Gallien Krueger PLEX Test

Schon seit 1967 beglückt Rob Gallien unermüdlich die Basswelt, vorrangig mit Verstärkern und Boxen jeglicher Couleur, Größe, Leistung und Preisgruppe. Ein absoluter Meilenstein war 1982 der Gallien Krueger 800RB – ein Transistor-Topteil im damals neuen 19″-Rackdesign. Seitdem hat sich vieles in der Musikwelt verändert: Einerseits beharren Bassisten nach wie vor auf den klanglichen Eigenschaften “richtiger” Amps, andererseits setzen sich sowohl im Live-, als auch Studiobereich immer mehr Lösungen durch, die weitaus ökonomischer zu handhaben sind als schwergewichtige und platzraubende Boliden. Zumal immer häufiger live auch In-Ear-Monitoring zum Einsatz kommt, bei dem ein vollwertiges Verstärkersystem ohnehin mehr oder weniger überflüssig wird.

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Hier kommen die sogenannten Preamp-/DI-Boxen ins Spiel. Sie passen in jede Gigbag, können das Basssignal je nach Ausstattung individuell aufbereiten, und man hat sozusagen seinen eigenen Sound immer dabei: Vom Wohnzimmer über den Proberaum, vom Studio bis zur Bühne. Wer also auf eine kühlschrankgroße Backline verzichten kann, kann hier völlig neue Möglichkeiten entdecken.
Nun ist Gallien Krueger eine Marke, die zu Recht eine große Fanschar an Nutzern vorweisen kann, die derart überzeugt vom Sound dieser Amps sind, dass sie nicht auf ihr gewohntes Klangbild verzichten wollen. Daher GK ein Preamp-Pedal entwickelt, das mit seinen Features genau auf diese Bedürfnisse eingehen soll. Und weil das alleine nicht genug ist, hat man noch ein paar Extras draufgepackt. Herausgekommen ist ein kompaktes Pedal namens PLEX. Sich eines bekannten Marketingspruchs aus der Süßwarenbranche bedienend, stellt sich die Frage: “Quadratisch ja, aber auch praktisch und gut?”

Details

Das nahezu quadratisch geformte Pedal kommt in einer noblen, schwarzen Pappbox, in der das Gerät geschützt in passgenauem Schaumstoff lagert, zusätzlich mit einer knapp gehaltenen Bedienungsanleitung und einer Übersichtstabelle über sämtliche Mehrfachfunktionen aller einzelnen Potentiometer. Diese Übersichtstabelle ist denn auch zu Beginn ein unerlässliches Hilfsmittel, um die Funktionsweise des PLEX zu verstehen und den Überblick über die vielen Funktionen zu behalten, denn sämtliche Potis sind via Pushfunktion mehrfach belegt.
Der GK PLEX muss mit einem 9V-Netzteil (Minimum 500mA, Polarität: Center = Minus) betrieben werden. Batterie- oder Phantomspeisung sind nicht vorgesehen. Ein Standard 9V-Netzteil liegt der Lieferung glücklicherweise bei.
Das schwarz eloxierte Metallgehäuse des PLEX wirkt sehr stabil und wiegt 680 Gramm. Oben links pragt sehr apart das GK-Chromemblem hervor. Mit der Ausnahme von vier Klinkenbuchsen an der Stirnseite (Input, Output, Effect Send- und Return) befinden sich sämtliche Anschlüsse und Bedienelemente auf der Oberseite, was dem Ganzen eine gute Übersichtlichkeit beschert.

Fotostrecke: 3 Bilder Der PLEX kommt in einem schwarz eloxierten, 135 x 143 x 36,5 mm großen Metallgehäuse und wiegt knapp 700 Gramm.

