Roland VT-12 Test

Praxis

So viel zur Pflicht, jetzt zur Kür! Ich setze die mitgelieferten Batterien ein und schalte den VT-12 an, hin- und hergerissen, ob ich streng nach Anleitung vorgehe oder einfach mal ausprobiere, wie intuitiv ich mit dem Trainer klarkomme. Vieles erschließt sich mir schon dadurch, dass ich mir für den Test seine Funktionen und Anschlüsse genauer angeschaut habe. Kleiner Einschub: Direkt nach dem Auspacken lag der VT-12 zwar gut in meiner Hand, aber ich war irgendwie enttäuscht über seine geringe Größe, und ich fragte mich die nächsten beiden Tage, warum das so ist. Schließlich wurde mir klar, dass es eigentlich nicht um die Größe ging – an die hatte ich mich nämlich schnell gewöhnt – sondern dass es sein geringes Gewicht ist, verbunden mit der etwas plastikhaften Anmutung seiner Hülle. Das lässt mich sofort an Spielzeug denken und kratzt an der Wertigkeit des VT-12. Schade. Außerdem habe ich mir natürlich Gedanken gemacht, ob ein Gesangstrainer überhaupt notwendig ist, zumal ich mein Leben lang ohne spezielle „Geräte“ geübt habe. Natürlich habe ich mich mit Diktiergerät oder Handy zur Kontrolle aufgenommen oder ein Metronom zum Grooveüben benutzt, und das hat mir bisher gereicht. Denn für mich ist mein wichtigstes „Übetool“ mein Ohr. Das bedeutet aber keinesfalls, dass es nicht auch komfortabler ginge. Also bleibe ich positiv gestimmt, werde von einem „hello“ im Display begrüßt, die Lichter der Tonhöhenanzeige blinken kurz und fordern mich quasi auf, loszusingen.

Intonation

Ich beginne damit, einzelne Töne anzusingen und beobachte, ob ich genau im Pitch bleiben kann. Im Hinterkopf habe ich den Satz aus der Anleitung: „Eine der wesentlichen Funktionen des VT-12 ist, die von Ihnen gesungene Tonhöhe zu überprüfen“. Die Intonation kann, und hier kommt doch wieder das Buch ins Spiel, mit folgenden drei Möglichkeiten geübt werden:

– per freiem Singen
– per Referenzton
– mit Songs und Übungen

1) Freies Singen von Tönen, Intervallen und Melodien

Also probiere ich als nächstes Intervalle (Zwei-Ton Folgen), Akkorde und Tonleitern. Töne treffen ist für mich kein Problem, das habe ich lange geübt und die Praxis zeigt mir immer wieder, dass ich es kann. Und doch: Den exakten(!) Pitch zu erreichen, sodass neben den rot aufleuchtenden Tonfeldern auch die beiden grünen Pfeile aufleuchten und mir ihr OK geben, ist verdammt schwer. Ich bin irritiert. Versuche einen Ton lange zu halten, die Tonhöhe “minimalst“ zu variieren und den Stimmsitz leicht zu verschieben, erreiche aber das Aufleuchten beider Pfeile nur für Sekunden. Ich schau mir im Netz die Videos auf der Roland-Seite an und stelle erleichtert fest, dass auch der Vorführer auf der NAMM-Show und die klassische Sängerin das Ziel des Doppelgrüns nicht oder nur für Momente erreichen können.

2) Referenzton

Ich lasse mir vom VT-12 einen Referenzton geben, den ich mir genau anhöre und ihn mitsinge. Das geht besser. Mit dem Referenzton im Ohr probiere ich andere Töne dazu,  mache Akkordketten nach unten und oben … und erreiche spontan zwei grüne Pfeile! Ich schalte den Referenzton, der über eine Aufwärtstaste (#) und eine Abwärtstaste (b) beliebig variiert werden kann, wieder aus und singe erneut einen Akkord. Das geht jetzt besser als das freie Singen zu Beginn. Allerdings merke ich, dass ich den Referenzton von eben noch im Ohr habe und mich innerlich auf ihn beziehe.

3) Intonation in Übungen

Gehen wir weiter zu den schon eingangs beschriebenen Gesangsübungen. Ich fange mit der ersten im Warm-Up-Modus an. Lippenflattern (auch Lipptrills oder Lipprolls genannt) abwechselnd mit den Vokalen U und I.

