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JBL M-Patch 2 Test

Praxis

Desktop oder Rack? Schräg, flach oder klobig?

Manche Sachen kann man einfach nicht richtig machen. So wird es sicher Gespräche gegeben haben, ob der JBL M-Patch 2 ein Monitor-Controller für den Desktopbetrieb im flachen Gehäuse, mit abgeschrägter Front, als 19“-Gerät oder, wie ganz offensichtlich geschehen, im Schuhkarton-Formfaktor gebaut werden wird. Alles hat Vor- und Nachteile. Ich freue mich zwar über die Möglichkeit zum Rackeinbau, sehe aber gerade in kleineren Setups eher den Bedarf an Desktop-Kisten, die neben der Computer-Tastatur beheimatet sind, allerdings wird man bei entfernterem Aufbau des M-Patch eher mal die Finger vom Volume-Rad lassen und sich auf wesentlichere Tätigkeiten konzentrieren. Und Talkback-Funktionen, Dim und dergleichen gibt es nicht. 

Die große Boxform passt nicht immer – aber es gibt durch die mitgelieferten Rackwinkel auch die Möglichkeit des 19"-Einbaus.
Die große Boxform passt nicht immer – aber es gibt durch die mitgelieferten Rackwinkel auch die Möglichkeit des 19″-Einbaus.

Nicht immer logisch und durchdacht

Schön ist, dass selbst beim Betrieb auf einer Schreibtischplatte das Gerät nicht so leicht und die Schaltfunktionen so schwergängig sind, dass sich bei Betätigung von Quellenwahl, Drehreglern oder Mute das ganze Gehäuse bewegt. Der Mute-Button erscheint mir auf der Frontplatte etwas zu sehr eingeklemmt, zudem finde ich alter Erbsenzähler einige vernachlässigbare Logikbrüche: „Mute“ ist mit „On“ für einen gedrückten Schalter bebildert, das wird man natürlich herausfinden können, indem man ihn im Betrieb drückt. Und dass „Stereo Volume“ auch dann noch aktiv ist, wenn man den Stereo-Mono-Schalter auf Mono kippt, ist dann nachvollziehbar, wenn man sich den Signaleingang ansieht, dieser heißt nämlich „Stereo“, wie der Eingang oder der Hauptbus mancher Mischpulte. Gut: Das ist kleinlich. Weniger kleinlich, sondern tatsächlich ziemlich schräg ist allerdings, dass der beschriebene Mono-Stereo-Schalter als fummeliger Kippschalter aus dem Gehäuse schaut, während alle anderen Schaltfunktionen mit Drucktasten funktionieren. Für die haptische Unterscheidbarkeit im „Blindbetrieb“, etwa beim Rackeinbau unter dem Tischplattenniveau, ist das nicht notwendig, denn der Ort dieses Schalters ist doch recht eindeutig. Aber nun gut, ich bin hier zugegebenermaßen bei Kleinigkeiten gelandet. Die Verarbeitung ist simpel, aber ok, „nicht so geil“ ist, dass die Kopfhörerbuchse direkt auf die Platine gelötet ist und nicht an der Frontplatte fixiert. Somit kann die Lötstellen das gleiche Schicksal ereilen wie bei vielen Audio-Interfaces, Synthesizern oder Hi-Fi-Komponenten, nämlich der Bruch und Kontaktverlust. Aber das ist nichts, was nicht mit der magischen Kraft des Lötkolbens wieder begradigt werden könnte.

Extrawurst: Der Monoswitch ist anders als alle anderen.
Extrawurst: Der Monoswitch ist anders als alle anderen.

Ausstattung: für viele Fälle genau richtig

Punkten kann der M-Patch bei der Ausstattung, die für die Standardaufgaben genau das bietet, was benötigt wird. Die Boxenumschaltung werden viele Engineers und Producer nutzen wollen, weshalb für einige eine Vielzahl anderer preiswerter Controller nicht in Frage kommt. Solange mindestens eines der angeschlossenen Paare im generellen Level angeglichen werden kann, muss man nicht nach jedem Umschalten das Level nachregeln. Das nervt nämlich – und die JBL-Kiste bietet diese Option naturgemäß nicht. Der Aux-Eingang erlaubt das problemlose Gegenhören von Stereoanlage- (RCA) oder Smartphone-Signalen (Miniklinke), sinnvoll ist natürlich die separate Regelmöglichkeit des Pegels. Der Kopfhörerverstärker sorgt für ausreichend Dampf, sogar bei höheren Impedanzen als 16 oder 32 Ohm.

Ein wenig mehr Soundveränderung als nur durch ein Kabel…

Natürlich hört man einen leichten Unterschied, wenn der M-Patch 2 im Signalweg liegt. Glücklicherweise ist dieser nicht beängstigend: Ein wenig verlieren die Tiefen an Knackigkeit und Fundament, die Höhen büßen minimal an Frische ein. Am ehesten erkennbar ist eine leichte Trübung in der Schärfe des Stereobilds. Es gibt jedoch nichts, was ich als wirklich problematisch bezeichnen würde, denn zusätzliche Bauteile im Signalweg verändern den Sound nun einmal immer mehr oder weniger. Natürlich ist es problematisch, sehr leistungsfähige Abhörsysteme mit einem einzigen Signal zu füttern, welches nah am Rauschteppich liegt, aber diese Problematik hat man selbstverständlich auch ohne die Verwendung eines Controllers.

Ganz transparent geht`s nicht – für den Preis ist es allerdings vollkommen in Ordnung.
Ganz transparent geht`s nicht – für den Preis ist es allerdings vollkommen in Ordnung.

Gleichlauf ordentlich

Ordentlich ist der Kanal-Gleichlauf des großen Potis. Es ist nicht so, dass ein Kanal bei einem gewissen Pegelsetting auffällig „hinkt“. Nicht zu vermeiden jedoch ist ein etwas sehr geringer Faderweg im Bereich von minus Unendlich, dort bricht ein Kanal etwas schneller ein als der andere, aber wer mit derartig hoher Dämpfung arbeitet, der sollte sein Setup noch einmal überdenken. Derartige Aussagen sind erfahrungsgemäß nur für ein einziges Gerät möglich, nämlich das Testgerät „höchstpersönlich“: Aufgrund der Serienstreuung können in anderen Geräten verbaute Potis andere Eigenheiten aufweisen. Und dass es beim Umschalten der Lautsprecher knacken kann, ist der Einfachheit der Schaltung geschuldet – aber eben auch eine Grundlage für den geringen Preis.

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