Ich habe die Kritik gehört, dass der XLR-Ausgang doch lieber seitlich angebracht werden sollte. Das kann ich jedoch so nicht bestätigen, würde es sich doch bei einem Pedalboard eher nachteilig auswirken. In einem eng besetzten Effektboard ist es am einfachsten, das XLR-Kabel von oben zu stecken. Nach Beendigung des Gigs wird das Kabel ohnehin wieder abgezogen, weswegen es auch keine Probleme mit dem Verschießen des Pedalboards geben sollte.
Zum generellen Konzept des Gerätes sei vorangestellt, dass die Klangbearbeitung (EQ, Verzerrer, Compressor) auf digitaler Ebene stattfindet. Das Basssignal durchläuft dabei, von einer analogen Eingangsstufe ausgehend, einen 48kHz A/D-Wandler, hinter dem alle Klangbearbeitungen bis zum Mastervolumen-Regler auf 32Bit DSP Basis stattfinden, bevor das Signal wieder durch einen D/A-Wandler in analoges Signal zurück konvertiert wird. Latenzen sind dabei weder hör- noch spürbar.

Zunächst seien die oben liegenden Anschlüsse erwähnt:

  • XLR/DI: Symmetrischer DI-Ausgang, wahlweise pre/post schaltbar und versehen mit einem Groundlift-Schalter zur Beseitigung eventueller Brummschleifen.
  • USB: Mini-USB Buchse zum Anschluss an einen PC/MAC – einerseits, um Firmware Upgrades herunterzuladen, andererseits für die Verwendung des PLEX als vollwertiges Audio-Interface für Aufnahme und Wiedergabe in Zusammenwirkung mit einer DAW (Logic, Cubase, etc.). Hierbei ist es wichtig zu beachten, dass in diesem Fall die Sample Rate 48kHz beträgt, was jedoch in der mitgelieferten Bedienungsanleitung nicht erwähnt wird und zu frustrierenden Fehlversuchen führen kann, wenn man die Sample Rate in seiner Audio Workstation zuvor nicht entsprechend anpasst. Leider ist im Lieferumfang auch kein USB-Kabel enthalten.
  • Phones: Mini-Stereobuchse zum Anschluss eines Kopfhörers.
  • Aux: Mini-Stereobuchse zum Anschluss von externen Signalquellen (Metronom, MP3-Player, etc.).

In der oberen rechten Ecke sitzt ein kleines Trimpoti zum Regeln des Instrumenten-Eingangspegels. Das Poti ist von einem LED-Ring umgeben, welcher rot aufleuchtet, wenn der Pegel am Eingang zu übersteuern beginnt.

Fotostrecke: 3 Bilder Um die vielfältigen Anschlussmöglichkeiten zu ermöglichen, wurden diese auf Ober- und Stirnseite des Gehäuses verteilt.

In der unteren Hälfte der Oberseite befinden sich zwei Taster mit den Funktionen “Overdrive” und “Compressor/Tuner”. Während der linke Overdrive-Taster ein reiner An-/Ausschalter für den integrierten Verzerrer ist, so besitzt der rechts liegende Compressor/Tuner-Taster eine Doppelfunktion. Tritt man ihn einmal, so wird der Compressor aktiviert. Tritt man ihn erneut, wird der Compressor wieder deaktiviert. Tritt man ihn relativ schnell zwei Mal hintereinander (Doppelklick), so wird der Tuner aktiviert – unabhängig davon, ob der Compressor währenddessen ein- oder ausgeschaltet ist.
Ist der Tuner aktiviert, erlöschen sämtliche Poti-Beleuchtungen (hierzu gleich mehr) und ein Display leuchtet auf. Auch schaltet der Tuner sämtliche Ausgänge stumm. Das Stimmgerät mit automatischer Tonerkennung ist leider ausschließlich auf den Kammerton 440Hz festgelegt und kann nicht verändert werden. Während des Stimmvorgangs leuchtet am oberen Displayrand eine Leiste mit fünf quadratischen LEDs, von denen die mittlere grün leuchtet, während die äußeren gelb erscheinen. Der jeweils erkannte Stimmton wird als blau leuchtender Buchstabe im Display angezeigt. Um wieder aus dem Tunermodus in den Normalbetrieb zurückzukehren, muss der Schalter erneut zweimal hintereinander geklickt werden.

