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Gretsch Catalina Club Street Test

Das Gretsch Catalina Street Club Drumset, welches wir in diesem Test in die Mangel nehmen, ist glücklicherweise nicht annähernd so klobig wie sein Name. Zwar müssen Becken und Stöcke, Hocker und Bassdrum-Pedal selber gebracht werden, mit Beckenständer und Trommelsatz samt Snare ist man allerdings bei einer unverbindlichen Preisempfehlung von 593,80 Euro schon sehr umfassend ausgerüstet. Außerdem bietet das kleine Kompakt-Kit einen Lösungsansatz für Trommler, die auch in Großstädten nicht auf akustische Trommeln verzichten wollen.

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Die Problematik, wie ich mein Drumset platzsparend und mit wenig Geschleppe an Ort und Stelle bekomme, gibt es schon länger. Bereits in den wilden 60ern sind Jazztrommler in New York City mit dem Taxi zum Gig gefahren, oftmals mit konvertierten Floortoms als Bassdrum im Gepäck. Nachdem Sonor mit dem Jungle Kit und Yamaha mit den Hip Gig Sets im letzten Jahrzehnt für Furore sorgten, gibt es dieses Jahr gleich drei neue portable Kits mit 16 Zoll großen Bassdrums zu erwerben. Die Variante der Firma Gretsch, das Catalina Club Street, steht für uns zum Test bereit.

Details

Unser silbern funkelndes Test-Set aus Taiwan erinnert stellenweise nicht nur optisch an die US Vintage Gretsch Kits, sondern präsentiert sich mit der 16×12 Zoll kleinen Bassdrum auch ultrakompakt. Nachdem ich die zwei handlichen Kartons ausgepackt habe, brauche ich nur noch die Felle auf die niedliche Fußpauke aufzuziehen, ein wenig Hardware zu montieren und schon kann das Vergnügen losgehen. Die 13×5 Zoll große Snaredrum, das 10×6 Zoll Hängetom und das 13×11 Zoll Standtom sind bereits fertig montiert und grob vorgestimmt. Im Paket enthalten ist außerdem ein gerader, ausziehbarer Beckenhalter, der sich im Vintage-Style an der Bassdrum montieren lässt, sowie ein Einzeltomhalter mit Kugelgelenk und zuletzt der Riser, der dazu dient, die Bassdrum auf die richtige Schlägel-Höhe zu bringen. Drei Floortom-Beine befinden sich ebenfalls noch im Karton. Neben den enthaltenen zwölf Stimmschrauben für die Bassdrum gibt es obendrein als gut durchdachte Beigabe eine Tube Gewindefett und zwei Ersatz-Gewindehülsen. Hier ist aber beides nicht von Nöten, denn beim Test-Set laufen alle Schrauben und Gewinde leicht und rund. Für alle Hardware-Parts finden sich passende Memory Clamps, die dabei helfen, alles immer wieder in die richtige Position zu bringen.

Fotostrecke: 3 Bilder Bassdrum offen

Die Kessel unseres “Straßenfegers” sind siebenlagige Schichtholzkessel aus Mahagony. Am Kessel der Bassdrum, die mit 7,5 Millimetern einen halben Millimeter stärker als die restlichen Kessel ausfällt, findet sich die berühmte Gretsch 30 Grad-Gratung, die wie die übrigen Trommeln ihre Fellauflage auf der zweiten Außenlage hat. Der wahre Hingucker ist allerdings der zweigeteilte Bassdrum-Kessel, der sich mittels einer dreisäuligen Konstruktion, die über beide Kesselseiten führt, von einer 16×12 Zoll tiefen in eine 16×14,5 tiefe Bassdrum ausziehen lässt. Der Hersteller verspricht durch den entstehenden Luftschacht eine signifikante klangliche Variation. Ich bin gespannt wie ein Flitzebogen.

