Kali Audio LP-6 Test

Die Firma Kali Audio bringen mit den Boxen Kali LP-6 und Kali LP-8 ihre ersten Aktivmonitore auf den Markt.

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Die Welt der Audiotechnik spült fleißig eine Flut neuer und attraktiver Produkte an Land. Besser und günstiger scheint hierbei immer wieder die Prämisse zu sein. Als leuchtendes Beispiel geht das junge, kalifornische Unternehmen Kali Audio voran und schickt mit den Low-Budget-Abhören LP-6 und LP-8 ihre erste Produktlinie ins Rennen. Uns steht die kleinere Variante (LP-6) mit einem sensationellem Stückpreis von unter 180 Euro zum Test zur Verfügung.

Details

Bauweise

Beim Kali Audio LP-6 handelt es sich um einen aktiven 2-Wege-Nahfeldmonitor mit einem 6,5-Zoll-Woofer und einem 1-Zoll-Tweeter – in der deutschen Terminologie nüchtern Tief- und Hochtöner genannt. Befeuert werden diese jeweils durch zwei separate Class-D-Verstärker, welche jeweils zweimal 40 Watt und somit in der Summe 80 Watt Leistung bringen. Der Tweeter wurde in einem „3-D Imaging Waveguide“ platziert. Die besondere Form der Oberfläche um den Hochtöner herum soll im Zusammenspiel mit dem Woofer und beim Einsatz zweier Monitore als Stereopaar zu einer breiteren, größeren und tieferen Bühne führen als die bloßen Ausmaße des Setups vermuten lassen würden. Die vorderseitig direkt unter dem Woofer sitzende Bassreflexöffnung ist auffällig groß und von besonderer Form. Sie soll gewährleisten, dass die Bässe präzise klingen und gleichzeitig Störgeräusche durch Luftturbulenzen vermieden werden. Mit ihren Ausmaßen von 35,9 x 22,2 x 26 cm (H x B x T) und einem Gewicht von 7,01 kg ist der Kali Audio LP-6 recht massiv für einen Nahfeldmonitor. Laut Herstellerangabe wurde er für eine Aufstellung in 2,2 Metern Hörabstand bei einer Abhörlautstärke von 85 dB konzipiert. Wer seine Abhöre etwas weiter weg platzieren möchte, dem empfiehlt Kali Audio das größere Model LP-8, dem ein 8-Zoll-Woofer nebst 80-Watt-Verstärker spendiert wurde.

Fotostrecke: 3 Bilder Der LP-6 in der Frontalansicht: elegant und optisch ansprechend

Lieferumfang

Im Lieferumfang des Kali Audio LP-6 befinden sich zwei Stromkabel: ein Kaltgerätekabel mit Schuko- und eines mit dem sogenannten Commonwealthstecker, der beispielsweise in Großbritannien Verwendung findet. Außerdem liegen eine Bedienungsanleitung und vier kleine Gummipads zum rudimentären Entkoppeln der Box von der jeweiligen Stellfläche.

Verarbeitung

Obwohl sich die Modellbezeichnung LP auf „Lone Pine“ (deutsch: „einsame Kiefer“) bezieht, kommt die Abhöre nicht im Kiefernholz-Look daher. Die in Kalifornien designte und in China hergestellte Box ist im verbreiteten, matten Schwarz lackiert und schaut durch den leicht glänzenden Waveguide und den Woofer für meinen Geschmack recht ansehnlich aus. Zwischen den beiden Lautsprechern befindet sich eine blaue Status-LED. Ist der Nahfeldmonitor eingeschaltet, so leuchtet diese. Ist das Licht aus, ist er aus. Die Verarbeitung der Vorder- und Rückseite erscheint mir rein optisch tadellos.

Fotostrecke: 2 Bilder Bei genauem Blick sieht man, dass hier alles sauber verarbeitet wurde.

