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Korg MS-20M Kit Test

Praxis

Sound

Der Korg MS-20M klingt so, wie ein MS-20 klingen muss, was nach dem MS-20 mini auch zu erwarten war. Die Oszillatoren und die beiden Filter enttäuschen nicht, wobei gerade die Filtersektion mit den beiden bissigen, hintereinander geschalteten Filtern immer wieder Spaß macht und dem Synthesizer seinen einzigartigen Sound verleiht. Wer einen MS-20 einsetzt, erwartet ja keinen sauberen, seidigen Sound à la Moog oder Oberheim, sondern eine ordentliche Portion Schmutz, und der MS-20M weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Bereits ohne Patchverbindungen ist er für so manchen charakterstarken Sound gut.

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Mean Sequence (Ringmodulator, HPF) Dual Saw Bass Dual Saw LFO

Richtig Freude macht es aber, wenn man die zusätzlichen Möglichkeiten des Patchfelds nutzt. Und hier kommen die erweiterten Features des MS-20M ins Spiel. Vor allem die Buchse PWM IN ist eine Bereicherung, die so manchen Besitzer eines originalen MS-20 oder eines MS-20 mini in Versuchung bringen dürfte, sich auch noch den MS-20M zuzulegen. Ein MS-20 mit Pulsbreitenmodulation – endlich! 

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PWM Bass

Legt man den FM-Schalter um, so wird VCO2 von VCO1 frequenzmoduliert. Das gab es in der MS-20-Familie bisher nicht. Damit lassen sich drastische Effekte erzielen, die manchmal ins Metallische gehen. 

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FM (manuell)

Auch die Oszillatorsynchronisation ist eine höchst willkommene Neuheit. Dabei wird VCO2 an den Anfang seiner Schwingung zurückgesetzt, wenn VCO1 seinen Zyklus neu beginnt. Der Effekt wird bei gegeneinander verstimmten Oszillatoren hörbar und fügt dem Sound des MS-20M eine weitere lange vermisste Facette hinzu.

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Sync (manuell)

Getrennte Ansteuerung von VCO2

Wie mancher andere Tester war ich zunächst schwer enttäuscht, dass ausgerechnet die Buchse VCO2 CV IN aus dem Patchfeld gestrichen wurde, denn für Sync- und FM-Sounds wäre es ja unverzichtbar, die Frequenz des zweiten Oszillators unabhängig vom ersten via MG oder EG steuern zu können. Entgegen den Aussagen in einigen anderen Testberichten ist das beim MS-20M aber dennoch möglich.
Das Handbuch erwähnt im Abschnitt FM, dass der FM-Schalter die Verbindung zwischen TOTAL-Buchse (T.EXT) und VCO1 unterbricht. Das stimmt zwar nicht ganz – in Wirklichkeit wird offenbar die Verbindung zur FREQ-Buchse (EXT) unterbrochen – aber es ermöglicht doch eine getrennte Ansteuerung von VCO2. Wenn FM eingeschaltet ist, kann man VCO2 über die FREQ-Buchse, die ja normalerweise beide Oszillatoren betrifft, oder den fest verdrahteten EG1 separat steuern und die Modulationsintensität mit dem Poti EG1/EXT regeln. Das lässt sich dann auch für Sync-Sounds ohne FM nutzen, indem man zusätzlich SYNC einschaltet und das Poti MG/T.EXT (das bei eingeschalteter FM die FM-Intensität regelt) herunterdreht. Auf diese Weise lassen sich beim MS-20M Sync- und/oder FM-Sounds erzeugen, bei denen VCO2 unabhängig von VCO1 per MG oder Envelope (je nach Patchverbindung) gesteuert wird, so wie die nächsten Beispiele. Es wäre schön, wenn das sehr knappe Handbuch in diesem Punkt etwas ausführlicher wäre!

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Sync Lead (VCO2 via EG) Sync (VCO2 via MG) Sync + FM (VCO2 via MG)

JUNCTION-Buchsen

Mittels der drei Sätze JUNCTION-Buchsen lassen sich Steuersignale sehr unkompliziert auf mehrere Ziele verteilen. Im nächsten Beispiel steuert die Pulsschwingung des MG zugleich die Cutoff-Frequenzen beider Filter: 

Audio Samples
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Dual Filter Dancing MG Pad

Und hier werden Pulsbreite und HPF-Cutoff gleichzeitig vom MG moduliert, außerdem ist die Oszillatorsynchronisation im Einsatz.

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Resonant Sync Drone
Das Patchfeld des MS-20M bietet weitreichende Möglichkeiten.
Das Patchfeld des MS-20M bietet weitreichende Möglichkeiten.

MS-20M und SQ-1

Schon zu Zeiten des Vintage-Originals gab es mit dem SQ-10 einen auf den MS-20, MS-10 und MS-50 abgestimmten Sequencer. Dem MS-20M legt Korg nun den auch separat erhältlichen Step-Sequencer SQ-1 bei, dessen Signale über die JUNCTION-Buchsen in das Patchfeld des MS-20M eingespeist werden. Details zum SQ-1 findet ihr in unserem Korg SQ-1 Test.
Der SQ-1 lässt sich zu einer DAW (per USB) sowie zur volca-Serie, zum Monotribe und zu diversen alten und neuen analogen Drum Machines und Sequencern (per Analog-Sync) synchronisieren oder als Master einsetzen. Er kann zwei unabhängige Steuerspannungen und Gate-Signale liefern, die im Patchfeld des MS-20M auf vielfältige Weisen zum Einsatz kommen können. Beispielsweise kann CV1 die Tonhöhe steuern und CV2 den Filter-Cutoff, aber das ist natürlich erst der Anfang. Sequenzen und Sounds entwickeln sich dynamisch, man schraubt mal am Synthesizer und mal am Sequencer, steckt im laufenden Betrieb ein paar Patchkabel um – die Kombination hört einfach nicht auf, einen Riesenspaß zu machen. Die Performance-Features des SQ-1 wie „Active Step“ und „Step Jump“ bieten zusätzliche Möglichkeiten, unmittelbar in das Pattern einzugreifen. Wenn man den SQ-1 im Parallel-Modus mit 2x 8 Steps betreibt, kann es schon zu einem völlig neuen Pattern führen, wenn sich die beiden CV-Spannungen um einen Step gegeneinander verschieben. Das ganze Setup lebt, vibriert, inspiriert und klingt hervorragend.
Ich kann mich nicht erinnern, jemals mit einem Testgerät eine derart inspirierende, fast extatische Session gehabt zu haben, die sich bis tief in die Nacht zog. Mit Superlativen soll man ja vorsichtig sein, aber die Kombination aus MS-20M und SQ-1 ist für mich eine der gelungensten Synthesizer/Sequencer-Neuerscheinungen der letzten Jahre.

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Korg MS-20M und SQ-1: Sequence 1 Korg MS-20M und SQ-1: Sequence 2 Korg MS-20M und SQ-1: Sequence 3
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