Hier könnt ihr im Video sehen, wie der Tuner-Schaltvorgang aussieht:

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Der Doppelklickvorgang zum Ausschalten des Stimmgerätes und zum Entsperren der Stummschaltung ist seit der Markteinführung des PLEX einer der größten Kritikpunkte, denn im Eifer des Gefechtes eines Live-Gigs muss man sich darauf verlassen können, dass die Entsperrung des Tuners ohne Verzögerung funktioniert. Man kann sich jedoch schnell vertippen und so eventuell ungewollt im stumm geschalteten Tunermodus verhaftet bleiben. Um in diesem Punkt Abhilfe zu schaffen, hat GK jedoch bereits ein Firmware-Update angekündigt, bei dem der Tuner künftig mit nur einem Klick ausgeschaltet wird.
Das quadratische Display lagert zwischen den beiden Fußtastern. Je nach angewähltem Betriebsmodus wird dort entweder das integrierte Stimmgerät anzeigt, oder zum Beispiel die Funktion des Compressors oder die Zuordnungszahl einer aufgerufenen Doppelfunktion eines der acht vorhandenen Potis/Regler, zu denen ich jetzt komme.

Die acht Potis sind in zwei übereinander liegenden Vierergruppen angeordnet. Oben sind in ihrer Primärfunktion die vier EQ-Bänder der Klangregelung abrufbar (Bass, Low-Mid, Hi-Mid, Treble), während in der unteren Reihe der Mastervolumen-Regler, der Lautstärkeregler für den Overdrive, und zwei Regler für den Compressor (Level/Threshold) positioniert sind.
Für den absoluten Hip-Faktor sorgen die Potibeleuchtungen! Jedes Poti hat seitlich eine schlitzförmige LED eingearbeitet, die weiß aufleuchtet und ganz deutlich die Position des jeweiligen Reglers anzeigt. Die Beleuchtung ist sehr hell – wenn man direkt von oben auf das Gerät sieht, kann sie mitunter sogar ein wenig blenden.
Der absolute Clue kommt jedoch in dem Moment, wenn man auf ein Poti klickt (das Poti also leicht von oben hereindrückt). Dann springt die Beleuchtung des Reglers von Weiß auf Blau und signalisiert, dass die Sekundärfunktion dieses Reglers aktiv ist. Währenddessen zeigt das Display eine Zahl an, die korrespondierend mit der mitgelieferten Funktionstabelle ist. Hat ein Poti, wie z.B. “Lo-Mid”, drei Contour-Filter in der Sekundärfunktion zur Auswahl, dann sieht man an den Zahlen 1,2 oder 3 im Display, welches Filter gerade aktiviert ist. Um genau zu erfahren, um welche Filterwerte es jeweils geht, muss man allerdings die mitgelieferte Tabelle konsultieren.

Fotostrecke: 3 Bilder Acht Potis, zwei Kippschalter, zwei Fußschalter und ein kleines Trim-Poti stehen für die Klangbearbeitung zur Verfügung.

Man muss pro Poti immer chronologisch durchschalten, bis man wieder bei 0 landet und die Potibeleuchtung erneut auf Weiß springt. Wird das Poti nicht innerhalb von ca. 3 Sekunden erneut gedrückt, so erlischt das Display und die zuletzt angewählte Sekundärfunkion bleibt aktiv. Um nachzusehen, welche Funktion auf welchem Poti gerade angewählt ist (sofern mehrere gleichzeitig aktiv sind), klickt man auf das entsprechende Poti und das Display zeigt den gerade aktiven Modus an. Erst wenn man jetzt erneut das Poti klickt, schaltet man zum nächstfolgenden Preset.
Auf diese Weise kann man immer kurz checken, welche Funktion aktuell aktiviert ist, ohne versehentlich auf die nächste Programmnummer weiterzuschalten. Wichtig ist bei diesem Konzept zu verstehen, dass sämtliche Sekundärfunktionen auf den Potis immer festeingestellte Werte sind, die lediglich abgerufen werden. Die Primärfunktion eines jeden Potis bleibt also stets erhalten. Der Bassregler regelt weiterhin die Bassfrequenzen, der Lo-Mid Regler weiterhin die Tiefmitten etc. – egal, welches Filter in der zweiten Ebene zusätzlich angewählt wird.

