Ibanez AR325-DBS Test

Praxis

Die Gitarre ist recht leicht, gerade einmal 3,2 kg bringt das gute Stück auf die Waage. Ich gehe davon aus, dass der Mahagoni-Korpus wohl schon ein paar Federn hat lassen müssen. Auf jeden Fall ist das eine gute Ausgangsbasis, wenn man längere Zeit im Stehen auf der Bühne verbringt. Die Gitarre kommt übrigens nackt, ohne Koffer oder Tasche, was man bei der Finanzierung des Instrumentes mit einplanen sollte. Von der Verarbeitung her gibt es prinzipiell nichts zu bemängeln, allerdings sollte die werkseitige Einstellung besser sein, die Bünde sind sehr rau und es kratzt deutlich bei Bendings und Vibratos. Offensichtlich ist das dem Preis geschuldet und ein wenig Eigenleistung ist angesagt. Der Hals liegt gut in der Hand und durch die Cutaways an beiden Seiten sind auch die ganz hohen Lagen optimal erreichbar. Für einen groben Überblick über die unterschiedlichen Pickup-Konfigurationen, die mit der Tri-Mode-Schaltung machbar sind, werfe ich meine übliche Herangehensweise über den Haufen und beginne nicht mit den unverzerrten Sounds, sondern feuere gleich den Marshall Plexi an, denn hier hört man gewisse Feinheiten noch besser. Los gehts – zuerst der Steg-Pickup mit allen drei Kombinationen des Tri-Mode-Schalters. Zuerst parallel, dann Singlecoil und zuletzt die serielle Verschaltung des Tonabnehmers.

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Bridge Tri-Mode

Nun das gleiche Spiel mit dem Hals-Pickup:

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Neck Tri-Mode

Jetzt beide Pickups kombiniert, ebenfalls mit den drei Modes wie bei den vorhergehenden Beispielen. Ich habe bei beiden Pickups immer die identischen Positionen der Tri-Mode Schalter angewählt. 

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Bridge/Neck Tri-Mode

Wow, das ist schon eine Menge an Möglichkeiten, und alle klingen absolut brauchbar. Klar, am fettesten präsentiert sich der parallel geschaltete Humbucker, der Steg-Pickup schön bissig, während der Hals-Tonabnehmer etwas hölzerner daherkommt. Aber insgesamt zeigt sich ein sehr homogenes Klangbild, das die AR325 da abliefert. Die Ausgangsleistung bewegt sich im Normalbereich für Humbucker-Pickups, die parallelen Kombinationen sorgen für ausreichend Verzerrung, während man einen angezerrten Amp mit den Split-Kombinationen schon fast zu Cleansounds überreden kann. Diese Bandbreite auf Knopfdruck zur Verfügung zu haben, gefällt mir ausgesprochen gut. Will man einen Vergleich ziehen, würde ich die AR325 etwa in der Mitte zwischen Les Paul und SG einordnen. Sie tönt etwas fetter als die SG, aber in den Tiefen dann doch nicht so gewaltig wie eine Les Paul. Außerdem hat sie einen etwas schnelleren Antritt. 

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Mit der Mix-Kombination beider Pickups in Verbindung mit der schnellen Ansprache tropfen knackige Funk-Grooves recht gut aus dem Speaker. Ich habe beim nächsten Beispiel den Hals-Pickup im seriellen Mode und den Steg-Tonabnehmer im Split-Modus angewählt. 

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Funk

Nun nochmal ein kleines Beispiel zur Anschlagsdynamik und der Übertragung der Pickups. Das kann sich auf jeden Fall hören lassen, die Verzerrung ist (mit dem entsprechenden Amp) relativ feinfühlig mit den Fingern zu steuern. Die Tonabnehmer komprimieren nicht hart, sondern lassen dynamische Spielereien zu. Außerdem gibt es einen schönen Höhenboost bei härterem Anschlag, der Ton wird aggressiver, genau, wie es sein soll. Hier ist übrigens der Steg-Pickup im parallelen Modus im Einsatz. 

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Bridge Dyna Pick

Bisher habt ihr alle Beispiele über dieselbe Ampeinstellung gehört, jetzt wird es Zeit, einen Gang zurückzuschalten und das gute Stück unverzerrt zu prüfen. Mit dem Hals-Pickup und etwas zurückgenommenem Tone-Regler sind auch sehr warme Jazz-Sounds möglich, es muss nicht immer nur rocken. 

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Neck Jazz

Wir wenden uns nun der dunkleren Seite zu, denn auch hier kann unsere China-Artist ein Wörtchen mitreden. High Gain Zerre mit Mid Scoop-Sound ist angesagt, und den legt das so artig aussehende Instrument ebenfalls recht gut aufs Parkett. Auch bei Downtunings gibt es keine Schwierigkeiten, lediglich die schwingenden Saiten hinter dem Steg störend in den Spielpausen etwas. Aber das ist ein Problem, das auch wesentlich höherpreisige Gitarren haben. 

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Bridge Metal
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Profilbild von Circus-Artist 🤔

Circus-Artist 🤔 sagt:

#1 - 23.09.2022 um 07:44 Uhr

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Diese Ibanez Artist aus China sieht sehr edel aus.Die Verarbeitung,ist,bis auf die völlig berechtigte Beanstandung der sehr rauen Bünde sehr sauber gefertigt. Die besagte Artist ist jedoch absolut kein Leichtgewicht,klingt aber dafür in allen Stellungen ausgewogen und satt.Dies liegt wohl hauptsächlich an den zwei Humbucker-Tonabnehmern.Der hochglänzende Polyurethan-Lackauftrag ist gut,das Spielgefühl auch.Die hauchdünne vergoldete Hardware bleibt eine rein subjektive Geschmackssache.Gesamturteil: gut.Mittlerweile hat Ibanez die bekannte Artist-Serie stark ausgedünnt,es existieren im neuesten Ibanez Katalog 2022 lediglich noch drei unterschiedliche Artist-Versionen aus China.Das einstige (sehr hochpreisige!) Prestige Artist Modell aus japanischer Fertigung wurde kurzerhand ersatzlos aus der Palette der optionalen Artist Modellvarianten gestrichen.Diese Art ist bei Ibanez leider bereits hinlänglich bekannt.So geschah dies auch bei der edlen Ibanez Prestige Talman E.-Gitarre (Made in Japan) und etlichen weiteren Modelltypen,wie die Xyphos (in optischer Chamäleon-Wechsellackierung) u.v.m.Der Gesamteindruck dieser besagten Artist ist gut.Ein stabiler Original Koffer kann als Option extra geordert werden.Dies ist bei fast allen Ibanez Gitarren derzeit optional möglich,außer bei der bereits längst vergriffenen und auf wenige Exemplare limitierten Ibanez IC-520 Iceman (Made in China), diese kam damals werkseitig in einem hauchdünnen Gigbag in den Verkauf.Keine Ahnung,weshalb es bis heute nicht für jedes Ibanez Gitarrenmodell ein stabiles Hardcase optional zu kaufen gibt?!? Für die besagte Iceman wäre dies wirklich sehr zu begrüßen!

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