzeug zum gezielten Spielen von Melodien kaum zu gebrauchen ist, kann es zu unerwarteten Resultaten führen und damit inspirierend wirken.

Pads

Die beleuchteten Pads wirken für meinen Geschmack im Gegensatz zur Tastatur etwas klapperig, an die grundsoliden Pads der Konkurrenz von z.B. AKAI reichen sie haptisch nicht heran. Aber sie erfüllen zuverlässig ihren Zweck. Ich habe es auch mit der Kurve „Heavy“ nicht geschafft, Velocity-Werte von unter ungefähr 20 zu erzeugen, aber das dürfte bei den typischen Anwendungsbereichen für Pads kaum stören, eher im Gegenteil. Die einzeln konfigurierbaren Pads senden Noten, Controller-Befehle oder Program Changes und im Modus Chord Scale diatonische Akkorde einer einstellbaren Tonart (hier kommt die gleiche Skaleneinstellung wie für das Touchpad zum Einsatz). Das Voicing lässt sich mit acht Chord Types einstellen. Damit kann man zum Beispiel eine erfrischende Housepiano-Jamsession abhalten, ohne sich mit Akkorden auszukennen.

Die Pads können auch Akkorde spielen
Die Pads können auch Akkorde spielen

Arpeggiator

Der integrierte Arpeggiator wird mit dem Button ARP aktiviert und bietet die sechs Typen Up, Down, Alt1, Alt2, Random und Trigger (ein Modus zum rhythmischen Triggern von Akkorden), die jeweils mit 50 Rhythmuspatterns kombinierbar sind. Außerdem lassen sich die Gate-Zeit, der Oktavumfang, Key Sync, Swing und Latch einstellen. Der Arpeggiator synchronisiert sich zur MIDI-Clock und ist nicht nur in Kombination mit der Tastatur, sondern auch mit dem Touchpad und den Pads und ihrem Chord Scale-Modus verwendbar. Er bietet zwar keine revolutionären Features, bringt aber alle wichtigen Funktionen eines klassischen Arpeggiators mit und ist damit eine willkommene Beigabe in einem Controllerkeyboard.

TRITON taktile Sounds

Der Korg TRITON erschien 1999 und wurde mit seinem großen Touchscreen und den für damalige Verhältnisse hervorragenden Sounds schnell zu einer der beliebtesten Synthesizer-Workstations jener Zeit. Mittlerweile ist die TRITON-Serie zwar Geschichte, aber warum sollten die damals so populären Sounds nicht auch heute noch funktionieren? Also hat Korg den beiden TRITON taktiles die 512 Preset-Klänge der Workstation eingepflanzt. Gedacht ist das hauptsächlich als klangliche Grundausstattung für Einsteiger, aber vielleicht freut sich auch der eine oder andere Ex-TRITON-Besitzer über die Zugabe der liebgewonnenen Sounds. Anders als beim TRITON sind die Klänge hier zwar nicht in allen Details editierbar, aber über die Fader können immerhin einige wichtige Parameter wie Cutoff, Resonanz, Hüllkurve und Effektanteile reguliert werden. Die TRITON taktiles sind monotimbral – es lässt sich immer nur einer der Sounds zur Zeit verwenden. Die Polyphonie beträgt immerhin 80 Stimmen – mehr als genug für einen einzelnen Sound. Um die internen Sounds zu spielen, drückt man den Button Sound und wählt dann mit dem Touch-Slider das gewünschte Preset.
Zur Ansteuerung der internen Klangerzeugung über USB-MIDI verfügen die taktiles über einen speziellen, softwareseitigen MIDI-Port, der in allen DAWs außer Logic und GarageBand getrennt von den Ports ist, die zur DAW-Steuerung verwendet werden – so wie es sein sollte. In Logic und GarageBand läuft es aber wieder etwas anders. Bei Verwendung des speziellen Control Surface Plug-ins funktioniert zwar die DAW-Steuerung auf Anhieb, die Verwendung der internen Sounds ist hingegen in meinen Augen sehr ungünstig gelöst: Befindet sich das Keyboard im automatischen Native Mode zur Kontrolle von Logic (der beim Start der DAW „erzwungen“ wird), so ist der Sound-Button ohne Funktion und die internen Sounds lassen sich nicht mehr direkt am taktile aktivieren. Um die Klangerzeugung aus der DAW heraus anzusteuern, muss man das taktile über einen bestimmten MIDI-Port namens “SND / CTRL” ansprechen – dummerweise derselbe Port, der bei Verwendung des Control Surface Plug-ins vom taktile-Bedienoberflächenobjekt verwendet wird. Der benötigte Ausgangsport wird von der Bedienoberfläche blockiert und kann gar nicht als Ausgang einer MIDI-Spur ausgewählt werden. Erst wenn man das Bedienoberflächenobjekt löscht, wird das Keyboard aus dem Logic Native Mode entlassen und die Sounds können angesteuert werden, aber die DAW-Steuerungsfunktionen fallen im Gegenzug flach.
Am Ende dieses etwas komplizierten Exkurses steht also die Erkenntnis: De facto kann man mit dem TRITON taktile in Logic entweder die DAW steuern oder die Sounds benutzen, beides zusammen geht nicht, und zum Umschalten muss man jedes Mal manuell das Bedienoberflächen-Objekt in Logic entfernen bzw. hinzufügen. Das ist natürlich völlig inakzeptabel, und deshalb möchte ich Logic- und GarageBand-Benutzern auch ausdrücklich vom Kauf eines TRITON taktile abraten. Ich stand im Hinblick auf dieses Problem im Kontakt mit dem deutschen Korg-Vertrieb, aber auch eine Anfrage bei den Entwicklern in Japan blieb ohne Ergebnis.
Viele der TRITON-Klänge kennt man aus erfolgreichen Produktionen jener Zeit, aber mittlerweile hört man ihnen an, dass sie schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben. Mit heutigen Workstations können sie nicht mehr mithalten und gegenüber computergestützten, Gigabyte-starken Sample Librarys ziehen sie natürlich erst recht den Kürzeren. Auch wenn sich unter den Presets immer noch etliche Klänge finden, die man bedenkenlos verwenden kann (vor allem im Synth-Bereich), schwingen die 90er-Jahre immer ein bisschen mit – man merkt das schon an der Soundauswahl, wo viele Programmnamen auf „Rave“ oder „Techno“ verweisen und sich etliche luftige Digital-Pads aneinander reihen. Viele Sounds klingen nach wie vor gut, nur eben zum Teil etwas aus der Mode gekommen – wer Soundmaterial für topaktuelle Produktionen sucht, wird hier also wahrscheinlich nur bedingt fündig.
Lohnt sich also der Mehrpreis für ein TRITON taktile? In meinen Augen eher nicht. Mit den angesprochenen Einschränkungen – fehlende Editierbarkeit und nicht mehr ganz zeitgemäßes Soundmaterial – ist der Mehrwert überschaubar. Selbst ein Einsteiger mit Bedarf an einer Grundausstattung dürfte hier schnell an die Grenzen stoßen. Logic- und GarageBand-Benutzer könnten sogar enttäuscht bis verärgert sein, denn zusammen mit dem entsprechenden Bedienoberflächen-Plugin lassen sich die internen Sounds nach jetzigem Stand der Dinge nicht verwenden.