Schauen wir uns also an, welche sekundäre Funktionen jeweils hinter jedem Poti schlummern (Firmware Stand April 2017. Künftige Firmwares können weitere und/oder veränderte Features aufweisen):
Bass
Sekundärfunktion: “Bump”
Hier kann man die Frequenz um 65Hz in zwei Schritten anheben (boosten)

  • 1 = +6dB @ 65Hz
  • 2 = +9dB @ 65Hz

Lo-Mid
Sekundärfunktion: “Contour”
Gallien Krueger User dürfte der Contour-Regler ein Begriff sein, mit dessen Hilfe sich schnell ein Funksound einstellen lässt. Während der Contour-Regler an den Amps stufenlos regelbar ist, bietet die Contour-Option des PLEX eine 500Hz-Mittenabsenkung in drei Stufen:

  • 1 = -4dB @ 500Hz
  • 2 = -8dB @ 500Hz
  • 3 = -12dB @ 500Hz

Hi-Mid
Sekundärfunktion: “Hi Cut”
In zwei Abstufungen lassen sich hier die Frequenzen um 2,5kHz absenken, was den Sound in die Vintage-Richtung verändert. Man kann diese Filter auch einsetzen, um Saitennebengeräusche abzumildern.

  • 1 = Absenkung von Frequenzen @ 2,5kHz
  • 2 = breitbandigere Absenkung von Frequenzen @ 2,5kHz

Hier könnt ihr im Video sehen, wie die Absenkung bei 2,5kHz klingt:

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Treble
Sekundärfunktion: “Presence”
Hier werden die Frequenzen bei 1kHz angehoben, was dem Sound mehr Transparenz und Schärfe verleiht.

  • 1 = +6dB @ 1kHz

Master
Sekundärfunktion: “Voice”
Unter der Voice-Funktion lassen sich bislang vier verschiedene Vorstufentypen von Gallien-Krueger als Modelingversion aufrufen (Weitere Versionen sind angeblich in Firmware Updates geplant). So befinden sich Modelings der GK-Klassiker, wie der im Intro erwähnte 800RB, der Fusion 550 (ein Hybrid-Topteil mit Röhrenvorstufe), der MB800 (ein Miniatur-/Leichtgewichttopteil) und dem legendären Mini-Combo MB150. Als letzten Schritt lässt sich unter Programmnummer 5 noch ein Preset anwählen, bei dem sämtliche Voicing Filter und der EQ ausgeschaltet werden. Dies ist insbesondere dann hilfreich, wenn man den PLEX vor einer Vorstufe mit bereits existierender Klangregelung verwendet und lediglich den PLEX als Verzerrer, Compressor und Tuner verwenden möchte.

  • 1 = 800RB
  • 2 = Fusion 550
  • 3 = MB800
  • 4 = MB150
  • 5 = Bypass von EQ und Voicing Filtern, nur Verzerrer, Compressor und Stimmgerät sind weiter aktivierbar.

Hier könnt ihr im Video die Voice-Presets miteinander vergleichen:

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Level Drive
Sekundärfunktion: “Drive” (Grad der Verzerrung)
Wird der Verzerrer über den linken Fußschalter aktiviert, so hat der Drive-Regler die Funktion inne, die Lautstärke des verzerrten Signals einzupegeln. Das Poti regelt hierbei ausschließlich die Lautstärke, nicht etwa den Grad der Verzerrung. Die unterschiedlichen Abstufungen der Verzerrung ruft man durch wiederholtes Klicken auf den Drive-Regler auf. Insgesamt stehen fünf Stufen von moderat bis stark verzerrt zur Verfügung, wobei der Grad der Verzerrung auch durch die Stellung des Input-Gain-Reglers und den eventuell zugeschalteten Compressor beeinflusst wird.

  • 1 = Warm Clipping
  • 2 = Low Drive
  • 3 = Moderate Drive
  • 4 = Full Drive
  • 5 = Aggressive Drive

Hier könnt ihr im Video sehen, wie sich die verschiedenen Overdrive Einstellungen verhalten:

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Comp. Level
Sekundärfunkion: “Attack”
Während der Aktivierung des Compressors sorgt der Compressor-Level-Regler für die Gesamtlautstärke des Compressor-Signals. Wird der Schalter angeklickt, so ruft man verschiedene fest programmierte Attack/Release-Einstellungen auf. Diese Einstellungen sind feste Presets und nicht veränderbar.

