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Hughes & Kettner TubeMeister 18 Test

Fotostrecke: 3 Bilder Tubemeister 18 Head

Obwohl man die Personen hinter dem Firmennamen Hughes & Kettner eher im angelsächsischen Raum vermuten würde, wird man in deutschen Landen fündig: Nicht weit entfernt von der französischen und luxemburgischen Grenze liegt das Städtchen Sankt Wendel im nördlichen Saarland, und genau dort entwickeln und bauen die beiden Brüder Hans und Lothar Stamer Equipment für Musiker – vom Instrumentalverstärker und Studioequipment bis hin zu PA-Anlagen von klein und handlich bis zur massiven Festinstallation. Man hat sich vor einigen Jahren in einer ehemaligen französischen Kaserne eingerichtet und mit diversen Abteilungen unabhängig gemacht – von der Schreinerei über die Entwicklungsabteilung bis hin zum schalltoten Raum ist alles vor Ort.
Und hier haben auch die Gitarrenverstärker ihren Ursprung, die in den letzten 25 Jahren mit dazu beigetragen haben, die Marke zu einer internationalen Größe zu machen. Mit vielen heute legendären Produkten wie dem ersten digitalen und vollprogrammierbaren Gitarrenverstärker AS64, der Cream Machine, dem ersten Hybrid-Röhrenamp ATS 100 und vielen anderen gilt Hughes & Kettner als einer der innovativen Vorreiter der Branche. Auch unser heutiger Testkandidat, der TubeMeister 18, ist ein kleines Vollröhrentop mit zwei Kanälen und Power Soak und entstammt ebenfalls der saarländischen Ampschmiede.

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DETAILS

Konzept
Beim TubeMeister 18 handelt es sich um einen 18 Watt Vollröhren-Gitarrenverstärker mit zwei separaten Kanälen, die jeweils eigene Gain- und Masterregler mitbringen. Mit anderen Worten: Der Verstärker verfügt über einen cleanen/angezerrten Kanal und einen zweiten, dessen Bandbreite von verzerrt bis zum brachialen Lead-Sound reichen soll. Zwischen den beiden kann mittels Fußschalter gewählt werden. Das Ganze hat den Look eines zu heiß gewaschenen Gitarrentops, und wenn das Teil auf einer 4 x 12 Box steht, drängt sich der Vergleich mit einem aufgepumpten Bodybuilder auf. Im Inneren hat man es mit der Vollröhrentechnologie des vorigen Jahrhunderts zu tun, denn die ist zumindest für Puristen klanglich bisher immer noch nicht zu toppen. Eine weitere Zugabe ist der Recording-Ausgang, mit dem man auch lautlos um Mitternacht in der Etagenwohnung abrocken kann.

Beide Kanäle des TubeMeisters können sowohl verzerrt als auch clean eingestellt werden, wobei der Lead-Kanal weitaus höhere Gainreserven besitzt als die cleane Abteilung. Beide teilen sich ein und dieselbe Klangregelung, bestehend aus Treble, Mid und Bass. Die „englische“ Einstellung, also alle Regler auf Vollgas, ist hier definitiv nicht angesagt. Stattdessen ist Fingerspitzengefühl gefragt. Selbst bei alten Marshalls halte ich die „Alles auf 10“-Einstellung für Unsinn. Man sollte immer von der 12-Uhr-Stellung ausgehen und den Klang von dort aus nach seinen Wünschen formen. Im Gegensatz zum Cleanbereich besitzt die Zerrabteilung einen Leadboost-Miniswitch für den Spaßfaktor beim Solieren. Bei höheren Lautstärken kann der Amp sehr schön in die Sättigung gefahren werden und bietet dann auch im Cleankanal satte Crunchsounds.

Wem die Lautstärke beim Kitzeln der 18-Watt-Endstufe zu hoch ist, kann sie mit einem vierstufigen Drehschalter auf der Rückseite dimmen. In der 18-Watt-Einstellung liefert sie volle Leistung, bei 5 Watt wird es schon deutlich leiser und gleichzeitig auch eine Spur komprimierter, und in der 1-Watt-Stellung kann man auch im Wohnzimmer ungeschoren abrocken, ohne gleich die Nachbarn auf der Pelle zu haben. Die vierte Stellung mit dem durchkreuzten Speaker schaltet den Amp auf stumm. Die gesamte Energie der Endstufe wird nun durch die internen Lastwiderstände absorbiert.

