Ja, es gibt sie noch. Es wird sie wohl immer geben, Software hin oder her. Nein, die Rede ist nicht von Bassisten, sondern von Drumcomputern! Gitarristen, Keyboarder, Produzenten – ja selbst Schlagzeuger – vertrauen häufig auf die Dienste der kleinen Klapperkisten. Die Vor- und Nachteile gegenüber Softwarelösungen liegen auf der Hand: Wer schnell, einfach und absturzsicher Drums programmieren will, ist mit einem Drummy gut bedient, hinsichtlich der Soundqualität und der Flexibilität können sie meist jedoch nicht mithalten.
Die Firma Alesis ist kein unbeschriebenes Blatt. Mit Multieffektgeräten, Kompressoren, dem ADAT-Auzeichnungssystem und zuletzt auch mit Klangerzeugern hat sich die amerikanische Firma die ein oder andere Preis-/Leistungs-Medaille verdient. Im Bereich der Drum-Machines wird sie vielleicht nicht zu den spontanen Erstnennungen zählen, aber genau das ist der Grund, weshalb wir uns den größeren der beiden Drummys im Programm einmal ansehen. Der kleine Bruder SR16 ist mit etwas Glück für einen zweistelligen Wühltisch-Preis zu bekommen, für den hier getesteten SR18 bewegen sich fast drei grüne Scheine in die unterteilte Plastikschublade der Kasse beim Musikalienhändler. Lohnt sich das? Zwar in Ermangelung eines treuen “Watson”, aber zumindest mit einer karierten Sherlock-Holmes-Mütze auf der Birne habe ich mich an das Lüften der Geheimnisse des SR18 gemacht.
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Wie es sich für Drummys gehört, hat auch der SR18 die typische “Desktop”-Keilform, um möglichst viel Platz für das Display, Triggerflächen und weitere Bedienelemente bereitzustellen. Dass Alesis wie viele andere Hersteller das Volume-Poti auf die Rückseite strafversetzt haben, ist zwar schon ein wenig schade, aber sicher auch kein Weltuntergang. Die Gummi-Drucktaster sind in Gruppen angeordnet, die zwölf Schlagtaster befinden sich etwas abgesetzt vorne, so dass bei wildem Getrommel nicht mit Überraschungen durch versehentlich aktivierte oder deaktivierte Funktionen zu rechnen ist. Auch wer noch nie einen Drumcomputer bedient hat, wird mit den Begriffen auf den Bedienelementen und deren logischer Gruppierung zurecht kommen. Die Aufteilung des blau beleuchteten Flüssigkristall-Displays ist ebenfalls übersichtlich. Zwar können Displays gewissermaßen niemals groß genug sein, doch wird man sich am SR18 bestimmt nicht die Augen verderben.
An der Rückseite des Plastikgehäuses können an folgenden 6,3mm-Klinkenbuchsen fleißig Elektronen hin- und herbewegt werden, um den Sounds Gehör zu verschaffen: Zwei unsymmetrische Klinken transportieren den auf “Main” gerouteten Sound, eine Stereoklinke den “Aux” in die Außenwelt. Selbstredend fehlt auch ein Kopfhörerausgang nicht (sinnigerweise auch mit “großer” Stereoklinke, denn alles andere gehört verboten!). Es geht auch hinein, und zwar mit einem hochohmigen Instrumenteneingang, dessen Signal dem Output zugemischt werden kann. An “Count/A/B/Fill” kann ein Fußschalter angeschlossen werden, mit dem sich unter anderem spontan die Patterns umschalten lassen. Wer weiß, welche Funktion ein Fußschalter an der Buchse “Start/Stop” bewirken kann, schreibt bitte eine Postkarte an die Redaktion. Wir verlosen zwei Pärchen Gummibärchen (Ja, wirklich!). MIDI ist nicht totzukriegen (warum auch?), daher residieren ein MIDI-In und ein MIDI-Out auf der Rückseite des Drumcomputers. Selbst das Geraderücken meines Detektivhuts half nicht: Eine USB-Buchse konnte ich nicht finden! Ein Netzteil im kleinen Alesis unterzubringen, kann man nun wirklich nicht verlangen, daher muss der Lebenssaft des SR18 aus dem Flaschenhals in Form eines der heiß geliebten Steckerchen in das Gerät gesaugt werden. Wie es sich gehört, gibt es eine „Nase“, mit der man das spiddelige Käbelchen zugentlasten kann. Direkt daneben befindet sich ein kleiner Taster, der sich optimal zu fatalen Fehlbedienungen beim Bewegen des Gerätes eignet, da er von vorne nicht einsehbar ist: On/Off. Im Ernst: Es ist oft vorteilhaft, wenn man bei rückwärtigen Netzschaltern auf der Bedienoberfläche über deren Lage informiert wird. Dem Design des SR18 hätte das sicher keinen Abbruch getan!
