AVID Pro Tools Duet Test

Nachdem wir bereits vor geraumer Zeit Apogees Duet 2, das Duet 2 for iPad und auch das QQuartet getestet haben, schauen wir uns heute den neuesten Zuwachs an, welcher allerdings prinzipiell aus dem Hause AVID stammt und nun den Namenszusatz „by Apogee“ trägt. Das lässt vermuten, dass AVID ein technisch baugleiches Zweikanal-Audiointerface anbietet und entsprechend nur mit seiner DAW-Software Pro Tools 10/11 aufwertet. 

AVID_ProToolsDuet_01_Aufmacher


Mit diesem Mix aus Hardware und Produktionssoftware bietet AVID erstmals wieder seit der „M-Box“ ein Komplettpaket zur Musikproduktion, das sich preislich eher an „Musiker“ als an Post-Pro Budgets richtet. Lasst uns das doch also einmal genauer anschauen!

Details

Schon ein erster Blick auf AVIDs neueste 2-In/ 4-Out Audiointerface-Hardware macht klar, dass es sich bei dem neuen „Pro Tools Interface“ grundsätzlich um das bewährte und bekannte Apogee Duet 2 bzw. das Duet 2 for iPad handelt. Diesmal kommt es eben nur im schicken Schwarz daher, ist mit 102 x 161 x 25 mm allerdings genauso groß und mit 0,5 kg natürlich auch ebenso schwer wie das „Original“ von Apogee.
Der Hauptunterschied liegt in der gebündelten Software – und die heißt logischerweise Pro Tools. Allerdings kommt diese Version ohne den Zusatz HD aus, umfasst dafür aber eine Kombi-Lizenz für die downloadbaren Versionen 10 und 11 und bietet somit einen kleinen Preisvorteil gegenüber dem Erwerb der einzelnen Produkte, womit das Duet faktisch den günstigsten Hardware-Einstieg in die Pro Tools Welt darstellt. Günstig ist hier allerdings „relativ“ und bedeutet konkret 999 Euro. Ein weiterer, essentieller Unterschied liegt in der Tatsache begründet, dass dieses Apogee-Interface auch mit Windows funktioniert. Doch immer der Reihe nach!

Black is beautiful: Das "Apogee" Duet im AVID Pro Tools Look.
Black is beautiful: Das “Apogee” Duet im AVID Pro Tools Look.

Mit seiner Anti-Rutschunterseite aus Gummi steht das Gerät zunächst einmal sehr sicher auf dem Tisch bzw. Arbeitsplatz. Mit dem 44 mm großen, silberfarbene Push-Encoder ist es außerdem identisch bedienbar und liegt außerdem äußerst gut in der Hand. 
Das Gehäuse ist aus Alu gefertigt, allerdings im Gegensatz zu den Apogee-Geräten ist hier auch der Rahmen schwarz lackiert. Das restliche Erscheinungsbild ist ansonsten,  abgesehen vom anderen Markennamen, also identisch und wirkt mit der schick schwarz spiegelnden Oberfläche gewohnt hochwertig. Das industrielle AVID Gesamtkunstwerk wirkt für meinen Geschmack fast eine Spur edler als das silber-schwarz gehaltene Apogee Duet, ist allerdings leider auch etwas empfindlicher gegenüber Kratzern und Macken.



Das Interface ist sehr kompakt.
Das Interface ist sehr kompakt.

Bedienelemente

Schließt man das Netzteil an und verbindet das Gerät per USB leuchtet oberhalb des prominenten Reglers ein OLED-Farbdisplay auf, was nicht nur Ein- und Ausgangspegel, sondern auch den Status der 48 V Phantomspeisung sowie weitere Schaltfunktionen visualisiert.

Ebenso vertraut sind die beiden Soft-Touch-Pads für die frei-belegbaren Kurzwahlbefehle darunter. Je nach persönlichem Workflow und Geschmack, kann man sie mit Mute, Dim, Toggle Source, Mono, usw. belegen, was ich durchaus praktisch finde.

