Die Firma Roland und ihre Juno-Dynastie: 1982 mit dem Juno-6 begründet, feierte man vor ein paar Jahren mit dem Release des Juno-G das Comeback des Familien-Clans. Allerdings hatte dieser – mal abgesehen von Namen und Design – nicht mehr viel mit den analogen Ahnen gemein. Der Juno-Stage ist das jüngste Mitglied der Familie und, wie der Name bereits vermuten lässt, ein Synthie, zugeschnitten für die Bühne. Die Ähnlichkeit zum Juno-G ist äußerlich wie innerlich offen-sichtlich – bis auf ein paar Spezial-Features, wie etwa den Song-Player, die den Juno-Stage fit für den Live-Einsatz machen sollen.
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Details
Außen Im Prinzip ist der Juno-Stage auf den ersten Blick ein Klon des Juno-G – wegen seiner 76 statt 61 Tasten nur ein wenig in die Breite gegangen. Die Oberfläche des Bühnen-Juno ist aus gebürstetem, schwarzem Aluminium und macht einen sehr stabilen und eleganten Eindruck. Die einzelnen Bedien-felder sind klar voneinander abgegrenzt und wie gewohnt farblich im Retro-Schick beschriftet. Die Tastatur ist ungewichtet, aber mit Aftertouch ausgestattet und fühlt sich recht griffig an. Doch nebenbei: Meiner Ansicht nach hätte eine gewichtete Stagepiano-Tastatur besser ins Konzept gepasst.
Links neben der Tastatur liegen Pitchstick und zwei frei belegbare Switch-Taster. Oberhalb dieser befindet sich ein Anschluss für einen USB-Stick, von dem man Playbacks in den Formaten mp3, wav, aif, smf und MIDI abspielen kann. Die eingelassene Klappe zur Aufbewahrung des Sticks ist enorm praktisch und für mich die Definition des Wortes “Mitgedacht”. Es folgen das Volumen-Poti, der D-Beam Controller und ein Volumen-Regler für den Mikrofon-Eingang. Daneben befinden sich die Taster zur Mode-Auswahl, inklusive einer großen „Piano Mode“-Taste, für den Fall, dass mal ganz schnell ein Klavier-Sound her muss. Die Sektion mit der Überschrift „Keyboard“ beherbergt unter anderem Taster für den Split- und Dual-Modus, die V-Link Funktion zur Steuerung von kompatiblen Videogeräten und die Transpose-Taster. Um das mittige Display herum gruppieren sich die größeren Anwahltaster für die verschiedenen Instrumentenkategorien. Parallel können diese auch zur Eingabe von Nummern genutzt werden. Das grafische Display fällt wesentlich größer und kontrastreicher aus als beim Juno-G. Zusätzlich gibt es noch eine rote LED-Anzeige, die unmissverständlich Auskunft über die gerade ausgewählte Preset-Nummer gibt – praktisch für die schlecht beleuchtete Bühne. Ähnlich wie bei einem Handy für Senioren ist hier also alles auf einfache Erkennbarkeit und leichte Bedienung ausgelegt. Hat man bei Roland da etwa eine neue Zielgruppe vor Augen? Ist der Juno-Stage in Wirklichkeit ein “Juno-Age”? Spaß beiseite und weiter im Text.
Rechts vom Display befinden sich das Value-Rad und die Cursor-Tasten. Es folgen die Taster-Sektion des Song-Players und zu guter Letzt sieben Dreh-Potis für einen rudimen-tären Direktzugriff auf Envelope, EQ und Filter. Auf der Rückseite wartet ebenfalls Praktisches: Ein Stereo-, Kopfhörer- und Click-Ausgang, USB-Anschluss, Mic-Eingang (XLR/Klinke), drei Pedalan-schlüsse für Sustain, Control und Patch Select, sowie MIDI In/Out.
Innen-Architektur Die Sounderzeugung und das Preset-Angebot des Juno-Stage ist, wenig überraschend, identisch mit dem des Juno-G. Auch hier heißen die drei großen Säulen des Betriebssystem Patches, Performances und Songs. Schauen wir sie uns jetzt einmal der Reihe nach an.
Ein Klang, bei Roland typischerweise Patch genannt, besteht aus vier Tones. Ein Tone wiederum setzt sich aus ein bis zwei PCM-Waveforms zusammen. Wenn eine Taste bereits bis zu acht Stimmen, sprich Waveforms, verbrauchen kann, wird klar, wofür die umfangreich erscheinende 128-stimmige Polyphonie gebraucht wird. Bereits in dieses vorgeburtliche Stadium der Sounds lässt sich natürlich eingreifen. So ist die Strukturierung und das Verhalten der Tones zueinander, an welcher Stelle beispielsweise ein Filter ansetzen soll, frei wählbar. Zur Klangbearbeitung bzw. Erschaffung stehen einem Amp und Filter, zwei LFOs und natürlich Effekte zur Seite. Im Patch-Modus hat man zusätzlich einen Multieffekt (auszuwählen aus 79 diversen Effekten), Chorus und Hall zur Verfügung. Die einzelnen Effekte sind übrigens mit kleinen Bildern im Display illustriert, was deren Wirkungsweise sehr schön veranschaulicht. Insgesamt findet man im Juno-Stage 1027 Preset-Sounds und 32 Drumkits, deren Organisation vor-bildlich und ideal auf Live-Bedürfnisse zugeschnitten ist. Die Einteilung in Instrumentenkategorien und die Darstellung der Klänge in Listenform gehören zum Standard der allermeisten Workstations, wirklich praktisch ist hier allerdings die Favoriten-Soundbank, in der sich häufig benutzte Presets, aber auch Performances und Songs abspeichern lassen. Im Live-Einsatz kann man diese dann einfach durchklicken. Praktischerweise ist das sogar mit einem Fußschalter möglich. Leider reißt jedoch der Sound beim Umschalten der Patches ab, auf die schöne Funktion „Patch Remain“, die zB. die Roland Fantom Reihe besitzt, muss man hier verzichten. Da hilft ein Sustainpedal dann auch nicht.