Fotostrecke: 3 Bilder Gratung eines Toms

Das kleine 10×6 Zoll große Hängetom im Keksdosen-Format wurde ebenfalls im 30 Grad Winkel gegratet. Ein mit dickem Gummi unterlegter Tomhalter befindet sich direkt am Kessel und sorgt mit Hilfe des Tomarms für eine bequeme Positionierung. Der Arm lässt sich sehr weit aus der Bassdrum herausziehen. Eine Eigenschaft, die dieses Set auch für Steh-Trommler interessant machen könnte. Am 13x11er Floortom – in der Größe fangen echte Rocker mit dem ersten Hängetom an – finden sich drei Brackets, die optisch an die Gretsch-Roundbadge-Ära erinnern – ein weiteres nettes Gimmick. Die charakteristischen Gretsch-Böckchen befinden sich zumindest an der 13×5 Zoll großen Snaredrum, die somit eine stilsichere optische Alternative zu den verbauten Mini-Lugs darstellt. Eine weitere Abweichung findet sich allerdings im Inneren des Snarekessels mit einer für Gretsch untypischen 45 Grad-Gratung. Das Snarebed der kleinen Trommel ist flach und etwas grob gestaltet. Alle Kessel des Sets sind plan und rund, lassen aber ein wenig Feinschliff auf den Gratungen vermissen. Die aufgerauten Schlagfelle und klaren Resonanzfelle an Snare und Toms sind laut Audruck aus dem Hause Remo, allerdings keine US-Gretsch Permatone Felle, wie sie bei den höherpreisigen Serien verwendet werden. Für die Bassdrum gibt es ein klares, vorgedämpftes Schlagfell in Powerstroke3-Machart und ein dickes, ebenfalls vorgedämpftes aufgerautes Resonanzfell mit Gretsch-Logo. Alle verbauten Spannreifen sind 2,3 Millimeter starke Stahlreifen, mit sechs, beziehungsweise fünf (beim 10×6 Tom) Stimmschrauben pro Seite.

Fotostrecke: 5 Bilder Tomhalter

Aus meinem persönlichen Hardwaresatz brauche ich jetzt nur noch einen Snare-Ständer, eine Hi-Hat Maschine, etwas Blech und eine Fußmaschine. Also kurz: alles was man auf Bühnen mitnimmt, auf denen ein fremdes Schlagzeug steht. Und schon kann es losgehen.

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Praxis

Zu allererst interessiert mich natürlich das tonale Spektrum der kleinen Bassdrum hinsichtlich der Luftschacht-Funktion. Die gut sichtbare Rasterung an den drei Stangen ist dabei ungemein behilflich. Allerdings gestaltet sich das Variieren der Frischluftzufuhr aufgrund der Masse der anderen Komponenten wie Hängetom und Becken im voll aufgebauten Zustand etwas mühsam. Wenn man die Bassdrum dazu vorab auf die Resonanzfell-Seite legt, ist das wesentlich praktikabler. Der Ton ist, wie vom Hersteller versprochen, im ausgezogenen Zustand trockener und rockiger. Im geschlossenen Zustand und somit bei direkter Interaktion der Felle wird der Ton präsenter und die Trommel wirkt – auch tief gestimmt – im Raum lauter und präsenter.

Bassdrum-Rasterung
Bassdrum-Rasterung

Hier könnt Ihr die Bassdrum in tiefer Stimmung einmal ganz auf und danach ganz geschlossen hören.

Audio Samples
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Bassdrum (auf und zu)

Und so klingen Einzelschläge aller Trommeln mit hoch gestimmter Snaredrum, tief gestimmten Toms und der vollständig auseinander gezogenen Bassdrum

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Einzelschläge

Die kleine 13x5er Snare, einmal hoch und ungedämpft – und danach tiefer und mit einem Moongel als Dämpfung.

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Snaredrum hoch und tief

Hier kommt ein Stix Hooper Gedächtnis-Groove mit höher gestimmter Snare und den Toms sowie der Bassdrum in tiefer Stimmung.

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Crusaders-Style

Für das JoJo Mayer-Feeling versuche ich mich an einem hyperaktiven Beat, mit Sizzle-Ride und den Overhead-Mikros vor dem Kit.

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Busy Street

Auch mit Besen macht das Set richtig Freude. Der Groove zur Kehrwoche im Prenzlauer Berg.

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Kehrwoche

Die Snaredrum ohne Umstimmen noch etwas fetter zu bekommen ist kein Problem. Ich nehme ein zwölf Zoll großes Coated Ambassador und lege es “upside down” auf die Trommel. Zusätzlich ziehe ich die Bassdrum noch bis an die äußerste Grenze auseinander.

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Bounce Groove

Für einige sicher nicht ganz uninteressant: Wie macht sich die kleine Grete in höheren, jazzigen Lagen? Auch das geht sehr gut. Die kleinen Kessel haben natürlich nicht die Projektion eines 18×14,12×8 oder eines 14×14 Jazz-Kits, aber sie kommen trotzdem, wenngleich mit etwas verminderter Dynamik, dicht heran.
In den letzen zwei Hörbeispielen habe ich die Snare etwas tiefer und die Bassdrum sowie die Toms für ein jazziges Tuning nach oben gestimmt.