Anschlüsse und Funktionen

Auf der Rückseite des Kali Audio LP-6 befinden sich die Anschlüsse, ein DIP-Schalter-Element und eine Flut an grafischen Darstellungen zur Erläuterung der integrierten DSP-Funktionen. Anschlussseitig bleibt kein Wunsch offen. Die Box lässt sich per Cinch, Klinke und XLR mit analogen Audiosignalen bespielen. Am unsymmetrischen Cinch-Eingang werden standesgemäß -10 dBV erwartet. Typischerweise schließt man hier Laptops, Smartphones oder vergleichbare Consumergeräte an. Der symmetrische Klinken- und XLR-Eingang darf jeweils mit +4 dBu beschickt werden.
Direkt rechts neben dem XLR-Eingang befindet sich ein Lautstärkeregler, mit dem man die Ausgangslautstärke der Box regeln kann. Der Hersteller empfiehlt den Regler auf 0 dB zu stellen. Unter der XLR-Buchse sitzen der Stromanschluss und der Ein- und Ausschalter. Dank eines Schaltnetzteiles lässt sich der LP-6 sowohl an 230 V/50 Hz als auch an 110 V/60 Hz betreiben, ohne dass man hierzu manuell umschalten muss.

Ganze drei Eingangsbuchsen stehen zur Auswahl samt Drehregler für die Ausgangslautstärke der Box.
Ganze drei Eingangsbuchsen stehen zur Auswahl samt Drehregler für die Ausgangslautstärke der Box.

Der interessanteste Teil der Rückseite ist sicherlich das sogenannte Mäuseklavier und die zugehörigen Illustrationen. Der Kali Audio LP-6 hat DSP-Funktionen an Bord, die unterer anderem acht unterschiedliche Aufstellungsvarianten unterstützen (8 Fehler beim Aufstellen) und über die DIP-Schalter 1 bis 3 eingestellt werden („Boundary EQ Settings“):

  • auf einem Stativ, frei stehend (>50 cm Abstand von Wänden)
  • auf einem Stativ, in der Nähe einer Wand (
  • auf einem Stativ, direkt vor einer Wand (ohne diese zu berühren)
  • auf der Meterbridge eines Pultes auf dem Schreibtisch, frei stehend (>50 cm Abstand von Wänden)
  • auf dem Schreibtisch, in der Nähe einer Wand (
  • auf dem Schreibtisch, direkt vor einer Wand (ohne diese zu berühren)
  • an einer Wand befestigt

Was unter der Haube passiert, ist eine Kompensation der Verzerrung des Bassfrequenzganges per EQ. Eine Annäherung zu Wänden und Oberflächen wirkt sich massiv auf die Wiedergabe von Bässen aus und kann durch die eingebauten DSP-Funktionen ein wenig ausgeglichen werden. Doch damit nicht genug: Die Schalter 4 und 5 bieten außerdem einen Bass-Trim, mit dem die Bässe noch einmal separat um zwei Dezibel angehoben oder abgesenkt werden können. Die Schalter 6 und 7 ermöglichen solch eine Regelung auch noch für die Höhen. Der achte DIP-Schalter wird benötigt, um den Cinch-Eingang einzuschalten. Dieser ist im Lieferzustand ausgeschaltet da er – bedingt durch seine unsymmetrische Bauart – etwaige Störgeräusche in den Abhörweg überträgt. Man sollte ihn also nur im Bedarfsfall einschalten.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Funktionen der DIP-Schalter werden anhand kleiner Schaubilder erläutert.

Praxis

Der Einsatz im Nahfeld

Um zu hören, wie sich die Kali Audio LP-6 im Praxistest schlagen, verwende ich zwei Boxenstative zusammen mit je einem Schaumstoffpad zur Entkopplung und positioniere das Stereopaar in etwa zwei Meter Abhörabstand. Von meinen Interface UR824 ausgehend, über einen Mackie Big Knob Controller geroutet, schicke ich eine Auswahl mir vertrauter Songs auf die Abhöre und staune nicht schlecht! Ausgehend vom momentanen Straßenpreis von etwa 180 Euro pro Stück erwartete ich einen deutlich schlechteren Klang als das, was mir da in den ersten Momenten entgegen klingt. Mein erster Eindruck ist ein Smiley-Sound, also dicke Bässe, wenig Mitten und viele Höhen. Das Eigenrauschen ist bei einem Abstand von zwei Metern nur sehr leise zu hören und stört mich spätestens bei anliegendem Audiosignal kein bisschen.

