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Hit’n’Mix RipX DeepAudio Test

Hit’n’Mix RipX DeepAudio repariert Aufnahmen, tauscht Instrumente in Audiodateien aus, bearbeitet Noten einzelner Instrumente in fertigen Songs und erzeugt Stems aus Wav-Dateien. Ganz schön viel drin in der größten der drei KI-gestützten Hit’n’Mix-Apps. Wie hatten sie im Test! 

Das Wichtigste in Kürze

  • Software zum kreativen Eingreifen in fertige Songs
  • Tauscht, löscht und bearbeitet einzelne Instrumente
  • Verändert einzelne Noten bis in ihre Obertöne
  • Einfaches Audiorestaurationsmittel
  • VST3-Version zur Verbindung zwischen DAW und DeepAudio

Als Melodyne vor gut fünfzehn Jahren DNA (Direct Note Access) vorstellte, spürte man die Musikproduktionswelt förmlich beben. Noten polyphon in fertigen Aufnahmen verändern zu können oder den Dur-Akkord im Audio-Clip in Moll umwandeln – das eröffnete vollkommen neue Welten. Im Bereich der Audiorestauration könnte man Izotope RX quasi als Industriestandard beschreiben. An beiden Fronten will sich Hit’n’Mix RipX DeepAudio nun als Alternative aufstellen.

DETAILS & PRAXIS

Hit’n’Mix RipX DeepAudio im Vergleich zu DeepRemix und DeepCreate

Als größte Version des Herstellers bringt Hit’n’Mix RipX DeepAudio alle Funktionen mit, die es auch in den kleineren Ausgaben gibt. DeepAudio beherrscht Stem Separation und isoliert bzw. entfernt einzelne Instrumente genauso wie DeepRemix. Außerdem tauscht DeeAudio Instrumente und fügt Audioaufnahmen direkt in fertige Songs ein, was auch DeepCreate meistert. Wer mehr über diese Funktionen erfahren möchte, kann alles in den Tests zu DeepRemix und DeepCreate nachlesen.

Celemony Melodyne Studio 5
Polyphone Audiobearbeitung in Melodyne. Quelle: Bonedo/Mark Ziebarth

Außerdem bringt DeepAudio mit AudioShop eine Funktion mit, die der DNA-Technologie von Melodyne sehr ähnlich ist. Sie löscht, dupliziert und verändert einzelne Instrumentennoten in fertig gerenderten Aufnahmen, fast wie MIDI-Noten.

Dazu gibt es einen Harmonic Editor, der in die Obertöne der einzelnen Noten eingreift. Mit dabei sind außerdem ein „Unpitched Audio Editor“ zur spektralen Bearbeitung der nicht-tonalen Elemente und RipScript zum Automatisieren von Arbeitsabläufen.

Konkurrenz für Melodyne – mit DeepAudio tief ins Audiomaterial eingreifen

Mit den einfachen Audioeditoren und Bearbeitungsfunktionen heutiger DAWs ist zwar schon ein ganzes Stück an Audioaufnahmenkorrektur möglich, mal eben so in der fertigen Aufnahme einen Dur- in einen Mollakkord umzuwandeln aber eher nicht.

Bisher war es das Alleinstellungsmerkmal von Melodynes DNA-Technologie, die genau das zuließ. Die Werkzeuge des AudioShop-Editor (die Namensgebung scheint nicht ohne Hintergedanken an Photoshop angelehnt zu sein) machen das nun auch mit Hit’n’Mix RipX DeepAudio möglich. 

Die Tools aus der AudioShop-Suite in Hit'n'Mix RipX DeepAudio
Diese zehn Werkzeuge können die Noten aller Instrumente einzeln bearbeiten.

Nachdem DeepAudio eine Audiodatei analysiert und einen sogenannten „Rip“ erstellt hat, das dauert zwischen 5 und 10 Minuten, listet die Software alle im Song erkannten Instrumente auf. Bei jedem davon, egal ob Snare Drum, Vocals, Bass oder Gitarre, kann man die einzelnen Noten mit zehn verschiedenen AudioShop-Werkzeugen bearbeiten.

Veränderbar sind Länge, Tonhöhe, Vibrato-Anteil und nicht-tonaler Anteil, der ist besonders interessant bei Drums und den Konsonanten in Sprachaufnahmen. Wer möchte, kann auch man Noten tonal „klonen“ und ihr Timbre in die Noten anderer Instrumente einfügen. Zusätzliche Noten lassen auch einzeichnen. AudioShop erlaubt es also, vollkommen neue Melodien desselben Instruments in den fertigen Song einzufügen.

DeepAudio zur Korrektur von Fehlern nutzen

Mit einer derart tief eingreifenden Technologie kann man in zwei Richtungen arbeiten: zum einen korrigierend, also zum Beispiel Fehler und Verspieler ausbügeln oder ein schlecht hörbares Element „nachzeichnen“. Stelle ich während der finalen Phase einer Produktion etwa fest, dass ein Akkord in der Gitarrenspur zu dissonant klingt, gehe ich mit DeepAudio in die Aufnahme und verändere den Akkord beispielsweise von Dur zu Moll, statt ihn neu einzuspielen – das wäre einfach zu aufwändig. Das Gleiche geht auch mit zu kurz geratenen Noten in der Bassspur, die man einfach in die Länge ziehen kann, oder zu soften Pianonoten, für die ich mir einfach den spitzen Anschlag einer Note aus der Gitarrenspur „leihe“.

