History of Bass Teil 1

Willkommen bei unserer Zeitreise durch die Geschichte des E-Basses. In dieser fortlaufenden Reihe werden wir euch mit jeder Menge interessanter Informationen rund um das Thema E-Bass und seiner spannenden Entwicklung innerhalb der letzten 50 Jahre versorgen. Aber auch Randinformationen, die das Thema E-Bass zu einem aufregenden Abenteuer werden lassen, sind im Angebot. Freut euch darauf.

Kapitel 1:

Mit dem 1951 vorgestellten Precison-Bass machte Fender das 'Konzept E-Bass' fit für den musikalischen Alltag.
Mit dem 1951 vorgestellten Precison-Bass machte Fender das ‘Konzept E-Bass’ fit für den musikalischen Alltag.

Um die Erfindung und Entwicklung des E-Basses, so wie wir ihn heute kennen, zu verstehen, muss man versuchen, sich gedanklich in die Zeit Anfang der 50er Jahre zu versetzen. Welche Musik wurde damals gespielt? Wie sahen Konzerte aus? Gab es Tonstudios? Wie wurde Musik praktiziert? Wo war der Stand in der technischen Entwicklung angekommen?

Das erste Patent für ein Tonaufzeichnungs-/Wiedergabegerät wurde 1887 für das Grammophon erteilt, die Erfindung der Röhre und damit die Grundvoraussetzung elektronischer Verstärkung folgte 1926, zwei Jahre später sah die Welt das erste Tonbandgerät. Erste Stereoaufnahmen konnten 1934 realisiert werden, Vinyl löste 1948 erstmals die Schellack-Schallplatte ab, 1949 kam das erste Stereo-Tonband auf den Markt, die serienmäßige Stereo-Schallplatte erschien jedoch erst knapp 10 Jahre später. Ein Großteil der Live-Musik wurde Ende der 40er Jahre noch rein akustisch oder mit primitiven Mikrofon-Verstärkungstechniken aufgeführt. Die lautesten Instrumente in den Ensembles fand man damals am Schlagzeug und innerhalb der Bläser-Sections. Die Rolle des Bassisten war in jener Zeit eine recht undankbare, denn stets war er zwar für die unverzichtbare Grundton- bzw. „Tiefton“-Versorgung zuständig, hatte es dabei aber höllisch schwer, gegen die akustische Übermacht der anderen Instrumente anzukommen. Zudem war der Kontrabass einfach ungeheuer kompliziert zu transportieren. Man kann sich also vorstellen, dass zu jener Zeit  vielerorts über praktikablere Lösungen nachgedacht wurde. Ganz sicher existieren einige niemals registrierte Ideen, und eventuell schlummern auf diversen Dachböden sogar verschollene exotische Prototypen früher E-Bässe. Einer der wenigen Vorläufer des E-Basses, der vom Zahn der Zeit verschont blieb, war die „Electric Bass Fiddle“ von Paul Tutmarc und der Firma Audiovox aus dem Jahre 1935. Das Instrument wurde horizontal wie eine Gitarre gespielt und besaß einen Tonabnehmer – gekauft und gespielt hat das Instrument jedoch offensichtlich kaum jemand. Aber warum dauerte es denn nun noch weitere 15 Jahre, bis 1951 der erste E-Bass, für die Öffentlichkeit wahrnehmbar, auf dem Markt erschien?

Wie bei vielen Erfindungen, sind es meistens mehrere Personen, die vollkommen unabhängig voneinander, jedoch nahezu zeitsynchron, auf das gleiche oder zumindest ein ähnliches Ziel hinarbeiten. Auslöser für dieses Forschungsstreben ist in der Regel ein existierendes Problem, das einer Lösung bedarf. Derjenige, der es nun schafft, eine funktionierende Lösung zu finden und diese in ein verbrauchergerechtes und wirtschaftlich erfolgreiches Produkt zu verwandeln, erntet dann meistens auch den Ruhm und Glanz des so genannten „Erfinders“.

Nun, der Entdecker der ersehnten Lösung, der bis heute als „der Erfinder“, als der „father of electric bass“ gilt und wohl immer gelten wird, egal wie viele vor ihm eventuell ähnliche Ideen in der Schublade liegen hatten, war Leo Fender (1909 – 1991).

