Wieder mal ein Ibanez Produkt, für das niemand geringerer als Gitarrenvirtuosen-König Steve Vai Pate gestanden hat. Zwar ist die Verbindung zwischen Vai und Ibanez bis in die Anfänge der Karriere des Maestros zurückzuverfolgen, brachte bislang aber in erster Linie spacige Signature-Gitarren hervor. Mit dem Jemini, einem speziell auf Vais Geschmack abgestimmten Distortion-Pedal mit zwei unabhängigen Zerrsounds, ist die Beziehung jetzt auf dem „Boden der Tatsachen“ angekommen.
Das kreischbunte Pedal bietet Flexibilität für alle jene, die auf unterschiedliche Zerrsounds in einer Tretmine zurückgreifen oder einfach soundmäßig unserer Hoheit nacheifern möchten.
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Details
Die Elektronik verbirgt sich gut geschützt in einem robusten Zink-Druckgussgehäuse, dessen Finish eindeutig die Handschrift Vais trägt und in ähnlicher Form bereits einige seiner Signature-Jems zierte. Weitere Signature-Designmerkmale finden sich auf den beiden schwarzen Gummibelägen der Pedale. Hier sorgen Steve Vai Logos für einen entsprechenden Auftritt.
Unter den Pedalen befindet sich je ein Batteriefach (9V). Der Unterschied zwischen den Fächern ist der, dass im linken eine Reservebatterie gelagert werden kann, während nur das rechte das Gerät mit Batteriespannung versorgt. Zugang verschafft man sich über einen sanften Druck auf die kleinen, schwarzen Quadrate unterhalb des Pedals. Ähnlich wie der Ibanez Tube King oder der Tube Screamer, verfügt auch das Jemini-Distortion-Pedal nur über eine Bufferschaltung und keinen True-Bypass. Somit liegt der Effekt also permanent im Signalweg und zieht sich nicht komplett aus der Kette, wenn man ihn ausschaltet. Das kann im schlimmsten Falle zu minimalen Soundeinbußen im Eingangssignal führen.
Beide Pedale arbeiten unabhängig voneinander und aktivieren bei Betätigen einen jeweils eigenständigen Zerr-Schaltkreis. Unter dem linken Pedal lauert der gute Alte TS9 Tube Screamer in der nach Vais Wünschen modifizierten Version, unter dem rechten eine aggressivere Distortion-Einheit, auf deren Sounds wir später noch genauer eingehen werden.
Die drei Kunststoff-Drehregler sind von LED-Ringen umgeben, die die Funktion einer einfachen Status-LED mit Hingucker-Qualitäten übernehmen. Je nachdem, welcher Kanal aktiviert ist, werden die Drehregler von unten grün oder rot beleuchtet. So weiß man immer eindeutig, was gerade angesagt ist.
Als ausgeschlafenes Zusatz-Feature für Sparfüchse besitzt der Jemini einen Bright/Save Schalter. Dieser dient dazu, die LEDs mit wahlweise mehr oder weniger Strom zu versorgen. Für eine Open Air Bühne bei Tag braucht man vielleicht etwas mehr Beleuchtung, um nicht die Kontrolle zu verlieren, und schaltet dementsprechend in den Bright Modus. Die Batterie wird dadurch natürlich etwas stärker in Mitleidenschaft gezogen, wohingegen der Save Modus Strom spart, da er nicht ganz so dolle auf die Lichtorgel drückt. Um den Jemini klanglich auf seine Bedürfnisse anzupassen, stehen pro Pedal die Parameter Drive, Tone und Level in Form von jeweils drei Kunststoffpotis zur Auswahl.
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Praxis:
Die grün leuchtenden LED-Ringe bestätigen die Aktivität des linken Pedals. Der jetzt modifizierte TS9 punktet mit ausgewogenen Bässen, schönem Crisp in den Höhen und einem ausgeprägten, stark hervorgehobenen Mitten-Bereich. Das Ergebnis ist energisch, drückend und trotzdem differenziert und – nicht zu vergessen – immer auch abhängig von der jeweiligen Amp-Justage. Bei gering eingestelltem Drive und aufgerissenem Volume-Regler arbeitet der Jemini zudem als zuverlässiger und mittenlastiger Booster kraftvoll im leicht angezerrten Clean-Bereich. Beim beherzten Tritt auf das rechte Pedal machen die rot leuchtenden LED-Ringe deutlich, dass hier ein Zahn zugelegt wird. Die „grüne“ Zerrstufe wird dabei ausgeschaltet, denn beide hintereinander zu schalten ist mit diesem Gerät nicht möglich und aufgrund der enormen Verzerrung, die das zweite Pedal bietet, auch überhaupt nicht nötig.