  • 1 = Fast Attack / Fast Release
  • 2 = MediumAttack / Medium Release
  • 3 = Medium Attack / Slow Release
  • 4 = Slow Attack / Slow Release
  • 5 = Slow Attack / Very Slow Release

Comp. Threshold
Sekundärfunktion: “Ratio”
Während der Thresholdregler den Punkt justiert, ab welcher Signalstärke der Kompressor eingreifen soll, so kann man über die Sekundärfunktion via Potiklick unterschiedliche Ratios aufrufen, die bestimmen, wie stark das entsprechende Signal oberhalb des gewählten Thresholdwertes komprimiert werden soll. Fünf Ratio-Einstellungen stehen zur Auswahl:

  • 1 = 2:1
  • 2 = 4:1
  • 3 = 8:1
  • 4 = 12:1
  • 5 = 20:1

Hier könnt ihr im Video sehen, wie sich die verschiedenen Compressor-Einstellungen verhalten:

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Auch für weitere Compressor-Einstellungsmöglichkeiten sind Firmware Updates angekündigt.

Praxis

Lässt man einmal sämtliche Zusatzfeatures außer Acht, so haben wir es mit dem GK PLEX mit einer klassischen Preamp-/DI-Box zu tun, allerdings zum ersten Mal in der Form eines Bodentreters, in dem die Klangbearbeitung auf digitaler Ebene stattfindet. Hier höre ich schon lautes Raunen im Publikum. Es ist ein ambivalentes Feld, aber ich muss zugeben, dass man während des Spielens nicht hört oder spürt, dass der Sound durch verschiedene Wandlungsprozesse geführt wird. Letztendlich klingt er doch gewohnt analog.
Insbesondere die Art und Weise, wie der EQ eingreift, wirkt sehr vertraut. Mir gefällt die Auswahl der Frequenzbänder sehr gut, auch wenn leider nirgendwo in den Spezifikationen erwähnt wird, um welche genauen Frequenzbänder es sich hierbei handelt. Doch hört selbst – im folgenden Video kann man nachvollziehen, wie die einzelnen Bänder in den Sound eingreifen:

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Wer GK Amps kennt, der wird wahrscheinlich auch die Charakteristik des PLEX-EQs als vertrauten Sound wiedererkennen. Dies finde ich in Form eines Bodentreters schon einmal sehr gut gelungen. Die Basis der Klangzentrale stimmt schon mal, was eine wichtige Grundvoraussetzung darstellt, für alles, was danach noch folgt.
Bevor ich weiter am Sound teste, sei noch ein Wort zum integrierten Stimmgerät gestattet. Die Tonerkennung funktioniert ganz passabel, jedoch nicht so schnell und komfortabel, wie man es allgemein von Digitaltunern gewohnt ist. Vor allem die Dauer der Tonanzeige erscheint mir speziell bei den hohen Saiten etwas unregelmäßig und bisweilen kurz, so dass man den Ton häufiger anschlagen muss, um den Stimmvorgang durchzuführen. Hier hat GK mit Firmware Update in der Zukunft Verbesserung gelobt!

