Focusrite iTrack Solo Test

Der amerikanische Hersteller Focusrite zeigte sich im Vorweihnachtsgeschäft ziemlich umtriebig und brachte im November neben der Minischnittstelle „Forte“ das mobile Recording-Interface „iTrack Solo“ auf den deutschen Markt. Das ultraleichte USB-Interface mit hohem Mobilitätsfaktor kann sowohl am iPad als auch am PC oder Mac betrieben werden. Zum Kreis der Audioschnittstellen gesellt sich nun also eine Hybridlösung. „Hybrid“ deshalb, weil das Tool mit Mobil-Devices wie auch mit Hostrechnern zusammenarbeitet.  

Focusrite iTrack Solo – Ein echter Hingucker
Focusrite iTrack Solo – Ein echter Hingucker


Dabei setzt der Hersteller den Fokus hauptsächlich auf die mobile Recording-Lösung und stimmt damit in den Chor vieler Companys ein, die die iPad-Funktionalität derzeit sehr featuren. Man denke nur an StageScape M20d von Line 6 (Test hier) oder Mackies DL 1608 (Test hier), beides Mixer mit iPad-Dock, die in der Live-Szene just im Augenblick für sehr viel Aufsehen sorgen. Klar, die Vorteile liegen auf der Hand. Das iPad ist ein schönes und handliches Bediener-Interface, quasi Mensch-Maschine-Übersetzer, mit dem es Spaß macht, zu arbeiten. Und die Leistungsfähigkeit insbesondere des iPads 2 oder 4 reicht allemal für eine Mix-Session mit 16 Quellen, zwei bis drei Effekten und zwei Monitormischungen aus. Und bei der Nutzung des iTrack Solo werden diese Ressourcen erst gar nicht benötigt, geht es hier doch um eine fast schon banale Anwendung wie der Aufnahme zweier Signale und der Zuspielung einer adäquaten Monitormischung. Ob Focusrite die Recording-Welt mit iTrack Solo genauso überraschen wird wie Mackie mit dem DL 1608 die PA-Szene aufgemischt hat oder Line 6 mit StageScape M20d die Bühnenmusiker überzeugen konnte, sollt ihr im Folgenden erfahren.

Details

Frisch auf den Tisch
Nachdem ich den „Solisten“ aus seinem „Ü-Ei“ geschält habe, treten folgende Gegenstände zu Tage: Ein Device-Kabel zur Kontaktaufnahme mit dem i-Jünger, ein USB-Kabel zur Anbindung an PC oder Mac, ein USB-Steckadapter für die USA, Registrierkarten für die Focusrite Scarlett Plug-in-Suite und Ableton Live Lite 8 sowie das USB-Interface selbst. Dieses macht einen grundsoliden Eindruck auf mich. Das Gehäuse aus Aluminium ist ziemlich stabil und alle Schalter und Buchsen sitzen fest im Gehäuse. Vier relativ große Gummifüße sorgen für einen sicheren Halt auf jedweder Unterlage. Mit nur 500 Gramm Gewicht unterstreicht das Recording-Tool seinen Portabilitätsfaktor, aber erzielt nicht unbedingt Bestnoten in der Disziplin „Unkaputtbarkeit“. Die „großen“ Brüder aus dem Hause Focusrite (Scarlett und Co) vermitteln insgesamt einen robusteren Eindruck, was natürlich auch auf den ziemlich günstigen Preis des iTrack Solo zurückzuführen ist. Für 169 Euro Straßenpreis kann man einfach nicht unbedingt die eierlegende Wollmilchsau erwarten. Aber das steht auf einem anderen Blatt.

Fotostrecke: 4 Bilder Focusrite iTrack Solo – Frisch auf den Tisch

Von hinten wie von vorn
Während für die Kommunikation mit den Hostrechnern eine USB 2.0-Schnittstelle sorgt, zeigt sich für die Anbindung ans iPad eine rückseitige Device-Link-Buchse verantwortlich. Neben einem Mikrofoneingang in Form einer XLR-Buchse hat ein Instrumenteneingang auf dem Frontpanel Platz gefunden, welcher für E-Gitarren und Bässe bereitsteht. Natürlich kann der Mike-In auch Signale von Kondensatormikrofonen verarbeiten, hierfür sorgt der auf dem Frontpanel befindliche 48V-Schalter.  
Neben den beiden Input Gain-Reglern hat sich noch ein silberfarbenes handliches Monitor-Poti  niedergelassen, welches für die Kopfhörerlautstärke verantwortlich zeichnet. iTrackSolo verfügt über eine Direct-Monitoring-Funktion, um störende Latenzen während der Recording-Session zu umgehen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Frontpanel von iTrack Solo

Kommen wir zum Backpanel. Neben den bereits erwähnten Schnittstellen für die Rechenknechte findet man hier noch den Abhörweg für die Monitore, der in Form von Cinchbuchsen vorliegt. Darüber hinaus haben die Entwickler dem Tool noch eine Vorrichtung für eine Diebstahlsicherung spendiert.

