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Friedman Dirty Shirley Mini Test

Praxis

Für die Soundfiles kamen die jeweils angegebenen Gitarrenmodelle zum Einsatz und der Amp wurde mit einem SM57 abgenommen.
Gleich zu Anfang hört ihr ein halbwegs cleanes Signal mit einer Les Paul gespielt, bei dem ich alle Stellungen des Gainschalters durchschalte, beginnend mit Mittel-, dann der Down- und schließlich der Up-Stellung. Im niedrigsten Gainsetting bleibt das Signal weitestgehend clean, allerdings kommt bereits bei Potistellung 1,5 ein leichtes Brutzeln durch, wie man es auch von alten Marshallmodellen kennt.
In der Down-Position des Schalters verstärkt sich die Zerre und spätestens in der Up-Position ist von einem cleanen Ausgangssignal nichts mehr zu merken, denn hier erhält man bereits ein ordentliches Brett. Dabei ändert der Schalter nicht nur den Zerrgrad, auch die Bässe und Tiefmitten werden kompakter und “tighter”.
Freunde von glasklaren Cleansounds oder Pop- und Funkriffs werden evtl. Schwierigkeiten auf der Suche nach ihrem Klang haben, denn dafür “marshallt” es zu sehr. Wer sich jedoch mit einem leicht “angeschmutzten”, britischen Cleansound anfreunden kann, ist hier bestens bedient.

Audio Samples
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Clean – alle Gainstages
BassMiddleTrebleMasterGainS
55551,5M-D-U

Gehen wir nun in etwas crunchigere Gefilde, wozu eine Fender Stratocaster zum Einsatz kommt. Der Amp kann sehr gut die Nuancen der Gitarre wiedergeben und erinnert in Basswiedergabe und in den Mitten tatsächlich an JTM45 Modelle. Der 10″ Speaker liefert einen sehr direkten und durchsetzungsfähigen Sound, dem es an Druck nicht mangelt, wobei der Celestion G10 Speaker das “britische” gut hervorhebt. Der EQ arbeitet relativ effizient, auch wenn keine großen Verbiegungen des Grundsounds möglich sind.

Audio Samples
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Crunch
BassMiddleTrebleMasterGainS
47744M-D-U

Nun wird’s etwas rockiger und es findet der Steghumbucker einer Ibanez AT100 Verwendung.
Wer glaubt, dass es die schmutzige Shirley auch in der Gainausbeute ihrem Vorbild aus den 60ern gleichtut, wird hier eines besseren belehrt, denn sie besitzt ganz deutlich mehr Reserven. Classic-Rock über 80s Metal bis zu modernen Rocksounds kann der Combo mühelos abdecken. Die kleine Shirley “brüllt” regelrecht und verfügt über ein breites Spektrum, nicht zuletzt aufgrund des Gainswitches, der jedoch leider nur manuell schaltbar ist.

Audio Samples
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Moderate Rock
BassMiddleTrebleMasterGainS
310836M-D-U
Der Amp ist sehr handlich und liefert 20 Watt Röhrenpower.

Gehen wir nun zur höchsten Gainvariante. Hier liefert der Amp zwar genug Zerre, verfügt aber selbst bei niedrigeren Mitten immer noch über zu viele Anteile in diesem Spektrum und neigt zur Undifferenziertheit. Ganz klar, die Dirty Shirley ist kein Metal-Amp, aber das will sie auch nicht sein. Sie hat ihren Sound, mit einer gewissen Range, und den liefert sie vorzüglich. Die höheren Gainwerte sind eher für Leadsounds angeraten und bleiben dennoch relativ nebengeräuscharm.

Audio Samples
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HiGain
BassMiddleTrebleMasterGainS
446410U

Da der Amp nur über einen Kanal verfügt, möchte ich hören, wie die Dirty Shirley mit Pedalen umgehen kann und schalte ein Maxon OD808 (Tubescreamer) davor.
Tatsächlich stehen dem Combo die Pedale sehr gut zu Gesicht und können dem Amp einige Soundvarianten entlocken:

Audio Samples
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Amp plus Pedal
BassMiddleTrebleMasterGainS
44642M

Zum Abschluss hört ihr noch ein Sololick, bei dem ich verschiedene dynamische Nuancen herauskitzele. Der Amp reagiert sehr musikalisch auf mein Spiel und der Break-Up ist gut zu hören. Dynamische Abstufungen gibt er sehr deutlich wieder und die Arbeit mit dem Volume-Regler gestaltet sich mühelos.

Audio Samples
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Dynapick Lead
BassMiddleTrebleMasterGainS
46648D
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Profilbild von Indigo

Indigo sagt:

#1 - 28.07.2018 um 22:21 Uhr

0

Kein Contra bei Bonedo für diesen Verstärker?Mir fällt da schon ein sehr gewichtiges auf: Diese kleine Kiste verfügt nicht einmal über einen eingebauten Hall. Das ist schon mehr als schwach und außerdem sehr praxisfern - wenn man dazu noch an den Preis denkt, den Friedman da verlangt, fragt man sich, ob da lauter Dilettanten in der Planung sitzen...Was denkt man sich bei Friedman eigentlich - dass der Name allein schon ausreicht, um verlockend zu sein? Das wäre allerdings ein Trugschluss - nur Anfänger, die auf das Geld nicht schauen brauchen, kaufen sich solch einen unvollständigen kleinen Kasten.
Der Kenner kauft sich solch ein kleines Gerät deshalb, weil es sich durch seine Größe und das Gewicht sehr gut auch zum Mitnehmen eignet - aber nicht dafür, dass solch ein Standardeffekt wie der Hall fehlen darf, weil man ja gerne noch ein zusätzliches Hallgerät inklusive der Kabel in einer separaten Tasche auch noch mitschleppen möchte. An Friedman: In der einen Hand trägt man den Gitarrenkoffer - in der anderen Hand den Verstärker! Das reicht jedem Musiker vollkommen aus und er will deshalb nicht noch ein Extra an Ausrüstung mitschleppen.
Das Friedmann solch ein wichtiges Ausstattungsmerkmal wie den Hall ausgerechnet bei einem kleinen Combo auslässt, spricht nicht gerade dafür, dass Friedmann viel Ahnung von der Musikpraxis und vom Verstärkerbau hat.

    Profilbild von Haiko Heinz

    Haiko Heinz sagt:

    #1.1 - 29.07.2018 um 08:16 Uhr

    0

    Dein Ärger über den nichtvorhandenen Hall ist sicherlich verständlich, dennoch für mich aber in keinster Weise ein Minuspunkt, da ich sonst Vertsärkerklassiker wie JTM45, Dumble, Fender Tweed, die großen Friedmänner, Bogner Ecstasy, PRS John Mayer...etc. die alle keinen Reverb besitzen, mit Minus versehen müsste. Reverb bei Röhrentopteilen ist beileibe nicht die Regel, sondern bei hoch- bis mittpreisigen Amps eher die Ausnahme und für mich auch nicht notwendig und keine Kerndisziplin. Mein Tipp: Häufig fährst du mit einem hochwertigen Reverb (Strymon, White Whale, Eventide, Seymour Duncan...) ohnehin besser, als mit den heutzutage üblichen verbauten Digitalhalls und bist auch flexibler als mit einem Spring.

    +1
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