Es gibt einige Punkte, die man diesbezüglich verbessern will. So soll es auch in naher Zukunft möglich werden, mit lediglich einem Fußschalter-Klick den Tuner-Modus zu beenden, als bislang mit Doppelklick. Ich hatte bei dem Doppelklick hin und wieder das Problem, nicht mehr aus dem stummgeschalteten Tuner-Modus herauszukommen, weil die zwei Klicks ziemlich genau innerhalb eines relativ eng gesteckten Zeitfensters ausgeführt werden mussten. Im Fall eines hektischen Livegigs kann das zum Supergau führen. So etwas möchte man niemals erleben – zuerst stimmen und dann wild zappelnd versuchen, aus dem Tunermodus zurück in die Welt des Hörbaren zurückzukehren – und womöglich die ersten Takte eines Songs deswegen zu verpassen!
In der digitalen Welt gibt es einerseits den Vorteil, dass niemals etwas fertig und für ewig in Stein gemeißelt ist, denn man kann es stets wieder verändern. Das ist toll und bringt viel Flexibilität und Entwicklungspotential mit sich, aber es verführt auch zur Mentalität eines “fix it later”. Das heißt, Hersteller sind versucht, ein Produkt auf den Markt zu bringen, das eigentlich noch nicht 100% marktreif ist, um dann Schritt für Schritt via Firmware Updates dem eigentlichen Ziel näher zu kommen. Der Leidtragende ist der Verbraucher, der die Rolle des Beta-Testers übernimmt, letztlich aber doch ein funktionierendes und zuverlässiges Endgerät kaufen möchte, ohne hinterher wochen- oder monatelang auf notwendige Verbesserungen warten zu müssen.
Dies ist vielleicht der entscheidende Knackpunkt in der Philosophie zwischen analoger und digitaler Welt. Wenn man es mit der Fotografie vergleicht, so würde man sagen: Bei analoger Fotografie muss man sich alle entscheidenden Gedanken machen, bevor man auf den Auslöser drückt: Motiv, Location, Objekt, Belichtung, Linse, Blende, Filmempfindlichkeit, etc. – kaum etwas darf unberücksichtigt bleiben, um ein gutes Endresultat zu erhalten. In der digitalen Fotografie wird schon eher mal einfach nur draufgehalten und geklickt und der Rest dann auf die Postproduktion geschoben. Auch hierbei können tolle Resultate herauskommen, aber der Denkprozess ist grundlegend verschieden.

So schön es ist, ein digitales Gerät im Nachhinein via Software-Updates verändern zu können, so charmant ist eben auch ein analoges Gerät, bei dem man sich sicher sein kann, dass das, was man kauft, auch schließlich drin ist und auch unveränderlich so bleibt. Letztlich will ich nur sagen, dass ich mir wünschte, nicht über “mögliche” Verbesserungen in Updates schreiben zu müssen, sondern eher über vollendete Tatsachen, denn mit “hätte” und “wäre” ist dem Konsumenten auch nicht geholfen. (Von möglichen Kompatibilitätsproblemen mit Computern und Gerätetreibern während Updateübertragungen einmal abgesehen!)
Doch widmen wir uns wieder denjenigen Features, die bereits implementiert wurden und die auch hervorragend funktionieren. Sämtliche Preset-Filter sind nämlich äußerst gut gelungen und ergeben musikalisch Sinn. Im folgenden Videobeispiel zeige ich, wie man sich nach und nach einem Slapsound durch Anheben und Absenken bestimmter Frequenzbereiche annähert, vornehmlich durch Anwendung der Preset-Filter:

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Ein weiteres Beispiel zur Illustration der klanglichen Bandbreite des GK PLEX hört ihr im folgenden Audiobeispiel, in dem ein Plektrum-Riff nacheinander durch die unterschiedlichsten Preset-Einstellungen gespielt wird:

Audio Samples
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Plektrum-Riff mit unterschiedlichen Preset-Einstellungen

Hier ein Beispiel mit einem sehr mittenbetonten Fingersound auf einem Jazz Bass, später mit einem zweiten Bass und künstlichen Flageoletts – ohne Filter, nur mit dem Vierband-EQ bearbeitet:

Audio Samples
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Mittenbetonter Fingersound

Hier ein Slap-Beispiel, eingespielt mit Compressor und dem Modeling des GK MB800. Der Stereochorus wurde erst später im Mix dazu addiert:

Audio Samples
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Slap Sound

Während des parallelen Aufnehmens der Signale sowohl über die symmetrische XLR-Verbindung, als auch über den symmetrischen TRS 6,3mm-Klinkenausgang bei identischem Ausgangspegel, fiel mir auf, dass der Klinkenausgang etwas kräftiger klingt. Offensichtlich sorgt die Ausgangsstufe hinter dem Mastervolume, die erst hinter dem XLR-Out abgreift, noch einmal für ein wenig mehr Bumms im Sound, vor allem in den Tiefbässen. Hier beide Signale zum Vergleich:
Symmetrischer XLR-Ausgang:

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Signal über symmetrischen XLR-Ausgang

Symmetrischer Klinken-Ausgang:

