In der aktuellen Folge unseres Vintage Drum Talks haben wir ein Hayman Vibrasonic Drumset von 1973 in besonderen Größen zu Gast. Was es mit der britischen Schlagzeugmarke auf sich hat und welche Besonderheiten sich hinter dem Vibrasonic Coating verbergen, erfahrt ihr hier.
Hinter der Marke Hayman Drums steckt Ivo Arbiter
In der Geschichte der Musikinstrumentenbranche gibt es einige illustre Gestalten. Dazu gehört ohne Frage auch der Brite Ivo Arbiter. Er machte sich während der Beat-Ära der 1960er Jahre daran, Gretsch und Ludwig Drums aus den USA ins Vereinigte Königreich zu importieren. Ein paar Jahre später hatte er die Idee, Trommeln mit einem ähnlichen Sound direkt in Großbritannien zu produzieren. Der Name „Hayman Drums“ geht indes auf den Trommelbauer George Hayman zurück, der bei Carlton Drums arbeitete, einer britischen Marke, die Ivo Arbiter übernommen hatte. Angeblich konnte der Sound von Carlton aber nicht mit den US-Vorbildern mithalten. So entstand die Dallas-Arbiter Company und deren Sproß George Hayman Drums, die später nur noch unter dem Namen Hayman Drums verkauft wurden. Die Produktion währte übrigens nur von 1968 bis 1975.
Quelle für diesen Absatz: wikipedia
Die Kessel von Hayman Vibrasonic Drums bestehen zumeist aus Birkenholz
Die Hayman-Kessel sind zumeist aus Birkenholz mit eingeleimten Verstärkungsringen gefertigt. Während einer Knappheit wurden eine Zeitlang auch Mahagonikessel verbaut. Das macht allerdings – im Gegensatz zu Premier Drums – bei den Hayman Shells keinen Unterschied, da der Klang, wie es Daniel Schwarz im Video sehr eindrücklich beschreibt, nicht durch das Holz, sondern durch das dicke „Vibrasonic Coating“ auf der Kesselinnenseite entsteht. Man munkelt, dass hier Kühlschranklack verwendet wurde. Das verleiht den Kesseln einen sehr druckvollen Charakter mit viel Projektion.
Trotzdem klingen die Trommeln für meine Begriffe warm und voll, sind aber von der Klangentfaltung wesentlich lauter als vergleichbare 3-ply Ludwig-Kessel aus dieser Zeit. Genau dies war auch die Absicht von Ivo Arbiter: Ein Kit zu konstruieren, das sich akustisch gegen die zu dieser Zeit immer lauter werdenden Verstärkertürme behaupten und durchsetzen kann. Auch aus heutiger Sicht ist Hayman Drums sicherlich die Marke, die man vom reinen Sound her eher einem zeitgemäßen Instrument als einem vermeintlich „muffig“ klingenden Vintage Set zuordnen würde.
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Das Hayman Vibrasonic im Video
Das Double Bass Kit ist eine Sonderanfertigung
Das Kit in unserem Video stammt aus dem Jahr 1973 und ist eine Custom-Anfertigung. Mit zwei 26“ x 15“ Bassdrums, zwei 14“ x 10“ Racktoms und zwei Standtoms in 16“ x 16“ und 18“ x 18“ ist es nicht nur klanglich, sondern auch optisch imposant. Die runden Hayman Lugs, die viele von euch sicherlich an DW Drums erinnern werden, sind ein Rip-Off der amerikanischen Kultmarke Camco, die DW Drums bei seiner Markteinführung übernommen hat. Eine weitere Kuriosität am Set ist die Zehner-Teilung bei den zwei 14“ Hängetoms. Die kam zustande, weil Hayman keine Spannreifen mit Achter-Teilung vorrätig hatte, so entschloss man sich kurzerhand, zehn Lugs pro Seite an die Trommeln zu montieren.