Der kalifornische Radiotechniker hatte ein radikal neues Instrument entwickelt, das eine ganze Musikepoche prägen sollte. Darüber hinaus schuf er ein Instrument, das bis heute in seiner Originalform nahezu unverändert gebaut wird und dabei nichts von seiner Popularität verloren hat. Die Beliebtheit des 1951 vorgestellten Precision Bass und die direkte Verbindung zu dem Begriff Electric-Bass wuchs innerhalb kürzester Zeit über solche Maßen, dass der „Fender Bass“ zu einem festen Begriff in der Musikfachwelt der 50er und 60er Jahre wurde. Noch heute findet man beispielsweise in den Bassnoten der Arrangements bekannter Songs  die Bezeichnung „Fender Bass“, wenn der Komponist den Einsatz eines E-Basses vorschreibt. Die Bezeichnung „Bass-Guitar“ verwendete man bis Ende der Sechziger Jahre übrigens vornehmlich für „Bariton-Gitarren“ wie beispielsweise die Sechssaiter-Bässe von Danelectro oder Fender. Die Bezeichnung „Fender-Bass“ hingegen stand 20 Jahre stellvertretend für alle E-Bass Fabrikate.

Fender Precision-Bass aus dem Jahr 1955.
Fender Precision-Bass aus dem Jahr 1955.

Der auslösende Faktor dieser epochalen Erfindung lag wie bereits erwähnt in der Situation der damaligen Zeit, nämlich in der simplen Tatsache, dass der Bass in nahezu allen musikalischen Situationen zu leise war. Nicht umsonst hatten Jazz-Kontrabassisten Hornhäute an den Fingern der Zupf-Hand, die an riesige Warzen erinnerten. Einige von Leo Fender´s Vorgängern griffen das Problem der Bassisten bereits Jahrzehnte zuvor auf. Nehmen wir zum Beispiel den ehemaligen Gibson-Masterminds Lloyd Loar, der maßgeblich an der Entwicklung des Magnet-Tonabnehmers beteiligt war. Bereits in den 20er Jahren hatte Lloyd begriffen, dass sich die Resonanz eines akustischen Kontrabasses alles andere als günstig auf eine laute elektrische Übertragung auswirkte. So konstruierte er einen massiven E-Kontrabass, bei dem der Korpus nur sehr spärlich ausfiel. Ob bei den Überlegungen Lloar’s das Handling oder der Soundvorteil im Vordergrund stand, ist aber heute nur noch schwer nachzuvollziehen. Belegt ist allerdings die Tatsache, dass zu diesem Zeitpunkt einfach noch keine, für die Verarbeitung von Bass-Frequenzen geeigneten Bass-Anlagen existierten. Die Erfindung des E-Basses alleine hätte also ohnehin niemandem geholfen.

Auch die, zu diesem Zeitpunkt hauptsächlich Hawaii-Gitarren produzierende, amerikanische Firma Rickenbacker unternahm einen Versuch, einen praktikablen elektrifizierten E-Bass an den Start zu bringen. Nachdem man 1931 bereits die erste Serien-E-Hawaii-Gitarre (Lap-Steel – wegen ihres bratpfannenähnlichen Designs „Frying Pan“ genannt) präsentierte hatte, stellte Rickenbacker kurz darauf den Bedpost-Bass („Bettpfosten-Bass“) vor, der jedoch ebenfalls auf dem Prinzip des E-Kontrabasses beruhte.

Dank smarter Mitarbeiter wie Seth Lover hatte Gibson in der Entwicklung magnetischer Tonabnehmer lange Zeit die Nase vorn. Die Abbildung zeigt einen 57' Classic Humbucker, eine Replik des legendären PAF.
Dank smarter Mitarbeiter wie Seth Lover hatte Gibson in der Entwicklung magnetischer Tonabnehmer lange Zeit die Nase vorn. Die Abbildung zeigt einen 57′ Classic Humbucker, eine Replik des legendären PAF.

Diese beiden Versuche sowie Versuche weiterer Hersteller wie z.B. die eben schon erwähnte, im Ansatz durchaus stimmige Audiovox Bass Fiddle, fanden damals jedoch unter Bassisten keinen großen Anklang. Das sollte sich erst ändern, als sich Leo Fender konsequent und radikal vom Kontrabass-Design löste und das Prinzip der Solid-Body Guitar (Massiv-Korpus-Gitarre), die er 1948 als „Broadcaster“ bzw. „Telecaster“ vorgestellt hatte, gleichfalls auf den Bass übertrug. So simpel das aus der heutigen Sicht erscheint, so radikal war die Idee zu jener Zeit, als Bassisten eben nur Kontrabass spielten. Der so entstandene, neuartige E-Bass war mit einer für Kontrabassisten ungewöhnlich kurzen Mensur von 86,4 cm ausgestattet und wurde längere Zeit von „Umsteigern“ auch mit Kontrabass-Fingersatz gespielt (Zeige-, Mittel- und kleiner Finger, statt ein Finger pro Bund).