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Signal über symmetrischen Klinkenausgang

Insgesamt ist der GK PLEX ein tolles DI-Box/Preamp Tool, speziell (aber nicht nur) für Bassisten, die auf den Gallien-Krueger-Sound stehen. Man muss ein wenig Geduld mitbringen, um die Möglichkeiten der mitgelieferten und teilweise versteckten Features kennenzulernen und zu verstehen. Dabei bleibt die Frage offen, wie die Anwendung in der Praxis wirklich gelingt. Im Studio sehe ich da keine Probleme. Das Pedal kann auf einem Tisch liegend bedient werden, und bei Bedarf kann man sich durch die Filteroptionen klicken, bis man seinen Sound gefunden hat. In der Livesituation dürfte kaum jemand auf dem Boden herumkrabbeln wollen, um “mal eben schnell” einen funky Sound einzustellen. Hier wird man sich wohl eher für einen Grundsound entscheiden und primär Overdrive, Tuner und Compressor verwenden, die allesamt per Fußschalter abrufbar sind. Verwunderlich ist jedoch, wenn man sich schon herstellerseits entschieden hat, die digitale Ebene zu betreten, dass man nicht von vornherein Abspeichermöglichkeiten eigener Settings mit eingeplant hat. Das soll zwar in Zukunft (via Firmware Update) möglich sein, aber sie wird auch dann zwangsläufig auf die vorhandene Bedienebene begrenzt bleiben und einem der vorhandenen Potis zugeordnet werden, statt komfortabel mit separaten Tastern.