Jetzt ist es an der Zeit, uns die beiden Sound-Modes einmal im Detail anzuhören. Los geht es mit dem direkten Vergleich zwischen der grünen und roten Zerre. Alle Regler befinden sich in der 12-Uhr-Position. Testgitarre ist eine Strat.
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Green FlatRed Flat
Ich denke, der unterschiedliche Ansatz der beiden Zerrstufen ist deutlich zu hören. Wie gerade schon erwähnt, basiert die grüne Schaltung auf dem klassischen Tube Screamer, sollte also auch SRV-Styles authentisch rüberbringen können (Audio: Green – Strat-Crunch).
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Green Strat-CrunchGreen Dirt RockGreen – Max. Gain
Im wahrsten Sinne des Wortes: alles im grünen Bereich! In Kombination mit einer SG geht es “in Grün” deftig zur Sache. Klassische Rocker kommen hier voll auf ihre Kosten. (Audio: Green – Dirt Rock). Im nächsten Beispiel fühlen wir dem Maximal-Gain des grünen Zerrers auf den Zahn (Audio: Green – Max. Gain). Na, das geht doch ordentlich zur Sache. Dank der bewährten TS9-Schaltung bleibt der Sound auch am Limit transparent, differenziert und dynamisch.
Und wie sieht es in dieser Hinsicht beim rechten, dem roten Zerrer aus?! Trotz der hier abgelieferten massiven Verzerrung leidet die Akkordverständlichkeit nicht (Audio: Red – Chords).
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Red – ChordsRed – Dyna Poti
Checken wir jetzt noch die Reaktionen des Jemini (roter Zerrer) auf eine Veränderung des Gitarren-Volumens (Audio: Red- Dyna-Poti). Das Audio startet mit dem Volume-Regler auf 3 und endet mit der 10! Lange passiert relativ wenig, und der Sound hat eher Crunch-Charakter. Das, was man von Vai gewohnt ist, findet im oberen Regelbereich statt. Hier wird an Distortion nicht gespart, und der Sound verdichtet sich zu einem zwar sehr komprimierten, dennoch fein abgestimmten und brillanten Klangbild. Besonders in Szene gesetzt werden hier die Höhen, die kräftig zubeißen und aus jeder angeschlossenen Gitarre ein echtes Monster machen. Gerade auf den letzten Metern wird an Verzerrung noch einmal richtig zugelegt, und wenn man jetzt noch über Steves spielerische Fähigkeiten verfügt … ja, dann ist es der Sound.
Aber der Jemini punktet nicht nur mit Distortion-Reserven, sondern gerade mit den Dingen, die oftmals wegen hoher Verzerrung verschluckt werden. So gibt er selbst in höchsten Gain-Graden sämtliche Spieldetails wieder. Saitenanschlagsgeräusch, dynamische Spielweise, saubere Obertöne und Erhaltung der Klangeigenschaften des Instruments sind für den Jemini keine Fremdwörter. Hinzu kommt, dass das Gerät nahezu nebengeräuschfrei arbeitet und das selbst bei enormer Verzerrung.
In unserem letzten Audio wollen wir den Jemini noch einmal komplett fordern. Die gepickte Rhythmus-Gitarre entstand mit dem grünen Verzerrer (Drive:7, Tone: 16, Level: 10). Für die tiefe Single-Note-Line rechts und links im Panorama kam die rote Abteilung zum Einsatz (Drive: 16, Tone: 16, Level: 11) und auch das Solo sah rot (Drive: 17, Tone: 16, Level: 11).
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Jem Song
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Fazit:
Wer nicht nur auf freakige Farben auf seinem Stressbrett steht, sondern auf der einen Seite einen getunten Tube Screamer mit ausgeprägter Mittencharakteristik und auf der anderen ein flexibles und punktgenaues Distortion-Tool sein Eigen nennen möchte, greife bitte zu. Nicht nur für Steve Vai Fans ein sinnvolles Sound-Update, sondern auch für den flexiblen Musiker ist der Ibanez Jemini ein qualitativ hoch anzusiedelnder Verzerrer der besonderen Art. Dank Steve Vais gutem Gehör und seinen Soundansprüchen ist Ibanez ein echter Coup gelungen.
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