Audio Samples
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A. Piano Stage EP BX-3 OD A. Guitar Legato Strings Tight Brass Cinema Pad Hip Hop Lead Supper Lead Sync Kronic The Pad Time Warp Velvet Pad Square Snaps (Arpeggiator)
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Fazit

Die Korg taktile Controllerkeyboards punkten mit vergleichsweise guten Tastaturen, vielen Bedienelementen und dem Touchpad aus der Kaossilator-Reihe, das einige innovative Möglichkeiten bietet. Auch die vielseitig einsetzbaren Triggerpads und der gut ausgestattete Arpeggiator stehen auf der Haben-Seite. Die Keyboards wirken nicht ganz so edel wie manche Konkurrenzprodukte in dieser Preisklasse, speziell die Fader, Potis und Pads versprühen eher Plastik-Charme. Die Bedienelemente sind aber flexibel programmierbar und zur Einbindung in die Software stehen vorkonfigurierte Templates für die beliebtesten DAWs bereit. Als Controller machen die taktiles einen guten Job und sind vor allem für Anwender interessant, die die Möglichkeiten des Touchpads nutzen möchten.
Die TRITON taktile Keyboards ergänzen die Ausstattung um 512 Preset-Sounds der etwa 15 Jahre alten Workstation Korg TRITON, die in einigen Parametern angepasst, aber nicht voll editiert werden können. Einsteiger bekommen hier eine Grundausstattung von Klängen, die zwar zum Teil immer noch gut einsetzbar sind, ihr Alter aber insgesamt nicht verbergen können. Problematisch ist allerdings die Kombination eines TRITON taktile mit Logic oder GarageBand, weil das entsprechende Bedienoberflächen Plug-in die Verwendung der internen Sounds praktisch ausschließt.  

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • gute Tastaturen
  • Touchpad
  • Triggerpads mit Chord Scale Modus
  • gut ausgestatteter Arpeggiator
Contra
  • Haptik der Bedienelemente (Fader, Potis, Pads) nicht ganz auf Augenhöhe mit der preislich vergleichbaren Konkurrenz
  • Einbindung in Logic / GarageBand unflexibel
  • TRITON taktile: Native Mode für Logic / GarageBand schließt Benutzung der internen Sounds de facto aus
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Korg taktile und TRITON taktile Test
Für 339,00€ bei
Als Controller machen die taktiles einen guten Eindruck
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