Via Split- oder Dual-Taste lässt sich eine einfache Doppelbelegung der Tastatur herstellen. Das optisch ebenfalls gesplittete Display sorgt auch hier für eine übersichtliche Bedienung. Man befindet sich jetzt übrigens im Performance-Modus, wo sich auch noch aufwendigere Tastaturbelegungen realisieren lassen. Insgesamt kann man bis zu 16 Sounds miteinander kombinieren. Und auch hier überzeugen die einfache Menu-Führung und das große Display. Noch bequemer wird es natürlich mit der mitgelieferten Editorsoftware. Damit lassen sich bequem Patches und Performances nach eigenen Vorstellungen erstellen. Die Bedienoberfläche ist mit virtuellen Schiebereglern gespickt, so dass geradezu analoges Direktzugriffs-Feeling aufkommt. So kann man also schön übersichtlich seine Sounds und Tastaturbelegungen am Rechner erstellen und anschließend auf den Juno-Stage übertragen.
Song Player Der Song-Player ist schließlich die große Neuerung gegenüber dem Juno-G und DAS praktische Live-Tool für alle, die häufig Playbacks einsetzen. Einfach einen USB-Stick mit MIDI- oder Audio-Dateien anschließen, und der Juno zeigt die abspielbereiten Files im Display an. Der Rest funktioniert wie beim Kassetten-Recorder. Ebenfalls möglich ist der Anschluss eines MP3-Players über einenAudio-Eingang (Mini-Klinke) an der Oberseite des Geräts. Mit Hilfe derCenter Cancel-Funktion kann nun die Melodie vom Playbackherausgefiltert werden. Die Funktion reduziert einfach alle Signale,die im Stereobild in der Mitte liegen, und filtert damit neben derMelodiestimme auch gewünschte Elemente, quasi als Kollateralschäden,heraus. Das Ergebnis klingt in etwa so fragwürdig wie bei einerParty-Karaokemaschine. Hingegen wird bei MIDI-Files gezielt derMelodiekanal stummgeschaltet. Abgesehen von MIDI- oder Audio-Materialliefert der Song-Player auch 256 Drumloops in verschiedenenBrot-und-Butter-Varianten und Genres. Wer will, kann sich natürlichauch seine eigenen Loops bauen. Schade allerdings, dass dem Song-Playerdie Sampling-Funktion weichen musste, mit der der Juno-G ausgestattet ist.
Song PlayerSong Player
Song Player Der Song-Player ist schließlich die große Neuerung gegenüber dem Juno-G und DAS praktische Live-Tool für alle, die häufig Playbacks einsetzen. Einfach einen USB-Stick mit MIDI- oder Audio-Dateien anschließen, und der Juno zeigt die abspielbereiten Files im Display an. Der Rest funktioniert wie beim Kassetten-Recorder. Ebenfalls möglich ist der Anschluss eines MP3-Players über einenAudio-Eingang (Mini-Klinke) an der Oberseite des Geräts. Mit Hilfe derCenter Cancel-Funktion kann nun die Melodie vom Playbackherausgefiltert werden. Die Funktion reduziert einfach alle Signale,die im Stereobild in der Mitte liegen, und filtert damit neben derMelodiestimme auch gewünschte Elemente, quasi als Kollateralschäden,heraus. Das Ergebnis klingt in etwa so fragwürdig wie bei einerParty-Karaokemaschine. Hingegen wird bei MIDI-Files gezielt derMelodiekanal stummgeschaltet. Abgesehen von MIDI- oder Audio-Materialliefert der Song-Player auch 256 Drumloops in verschiedenenBrot-und-Butter-Varianten und Genres. Wer will, kann sich natürlichauch seine eigenen Loops bauen. Schade allerdings, dass dem Song-Playerdie Sampling-Funktion weichen musste, mit der der Juno-G ausgestattet ist.