Das nächste absolute Novum für den fretless-gewohnten Bassisten waren die 20 Metallbünde auf dem Griffbrett, die es ihm ohne Anstrengungen gestatteten, mit absoluter Präzision zu intonieren. „Intonation with precision“ – nach dem Namen für das Baby brauchte also nicht lange gesucht werden. Der Precision-Bass war geboren! Der „Preci“ war mit einem Single Coil Pickup1 und jeweils einem Volumen- und Ton-Regler ausgestattet. Die Kopfplatte entsprach einer größeren Version der Telecaster-Gitarre. Und genau so wurde der Precision-Bass die ersten sechs Jahre lang gebaut.

In den ersten sechs Jahren wurde der Precision-Bass mit Telecaster-Kopfplatte gebaut.
In den ersten sechs Jahren wurde der Precision-Bass mit Telecaster-Kopfplatte gebaut.
Wegen des grossen Erfolgs der Stratocaster kam ab 1957 dann eine Stratocaster-Design-Kopfplatte zum Einsatz.
Wegen des grossen Erfolgs der Stratocaster kam ab 1957 dann eine Stratocaster-Design-Kopfplatte zum Einsatz.

Im Windschatten der Fender Stratocaster Gitarre bekam der „Precision“ 1957 ein neues Body-Shaping sowie den bis heute sehr beliebten Split-Coil-Humbucking Pickup verpasst. Die ursprüngliche Version des Precision-Basses wurde 1968 unter dem Namen „Telecaster Bass“ noch einmal neu aufgelegt. 1972 ersetzte Fender den Single Coil des Telecaster-Basses durch einen Humbucker  und platzierte diesen direkt am Halsende. Außer Mulm war aus diesem Bass jedoch nicht viel herauszuholen, und so verlor sich seine Popularität in den 70ern. Mit dem bis heute uneingeschränkt beliebten Precision-Bass, einem Instrument, das im Laufe seiner Regentschaft eine phänomenale Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellte  (wie die späteren Kapitel dieser Reihe noch zeigen), begann die Ära des E-Basses.

Mit dem Bassman lieferte Leo Fender direkt auch den passenden Verstärker. Und der Bassman ist bis heute ein Thema. Hier eine Modell-Variante aus der aktuellen Serie.
Mit dem Bassman lieferte Leo Fender direkt auch den passenden Verstärker. Und der Bassman ist bis heute ein Thema. Hier eine Modell-Variante aus der aktuellen Serie.

Mit der Erfindung der Solid-Body-Gitarre und des E-Basses begann eine vollkommen neue Ära im Gitarrenbau: Die Serienfertigung sorgte für einen Instrumenten-Ausstoß, der in dieser Größenordnung bis dato kaum denkbar gewesen war. Die Industrie erkannte schnell, dass es relativ einfach war, Solidbody-Instrumente herzustellen – auch große Erfahrungen im Instrumentenbau schienen nicht erforderlich zu sein. Wahr ist zumindest, dass man einen E-Bass bauen kann, ohne Gitarren-, Zupfinstrumenten- oder Geigenbau gelernt zu haben. Das muss auch nicht heißen, dass dabei schlechte Instrumente entstehen, wie das Beispiel Leo Fender eindeutig zeigt. Fakt ist aber leider, dass die Massenproduktion den Weg für viele schlechte Produkte ebnete. Eine Tatsache, die Musiker bis weit in die 80er Jahre hinein teilweise teuer zu stehen kam. Mittlerweile hat sich der Erfahrungsschatz der Hersteller und Musiker jedoch so weit vergrößert, dass schlechte Produkte kaum noch hergestellt werden, da sie selbst im Tiefpreis-Niveau keine Marktchancen mehr hätten. Das Qualitäts-Level hat einen Standard erreicht, der selbst bei preiswerten Produkten Staunen und Verwunderung hervorrufen kann.

To be continued …

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Mit dem 1951 vorgestellten Precison-Bass machte Fender das 'Konzept E-Bass' fit für den musikalischen Alltag.

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Harringer sagt:

#1 - 12.10.2011 um 22:44 Uhr

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Schöner Beitrag. Über die Gitarrengeschichte hatte ich ja schon Einiges gelesen und die Bassgeschichte fehlte noch.

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