Mir ist es wieder nicht möglich, beide grüne Pfeile in der Mitte zu aktivieren. Töne treffen, klar, aber die Folgen sind irgendwie zu schnell für das Gerät. Es blinkt in Rot und „Ein-Pfeil-Grün“, wie auf einer Kirmes. Ich schwanke zwischen Sehen und Hören und mir wird schließlich alles zu viel. Ich schalte die Übung ab und mache sie ohne „Backing“. Langsam. Auch hier hat der VT-12 Schwierigkeiten, die Lipprolls tonhöhenexakt zu erkennen. Sobald ich auf Vokale wechsele, ist alles gut. Ich erhöhe die Atemspannung, um den Ton so „ruhig“ wie möglich zu halten. Es wird etwas besser. Spaß macht es mir so aber nicht. Ich mache die Übung wieder an, schließe die Augen und konzentriere mich auf die Musik und meinen Gesang. Das ist besser. Als es in Runde zwei und drei zu den „Vokalen“ kommt, öffne ich die Augen wieder und kann endlich mit Trainer sinnvoll üben. Ich probiere weitere Übungen und das macht wirklich Spaß, die Übungen sind klasse und gut durchdacht, die Backingband spielt prima. Die Tonfolgen sind langsam, alles ist gut. Doch schon bei Übung 5 wird es erneut haarig.

Das Tempo liegt bei 138 BPM und die Tonfolgen laufen auf Achtelnoten. Alles geht so schnell, dass ich nicht erkennen kann, ob der von mir gesungene Ton auch der angezeigte ist. Zeit, mitzubekommen, ob er auch im richtigen Pitch ist, habe ich erst recht nicht. Ich höre auf zu singen und stelle fest, dass die Tonhöhenanzeige auf dem Intonationsrad weiterläuft. Ich befinde mich ja in der Version mit Pilotgesang. Ich schalte auf Übung 6, die gleiche Übung ohne Gesang. Die Backingband läuft los, und auch ohne, dass ich dazu singe, blinken die gewünschten Töne auf dem Intonationsrad rot auf. Sie sollen mir wohl den richtigen Ton anzeigen. Singe ich dazu, habe ich wieder Kirmes. Nina Hagen würde sagen: „Ist alles so schön bunt hier“. Ich mache die Augen zu und übe nach Gehör weiter. Mir fällt auf, dass ich bei dieser Methode, die Intonation zu üben, den Fokus zu sehr auf die optische Kontrolle lege. Für eine gute Intonation muss ein Sänger oder eine Sängerin meiner Meinung nach aber vor allem HÖREN lernen. Lernen, die eigenen Töne an die Musik anzugleichen und mit ihr zu verbinden. Sehen hilft da bestimmt für das grobe Finden der Töne, aber für das Feintuning muss ein Hörgefühl entwickelt werden. Zumal, als Randnotiz, der Sehsinn den Hörsinn überlagert, wenn beide Sinne gleichzeitig angesprochen werden. Andere Gesangscoaches, die sich im Netz mit dem VT-12 auseinandergesetzt haben, empfehlen dann auch, das Intonationsüben mit dem VT-12 zweizuteilen. Zuerst mit optischer Kontrolle, dann das Mikrofon auszuschalten und das Ganze noch einmal nur mit Hören zu üben. 

Metronom

Um herauszufinden, in welchem Tempo Übung 5 im Warm-Up-Modus läuft, habe ich eine weitere zentrale Funktion des Roland VT-12 benutzt, das Metronom! Es läuft von Tempo 30 bis 250 BPM und kann solo, zum Groove-Üben oder „Dazu-Singen“ benutzt werden. Aber es gibt auch eine Tap-Funktion, mit der sich das Tempo eines Songs herausfinden oder eingeben lässt. Das finde ich sehr sinnvoll – solche Features können Sänger und Sängerinnen immer gut gebrauchen. Schade ist nur, dass ich das Metronom im Übungsmodus nicht zur laufenden Sequenz zuschalten kann. Ich muss mir also das Tempo von Übung 5 merken, wieder zum Metronom umschalten und dann tippen. Und es gibt einen noch wichtigeren Grund: Manchmal ist es gut, nicht nur die Tonhöhe der Übungen zu überprüfen, sondern auch die rhythmische Genauigkeit – und zwar brutal mit mitlaufendem Metronom während der Übung.    