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Jazz Samba
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Fazit

Das Gretsch Catalina Club Street liefert einen erstaunlich ausgewogen Sound, der größer klingt, als die Trommeln aussehen. Es ist ein musikalischer Begleiter, der ohne Umklappen der Rücksitzbank ins Auto passt oder auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Gig transportiert werden kann. Das 13×11“ Floortom überzeugt in verschiedenen Stimmungen mit langem Sustain, dagegen klingt das 10×6“Tom eher kurz und knallig. Die Snaredrum macht mir besonders in hoher Stimmung mit ordentlich Schärfe und schöner Ansprache viel Spaß. In einigen Stimmungen der Toms erfordert das Set etwas Geduld am Stimmschlüssel, da diese sich als sehr “reaktionsfreudig” zeigen, was wiederum seitens der Snare mit einer ordentlichen Portion “Teppich-Nachrascheln” honoriert wird. Für die Snaredrum und die beiden Toms lohnt sich die Investition in hochwertige Marken-Resonanzfelle und einen besseren Snareteppich, um noch ein Quentchen mehr heraus zu kitzeln. In höherer Stimmung ist der geschlossene Zustand der Bassdrum die bessere Wahl, mikrofoniert lohnt sich in jedem Falle das Ausprobieren des Luftschachts, dessen unterschiedliche Einstellungsmöglichkeiten großen Einfluss auf das Spielgefühl und natürlich – je nach Raumbeschaffenheit – einen großen oder gar sehr großen Einfluss auf den Klang der Bassdrum haben. Wer noch ein wenig spontane Dämpfung ins Spiel bringen will, kann das hier ganz bequem durch die Öffnung erledigen und muss dazu nicht das stylishe Resonanzfell mit einem Loch zerschreddern. Die mitgelieferte Hardware ist nicht sehr umfangreich, wirkt allerdings – nicht nur optisch – langlebig und durchdacht. Mobilität hat, wie wir wissen, Ihren Preis. Dieser ist beim Gretsch Catalina Club Street überraschend günstig und bietet einen hohen Gegenwert. Also, geht raus, Spielen!

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • ausziehbare Bassdrum
  • kompakte Größen mit variablem Klang
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • Keins
Artikelbild
Gretsch Catalina Club Street Test
Für 444,00€ bei
Hervorragende Leistung: GRetsch Catalina Street Totale
Hervorragende Leistung: GRetsch Catalina Street Totale
TECHNISCHE SPEZIFIKATIONEN
  • Bezeichnung: Gretsch Catalina Club Street (CC-S264X-TSSBassdrum 16″x12″ ausziehbar auf 16″ x 14,5″
  • Tom Tom 10″ x 06″
  • Floor Tom 13″ x 11″
  • Snare Drum 13″ x 5″
  • Material: siebenlagige Mahagoni Kessel, 7 Millimeter stark | 7,5 Millimeter starke Bassdrum
  • Gratungen: 30° beidseitig bei Bassdrum und Toms, 45° beidseitig bei Snaredrum
  • Finish: Silver Sparkle, foliert
  • Felle: Remo / Made in Taiwan
  • enthaltene Hardware:
  • gerader Beckenhalter
  • Bassdrum-Riser
  • Tomhalter
  • drei Floortom Beine
  • weitere Farben: Red Sparkle
  • Preis: € 593,80 (UVP)
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Kommentieren
Profilbild von TheloniousFunk

TheloniousFunk sagt:

#1 - 07.10.2013 um 20:27 Uhr

0

Mich wundert es, dass bis jetzt niemand darüber schreibt (habe alle Rezensionen im Netz soweit durch), ob man die Bass-Drum ganz auseinander nehmen kann (in zwei Teile), um zum Transport eine Tom oder Snare darin zu verstauen. Ist das möglich oder nicht? beste grüße

Profilbild von Christoph (Bonedo)

Christoph (Bonedo) sagt:

#2 - 07.10.2013 um 21:26 Uhr

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@ Thelonious Funk
Ja, die Bassdrum lässt sich komplett in zwei Teile auseinander ziehen. Wenn Du den Tomhalter entfernst, sollte das 10 Zoll Tom plus Softbag darin unterkommen. Gruß Christoph

Profilbild von Christoph Buhse

Christoph Buhse sagt:

#3 - 05.11.2013 um 15:51 Uhr

0

Toller Testbericht, Christoph! Und geil gegroovt. Man möchte gleich in den Laden und einpacken.

Profilbild von Rainer Kalning

Rainer Kalning sagt:

#4 - 08.06.2025 um 00:54 Uhr

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Sorry Leute, aber 'ne 10x6 Tom umständlich in einer geteilten BD unterzubringen.... Wie klein muss ein Auto denn für den Tranport sein?

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