Kommen wir zur Unterseite (ja, richtig gelesen!): Neben allerhand nützlicher Information, die man sonst im (im Zweifelsfalle gerade “verlegten”) Handbuch nachlesen müsste, findet man dort eine Klappe. Unter dieser können es sich sechs AA-Batterien gemütlich machen und abseits der zivilisatorischen Errungenschaft “Steckdose” den Alesis-Drummy mit feinem Strom versorgen.
Wie es sich bei der Beschreibung technischer Geräte gehört, bleibt auch das Zahlenbombardement nicht aus: Über 700 Sounds, die sich zu 100 User- und 100 Preset-Kits zusammenrotten, tummeln sich im ROM, um mit bis zu 32-facher Polyphonie ausgegeben zu werden. Die logische Unterteilung der Sounds wurde wie üblich in Drums, Percussion und Bass vorgenommen. Der Speicher fasst 100 Songs, 200 Patterns und 150.000 Einzelschläge, die der Sequencer in einer Auflösung von 96 ppqn an seiner Zeitleiste in einem Songtempo von 30 bis 300 BPM speichert. Sieben Panorama-Positionen und acht unterschiedliche Pad-Anschlagstufen sind sicher nicht die Krönung der Schöpfung, werden für gewöhnliche Programmierung aber sicher ausreichen. Der DAC arbeitet fest mit einer Frequenz von 44,1 kHz und verarbeitet Datenpakete von 24 Bit Länge. Die Samples liegen im 44,1kHz/16Bit-Format im Speicher. Das klingt vielleicht auf den ersten Blick nach “Quatsch”, aber wirklich nur auf den ersten: Schließlich werden die Samples im SR gemischt, und bei jeder Mischfunktion von Audiodatenströmen entstehen sehr lange Worte, die dann “truncated” (abgeschnitten) und gedithert werden. Eine Bit-Auflösung kann also niemals hoch genug sein! Die MIDI-Implementation beschränkt sich auf das für Drumcomputer übliche Maß. Neben Program Change und der Master- oder Slave-Synchronisation per MIDI-Clock samt SPP (Song Position Pointer) ist die Anwahl der Songs mit der Common-Message “Song Select” möglich. SysEx dient ausschließlich für “Restore MIDI”, obwohl da ja lustige weitere Anwendungen denkbar wären (z.B. Dumps). Mit Pitch Bend lässt sich der Bass in der Tonhöhe beeinflussen. Die im Handbuch mitgelieferte Implementationstabelle ist übrigens fehlerhaft, denn es kann wohl kaum sein, dass der SR18 eingehende Note On Velocity nicht versteht.
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“Viel kann man von so einer Kiste ja eigentlich nicht erwarten. Gut klingen wird sie nicht, da werde ich mich eher um Bedienführung und so kümmern.” Ooooh! Schlechter Detektiv! Wie voreingenommen kann man sein? Das wird bestraft! Die Kiste klingt nämlich verdammt gut! Ich war wirklich äußerst überrascht. Nicht nur die Auswahl der Samples ist gut, auch deren Audioqualität muss sich nicht verstecken. Abgeschnittene Releases, grainy klingende Fahnen, schwammige indifferente Attacks sind mir nicht aufgefallen, das Gerät klingt immer transparent und druckvoll. Manches ist sicher Geschmackssache, so z.B. die recht attackreichen Toms und Bassdrums (die sich dadurch aber gut durchsetzen). Die Hardware-Ressourcen sind vor allem im Vergleich zu Software begrenzt, aber gegen die muss der SR18 auch gar nicht anstinken. Dennoch ist die Auswahl zeitgemäß und durchaus produktionstauglich. Im Rahmen seiner Möglichkeiten eines Drummys macht der SR18 eine perfekte Figur. Thumbs up!