Warm-Up-/Exercise-Modus und Übungshandbuch

Für das direkte Stimmtraining ist der VT-12 mit 49 Übungen des Buches „Vocal Workout for the Contemporary Singer“(Berklee Press) von Anne Peckham und 50 klassischen Übungen von Giuseppe Concone „Concone 50 Lessons Op.9 for middle voice“ bestückt. Auf die klassischen Übungen wird nicht weiter eingegangen. Sie sind lediglich im Track-Listing vermerkt, finden aber ansonsten nicht statt.
Alle 99 Übungen sind auf zwei Knöpfe aufgeteilt. Es gibt den „Warm–Up“- und den „Exercise“-Modus. Roland schlägt verschieden lange Übungseinheiten vor, die alle immer mit einem Warm-Up beginnen, dann in verschieden schwere und lange Übungsblöcke übergehen und mit einem Warm-Down enden, was dem erneuten Durchgehen der Warm-Up Übungen entspricht.

Ich zappe mich durch die Übungen, singe hier mit, singe da mit. Mache das mehrere Tage lang und es macht Spaß und ist interessant. Die Übungen sind anspruchsvoll und abwechslungsreich. Ich mag Anne Peckhams Konzept. Das Training beschränkt sich auf einen mittleren Gesangsbereich, geht etwas in die Höhe und moderat in die Tiefe. Gesangs-Grenzbereiche werden, wohl ganz bewusst, außen vor gehalten. Die Übungen werden abwechselnd von einem Mann und einer Frau vorgetragen. Trainiert werden zum Beispiel Atmung, lange Gesangsbögen und Lipprolls sowie kurze Wortimpulse, Groove, verschiedene musikalische Stilistiken von Pop, Rock, Jazz, über Funk, R&B und Latin bis hin zum Blues, Vokalausgleich in der Mittellage (das heißt, dass alle Vokale auf allen Tönen gleich gut klingen können), Stimmsitz und Chorgesang.

In der Einführung des Übungshandbuchs schreibt Anne Peckham selbst über ihr Trainingsziel: „  {…}Das Buch beschäftigt sich mit Atemtechnik, Tonbildung und Stimmkräftigung. Zudem enthält es Material für erfahrene SängerInnen, die die Entwicklung ihrer Stimme fortsetzen möchten. Die Durcharbeitung der hier bereitgestellten vollständigen Gesangsübungen ermöglicht ihnen das Singen mit einem größeren Stimmumfang, mehr Lebhaftigkeit und Klangfülle sowie größerer Ausdruckskraft.“ Klasse!

Bei den schwereren Sequenzen und den langen Melodieübungen lese ich im Handbuch mit. Es gibt die englische Originalfassung mit ca. 120 Seiten und eine auf 22 Seiten (!) gekürzte Übersetzung in sechs weiteren Sprachen, inklusive Deutsch. Das hat für Nicht-Englisch-sprechende Menschen zur Folge, dass sie mit zwei Büchern gleichzeitig üben müssen. In der deutschen Kurzfassung wird der Sinn jeder Übung erklärt, der Übungsablauf und ein paar Tipps, worauf beim Üben zu achten ist. Das war’s, mehr Infos gibt es nicht. Dabei steht in der deutschen Einführung sogar der Hinweis: „Jede Gesangsübung liegt schriftlich vor, sodass sie beim Singen mitlesen können.“ Was so für mich nicht wirklich Sinn macht. In der englischen Originalfassung hingegen schließt die Übung im Notenbild mit Akkorden, Worten und Tempo plus Tonumfang direkt an die Erklärungen an. So wie es sein soll. Zudem fehlt das komplette, wichtige erste Kapitel in der deutschen Kurzfassung. Da geht es um Stretching, Haltung, Atmung im Generellen, Gedanken zum richtigen Üben, Stimmhygiene, verschiedene Stimmregister und Vorsingen, alles sehr gut erklärt und mit Bildern verdeutlicht. Diese 40 Seiten werden im Deutschen auf acht Zeilen verkürzt. Warum ausgerechnet hier auf eine vollständige Übersetzung verzichtet wurde, ist mir rätselhaft. Konterkariert diese Haltung doch den hohen Anspruch, mit dem sich mir der VT-12 präsentiert. An Kostenoptimierung möchte ich gar nicht denken. Oder gibt es sonst noch einen Grund? Hier noch einmal Anne Peckham im Original:

„Contemporary music singers need the same type of comprehensive training that classical singers receive. Vocal problems commonly associated with singing non-classical music are often caused by a lack of training that is part of every classical singer’s basic education.“

Letzter kleiner Wertmutstropfen in der deutschen Kurzfassung ist der Gebrauch von vielen klassischen Begriffen (z.B. Diatonisch, Legato, Akzidenz) ohne Legende oder sonstige Erklärung.