Fotostrecke: 2 Bilder Focusrite iTrack Solo – von hinten wie von vorn – spartanisch ausgestattet

Praxis

Erste Erfahrungen
Als erstes habe ich das Interface an mein Dell-Laptop mit Win XP SP3 angeschlossen, um anschließend aus den Systemanforderungen zu erfahren, dass Win XP genauso wie Vista nicht mehr unterstützt werden. Gut, dass es auch noch eine Audiopartition mit Windows 7 auf der Kiste gibt, auf der ich dann direkt mal die Class Compliant Treiber ausprobieren möchte. Besonders reizvoll auf den ersten Blick, da so keine Treiberinstallation nötig ist. Doch leider findet keine Audioanwendung auf dem System den Testprobanden. Also ab ins Internet und zur Homepage von Focusrite gesurft. Hier warten USB-Audio-Treiber für PC und Mac, inklusive ASIO-Support. Fein. Download – Doppelklick – erneut probiert – na siehste!
In Cubase lässt sich die Latenz problemlos auf 6 ms herunterschrauben, das System wirkt dann unter 6 ms zwar etwas träge, zeigt sich aber gütig hinsichtlich Audioaussetzer oder -Knackser. Die D/A-Wandler klingen wirklich sehr gut für die Preisklasse, kein Anlass zur Kritik an dieser Stelle…

Der gut klingende Cinchausgang – die DA-Wandler verrichten eine guten Job
Der gut klingende Cinchausgang – die DA-Wandler verrichten eine guten Job

… dafür aber an anderer, denn auch der Kopfhörerverstärker klingt zwar sehr gut, ist aber leider viel zu leise. Selbst mit einem Sennheiser HD25 will keine akzeptable Lautstärke aufkommen. Schade. Für extremere Aufnahmesituationen sollte man also unbedingt zu anderen Interface-Lösungen greifen. Diese hier funktioniert nur bei leisen Umgebungsgeräuschen.

Etwas leise - der Kopfhörerverstärker des iTrackers
Etwas leise – der Kopfhörerverstärker des iTrackers

Beim nächsten Step spiele ich ein Playback aus, bemühe dazu eine E-Gitarre und nutze die Direct-Monitoring-Funktion des iTrack Solo, mit der sich im Grunde prima arbeiten lässt. Da kein DSP mit virtuellem Mixer integriert ist, bestimme ich das Mischungsverhältnis durch Anpassen des Ausspielpegels des Playbacksignals, das funktioniert auch ziemlich gut, da ich ja allein im Studio bin und es keine Nebengeräusche gibt. Der Preamp für den Instrumenteneingang klingt natürlich und warm, rauscht aber deutlich hörbar, was ich persönlich nicht so tragisch finde. Dennoch: Manchen könnte es stören, also selbst reinhören!

Die Eingangssektion des iTreckers
Die Eingangssektion des iTreckers
Audio Samples
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Gitarre 1 Gitarre 2

Auch mein Fender-Bass-Nachbau macht eine gute Figur, klingt schön drahtig und kernig und hat Eier. Das Rauschen des Preamps begleitet uns aber auch hier bei der Aufnahme.

Audio Samples
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Bass 1 Bass 2

Kleiner Nachtrag: Mit dem iTrack Solo lassen sich keine Line-Signale aufzeichnen. Beide Eingänge fungieren ausschließlich als Mikro- oder Instrumenteneingang, keiner der beiden Inputs ist auf Line-Pegel umschaltbar! Als nächstes versuche ich mich als Sprecher und schließe mein Rode NT2 an. Beim NT2 handelt es sich um ein Kondensatormikrofon, weshalb ich am iTrack Solo die Phantomspeisung aktiviere. Der Sound ist grundsätzlich okay. Der Mic-Vorverstärker klingt insgesamt warm und rund, aber auch dieser rauscht deutlich hörbar. Auch die A/D-Wandler verrichten einen für diese Preisklasse guten Job. Im Vergleich zu meiner Studio-Kombination fällt aber auf, dass das Mikrofonsignal des iTrack Solo ein wenig gepresst klingt. Bei meiner Standard-Kombi handelt es sich um den Vorverstärker eines Mackie-Mischpultes der VLZ Pro-Serie und mein Audiointerface ist ein externes DSP-gestütztes Interface von RME, die beide zugegebenermaßen nicht in der gleichen Preisklasse rangieren wie der „iTracker“ von Focusrite.

