Raumakustik Workshop No.3 – Mobiler Breitbandabsorber aus IKEA Regal

In unseren ersten beiden Teilen zum Thema DIY-Raumakustik (Seitenabsorber und Bassfallen selber bauen) haben wir uns zwar auch der akustischen Verbesserung eines Raumes mit verschiedenen Akustikmodulen angenommen, allerdings zogen diese Maßnahmen doch einige bauliche Veränderungen nach sich.

Breitbandabsorber_selbst_bauen_Raumakustik Bild

Die selbstgebauten Lösungen waren im Falle der Eckabsorber nicht mobil und somit nicht sehr flexibel in der Aufstellung. Für den modernen Miet-Nomaden war unser Schallabsorber also erst einmal eher weniger attraktiv.

Umso mehr sollte euch deshalb mein dritter Teil der „Do it yourself Low Budget – Akustik Deluxe“-Serie begeistern, in der ich euch zeigen werde, wie man aus einem „0815“-IKEA-Regal der allerbilligsten Sorte einen vernünftigen Absorber zimmert – und das ohne großartige Vorbereitungen, Geld und handwerkliches Geschick. 

Und trotzdem sieht das schallschluckende Akustikmodul dann nicht nur gut aus, sondern kann auch ohne Probleme in die nächste Wohnung oder das nächste Studio mitgenommen werden. Naja, ein paar starke Kumpels und einen Transporter werdet ihr schon brauchen – aber angebohrt werden muss hier jedenfalls nichts. Im Gegenteil: Diese Absorber stehen von allein, können so also auch als Raumteiler genutzt werden und natürlich ohne Probleme auch von einer Person verrückt werden. Aber was schreib ich hier noch – auf zu IKEA!

Details

Acoustic by IKEA Gersby

Die Grundlage unseres mobilen Schall-Absorbers bildet eines der billigsten Bücherregale von IKEA. Gersby, so heißt das gute Stück, kostet aktuell EUR 16,99 und sollte selbst den abgebranntesten Producer vor kein wirkliches finanzielles Problem stellen. 

Studioakustik für EUR 1000,-

Okay, ein paar Nebenkosten für Tuning-Material, Optik, sowie Bier und Döner für eure Helfer kommen noch dazu – und mit einem einzelnen Absorber allein kommt man auch nicht besonders weit. 

Trotzdem, wenn man die Kosten ein wenig im Auge behält, kann man durchaus sieben Absorber für rund EUR 400,- bauen. Und wenn ihr das dann noch mit unseren Eckabsorbern kombiniert, könnt ihr euch in eurem kleineren Studio für gerade mal EUR 1000,- einen deutlich amtlicheren Sound zulegen! Billiger geht es ohne Scham ganz sicher nicht. 

Fassen wir also die Kosten und Stückteile pro Absorber nochmal zusammen:

  • IKEA Gersby – EUR16,99
  • Sperrholzplatte – 568 x 695 mm, 3-9 mm dick – EUR 8,-
  • Glaswolle Trennwandplatten, Isover Akustik TP1 – halbes Paket – EUR 8,-
  • Stoff, Satinmolton von rabenring.com, ca 1 qm – 5 EUR
  • Kanthölzer, 4x Innenbreite (568 mm) , 2x Innenlänge unten (663 mm), 2x Innnenlänge oben – 2D (1023 mm – 2*Dicke), ca. 15mm Dicke – EUR 10
  • Winkel, 12 Stück – EUR 2
  • Mülltüten, groß 2-3 Stück – EUR 1
  • Acryl, Dichtmasse – EUR 1
  • Montage-Kleber – EUR 8
  • Schrauben – EUR 1
  • Tackernadeln – EUR 1

Gesamtkosten pro Absorber: EUR 62,-! Und dabei haben wir großzügig kalkuliert! Wer also noch ein wenig Kosten vergleicht und im Internet nach Restposten sucht, kann sicherlich noch mehr sparen, zumal sich gewisse Positionen bei größeren Stückzahlen fast egalisieren. 

Die Holzleisten für den Absorber lasst ihr euch am besten bereits im Baummarkt sägen. Eine Feile und etwas Sandpapier solltet ihr trotzdem einpacken, nicht dass unsere Leisten am Ende nicht passen!

Und was ist das Ziel? 

