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Yamaha Club Custom Drumset Test

Yamaha produziert keine Signature-Drums mehr. Gar keine? Doch! Ein winziges Dorf in Gallien…. äääh, ich meinte natürlich: Es gibt zwar keine Yamaha-Signaturetrommeln mehr, aber es gibt da noch Steve Jordan, der Yamahas neue Club-Custom-Serie konzipiert hat. Geschickt, oder? Jetzt hängen die tollen Drums von Yamaha nicht mehr an igendeinem Namen, für den man sich dann im Proberaum rechtfertigen muss („Die ist vom Drummer von Xavier Naidoo? Uuuuh, grauenhafter Sänger. Sowas spielst du?“). Vielleicht ist das der Grund für die einigermaßen radikale Idee, all die schönen Spezi-Drums einzustampfen – einige traumhafte Signature-Drums wie die Hipgigs fallen dieser Vorgabe auch zum Opfer – und kontrolliert durch gut durchdachte Linien zu ersetzen.

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Das erste Ergebnis dieses Firmenkonzeptes ist also das Yamaha Club-Custom-Drumset, das fast eigenwilliger daherkommt als alle bisherigen Signature-Drums. Das prominenteste der fünf Finishes erinnert an den Blick der Schlange im Dschungelbuch, die mit Spiralenaugen ihre Gegner hypnotisiert. Dass es diese Hypnose nicht zum Selbstkostenpreis gibt, liegt nicht zuletzt daran, dass das extravagante Finish lackiert ist und nicht etwa per Folie auf den Kessel gebunden wurde. Was das Yamaha Club Custom sonst noch zum Profi-Tool macht, erfahrt ihr in diesem Test.

DETAILS

So ein Finish gab es noch nie. Der Prozess, in dem die Farbe aufgetragen wird, dürfte einigermaßen kompliziert sein, denn diese sieht nicht nur total irre aus, sondern lässt sich sogar als Struktur ertasten. Natürlich gibt es außer dem prominenten Haupt-Finish noch wahlweise andere Farben und Muster, nämlich das ganze so genannte Swirl-Finish in blau und schwarz und für diejenigen, denen der Style zu scharf ist gibt es noch ein mattschwarzes und ein dunkelbraunes Holzfinish.

So sieht das irre Swirl-Finish-Muster in Orange aus.
So sieht das irre Swirl-Finish-Muster in Orange aus.

Denn eigentlich geht es ja um die Drums und deren Sound, nicht etwa um den Look. Und der Klang generiert sich aus folgenden Eigenschaften: Da wären einmal die Kesselgrößen. Die Bassdrum ist als Standard in lediglich einer einzigen Tiefe erhältlich, nämlich 15 Zoll. Diese soll garantieren, dass bei der verwendeten Holzsorte bei jedem Kesseldurchmesser die Mischung aus Attack und Bass ausgewogen bleibt. Dieses Maß ist besonders bei Drums, die aus den gerade hippen Harthölzern bestehen, als ein gutmütiges und sanftes Diktat von Yamaha zu verstehen, bleibt aber über die Firmengrenzen hinaus eher noch exotisch. Der Käufer kann zwischen 18, 20, 22 und 24 Zoll Durchmesser wählen. Bis hinunter zur 20er werden alle Kicks auch als R-Versionen angeboten, also als Trommel ohne großes Tomhalter-Loch.

Fotostrecke: 4 Bilder

Viele Drummer spielen nur mit zwei Toms, von denen dann die obere auf einem Snareständer montiert wird. Bei den anderen Bassdrum-Versionen können die Hängetoms – typisch Yamaha – per Tom-Mount auf die Bassdrum gesteckt werden und sind in den Größen 8×7, 10×7, 12×8 und 13×9” erhältlich. Die quadratischen 90ger Jahre sind also langsam endgültig ausgetrieben und die wesentlich attack-lastigeren kurzen Kessel machen sich breit. Wer jetzt noch Geld übrig hat, kann gleich in die Standtoms investieren, diese gibt es in den Größen 14×13, 16×14 und 18×16.

Fotostrecke: 4 Bilder

Hardware: Echte Standtoms und die Y.E.S.S.-Free-Floating-Mounts mit ihrem Mounting-Ball-System – einer Plastikkugel als Justiergelenk – sind echte Hardware-Klassiker, die auch hier wieder ihren Job machen, getreu dem Motto “Never change a winning team”. In diese Kategorie fallen auch die L-Mounts zur Stabilisierung der Bassdrum und die Halteklammern für den Spannreifen. Die Böckchen entsprechen auch ganz dem gewohnten Yamaha-Design und die Stimmschrauben schrauben sich allesamt butterweich in die Gewindehülsen. Die Bassdrum wird stabilisiert von sehr klassischen L-Mounts. Diese lassen nur einen einzigen Justierwinkel zu und sind außerdem in der Länge verstellbar. So weit, so gut. Moment mal… war’s das etwa schon? Nicht wirklich, denn wie bei Steve Jobs („One more thing“…) kommt jetzt der vermeintliche Clou des Sets: das Holz! Dieses ist zu 100 % Kapur – ein mittelhartes Holz, das am ehesten mit der Dichte von Eiche zu vergleichen ist. Mein Ansprechpartner bei Yamaha hat mir am Telefon versichert, dass das verwendete Kapur ausschliesslich aus Plantage bezogen wird. Alle Kessel der Serie bestehen aus sechs Schichten dieses feinen Baustoffs. Den Abschluss bildet eine abgerundete Kante mit zweimal 60% Gegenschnitt. Das ist – passend zu den Vorlieben des Konzeptgebers – sehr vintage-mäßig. Die alten Japser-Shells von Gretsch haben eine ähnliche Gratung. Über den Effekt dieser Konstruktion mehr im Praxis-Teil!

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mik sagt:

#1 - 28.02.2012 um 23:52 Uhr

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Für die Interessierten: Die UVP liegt laut einem bekannten süddeutschen Musikalienversand bei etwas über 2,8 t Euro, und bietet es derzeit 600 Mäuse günstiger an.

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Dave sagt:

#2 - 29.02.2012 um 13:18 Uhr

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Wirklich ein gelungenes Set von Yamaha. Ich werde es demnächst einsetzen und warte noch auf das Set. Aber ich finde den Sound einfach herrlich. Es hat einen Retrotouch und doch viel modernes. Eine gelungene Kombination.

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hirsch sagt:

#3 - 11.05.2012 um 17:40 Uhr

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Wenn vorher der Urwald abgeholzt wird um nachher ein Plantage anzulegen ist dies nicht im Sinne des Regenwaldschutzes. Bei Garantien von wegen "alles nur Plantagenholz", bin ich mittlerweile sehr skeptisch geworden.
Ansonsten ein wirklich sehr schönes Set. Mir gefällt die Lackierung - ich mag es "schräg".

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