Arpeggiator, Mikrofon Eingang, Vocoder Mit an Bord des Juno-Stage sind ein Arpeggiator mit 128 Patterns und eine Chord Memory-Funktion, die es ermöglicht, mit nur einem Finger komplizierte (und einfache) Akkordcluster zu spielen. Außer-dem zu erwähnen ist der Mikrofon-Eingang als XLR/Klinke-Kombi mit Phantompower und regelba-rem Hallanteil. Für singende Keyboarder höchstinteressant! In diesem Zusammenhang sei noch der Vocoder-Effekt genannt, der für meine Ohren aber nur mäßig klingt.
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Vocoder
Panel links, Mic In
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Praxis
Was macht den Juno-Stage so bühnentauglich?
Neben dem minimalen Gewicht (nur 10 kg bei 76 Tasten!) und dem gut lesbaren Display ist es vor allem der Song-Player, der den Unterschied ausmacht. Für Playbacks muss nun also kein extra Gerät mehr mitgeschleppt werden. Zudem kann man mit der mitgelieferten Software bequem am Rechner eine Setlist erstellen. Weiterhin gibt es einige praktische Kleinigkeiten, die dem Live-Musiker gefallen dürften. So etwa die Möglichkeit, Sounds per Pedal umzuschalten (auch wenn die Sounds, wie bereits erwähnt, beim Umschalten abreißen). Oder ein extra Click-Ausgang, der es bei Wiedergabe von MIDI-Files möglich macht, direkt einen Click an den Drummer (oder wen auch immer) weiterzugeben. Sehr schade ist, dass dies bei Audio-Files leider nicht funktioniert. Statt eines synchronisierten Metronoms hört man dann über den Ausgang nur das normale Audio-Signal. Ebenfalls ist es kaum möglich, Audio-Loops mit dem Player abzuspielen, da man kein Tempo-Raster einstellen kann. Auf der MIDI-Ebene hat man da natürlich mehr Möglichkeiten, auch was das Abspielen von mehreren Spuren anbelangt. Ein praktisches Zusatzfeature ist außerdem der MIDI-Controller. Dieser erlaubt es, den Buttons unterhalb des Displays und den Drehpotis MIDI-Befehle zuzuordnen, sodass sich auch externe Soundmo-dule mit dem Synthie steuern lassen.
Presets Die Preset-Sounds des Juno-Stage sind umfangreich und workstation-mäßig breit gestreut. Jede Instrumentengruppe ist vertreten, von akustischem Klavier über Blechbläser bis Synthie-Sounds. „Brot und Butter“ auf hohem Niveau!
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Juno 80sClavinettGrand PianoStringsAll In One RiffNylon GuitarBassWorld Lead
Besonders die Tasteninstrumente sind reichhaltig und in sehr guter Qualität im Angebot: sehr schöne Klavier-, E-Piano- und (Analog-)Synthiesounds. Weniger gut gefallen mir die Orgel- und Brassklänge, die für meinen Geschmack zu direkt und synthetisch klingen. Die Streicher und besonders die Orchesterkombinationen wiederum sind sehr warm und fügen sich dank ihrer Schlankheit ideal in jeden Mix ein. Die Performances bieten wenig Überraschungen, neben einen paar Bass/Keys-Splits sind hier vor allem Ambient-Sounds zu finden.
Der Juno-Stage ist somit soundmäßig ganz klar dem Mainstream zuzuordnen. Wer elektronische Frischware für den Untergrund sucht, wird hier nicht fündig. Wer allerdings im wahren Leben eine Allzweckwaffe für (fast) jede Bühnensituation braucht, ist soundmäßig mit dem Juno-Stage in jedem Fall gut beraten. Und dann gibt es ja noch die optionalen Wave-Expansion Boards von Roland, von denen der Juno-Stage zwei fassen kann, und mit denen sich die Soundpalette nach eigenen Anforderungen erweitern lässt.
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FAZIT
Der Juno-Stage ist zweifellos kein Synthie für elektronische Klangtüftler, sondern für Musiker, die einen MacGyver-Koffer für die Bühne succhen. Das geringe Gewicht, die recht einfache Bedienung und ein paar durchdachte Kleinigkeiten wie der Extra-Click-Ausgang oder die große Piano-Mode Taste als Abkürzung zum Klavier-Preset, sind schon ideal für den Live-Einsatz. Zusätzlich wird soundmäßig ein im Mainstream angesiedelter, Roland-typischer (hoher) Standard erfüllt. Die Unterschiede zum Juno-G liegen vor allem in der erweiterten Tastatur und dem Song-Player statt einer Sampling-Funktion. Wer also häufig ganze Songs als Playbacks einsetzt, findet im Juno-Stage eine gute All-In-One Lösung. Allerdings sollte man genau prüfen, ob nicht schon der (günstigere) Juno-G die eigenen Anforderungen erfüllen kann.
Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
Integrierter Song-Player
Große Bandbreite an guten Standard-Sounds
Geringes Gewicht
XLR Mikrofoneingang mit Phantompower
Einzelausgang für Click
Als MIDI-Controller nutzbar
Arpeggiator
Mit SRX-Expansion Boards erweiterbar
Contra
Keine gewichtete Stagepiano-Tastatur
Keine Sampling-Funktion
Abreißen von ausklingenden Sounds beim Umschalten
Vocoder überzeugt nicht ganz
Center-Cancel Funktion des Song Players klingt mäßig
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