Das IKEA Regal hat einen „festen Einlegeboden“, der das Regal in zwei Teilbereiche oben und unten unterteilt. Den oberen, größeren Bereich werden wir nutzen, um ihn in einen Höhen-/Mitten-Absorber zu verwandeln, der untere Bereich hingegen wird in eine Tiefmitten-/Bassfalle (genauer: in einen Plattenresonator) umgebaut. Insgesamt erhalten wir dadurch einen guten Breitbandabsorber, der sich grundsätzlich erst einmal relativ unkritisch bezüglich seines Aufstellungsortes verhält.

Wenn ihr nun genügend von diesen Schall-Absorbern baut, und an den Wänden um den Arbeitsplatz bzw. im Studio verteilt, stellt sich zwangsläufig ein homogenerer Nachhall ein, was eure Abhörsituation entscheidend verbessern wird – und das ohne allzu kompliziertes Messen und Berechnen. Wer will, kann auch alle Wände ringsherum vollstellen!

Fotostrecke: 3 Bilder Und so kann der mobile Absorber am Ende aussehen!
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Jan sagt:

#1 - 24.04.2015 um 00:10 Uhr

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Sollte man beim reinen Absorber ohne Platte nicht die Rückwand perforieren?

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Mahir sagt:

#2 - 02.05.2015 um 03:13 Uhr

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Hi liebes Team.Ein Super Workshop wieder mal von euch.Ihr seid ein Segen.Wenn ich die Wände fürs Recording nutzen will also um das Mic stellen will muss beim Bau was beachten.z.B dicke etc. Wie wirken sich die Wände auf den Gedang aus?

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Felix Klostermann sagt:

#3 - 27.05.2015 um 18:37 Uhr

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Hi Mahir, auch in deinem Aufnahmeraum kannst du diese Kästen verwenden. Allerdings würde ich dann - wenn du die Kästen oft bewegst - die Rückwand deutlich massiver machen. LG, felix

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Hans sagt:

#4 - 28.05.2015 um 12:41 Uhr

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Hallo,vielen Dank für diesen Interessanten Workshop!
Ich habe eine andere Andwendungsfrage: Ich würde gerne meine Garage dämmen, damit nicht so viel Lärm nach außen gelangt. Ich nutze die Gerage vor allem als Werkstatt, manchmal auch um musik zu machen aber vorallem Metallwekstatt. Ich baue skulpturen aus Metall, hämmer demnach sehrviel auf Stahl herum und erzeuge vermutlich meist hohe Frequenzen. Würden eure Absorber dazu beitragen, dass meine Nachbarn weniger gestört werden oder geht es nur um die Akustik innerhalb des Raumes?
Vielen Dank!

    Profilbild von Jens Hilzensauer

    Jens Hilzensauer sagt:

    #4.1 - 27.07.2019 um 11:31 Uhr

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    Hallo Hans, es würde den Klang in deiner Werkstatt verbessern, aber nicht den Schall dämmen, der nach außen dringt.

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Ben sagt:

#5 - 31.07.2015 um 13:28 Uhr

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Hallo. Vielen Dank für den interessanten Workshop auf den ich gerade gestossen bin. Ich plane gerade die Akustik im meinem Schlagzeugraum zu verbessern. Wollte deshalb diese mobilen Breitbandabsorber aus dem Workshop in die Ecken und auf die Seiten stellen. Ich wollte nur fragen ob man anstelle von Glaswolle im oberen Teil des Regals auch Noppenschaumstoff oder eine andere Art von Dämmstoff verwenden könnte? Die Frage stellt sich deswegen, weil man ja viel über Glaswolle und die damit verbundenen Gesundheitsrisiken hört. Ich bin mir schon bewusst, dass diese Variante wahrscheinlich teurer wird.

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Matthis sagt:

#6 - 02.01.2016 um 15:08 Uhr

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Hallo Felix,
hätte ein paar spezifische Fragen zu der Bauanleitung, kann ich dir irgendwo schreiben?