Kali Audio LP-6 im Studio
Kali Audio LP-6 im Studio

Soundanpassung mit „Boundary EQ Settings“

Nachdem ich einige Stücke über die Nahfeldmonitore gehört habe, kann ich mir eine detailliertere Meinung bilden. Unterhalb von 50 Hertz, also da wo einem die Bässe in den Magen fahren sollten, kommt bei mir nichts an. „Virginia In The Rain“ von der Dave Matthews Band drückt mir nicht wie gewohnt die Bassdrum in den Bauchraum. Klar, es handelt sich im einen 6,5-Zoll-Tieftöner und der kann von Haus aus einfach keine zu hohen Pegel im Tieftonbereich liefern, sodass Frequenzen unter 50 Hz für mich nicht wirklich zu orten sind.
Zwei Oktaven darüber – also rund um 200 Hz – empfinde ich den Klang der Box als recht dick. Mit Hilfe der „Boundary EQ Settings“ stelle ich per DIP-Schalter die Postion „Boxen auf Stativ in der Nähe einer Wand“ ein. Der Bassbereich klingt nun eine Spur flacher, die erste Hürde ist also genommen. Beim Umschalten zwischen verschiedenen Titeln in unterschiedlichen Stilrichtungen fällt mir immer wieder auf, dass der Mittenbereich rund um 400 Hz für meinen Geschmack ein wenig untervertreten ist. Dies war auch bei neutraler DIP-Schalter-Einstellung der Fall. Gegen ein wenig mehr Mittenwärme hätte ich nichts einzuwenden, denn gerade bei orchestraler Musik klingen die LP-6 ein wenig verschlossen. Im Hochtonbereich rund um 10 kHz ist mir die Abhöre ein wenig zu laut. Also nicht die feinen, obersten Frequenzen am Rande des Hörbereichs, die gerne für Luftigkeit im Klang sorgen, sondern der etwas härter klingende Bereich darunter ist mir ein wenig zu hart. „Nutze die DSP-Funktionen“ höre ich mich da laut denken, aber auch nachdem ich den HF-Trim mit Hilfe des Mäuseklaviers auf -2 dB gestellt habe kann ich mich noch nicht ganz mit dem Frequenzgang in den Höhen anfreunden. Die von mir empfundene Überbetonung rund um 10 kHz ist immer noch da, nur sind die Höhen nun insgesamt ein wenig leiser.

Man sieht den Boxen den günstigen Preis nicht an.
Man sieht den Boxen den günstigen Preis nicht an.

Das Klangbild: sehr räumlich und breit

Konzentriere ich mich auf das Stereobild und den Eindruck von Tiefe, so attestiere ich den Kali Audio LP-6 von allem eine Spur zu viel. Die Stereobreite ist größer als erwartet, die Tiefe wirkt groß und die Abbildungsschärfe einzelner Signale ist recht unscharf und verschwommen breit. Transienten wie die feinen Hi-Hat-Akzente in „Private Investigations“ von den Dire Straits oder die Pizzicato-Klänge bei Stings „Seven Days“ werden nicht so fein abgebildet, wie ich es von anderen, aber dann auch wesentlich teureren Abhören gewohnt bin. Diese Breite und die nicht so feine Abbildung der LP-6 dürfte ein Nebeneffekt des Waveguides sein. Was man den Waveguides der Boxen zugute halten kann, ist ein stabil klingendes Klangbild innerhalb eines verhältnismäßig großen Abhörbereichs. Der Sweetspot ist sehr groß und qualifiziert die Abhöre zum Einsatz an Arbeitsplätzen mit viel Outboard-Equipment, vor dem man ständig hin und her wandert, oder für Situationen in denen mit mehreren Personen zusammen gehört werden muss und alle einen möglichst gleichen Sound zu hören bekommen sollen.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Bühne des Stereofelds klingt sehr breit und tief.