Fazit

Mit dem PLEX hat Gallien Krueger den steinigen Weg der digitalen Welt beschritten und ein hochwertiges und vielseitiges Preamp-/DI-Pedal entwickelt, dessen Bandbreite der Klangbearbeitung wirklich beeindruckend ist. Wirklich begeistert bin ich von den klanglichen Facetten und der Audioqualität. Der Vierband-EQ und alle Filterschaltungen sind erstklassig und praxistauglich. Auch das Design mit den beleuchteten Potiknöpfen, die je nach Funktion die Farbe wechseln, ist wirklich innovativ. Die Einsatzmöglichkeiten sind opulent: Kopfhörer-/Übungspedal; Preamp vor einen Amp geschaltet; hochwertige DI-Box; digitales Audiointerface – alles auf professionellem Level!
Dennoch gibt es auch etwas Salz in der Suppe. Der Compressor will mir nicht 100% gefallen und ich bin nicht sicher, ob es nur an den fest vorgegebenen Attackzeiten liegt. Es ist vielmehr das generelle Verhalten in der Ansprache, das andere Compressoren – auch solche im Pedalfomat – weitaus souveräner leisten. Das Stimmgerät reagiert passabel, aber nicht so gut wie spezialisierte Geräte. Es scheint wieder einmal, als wäre das Universalkonzept “alles in einer Kiste” diesbezüglich mit schmerzlichen Kompromissen behaftet – wäre da nicht der Segen (oder auch Fluch) digitaler Firmware Updates. Über die integrierte Mini-USB-Schnittstelle lässt sich der PLEX stets auf den aktuellen Stand der Entwicklung bringen, und hier steht Einiges auf der Verbesserungsliste von GK: Möglichkeiten zum Abspeichern von eigenen Settings, verbesserte Stimmgerät-Empfindlichkeit, Ausstieg aus dem Tuner-Mode mit nur einem Klick (statt bisher Doppelklick), die Möglichkeit, den EQ vor oder hinter den Verzerrer zu positionieren, Abruf von Speaker-Simulationen, individuell veränderbare Compressor-Parameter wie Attack/Release.
Die Länge dieser Liste möglicher, zukünftiger Verbesserungen soll jedoch nicht bedeuten, dass der PLEX nicht bereits jetzt schon ein sehr brauchbares und tolles Tool darstellt. Die meisten Features konnten mich voll überzeugen und sind auch zweifellos den Preis wert. Lediglich beim Effektweg würde ich mir wünschen, dass dieser regelbar wäre. Und eigentlich wäre es auch schön, ein Produkt mit 100% Marktreife über den Ladentisch zu schieben, statt 80% mit der Aussicht auf mögliche 101%. Daher gibt es von mir 3,5 Sterne, die mit Erfüllung der versprochenen Firmware Update-Verbesserungen auf 5 Sterne aufrundbar erscheinen.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Topverarbeitung, sehr kompakte Bauweise, robustes Gehäuse
  • hohe Klanggüte
  • Vierband-EQ
  • hohe Anzahl zuschaltbarer, praxistauglicher Filter
  • integrierter Overdrive/Verzerrer
  • integriertes Stimmgerät
  • integrierter Kompressor
  • Potibeleuchtung weiß und blau, je nach Funktionsauswahl, alle Potis mit Pushfunktion
  • Stereo-Kopfhörerausgang
  • Stereo-Aux-Eingang
  • XLR DI-Ausgang
  • 6,3mm TRS-Klinke Line Out, symmetrisch
  • serieller Mono-Effektweg (1 x 6,3mm Klinke Out, 1 x 6,3mm Klinke In)
  • USB-Anschluss für Software Updates / digitales Interface (48kHz)
Contra
  • kein Batteriebetrieb möglich, keine Phantomspeisung
  • Tuner reagiert bei oberen Saiten nicht optimal
  • Preset-Einstellungen des Compressors nicht optimal
Artikelbild
Gallien Krueger PLEX Test
Für 322,00€ bei
Der PLEX ist ein brauchbares Tool mit tollen Features, das aber unfertig wirkt und mit einem versprochenen Firmware-Update hoffentlich komplett überzeugt.
Der PLEX ist ein brauchbares Tool mit tollen Features, das aber unfertig wirkt und mit einem versprochenen Firmware-Update hoffentlich komplett überzeugt.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Gallien Krueger
  • Modell: PLEX
  • Stromversorgung: 9V, ausschließlich mit Netzteil (min. 500mA, Polarität Center = Minus)
  • Klangregelung: Vierband-EQ
  • Filter: Boost @ 65Hz; Cut @ 500Hz; Cut @ 2,5kHz; Boost @ 1kHz
  • Voicing (GK Amp Modeling): 800RB; Fusion 550; MB800; MB150
  • Compressor (regelbare Lautstärke und Threshold, Attack/Release und Ratio via Preset)
  • Stimmgerät (440Hz)
  • Overdrive (Verzerrer) mit fünf Zerrstufen via Preset
  • Anschlüsse: Instrumenten-Eingang: 6,3mm Monoklinke
  • Ausgang: 6,3 TRS-Klinke symmetrisch
  • DI/XLR-Ausgang mit Groundlift-Schalter und pre/post-Option
  • USB-Interface, Sample Rate 48kHz, 32 Bit Processing
  • Serieller Mono Effektweg (Send/Return)
  • Abmessungen: 13,55 x 14,3 x 3,65 cm
  • Gewicht: 680 g
  • Preis: 298,- Euro (Stand: April 2017)
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Der PLEX ist ein brauchbares Tool mit tollen Features, das aber unfertig wirkt und mit einem versprochenen Firmware-Update hoffentlich komplett überzeugt.

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Profilbild von Shane McGill

Shane McGill sagt:

#1 - 20.06.2017 um 09:27 Uhr

0

Es waere toll wenn der Tester auch so kurz eine Gitarre anschliessen könnte - Ich denke speziell an 'Jazzgitarre' Ton - könnte interessant sein ;-)

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 20.06.2017 um 12:03 Uhr

    0

    Hallo Shane!Wir haben in der bonedo-Bassredaktion ganz klar den Fokus auf dem (E-)Bass, und die Verwendung mit Gitarre ist beim Plex vom Hersteller nicht wirklich angedacht - das Teilchen wurde schon für den Bass konzipiert.
    Eine "Zweckentfremdung" mit einer Gitarre ist da sicherlich eher eine Ausnahme, auch wenn sowas natürlich in Einzelfällen durchaus interessant sein kann!
    Falls du persönlich mit dem Plex einen Jazzgitarren-Versuch gewagt haben solltest, schreib uns trotzdem gerne deine Erfahrungen.Schöne Grüße, Lars

    Antwort auf #1 von Shane McGill

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