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Fabian sagt:

#7 - 20.03.2016 um 11:00 Uhr

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Hi Felix, kann man anstatt Mineralwolle auch Basotect verwenden? Dann müsste ich keinen Schutzanzug beim Einbau tragen :) Viele Grüße Fabian

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Felix Klostermann sagt:

#8 - 20.03.2016 um 18:08 Uhr

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Hi Fabian, das kannst du auch machen. LG; Felix

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Jack sagt:

#9 - 23.03.2016 um 05:19 Uhr

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Hallo! sehr interessanter Artikel.Ich habe vor zwei dieser Absorber bei Recordinganwendungen mit einem Neumann TLM (Niere) hinter mich zu stellen, um einen trockenen Sound zu erhalten.Ist dieses Vorhaben für diese Zwecke geeignet oder gibt es bessere Möglichkeiten?

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Felix Klostermann sagt:

#10 - 24.03.2016 um 00:37 Uhr

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Hi Jack,
klar geht das! Nimm aber vielleicht besser drei und stell sie leicht U-förmig um dich. LG, Felix

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Heiko Rother sagt:

#11 - 22.08.2016 um 08:27 Uhr

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Hallo allerseits,
ich habe mit großem Interesse eure Beiträge zum Thema Raumakustik gelesen.
Ist schon sensationell, was ihr so beschreibt.... und vor allem auch bezahlbar.
Angefangen hat bei mir alles mit dem Buch "Studio Akustik" von Andreas Friesecke. Hochinteressant, wie ich finde. Doch jetzt, da ich weiß, auf welche Nachhallzeit ich kommen sollte, welche Absorber es gibt, wie man sie kostengünstig (Dank euch) herstellt, bleibt eine Frage übrig:
Welche stehenden Wellen müssen zwingend bekämpft werden?
Im konkreten Fall geht es um einen Raum mit den Massen 5,12m x 4,72m x 2,44m.
Dieser Raummoden-Rechner http://amroc.andymel.eu/?l=... zeigt mir hervorragend an, welche Moden wo auftreten und faszinierender Weise stimmt das auch nahezu 100%ig mit der Realität überein.
Nur welche von den knapp 80 Moden muss ich denn nun tatsächlich bekämpfen? Ich würde ungern 80 Resonatoren aufstellen wollen.
Vielleicht hättet ihr dafür noch einen guten Tip.
Vielen Dank im Voraus!Gruß Heiko

Profilbild von tri als

tri als sagt:

#12 - 13.02.2017 um 21:50 Uhr

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Hallo,
kann man diese "Ikea-Absorber" in einem Proberaum einsetzen, oder ist das eher was für Studio / Abhörzwecke geeignet?Danke im VorausGruß Aki

Profilbild von Benny

Benny sagt:

#13 - 09.05.2017 um 18:15 Uhr

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Hallo,
ich habe seit längerem ein Problem mit dem Hall in meinem Zimmer.
Ich versuche den Hall eig. wirklich nur für mein Mikrofon (Podcasts) also Livestreaming / Recording zu verbessern. Es geht weder um Lautsprecher, Musik / Instrumente oder sonstiges.
Ich habe sogar ein Video des Raumes:
https://www.youtube.com/wat...Ich hatte mir für ~25€ diese dünnen Matten an die Wände gemacht, half zu 15%.
Wie ich jetzt aber gelesen habe entfernt das wohl nur den Hoch-Ton-Hall.
Weshalb sich meine Stimme in den Videos auch etwas dumpfer (tiefer) hallend anhört...Mein Budget ist nicht sehr groß. Ich hatte mir überlegt so etwas in der Art an 2 gegenüberliegenden Wandseiten anzubringen:
http://www.ebay.de/itm/Nopp...
in 7cm stärke und 4x 100x50cm
Aber ich vermute das das nicht so sonderlich gut werden würde, weil das wohl auch nur den hohen Hall entfernt...Nun ist die Frage, würden mir 3 oder 4 von diesen Ikea Absorbern stark helfen?!
Ich weiß das ich auf viel mehr achten muss. Etwas dickere Vorhänge, evtl. noch einen Teppich like this:
http://www.ebay.de/itm/Lang...
Größe: 133x190cmDenn mein Raum ist schon ziemlich leer. Und der Parkettboden hilft da auch nicht sehr...Mein Budget beträgt so 200€ mehr ist erst einmal nicht drin.
Evtl. warte ich noch etwas und könnte mir dann vlt. 4 von diesen Absorbern leisten. Dicke Vorhänge (Fensterfront) und evtl. dieser Teppich (wobei er dann nicht am Arbeitsplatz liegen würde, weil dort kein Platz ist, er würde irg. anders im Raum liegen... ob das Nutzvoll ist weiß ich nicht).Mein gesamter Beitrag findet man hier:
https://www.tonstudio-forum...Für eure Hilfe wäre ich sehr dankbar.
Denn dieser Hall treibt mich in den Wahnsinn. Wenn er um 50% reduziert ist würde mir das schon reichen.