Wie üblich bei Class-D-Verstärkern, greift auch beim LP-6 ein Limiter bei zu hohen Lautstärken. Nähert man sich einem bestimmten Pegel kann man eine deutliche Kompression wahrnehmen. Das Zerren bei Maximallautstärke hält sich in Grenzen, sodass man aufpassen muss nicht allzu laut abzuhören, da man ansonsten leicht und eventuell unbemerkt ein wenig Kompression zu hören bekommt, die im Ausgangsmaterial gar nicht vorhanden war. Überhaupt finde ich die Boxen beim leisen Hören ausgewogener als bei hohen Lautstärken. Wer es lauter braucht oder einen größeren Abstand benötigt, der sollte drüber nachdenken, sich das größere Modell LP-8 anzuschaffen.

Fazit

Mit den LP-6 ist der kalifornischen Firma Kali Audio ein großer Wurf gelungen. Zum sagenhaften Stückpreis von rund 180 Euro findet man meiner Meinung nach keine andere Aktivbox, die in dieser Preisklasse mithalten kann. Für wen die Boxen geeignet sind? Der leicht smileyartige Sound der Kali Audio LP-6 verhilft Mischungen zu einem nicht zu basslastigen und nicht zu höhenreichen Klangbild, was gerade Einsteigern oder Studio-Sapiens mit nur wenig Mixerfahrung eine gute Hilfe sein dürfte. Wer die meiste Zeit mit subbassgespicktem Elektro zu tun hat oder beispielsweise viel Orchesterbearbeitungen macht und somit spezialisiert ist, für den dürften die Kalifornier eher ungeeignet sein. Die Kali Audio LP-6 ist keine Präzisionsabhöre, sondern einfach eine sehr günstige und für den Preis aber eine verdammt gut klingende Allroundbox. Eine handvoll Euro sollte man noch zusätzlich in ein Paar Schaumpads zur Entkopplung investieren, und dann kann es auch schon hinein ins günstige Hörvergnügen gehen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sagenhaftes Preis-Leistungsverhältnis
  • drei Anschlussvarianten (Cinch, Klinke und XLR)
  • viele DSP-Features per DIP-Schalter
Contra
  • ein wenig bissig in den Höhen
Artikelbild
Kali Audio LP-6 Test
Für 156,00€ bei
Kali_LP_6_Test_13
Features und Spezifikationen
  • aktiver Nahfeldmonitor
  • Class-D-Verstärker, bi-amped, 2 x 40 Watt
  • Basstreiber: 6,5 Zoll
  • Hochtöner: 1 Zoll
  • 3-D Imaging Waveguide
  • Bassreflexöffnung vorderseitig
  • Frequenzgang: 47 Hz–21 kHz (± 3 dB)
  • Übergangsfrequenz: 1,5 kHz
  • Max. SPL: 112 dB
  • THD (94 dB @ 1 m):
  • HF Trim: -2 dB, ±0 dB, +2 dB
  • LF Trim: -2 dB, ±0 dB, +2 dB
  • 8 Boundary EQ Settings
  • Maße: 35,9 x 22,2 x 26 cm (H x B x T)
  • Gewicht: 7,01 kg
  • Stückpreis: € 179,– (Straßenpreis am 2.4.2019)
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Profilbild von punkrock192

punkrock192 sagt:

#1 - 04.04.2019 um 01:24 Uhr

0

LP-6 und LP-8 lassen in ihrer klasse alles hinter sich.

Profilbild von Laurenz Berger

Laurenz Berger sagt:

#2 - 26.04.2019 um 14:59 Uhr

0

Bei den Aufstellungshinmöglichkeiten sind ja wohl eher .5m (also 50cm) Wandabstsand gemeint, oder? 5m wäre jetzt extrem viel für Nahfeldmonitore.

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #2.1 - 29.04.2019 um 08:31 Uhr

    0

    Hallo Laurenz,vollkommen richtig, danke für das Aufspüren, ich habe es geändert.Beste Grüße
    Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    Antwort auf #2 von Laurenz Berger

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