Wer den Verstärker live oder im Studio abnehmen möchte, für den gibt es außer dem Mikro vor den Lautsprechern auch die Möglichkeit, die eingebaute Red Box zu benutzen. Per Mikrofonkabel wird dieser ein symmetrisches Line-Pegel-Signal entlockt, das entweder zum FOH (Front of House PA-Mischpult) oder zum Recording-Rechner geschickt wird. Die Red Box ist eine Speakersimulation aus dem Hause Hughes & Kettner, die den Sound einer mikrofonierten 4 x 12 Box simuliert. Wo wir uns schon einmal auf der Rückseite befinden, kann ich auch gleich die restlichen Ein- und Ausgänge vorstellen. Der Lautsprecheranschluss kommt ganz klassisch als Klinkenbuchse und dient dem Anschluss einer Gitarrenbox mit einer Impedanz von 8 oder 16 Ohm. Man sollte den TubeMeister ebenso wie jeden anderen Röhrenverstärker nie ohne Last bzw. eine angeschlossene Box betreiben, weil sonst die Endstufe durchbrät. Ist der Drehschalter des Powersoak ganz nach rechts auf das Symbol des durchkreuzten Speakers eingestellt, ist ebenfalls alles im grünen Bereich. Jetzt spielt der interne Lastwiderstand die Rolle des Lautsprechers und sorgt für die entsprechende Impedanz. Der Fußschalter für die Kanalumschaltung und Aktivierung des Lead Boosts wird an eine Buchse in direkter Nachbarschaft zum speakerkorrigierten Ausgang angeschlossen.
Hat der TubeMeister auch einen Effekteinschleifweg? Ja, hat er! Dazu gibt es die zwei unumgänglichen Anschlüsse Send und Return. Send wird dabei mit dem Eingang, Return mit dem Ausgang des Effektgerätes verbunden. Auch hier gilt: Möglichst keine billigen Fußeffekte einschleifen, sonst klingt der Amp wie warme Cola. Hier macht ein gutes 19-Zoll-Teil immer eine gute Figur.

DIE BOX
Die Tubemeister-Box ist mit einem 12 Zoll Celestion Vintage 30 Speaker bestückt, der in Verbindung mit dem Bassreflexgehäuse einen sehr ausgewogenen Sound bietet. Eigentlich bin ich kein besonderer Fan dieser Speaker, in diesem Fall aber ist das Gehäuse optimal auf ihn abgestimmt und der Klang präsentiert sich weder nasal, noch klein, noch wirkt er gedrungen. Auch dann nicht, wenn man im Fokus des Speakers steht oder die Box leicht anwinkelt, um sich besser hören zu können. Im Gegenteil, hier muss ich neidlos anerkennen, dass mit ihr eine der besten 1 x 12 Zoll Boxen vor mir steht, die ich bisher gehört habe. Trotzdem bleibt ein einzelner 12 Zoll Speaker bei allem Lob ein einzelner 12 Zöller und kann nicht mit der Fülle einer 4 x 12 Box aufwarten. Ich habe die Box mit einem 2 x 12 VOX AC 30 Gehäuse und einer 4 x 12 Marshall Box verglichen. Der Tubemeister18 kommt zwar mit allen Boxen gut zurecht, aber jede färbt naturgemäß seinen Sound anders. Mehr Lautsprecher in einem Gehäuse bringen einen breiteren und fetteren Ton, während ein einzelner Speaker den Schall stärker bündelt. Die Tubemeister Box klingt wie eine kleine Marshallbox, bei der wegen des einzelnen Lautsprechers der Ton etwas härter und klarer erscheint. Das kommt besonders cleanen und angezerrte Sounds zugute, die durchsichtiger und definierter klingen. Dank des geschlossenen Gehäuses wird an der Front eine geballte Ladung ins Freie entlassen, die sich, wäre das Gehäuse hinten geöffnet, im Nirvana verflüchtigen würde. Mit der Tubemeister Box hat Hughes & Kettner einen guten Kompromiss zwischen Kompaktheit und Leistung gefunden. Die Box bringt eine Leistung von 60 Watt bei einer Impedanz von 16 Ohm und kann bei Bedarf auch als Zusatz- oder Gitarrenmonitorbox verwendet werden.

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PRAXIS
Zwar sind beide Kanäle des TubeMeister 18 mit jeweils einem Gainregler ausgestattet, aber ihre Gainreserven und Zerrstrukturen sind völlig verschieden. Die cleane Abteilung, die mir besonders ans Herz gewachsen ist, kann völlig unverzerrte Sounds liefern, ohne zu klinisch sauber zu klingen. Man erhält hier immer einen warmen, organischen Röhrenton.

Wenn man den Gainregler weiter aufgedreht, erhält man ab 14 Uhr allmählich eine satter werdende Kompression im Ton, die an einen AC 30 erinnert. Der Klang wird also dicker und bekommt mehr Sustain. Er hat aber immer eine marshallartige Färbung. Es klingelt also nicht so süßlich, wie man es von Vox Amps her kennt. Mit maximaler Gain-Einstellung kommt man hier mit Humbuckern bereits in AC/DC-Regionen, wobei der Sound sehr dynamisch bleibt. Der Tiefbassbereich des TubeMaisters ist leicht abgesenkt, der Amp verschluckt sich auch mit voll aufgerissenem Masterregler nicht. Nur um es klarzustellen: Der Sound ist fett, aber nicht matschig.