Ins und Outs

Die Anschlüsse befinden sich wie gewohnt auf der Stirnseite. Und so finden wir hier einen  USB-Port Typ A für den Anschluss eines MIDI-USB Gerätes, wodurch MIDI-Keyboards, Synthesizer und ähnliche (Software-)Controller verbunden werden können und keine weiteren USB-Buchsen beleget werden, mit denen vor allem bei Apple-Geräten geradezu gegeizt wird.
Rückseitig finden sich auch die I/O-Buchse, an welche die mitgelieferte Kabelpeitsche angeschlossen werden kann, sowie der Eingang für das Netzteil und eine Mini-USB Buchse für die eigentliche Verbindung mit dem Computer. Eine Besonderheit stellt die Tatsache dar, dass dieses Gerät nun nicht mehr nur exklusiv mit Apple Macs funktioniert, sondern auch endlich an Windows-Computer angeschlossen werden kann. In Punkto Flexibilität ist dies ein echter Pluspunkt, welcher den Hauptnachteil aller Apogee-Interfaces ausmerzt. Weiterhin findet sich an der Vorderseite auch noch ein Anschluss für einen Kopfhörer, wobei dieser als „große Klinke“, sprich 6,35 mm TRS, ausgelegt ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Rückseite mit dem Anschluss für die Peitsche, der MIDI-USB-Buchse (Typ-A), dem USB-Anschluss (Typ-Mini-B), dem Netzteilanschluss und einer Kensingnton-Buchse.

Nicht ohne mein Break-Out-Kabel

Die mitgelieferte 0,5 m lange Kabelpeitsche bietet zwei Klinken-Ausgangsbuchsen für einen Stereo-Line-Out bzw. den Anschluss von Monitor-Lautsprechern. Eingangsseitig hingegen stehen zwei XLR/Klinke-Combo-Buchsen zur Verfügung, welche den Anschluss von Mic, Line und auch Instrumenten-Signalen ermöglichen. Es lassen sich also sowohl symmetrische 6,35 mm Klinken- als auch XLR-Kabel anschließen.

Stromversorgung

Am MAC arbeitet das Pro Tools Duet auch allein mit USB-Bus-Power, trotzdem sollte auch hier das im Lieferumfang enthaltene Netzteil durchaus hinzugezogen werden, wenn man ein stromhungriges Mikrofon mit Phantomspeisung betreibt. Clever dabei: Liefert das MacBook einmal zu wenig Strom über USB, verringert sich einfach nur der Ausgangspegel des Kopfhörers, um die eventuelle Aufnahme durch Strommangel – und damit Aussetzer am Mic – nicht vorschnell zu beenden. Hat der Mac hingegen genügend Akkupower, wird grundsätzlich kein Netzteil benötigt. An iOS-Geräten sieht die Sache leider etwas anders aus, und so muss die Pro Tools Variante hier leider passen. Im Gegensatz zu dem Apogee Duet for iPad funktioniert die Pro Tools Variante hier also nicht. An einem Windows Rechner ist die Verwendung des Netzteils zwingend.


Fotostrecke: 2 Bilder Ohne Kabelpeitsche geht leider nichts!

Preamp

Das Gerät verfügt über zwei kräftige Mic-Preamps, die den Apogee-Geräten entsprechen. Der eingebaute Vorverstärker liefert somit bis zu 75 dB Gain für anliegende Mikrofonsignale, was mehr als üppig ist, sowie natürlich auch eine 48V-Phantomspeisung und eine Phasenumkehr. Aktiviert man den Instrumenteneingang, hört man leise ein Relais im Inneren klicken. Schaltet man also in der Maestro-Software bzw. Pro Tools IO Software zwischen Line- und Instrument-In um, ändert sich auch die Eingangsimpedanz. Eine Umschaltung zwischen -10dBV und +4dBu ist natürlich ebenso möglich, wie auch die Aktivierung von Apogees beliebter Soft-Limit-Funktion, wobei ich grundsätzlich lieber konservativ anstatt zu heiß pegeln würde.

Monitoring

Die Eingänge können gruppiert und dem Ausgang latenzfrei hinzugemischt werden, allerdings nicht, wie bei der HD-Variante, aus der Pro Tools Software selber. Dennoch kann dank der mitgelieferten Panel-Software ein Vielzahl an Monitoring-Szenarien realisiert werden, wodurch die Ausgänge individuell mit dem internen Submischer geregelt werden können. Somit kommen also auch Laptop-DJs auf ihre Kosten, da nicht nur unabhängig vom Hauptausgang abgehört werden kann, sondern der Kopfhörerausgang auch ordentlich Pegel ausspuckt.