Profilbild von Richard Heinrich

Richard Heinrich sagt:

#14 - 11.07.2017 um 19:04 Uhr

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Tachchen,
erstmal vielen Dank für die super Idee und die Erklärung zum Aufbau. Doch an einer Sache bin ich am rätseln.Bei deinen Bildern (vorallem das Bild wie es zum Schluss aussehen kann) sieht man die Tackernadeln nicht auf dem Stoff???!!!
Versteh ich da den letzten Absatz falsch oder bin ich zu blöd?
Würde mich um eine Rückmeldung freuen.
Lg

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #14.1 - 11.07.2017 um 22:16 Uhr

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    Den Stoff haben wir um den Rahmen gezogen, entsprechend sind die Nadeln hinten auf dem Rahmen. LG; felix

    Antwort auf #14 von Richard Heinrich

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mowslide sagt:

#15 - 07.08.2017 um 19:20 Uhr

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Hallo!
Vielen Dank für diese DIY-Anleitung - Ich finde die Idee Klasse,
da ich meinen Proberaum im Keller auf günstige Weise akustisch verträglicher machen möchte.
Geplant ist bereits, doch bevor ich die Bauteile einkaufe wollte ich noch recherchieren und bin auf folgendes gestoßen: In dem Buch https://books.google.at/boo...ämpfung&source=bl&ots=IMaKzKlRFW&sig=cnoKIt2kmNQdmsKezC2xXFjl0iM&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjB0NPMzMXVAhVEvBQKHSYVBsYQ6AEIOTAF#v=onepage&q&f=false Seite 77 - 1.6.4.1 Plattenschwinger - habe ich zufällig das gefunden:
"Praktisch verwendbare Holzdicken sind zwischen 3mm und 6mm..."
"...Dickere Holzplatten schwingen nicht mehr vernünftig, da sie zu steif werden."
und
"Damit ein Plattenschwinger gut funktionieren kann, sollten folgende Mindestabmessungen eingehalten werden:
- Kantenlänge der Platte oder Folie mindestens 50cm.
- Oberfläche mindestens 0,5m2
- Tiefe: d[cm]≤ 2800/fres"Nun beträgt die Oberfläche bei dieser Anleitung aber nur ca. 0,39m2.
Die Tiefe des Resonators (23,2cm) ist lt. o.a. Formel also auf 120Hz ausgerichtet - wenn man allerdings die 3mm bzw. 6mm - Platten verwendet beträgt die errechnete Resonanzfrequenz 73-90Hz.Beides ist eigentlich ein Widerspruch an die Anleitung...Nachdem ich ja noch nie einen Raum akustisch aufgepeppt habe würde mich interessieren:
Habt ihr die Wirkung schon mal gemessen?
Passen die gewünschten Dämpfungen zu den Messergebnissen?Danke!
Robert

    Profilbild von Felix Klostermann

    Felix Klostermann sagt:

    #15.1 - 28.07.2019 um 20:54 Uhr

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    Grüß dich Mowslide. Wenn man die Fallen komplett neu baut, dann sollte man sie so ideal wie möglich bauen. Es ist nun aber auch nicht so, dass Fallen, die vom Ideal abweichen, nun gar nicht mehr wirken. Bei dem Ikea-Regal ging es vor allem darum, den Preis äußerst klein zu halten. Insofern sehe ich keinen Widerspruch in den beiden Workshops :-)

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Jim sagt:

#16 - 10.03.2020 um 16:55 Uhr

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würde es auch funktionieren wenn man unten 4 Leisten statt 2 anbringt und die vordere Platte dann bündig versenkt?

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Fred sagt:

#17 - 27.05.2021 um 20:35 Uhr

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Herzlichen Dank für die DIY-Workshop. Eine Frage ist noch geblieben: Kann ich statt der Glaswolle auch Steinwolle (Rockwool) benutzen oder gibt es mit Blick auf die Dämpfung qualitativ Unterschiede? Vielen Dank

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