Was die Bedienung des Klopf-Keils angeht, ist mit keinen Überraschungen zu rechnen. Neuer Wein in alten Schläuchen also, aber durchaus im positiven Sinne. Musiker, denen Drumcomputer nicht fremd sind, kommen ohne Einarbeitungszeit mit dem SR18 klar. Wer bereits ein derartiges Gerät kennt, wird sich schneller auf dem SR18 zurechtfinden als an einem Fahrkartenautomaten unserer aller Lieblings-Eisenbahngesellschaft. Das Erstellen eigener Pattern sowie das Quantisieren und Arrangieren geht äußerst einfach von der Hand.
Die Möglichkeit zur Umschaltung per Fußschalter ist ein angenehmes Feature, genau wie die sinnvoll gewählten System-Settings. Die Editiertiefe ist für Drumcomputer definitiv ausreichend. Gut ist, dass Einzelsounds editierbar sind (z.B. Filter!). Die Effektqualität ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Natürlich ersetzt die Sektion kein Multieffektgerät, doch sind Kompressor, EQ und Reverb keine schnöden Dreingaben, sondern können tatsächlich guten Gewissens eingesetzt werden. Bei allen Effektkategorien macht sich bemerkbar, dass in den letzten Jahren Fähigkeiten der Programmierer und vor allem die Leistungsfähigkeit der DSPs deutlich zu- und die Preise für derartige Hardware deutlich abgenommen hat. Auch haptisch macht Alesis’ Bumm-Tschack-Kiste einiges her, denn es gibt deutlich schlechtere Pads bei deutlich teureren Geräten!
Ein wenig schmerzt allerdings, dass die Interaktion mit Geräten der modernen Musikproduktion nur mit einem Basisvokabular kommuniziert. Eine USB-Anbindung (eventuell auch zur Übertragung von Audiodaten) lässt sich heute in die Serienproduktion von Geräten preiswert integrieren und würde dem SR einen deutlichen Mehrwert bescheren.
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Punktlandung! Der Alesis SR18 ist ein Drumcomputer, der den Dreifachspagat zwischen Funktion, Qualität und Preis vorbildlich meistert. Aus dem jeweiligen Blickwinkel der unterschiedlichen Anwender gibt es immer verschiedene Einträge auf dem Wunschzettel, von denen einige den Preis allerdings nicht sonderlich weit hätten klettern lassen. So ist es nicht ganz nachvollziehbar, weshalb der Drumcomputer den Volume-Regler unbedingt auf seiner Rückseite verstecken muss. Alles in allem ist der Alesis SR18 (wie sein Bruder auch) eine Preis-/Leistungs-Granate allererster Güte.
Diese Maschine kann alles, aber im Spontanmodus kein ordentliches Ending. Was soll ich bitte schön mit einer Maschine, die sich anhört, wie ein Drummer, der nicht das Ende des Songs mitbekommt und abrupt aufhört zu spielen, weil ihn die anderen wütend angucken? Oder viel mehr das Ending so gestaltet, als wären ihm die Stöcke aus der Hand gefallen? Und wenn ich das Teil nur benutze, um Songs abzurufen, dann kann ich auch einen MP3 Player verwenden. Das kostet weniger.
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Rob F sagt:
#1 - 16.03.2021 um 15:00 Uhr
Diese Maschine kann alles, aber im Spontanmodus kein ordentliches Ending.
Was soll ich bitte schön mit einer Maschine, die sich anhört, wie ein Drummer, der nicht das Ende des Songs mitbekommt und abrupt aufhört zu spielen, weil ihn die anderen wütend angucken?
Oder viel mehr das Ending so gestaltet, als wären ihm die Stöcke aus der Hand gefallen?
Und wenn ich das Teil nur benutze, um Songs abzurufen, dann kann ich auch einen MP3 Player verwenden. Das kostet weniger.