Add-Ons

Als Software-Hühne hat sich AVID darauf beschränkt, nur das wirklich Nötigste, also nur das Audiointerface selbst, in die AVID-Markenwelt zu integrieren. „Schwarze“ Add-Ons werden dementsprechend erst mal nicht angeboten, allerdings kann man sich im Bedarfsfall auch aus dem mannigfaltigen Apogee-Sortiment bedienen und dort nützliches Zubehör wie Peitschen-Verlängerungen, Taschen oder gar eine Breakout-Box finden. Diese ist übrigens durchaus sinnvoll, wenn man öfters umstecken muss, da die kleine, mitgelieferte Kabelpeitsche auf Dauer schon etwas nervt. Und Puristen wird ein aufgeräumtes Schreibtischbild sowieso besser gefallen.

Kompatibilitäten

Der wichtigste Unterschied zu den Apogee-Geräten ist, dass das Pro Tools Duet auch PC-kompatibel ist. Softwareseitig läuft das Pro Tools Duet sowohl auf OS X (ab 10.8.3) als auch Windows (Windows 7, Windows 8) und ist natürlich bestens mit der inkludierten Pro Tools Software kompatibel. Aber auch andere DAW-Softwares, die ASIO, Core Audio und WDM unterstützen, funktionieren mit dem Duet. MME und andere Multi-Client Treiber werden ebenfalls unterstützt.
Was PlugIns anbelangt, so stehen in Pro Tools natürlich 64-Bit-AAX Native zur Verfügung. Außerdem werden auch andere PlugIn-Formate bei der Verwendung mit DAWs anderer Hersteller unterstützt.

Mitgelieferte Software 

Das Herzstück stellt natürlich die mitgelieferte Pro Tools 11 Software dar. Im Paket findet man die Aktivierungskarte hierfür und kann sich die Software bequem online herunterladen. Hat man dies getan, stehen die kompletten Pro Tools-Funktionalitäten zur Verfügung: Ob Komponieren, Aufnehmen, Editing oder Mixing – es bleiben keine Wünsche der Musikproduktion offen. Pro Tools ist bekanntlich mit die umfassendste und professionellste Musikproduktionssoftware, und vor allem in Amerika der Ursprung zahlreicher Nummer-1-Hits. 
Weiterhin bietet Pro Tools über 60 PlugIns inklusive virtuellen Instrumenten, Klang- und Effektverarbeitung sowie die Studio-Tools Treiber für die Software anderer Hersteller. Die mitgelieferte Pro Tools IO Control übernimmt die Steuerung der Duet-Systemeinstellungen, wobei dieser Niedriglatenz-Mixer sogar EUCON-fähig ist. Das Interface kann also über die Bedienoberfläche, die Software oder aber über einen beliebigen Controller der Artist-Serie gesteuert werden, sodass Aufnahme und Monitoring direkt gesteuert werden können. Das Monitoring ist hierdurch nun nahezu latenzfrei, da die Ein- und Ausgänge vollständig mit der Pro Tools IO Control-Software gesteuert werden können.

Der Lieferumfang umfasst ein Netzteil mit verschiedenen Steckerkappen, die Kabelpeitsche, ein USB-Kabel, sowie das Interface selbst und einen QuickStart-Guide.
Der Lieferumfang umfasst ein Netzteil mit verschiedenen Steckerkappen, die Kabelpeitsche, ein USB-Kabel, sowie das Interface selbst und einen QuickStart-Guide.
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mono+ sagt:

#1 - 03.03.2015 um 14:44 Uhr

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Ein ambitionierter Preis für ein 2-Kanal Interface. Der Aufpreis fürs ProTools ist zu hoch.
Preiswerter kommt man mit dem Apogee Duet ohne ProTools weg und holt sich dann die kommende Freeware Version. Bei dem Preis erwarte ich auch die Zugabe der »Apogee Breakout Box Duet 2«. Die Kabelpeitsche scheint auch nicht besonders hochwertig zu sein. Die Kabel sind arg dünn und die Stecker sind wohl auch keine Neutriks. Wenn dazu noch das Netzteil angeschlossen wird hat man eine unschöne Ansammlung von Kabeln auf dem Tisch. Die Breakout Box ist mit seinen 2m langem Kabel da schon fast Pflicht.

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Felix Klostermann sagt:

#2 - 03.03.2015 um 19:43 Uhr

0

Hi mono+, da gebe ich dir absolut Recht, der Preis ist wirklich recht hoch. Ich möchte aber zu bedenken geben, dass man sich von der "kostenlosen" Pro Tools Version nicht zuviel erhoffen sollte. Wenn mich nicht alles täuscht, kann man bei dieser nämlich nur maximal 3 Projekte speichern und das dann auch nur in der Cloud.

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