Aufnahme- und Abhörfunktion

Die vierte Basis des Roland VT-12 ist seine Aufnahme- und Abhörfunktion. Sobald der Übungsmodus (egal, ob Warm-Up oder Exercise) eingeschaltet wird, nimmt der Trainer den Gesang über das eingebaute Mikrofon auf, sodass eine ständige Überprüfung des gerade Geübten über den „ReView“-Knopf im Nachhinein möglich ist. Sehr gut, funktioniert prima.
Was mich allerdings stört, sind die ziemlich starken Handhabungsgeräusche, die ich unfreiwillig beim Halten des VT-12 produziere. Gerade über Kopfhörer ist es schlimm. Das nackte Plastik wirkt wie ein Resonanzkörper, der jede Regung meiner Hand hörbar überträgt und verstärkt.

Freie Aufnahmeplätze

Die Aufnahmemöglichkeiten des VT-12 beschränken sich aber nicht nur auf den Übungsmodus. Roland stellt zehn freie Speicherplätze mit einer Aufnahmekapazität von je zehn Minuten zur Verfügung. Eigene Tracks können über ein angeschlossenes Gerät (MP3-Player, etc.) per Miniklinkenverbindung eingespielt werden.

Kopfhörer

Das beste Aufnahmeergebnis wird über Kopfhörer erreicht, sagt Roland – und hat Recht. Ohne Kopfhörer ist der Lautsprecher ziemlich leise und die Kontrolle von gesungenem Ton zur Musik nicht sehr gut möglich. Ich checke, ob die Batterien auch wirklich voll sind (was laut Roland der Grund für einen leisen Lautsprecher sein kann). Sind sie. Es ist mir trotzdem zu leise. Glücklicherweise kann ein externer Lautsprecher an den VT-12 angeschlossen werden. Ich persönlich erreiche das beste Ergebnis, wenn ich den Kopfhörer nur auf einer Seite am Ohr habe und mit dem anderen Ohr meine Naturstimme hören kann. Als nächstes checke ich die beiden Eingangspegelmöglichkeiten für das Mikrofon. Je nach Lautstärke meines Gesangs ist zum Erreichen einer guten Aufnahme das Umschalten von „High“ auf „Low“ eine kluge Alternative.

Und sonst noch?

Geübt werden kann auch mit zwei Stimmen, wobei beide Tonhöhen auf dem Tonhöhenrad angezeigt werden. Den Hinweis, den VT-12 auch für eine Chorprobe nutzen zu können, finde ich unsinnig. Wenn ich als Chorleiterin nicht hören kann, welche Chorstimme falsch ist, dann würde mir eine grundlegende Fähigkeit für meinen Job fehlen. Da finde ich den Vorschlag wesentlich besser, die Referenztonfunktion für eine A Capella Chorprobe zu benutzen.

Einige allgemeine Anmerkungen zum Schluss

Anfänger und Anfängerinnen

Aus meiner Erfahrung als Vocalcoach brauchen Anfänger und Anfängerinnen folgendes:

– Eine Aufnahmemöglichkeit, um sich selbst kontrollieren zu können 
– Die Tonhöhenkontrolle zum sauberen Üben von Intervallen 
– Kurze Übungen zur Tonfindung an sich und ein Intervalltraining
– Langsame Übungen, bei denen Töne vorgespielt und dann nachgesungen werden können
– Stück für Stück schneller und länger werdende Folgen von Intervallsprüngen und Melodielinien
– Rhythmustraining mit a) Metronom und b) Grooveübungen
– Einfache Übungen für alle Bereiche. Atmung, Haltung, Vordersitz, Bruststimme, Kopfstimme, Mix, Sound, Dynamik, Range 

Aufnahmemöglichkeit, Tonhöhenkontrolle und Metronom hat der VT-12, doch den Übungsbereich für AnfängerInnen finde ich zu schwer. Die Melodieketten in den meisten Übungen sind zu lang und die Tonsprünge zu schnell. Wirklich einfache Übungen fehlen. Ruth Gerson, bekannter amerikanischer Vocalcoach, schreibt über den VT-12 in der Huffington Post (frei übersetzt) genau das, was ich denke:

„Ich wünschte mir, dass der Vocaltrainer mehr Material für Anfänger und neue Sänger enthält, die Probleme haben, die richtige Tonhöhe zu finden. Mit mehr Übungen und Erklärungen, was zu tun ist, wenn du schief singst. Wie du, um einen Ton zu finden, sliden kannst, wie du Töne treffen kannst … Ich wünschte mir auch mehr Übungen, die für Anfänger in Teile heruntergebrochen wären und dann wieder zusammengesetzt werden.“

Empfehlung: Für Gesangseinsteiger ist der VT-12 von seinen Grundfunktionen und Möglichkeiten her ein gutes Gerät, wenn man den Übungsbereich erst einmal außen vor lässt und frei trainiert. Wenn noch größere Defizite bei der Intonation bestehen oder es noch sehr schwer fällt, größere Tonsprünge sauber zu singen, würde ich den Übungsbereich erst einmal außen vor lassen und mich Stück für Stück heranarbeiten, damit der Frust nicht die Oberhand gewinnt.  

Fortgeschrittene Sänger und Sängerinnen brauchen oft folgendes:

– Aufnahmemöglichkeit, Tonhöhenkontrolle und ein Metronom
– dazu Übungen mit komplizierteren Intervallsprüngen
– Songstilistiken
– Dynamiktraining
– ein anspruchsvolles Warm-Up Programm
– viel Aufnahmeplatz für eigene Übungen und Songs

Hier funktioniert das Konzept des VT-12. Bis auf ausreichenden Aufnahmeplatz ist alles vorhanden. Dabei meine ich nicht die mögliche Länge der Tracks, sondern die Anzahl. Zehn Tracks zur eigenen Gestaltung sind eher ein Gimmick als eine wirkliche Option zur Gestaltung des eigenen Übungsprogramms. Die vorhandenen Übungen sind bestimmt eine Herausforderung, aber auch irgendwann gemeistert – und dann vielleicht langweilig, weil bis ins Detail bekannt.

Empfehlung: Für fortgeschrittene Sänger und Sängerinnen ist der VT-12, so wie er im Moment benutzt werden kann, in seiner Vollständigkeit am geeignetsten. Wenn euch dauerhaft vorbelegte Übungspresets und ein festes Allrounder-Übungsprogramm nicht stören.

Profis brauchen Handwerkszeug, um effektiv arbeiten zu können. Tonhöhenkontrolle, Metronom, Aufnahme- und Abspielfunktion. Vorbelegte Bereiche werden immer störender, je weiter der oder die SängerIn ist. Wenn ich Profis unterrichte, erarbeite ich immer ein ganz individuell auf die Person, ihre stimmlichen Anforderungen und Defizite zugeschnittenes Übungsprogramm. Vorgegebene Möglichkeiten und ein sehr beschränkter freier Bereich sind da eher störend, da die Belegung der Presets zur Integration geeigneter Übungen ins eigene Programm nicht geändert werden kann.

Empfehlung: Für Profis ist das Gerät in seiner jetzigen Form zu limitiert und der Preis, nur um die Basis-Funktionen unter einem Hut zu haben, eigentlich zu hoch.

Allgemein kann ich nur sagen: Wenn euch das Gerät interessiert, geht in einen Laden, nehmt euch Zeit und probiert es aus. Das Thema ist spannend. Letztendlich kann und möchte ich nicht für euch entscheiden, ob die Anschaffung sinnvoll ist. Für mich ist der VT-12 im Moment noch ein Prototyp, der von seiner Anlage her stimmig ist, aber weiter entwickelt werden sollte. Dazu kommen hier meine Vorschläge:

– Vollständige Übersetzung des englischen Gesangsbuches
– Einen besseren Lautsprecher, damit die Option besteht, ohne Kopfhörer zu üben 
– Handgeräusche durch eine Gummiumhüllung verhindern 
– Das Metronom bei Übungen optional zuschaltbar machen 
– Freien Speicherplatz für 40 Übungen oder mehr bereitstellen 
– Das Gerät wie einen Baukasten sehen, der mit verschiedenen Programmen gefüllt und über den Computer verwaltet werden kann 
– Die Möglichkeit bieten, die Library selbst zusammenstellen zu können und die Übungen beliebig anzuordnen, um so ein eigenes Übungsprogramm kreieren zu können
– Netzadapter und Hülle zum Transport im Preis integrieren

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