Tools Clone Pitch/Sound aus der AudioShop-Suite in Hit'n'Mix RipX DeepAudio
Mit dem Werkzeug „Clone Pitch/Sound“ überträgt man den Sound einer Note auf eine andere.

Auch für den Fall, dass sich die Stereomikrofonierung beim Gitarrenspiel viel bewegt hat und einzelne Noten im Stereofeld verrutscht sind, bietet DeepAudio Hilfe. Mit dem „Smooth Region Tool“ korrigiert man für jede einzelnen Note Abweichungen von Pitch, Formant (für Vocals), Timbre, Volume und Panning. Falls es umgekehrt einmal zu statisch ist, kann man mit dem Pattern Tool wiederum Tonhöhe, Formant, Lautstärke und Panning mit einer Sinuswelle modulieren. 

Audiorestauration und Harmonic Editor

Im Vergleich zum Branchenprimus RX von iZotope geht DeepAudio bei der Verbesserung von verrauschtem Audiomaterial einen anderen Weg. Es gibt sechs Werkzeuge zum Reparieren: Filter Background (zum Dämpfen von nicht-tonalen Hintergrundgeräuschen), Limit Foreground (zum Dämpfen der nicht-tonalen lauten Elemente), Tones & Hum (Unterdrückung von Brummen und Knacksern), Purify (zur Dämpfung plötzlicher Änderungen der Obertöne und der Lautstärke), Overtone Level (Lautstärke der Obertöne) und Fundamental Level (Lautstärke des Grundtones). 

Die sechs Werkzeuge (rechts) zum Reparieren von Audiomaterial.

Hier geht RX einen wesentlich chirurgischeren Weg – zumal es weitaus mehr Module für unterschiedliche Bearbeitungen gibt. Man muss leider auch sagen, dass DeepAudio hier qualitativ nicht wirklich mit RX mithalten kann. Sehr schnell klingt das Signal dünn und phasig, auch hat man für jeden der sechs Module nur einen Regler und keine Detaileinstellungen. 

Harmonic Editor in Hit'n'Mix RipX DeepAudio
Der Harmonic Editor ist nur für einzelne Noten (!) verfügbar.

Der Unpitched Audio Editor und der Harmonic Editor wiederum gehen in die entgegengesetzte Richtung – sie greifen fast schon mikroskopisch ein. Beide funktionieren ähnlich wie der spektrale Editor in Izotope RX.

Der Harmonic Editor verfügt über elf Werkzeuge, die tief in die Obertonstruktur der einzelnen Note eingreifen. Vom Verschieben und Löschen einzelner Obertöne über das Entfernen des Rauschanteils und Dämpfen einzelner Obertonreihen (nur gerade, nur ungerade, etc.) bis hin zum Kopieren einzelner Obertöne erlaubt er viel Detailarbeit. So lassen sich etwa einzelne schnarrende Saiten einer Akustikgitarre dämpfen. 

Unpitched Audio Editor und RipScripts

Der Unpitched Audio Editor wiederum erlaubt den Eingriff in nicht-tonale Elemente wie Transienten. Sind einzelne Noten der erwähnten Akustikgitarre zu laut und würde der Kompressor die Segel streichen, dämpft man sie mit dem Editor und seinen sechs „Repair“-Werkzeugen gezielter und sauberer. 

Unpitched Audio Editor in Hit’n’Mix RipX DeepAudio
Der Unpitched Audio Editor mit nicht-tonalen Obertönen.

Mit den RipScripts automatisiert man Arbeitsabläufe in DeepAudio. Wer in der Programmiersprache Python 3 bewandert ist, erstellt sich damit kleine Scripte, die Abläufe in der Software automatisch lostreten.

Es liegen bereits einige Scripte bei, die zum Beispiel automatisch das Tempo ändern oder die Phase einzelner Noten bereinigen. Auch das RipScript „BeatMapper“ (Im Ordner „Mappers“) zeigt, was mit den RipScripts in DeepAudio möglich ist. Führt man es aus, lassen sich die Drums in einzelnen Takten „answingen“, also mit einer Swing-Quantisierung belegen. 

Kreativ arbeiten mit DeepAudio

Hinter den AudioShop-Werkzeugen von Hit’n’Mix RipX DeepAudio verbirgt sich undendlich kreatives Potential: endlich einmal „Smells like Teen Spirit“ in Dur, den knackigen Bass von „Seven Nation Army“ gegen eine 808 austauschen, „Roller“ mal mit Mickey Mouse Stimme hören oder mein eigenes Gitarrensolo in „My Guitar Gently Weeps“ einspielen. 

Und schon klingt der Pad-Sound im Track nach dem Pad-Sound aus Diva!