Audio Samples
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Sprecher über Preamp und Wandler des iTrack Solo Sprecher über Mackie VLZ Pro Preamp und RME-Wandler

Stromversorgung
Das Recording-Tool wird über den USB-Bus mit Betriebsspannung versorgt und zwar ausschließlich, sprich der Anschluss eines externen Netzteils ist nicht möglich. Beim Betrieb mit einem iPad ist zusätzlich das Netzteil des iPads zu nutzen, was bedeutet, dass bei jedweder Nutzung von Kondensatormikrofonen intern die Spannung von 5 Volt auf 48 Volt hochtransformiert werden muss.

Die USB- und Device-Anschlüsse
Die USB- und Device-Anschlüsse

Funktionalität mit dem iPad
Um das iTrack Solo am iPad zu betreiben, hat der Hersteller dem Interface ein Device-Kabel beigepackt, mit dessen Hilfe die beiden verbunden werden. Grundsätzlich eine gute Idee, doch leider nicht vollständig zu Ende gedacht, denn die mitgelieferte Strippe ist total unflexibel und viel zu kurz ausgeführt, sodass das iTrack Solo immer direkt unter dem iPad platziert werden muss, da nichts anderes möglich ist. Von Revision Zwei des „iTrackers“ wünsche ich mir ein längeres Kabel, für das die User bestimmt gerne 10 Euro mehr auf den Tisch legen würden, denn diese Dreingabe ist meiner Ansicht nach im Augenblick absolut nicht praxistauglich! Seht selbst…

Fotostrecke: 2 Bilder Das mitgelieferte zu kurze Device-Kabel von iTrack Solo

GarageBand und Co.
Der Betrieb mit dem iPad ist laut Kurzanleitung gar nicht so flexibel wie ich zunächst dachte, denn wenn iTrack Solo ans iPad angestöpselt wird, benötigt es eine Stromversorgung, welche über den USB-Port mithilfe des iPad-Netzteils realisiert wird. Also ohne Steckdose geht es nicht! Schade.
However – auf mein iPad habe ich mir Apples GarageBand für schlappe 4,49 Euronen aus der iTunes-Bibliothek gezogen. Die Installation ging zügig von statten und der „iTracker“ lässt sich danach problemlos in GarageBand auswählen. Alles läuft nahezu intuitiv, anders kann man das nicht sagen. Klanglich sind keine Unterschiede zu den Aufnahmen festzustellen, die ich zuvor mit dem PC gemacht habe.

Fotostrecke: 11 Bilder GarageBand Start – Song Browser

Fazit

Mit iTrack Solo bietet Focusrite allen Einsteigern ein ziemlich praktisches und mobiles Audio-Interface an, welches wahlweise am PC, Mac oder mit dem iPad genutzt werden kann. Dabei zeigt man sich wenig wählerisch, da alle iPad-Generationen Support finden. Das Tool ist gut verarbeitet und in Relation zum Preis erhält der User eine Menge Features an die Hand. Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, ob der „iTracker“ den Spagat zwischen Homerecording-Lösung und ultramobilem Interface schafft, ist „ja“. Die Aufnahmequalität geht angesichts der Preisklasse in Ordnung, auch wenn die Vorverstärker hörbar rauschen. Die integrierten Wandler machen meiner Ansicht nach einen wirklich guten Job, dennoch gibt es ein paar Wehrmutstropfen, die es zu schlucken gilt, wenn man sich für iTrack Solo entscheidet. Zum einen ist der Kopfhörerverstärker sehr leise, was den Einsatz in Nebengeräusch-behafteten Situationen erschwert. Ein nicht ganz so glücklicher Umstand ist auch die Tatsache, dass das Interface in Kombination mit dem iPad noch zusätzlich an die Steckdose muss, um mit Betriebsspannung versorgt zu werden, was aber bestimmt zu verkraften ist. Darüber hinaus ist das mitgelieferte Device-Kabel viel zu kurz, sodass das Recording-Tool immer unterhalb des iPads liegen muss. Dennoch bin ich der Meinung, dass sich das Ausprobieren lohnt. Denn wer mit den eben beschriebenen Umständen leben kann, bekommt für 169 Euro ein gut klingendes Audio-Interface, das zahlreiche Features im Gepäck hat – zu denen unter anderem noch Lizenzen für die Focusrite Scarlett PlugIn Suite und Ableton Live Lite 8 gehören.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Ultraportable Recording-Lösung
  • Rund klingender Mikrofon-Preamp
  • Phantomspeisung für Kondensatormikrofone
  • Gut klingende Wandler
  • iPad-Support
  • ASIO-Treiber
Contra
  • Leiser Kopfhörerverstärker
  • Hörbares Rauschen der Vorverstärker
  • Viel zu kurzes Device-Kabel
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Focusrite iTrack Solo Test
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