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Clean Gain. Low, Tele Clean, Humbucker, Jazzchords Clean Gain max., Rickenbacker Clean Gain max., Les Paul

Mit dem cleanen Kanal könnte ich im Studio schon glücklich werden, besonders wegen der Tatsache, dass er sich bestens mit Bodentretern, wie Boostern Overdrivepedalen und Fuzzpedalen versteht. Mit dem Fulltone Fatboost angefahren geht hier derart die Sonne auf, dass man eigentlich nicht viel mehr Gain bräuchte, wäre da nicht der Lead Kanal. Hier erhält man gleich einen wesentlich komprimierteren Sound, der auch höhere Gainreserven bietet. Die Kompression verhilft schnell zu einem fetten Rockbrett und singenden Leadsounds.

Audio Samples
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Lead-Kanal

Aktiviert man jetzt noch den Lead Boost, können selbst Satriani Legatoflitzereien problemlos realisiert werden, wenn man die entsprechende Fingefertigkeit vorweisen kann.

Audio Samples
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Lead-Kanal mit Boost

Mit der Dreiband-Klangregelung, die sich beide Kanäle teilen, bin ich ebenfalls sehr zufrieden. Ich gehe ja immer von der 12-Uhr-Stellung der Regler aus, weil man mit dieser Position hier wirklich sehr gut beraten ist, denn der Sound ist so schon sehr ausgewogen eingestellt. Nur hier und da braucht es kleine Korrekturen, wie z.B. einen Tacken mehr Höhen beim Einstellen knackiger Country-Sounds oder weniger Mitten beim Nachbilden böser Metallbretter. Die integrierte Red Box ist sehr hilfreich, wenn man den Ampsound live oder im Studio zum Mischpult oder dem Audiointerface schicken möchte, ohne erst ein Mikro installieren zu müssen.

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High-Gain
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Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Vielseitiger Amp
  • Authentische Röhrensounds
  • Klein
  • Red Box DI-OUT
Contra
Artikelbild
Hughes & Kettner TubeMeister 18 Test
Für 400,00€ bei
Features Amp
  • Vollröhre
  • 18 Watt
  • 2 Kanäle
  • 2x 12 AX7 Vorstufenröhren
  • 2x EL84 Endstufenröhren
  • klassischer 3-Band-EQ
  • Gain & Masterregler für jeden Kanal
  • TSC-Protection-System
  • serieller Effektloop
  • 18/5/1/0-Watt Power Soak
  • Red Box DI-Out
  • Maße: 37x15x15cm
  • Preis: 599,00 Euro UVP
Features Box
  • Leistung: 60 Watt
  • Speaker: 1 x 12 Celestion Vintage 30
  • Impedanz: 16 Ohm
  • Maße: 480 x 450 x 285 mm
  • Gewicht: 13,5 kg
  • Preis: 359,00 Euro UVP
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Tubemeister 18 Head

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Profilbild von gentlyman

gentlyman sagt:

#1 - 11.10.2011 um 16:24 Uhr

0

Ich kann diesem Test nur beipflichten, lediglich ein paar kleine Kritikpunkte sind mir nach wenigen Monaten Praxistest aufgefallen: Das Teil wird im 1Watt/ 5Watt-Betrieb ordentlich heiss, ob das auf Dauer für diverse Bauteile gut ist, bleibt abzuwarten. Der optionale Fussschalter knallt manchmal sehr heftig über die Lautsprecher, das nervt und sollte behoben werden. Das Anpassen der Lautstärke beider Kanäle fordert etwas Feingefühl und Zeit, einmal eingestellt, sollte man die Stellung der Regler notieren oder fotografieren, denn beim Verpacken in das wirklich coole Softbag verstellen sich die Potis u.U.
Am Fazit ändern diese Wehwehchen für mich aber nichts: I like it too!!!

Profilbild von Tim

Tim sagt:

#2 - 21.12.2011 um 14:05 Uhr

0

Ich hab mir den Amp vor einer Woche kommen lassen und bin sehr zufrieden. Dieser Beitrag hat mich bei meiner Entscheidung auch ziemlich gestärkt.Jetzt steht bei euch "Inklusive Fußschalter" hab aber Feststellen müssen das da nix zum treten bei gewesen und auf der Hughes&Kettner Homepage als optional angegeben ist.Nichts desto trotz vielen dank für diesen ausführlichen Bericht!

Profilbild von BonedoMalte

BonedoMalte sagt:

#3 - 21.12.2011 um 15:01 Uhr

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Da hast du Recht! Der Amp wird ohne Fußschalter ausgeliefert. Ich berichtige das sofort. Vielen Dank für den Hinweis!

Profilbild von Michael Jahn

Michael Jahn sagt:

#4 - 16.10.2013 um 23:19 Uhr

0

Wo gibt's den denn für 359 Euronen ?????

Profilbild von Michael Jahn

Michael Jahn sagt:

#5 - 16.10.2013 um 23:24 Uhr

1

Wer lesen kann, ist klar im Vorteil ;-) .Das ist ja die Box für 359 ,- .
Schade :-(

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