Auch für Remixer bietet DeepAudio kreative Möglichkeiten. So kann ich zum Beispiel den Bass- oder Piano-Sound eines Songs als Vorlage nutzen, um ihn gegen den eines anderen Songs auszutauschen. Und falls dann eine Note vom Timbre her dann nicht mehr ganz passt, hilft man einfach mit dem Harmonic Editor nach.

Verknüpfung mit DAWs

Die Möglichkeit, die Software auch in Kombination mit DAWs einzusetzen, gibt es nur in der großen Version Hit’n’Mix RipX DeepAudio. Man hat die Wahl aus einer AudioSuite-Version für Pro Tools und einer VST3/ARA2-Version namens RipLink. Sie funktionieren bei DAWs mit ARA2-Unterstützung, zu denen etwa Cubase, Nuendo, Studio One und Reaper gehören.

In beiden Fällen zeigt das Plugin nur ein kleines Transportfenster, das nicht mehr tut, als den ausgewählten Clip aus der DAW in die Standalone-Version von DeepAudio zu transportieren. Dort wird sie wie auch im Betrieb ohne DAW als Rip analysiert. Nach der Bearbeitung speichert man in DeepAudio, anschließend gibt es den Clip samt Änderungen wieder in der DAW.  

DAW Cockos Reaper und VST-Plugin RipLink
Das RipLink-Plugin in Reaper.

Nutzt man eine DAW ohne ARA2-Unterstützung, wie etwa Ableton Live, Logic Pro oder FL Studio, muss man DeepAudio als externen Editor auswählen. Der Hauptunterschied ist, dass der Weg raus aus der DAW und wieder rein etwas umständlicher ist – das liegt an der fehlenden ARA2-Unterstützung. Hat man DeepAudio zum Beispiel in Ableton als Editor angegeben, öffnet er sich dann direkt als solcher. In diesem Fall muss man immer erst einen Rip erstellen. Hat man in der Software alle Änderungen am Clip abgeschlossen, muss man ihn erst wieder als Wav exportieren, um ihn in der DAW an die gewünschte Stelle importieren zu können. Hoffen wir auf breitere ARA2-Unterstützung! 

Fazit

Hit’n’Mix RipX DeepAudio kommt dem Photoshop für Audio so nah wie bisher keine andere Software, die mir untergekommen ist. Von kreativer Verunstaltung, über klassenbeste Stem Separation bis hin zu mikroskopisch feinen Eingriffen in einzelne Noten ganzer, fertig gerenderter Songs fühlt man hier live mit, wie es ist, die Zukunft der Audiobearbeitung mitzuerleben. Für eine Software zu diesem Preis und diesem Umfang an Effekten und Bearbeitungsmöglichkeiten geht es mir an einigen Punkten zu sehr und an anderen zu wenig ins Detail. Elf verschiedene Modi zum Bearbeiten der Obertöne sind ein Overkill. Bei keinem Audioeffekt und keinem Restaurationsmodus Details einstellen zu können, macht die Werkzeuge auf der anderen Seite zu ungenau. Betrachtet man das große Ganze, werten wir das als kleinen Minuspunkt. Denn DeepAudio zeigt uns ja bereits, dass es Eingriffsmöglichkeiten gibt, die weit über das hinausgehen, was bisher an Audiobearbeitung möglich war. 

Features

  • Standalone Software zur tiefgreifenden Audiobearbeitung in fertig gerenderten Songs
  • Stem-Erzeugung direkt beim Import möglich
  • Polyphone Tonartanpassung und Transponierung 
  • 28 Effekte in den drei Kategorien Pitch, Time und Level
  • Remixing Tool zum einfachen Kombinieren von Elementen aus verschiedenen Songs
  • Austausch von einzelnen Instrumenten in fertigen Aufnahmen 
  • 37 gesampelte Instrumente, ca. 50 Drum Sounds , ca. 30 Percussion- und Effekt-Sounds
  • Import von eigenen Samples und VST3 Instrumenten möglich
  • Audioaufnahme: zur Verarbeitung in DeepCreate oder als Ersatz eines Instruments in fertigem Song
  • Audioshop: Bearbeitung jeder einzelnen Note im Rip (löschen, Länge ändern, duplizieren, Tonhöhe verändern)
  • Harmonic Editor: Bearbeitung der Obertöne 
  • Unpitched Audio Editor: Bearbeitung der nicht-tonalen Elemente
  • RipScript: Python 3 Scripte zur Automatisierung
  • PREIS:
  • Hit’n’Mix RipX DeepAudio: 255,00 Euro (Straßenpreis 17.06.2023)

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Noten in Audiodateien löschen und verändern 
  • Äußerst musikalische Resultate
  • Timbre-Übertragung von einzelnen Noten auf andere
  • Harmonic Editor bietet detaillierte Oberton-Bearbeitung
  • Einbindung in DAWs mit ARA2-Unterstützung
Contra
  • Detaileinstellungen für Effekte und Restaurierungs-Tools fehlen
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Hit'n'Mix RipX DeepAudio Test
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