Ludwig, Slingerland, Sonor – große Namen, die für legendäre Drumsounds stehen. In unserem ersten Vintage Vergleichs-Video haben wir uns sechs klassische Drumsets etwas näher angeschaut.
Übliche Größen für Hayman Drums
Gebraucht findet man regelmäßig Kits mit 22“ x 14“ Bassdrum sowie 12“ x 8“ und 13 x 9“ Toms und einem 16“ x 16“ Floortom oder Kits mit nur zwei Toms in 13“ und 16“ mit etwas Glück für 1000 Euro aufwärts, früher auch wesentlich günstiger. Ebenfalls sehr wohlklingend ist übrigens die Vibrasonic 14“ x 5,5“ Holzsnare, die ihr auch im Video hören könnt. Bei kräftiger Bearbeitung lässt sie so manche Metallsnare alt aussehen. Auch wenn so ein Vibrasonic Standard Set nicht so exklusiv wie das Kit aus dem aktuellen Video ist, kann ich es nur empfehlen. In unserem allerersten Video der Serie spielt Daniel genau so eines.
Befellungs-Tipps und Fallstricke bei Hayman Drums
In puncto Befellung muss man sich keine Sorgen machen, die Kessel haben in der Regel zeitgemäße Durchmesser, auf die alle handelsüblichen Felle von Remo und Evans passen. Bei der Snare bevorzugt Daniel ein Remo CS Dot als Schlagfell, die Bassdrums sind mit Coated Powerstroke 3 Fellen und Smooth Powerstroke 3 bestückt. Für die großen Toms im aktuellen Video waren die Remo Vintage Emperor Felle eine sehr gute Wahl. Das Set klingt aber auch mit einlagigen Fellen super.
Wer Felle des US-Herstellers Aquarian benutzen möchte, sollte auf die American Vintage Varianten zurückgreifen, da normale Aquarian-Felle nach unserer Erfahrung etwas zu eng für die Hayman-Kessel sind. Generell sollte man sich trauen, die Trommeln, insbesondere die Toms, etwas höher zu stimmen, so wie es zur damaligen Zeit Mode war. Dann entfaltet so ein Kit auch rein akustisch im Raum die passende Präsenz. Bei der 26er Bassdrum kamen dann auch direkt Bonham-Vibes auf und das Hosenbein fing an zu flattern.
Bei den Hayman-Stimmschrauben handelt es sich um Schlitzschrauben, die außerdem ein spezielles englisches Gewinde haben. Diese Schrauben allerdings sind im Einzelfall schwer zu bekommen. Eine Möglichkeit – insbesondere für Player Kits – ist, die beweglichen Gewindehülsen und die Stimmschrauben auf moderne Varianten umzurüsten. Auch bei den Bändern des Snareteppichs sollte man auf eine unbeschichtete Variante, z.B. von Tama (SPC50P4), zurückgreifen, die nicht verrutscht, denn die Bänder sind geknotet und nicht mit Schrauben gesichert.
Deutlich unter die Rubrik „Geschmacksache“ fällt außerdem der Hayman-Tomhalter, der in Fachkreisen auch gern als „Knuckle Crusher“ bezeichnet wird. Er sieht zwar sehr eigenständig designt aus, führt bei Anwendern aber regelmäßig zur Verzweiflung. Deshalb hat Daniel seine zwei Racktoms auf ein Gibraltar-System umgerüstet.
Hier geht’s zur Playlist mit allen Vintage-Videos von Daniel Schwarz.
Knecht ruprecht sagt:
#1 - 21.11.2023 um 07:13 Uhr
Früher war nicht alles besser,aber so manches: Diese schlagzeugmarke ist klanglich unschlagbar. Die besten rockschlagzeuge.
Frank Eule sagt:
#2 - 24.01.2024 um 18:11 Uhr
Design und Sound sind einfach umwerfend. Ich hatte das Erste Hayman Kit Anfang der 80er und habe nunmehr Europa weit ein paar wieder zusammen gesucht. Traumhaft.................einfach nur schön.