Ein Trend wird erwachsen. Vor einiger Zeit hieß es noch, Geiz sei geil und ich dachte: Quatsch, billig ist billig und gut ist teuer. Dann kostete die Coke nur noch einen Euro und der Cheeseburger ebenfalls und ich dachte: OK, ist und bleibt aber Geschmackssache. Doch dank der Beharrlichkeit dieses Trends wurde ich spätestens bei der Aussage „Ich bin doch nicht blöd“ etwas unsicher. Haben sich die Zeiten tatsächlich so geändert? Zumal geschätzte Kollegen in diversen Testberichten auch sogenannte „Billig“-Trommeln durchaus zu würdigen wussten. Deshalb kommt dieser Test des Pearl Forum-Sets gerade zur rechten Zeit und bietet mir die Gelegenheit, meine Einstellung zu diesem Thema noch einmal gründlich zu überprüfen.
Die Forum-Serie ist der Einstieg in Pearls Schlagzeugwelt und neben den „Rhythm Traveller“-Übesets das Preisgünstigste, was man vom japanischen Traditionsunternehmen bekommen kann. “Ready Set Go!” sagt Pearl zu dieser Serie und meint damit, dass man mit dem Kauf eines Forum-Sets wirklich alles bekommt, was man zum Loslegen braucht. Angefangen selbstverständlich beim Shellset samt Snare über einen kompletten Hardwaresatz, einen Satz Becken, ein Paar Stöcke und eine DVD mit Auspack- und Aufbauanleitung. Gute Idee!
Und wie schlägt sich das Komplettpaket im bonedo-Test?
Details
Hier die Fakten:
Das Forum Complete Package enthält zu allererst und als Basis natürlich ein fünfteiliges Shellset. Hier werden zwei Varianten angeboten: Das Standard-Set in den Größen 22“, 12“, 13“, 16“ und 14“ Snaredrum und das Fusion-Set mit den Maßen 22“, 10“, 12“, 14“ und ebenfalls einer 14“ Snaredrum. Außerdem sind diverse Einzeltrommeln sowie ein Shellset ohne Snare im Angebot. Die genauen Größen, Namen und Details findet Ihr in der Specs-Liste am Ende des Testberichts. Alle Trommeln dieser Serie, auch der Snaredrumkessel, sind 7,5 mm stark und bestehen aus sechs Schichten Pappelholz. Wie auch bei Pearls Schlagzeugen der Oberklasse kommt beim Kesselbau der Forum-Serie die „Superior Shell Technology“ (kurz S.S.T.) zum Einsatz. Dazu gibt es noch ein kleines Referat im Praxisteil.
Die Oberflächen der Kessel sind foliert und in fünf modischen Farben erhältlich. Auch hierzu Genaueres im Anhang. Die Kesselhardware wie Spannreifen, Böckchen oder Tomhalter gibt es entweder verchromt oder schwarz lackiert. Nichts vergessen? Dann weiter im Text, denn es ist noch einiges im Karton. Zum Paket gehört nämlich, wie oben schon erwähnt, auch ein verchromter, doppelstrebiger Hardwaresatz der 70er Serie, bestehend aus einer Hi-Hat Maschine, einem geraden Beckenständer, einem Beckenständer mit Galgen, einem Snareständer, einer Fußmaschine und einem Hocker. Und als wäre das noch nicht genug, findet sich auch noch ein Beckensatz, bestehend aus einem 20“ Ridebecken, einem 16“ Crash und einem Paar 14“ Hi-Hats im Lieferumfang. Damit es dann aber tatsächlich ohne Verzögerung losgehen kann, dürfen auch ein Paar Vic Firth 5a Stöcke nicht fehlen, genau so wenig wie eine DVD, auf der Eric Singer, seines Zeichens Trommler von Kiss, ausführlich erklärt, wie man sein neues Schlagzeug aufbaut und stimmt.
Praxis
Da der erste Blick beim Auspacken und Montieren des Sets unvermeidlich auf die Kessel fällt, ist das angekündigte Referat zum Thema S.S.T. (Pearls Kesselfertigungstechnik) denke ich ein guter Einstieg in den Praxisteil. Aufgemerkt! Üblicherweise gilt beim Kauf eines Schlagzeugs, dass man die Sparmaßnahmen der Hersteller spürt, je mehr man selbst sparen möchte. Im besten Fall bekommt man bei namhaften Marken günstige Versionen von teueren Serien. Oder es werden – und das passiert bei Trommelkesseln häufig – Produkte von günstigen Fremdherstellern verwendet, die dann mit dem Original nichts mehr zu tun haben. Nicht so bei Pearl. Hier wird „hinab“ bis zur Forum-Serie die „Superior Shell Technology“ zur Kesselfertigung verwendet. Dabei werden zum einen die einzelnen Kessellagen unter Druck in einer Presse verleimt und zusätzlich erhitzt, sodass der Leim quasi ins Holz gekocht wird. Laut Pearl verteilt sich der Leim dadurch besser, was das Risiko toter Stellen, also von Holzstellen ohne Leimverbindung, drastisch verringert. Zum anderen werden die Holzlagen nicht auf Stoß, sondern angeschrägt und überlappend verklebt, was eine deutlich größere Auflagefläche und damit mehr Stabilität schafft. Pearl hat zum Beweis der Stärke ihrer Kessel einen Hummer (das Auto, nicht das Tier!) auf ein Tomtom gestellt. Bilder davon kann man auf Pearls US – Website sehen.

Ende des Referats, zurück zu meinem Testkandidaten. Der Unterschied meiner Forum-Kessel zu denen teurer Sets liegt klar sichtbar in der Sorgfalt der Verarbeitung und der Art des verwendeten Holzes. Diese Kessel sind aus Pappelholz gefertigt, das deutlich rauer und irgendwie fusseliger wirkt als zum Beispiel Ahorn. Allerdings gilt das alles allein dem optischen Eindruck, denn klanglich haben auch Pappelkessel einiges zu bieten – dazu später mehr. Zuerst noch ein paar Worte zur Optik und Verarbeitung. Zwar ist die Folie ab Werk schon hier und da ein wenig zerkratzt, aber tadellos und vollflächig und mit einwandfreien Nähten verklebt. Passend zur Folienfarbe meines Testsets – nämlich „Jet Black“ – ist die Kesselhardware schwarz lackiert und etwas sensibel, wie sich bei der Montage der Tomhalter auf der Bassdrum zeigt. Diese sind nach ein wenig Justieren schon deutlich verschrammt. Aber das ist Mosern auf hohem Niveau. A-propos hohes Niveau …
Was mich immer gleich versöhnlich stimmt, besonders bei günstigeren Testschlagzeugen, ist ein gutes „Schraubgefühl“. Klingt vielleicht komisch, ist aber so. Damit meine ich, dass ein guter Gewindeschnitt, besonders bei Stimmschrauben und Gewindehülsen, zum einen das Handling sehr erleichtert und zum anderen nicht wenig über das Qualitätsniveau des Instrumentes aussagt.
Und das Forum „schraubt“ sich sehr gut.
Ein echtes Highlight ist der mitgelieferte Hardwaresatz. Snare-, Becken-, Hi-Hat-Ständer und Hocker sind allesamt mit doppelstrebigen Füßen ausgestattet und trotz dünnem Rohrdurchmesser sehr stabil. Die dünnen Rohre finde ich als Vintage-Freund sogar richtig schick. Auch hier schraubt sich wieder alles wunderbar. Das Einzige, was fehlt, sind Memory-Klemmen. Die Fußmaschine ist allerdings das Erstaunlichste am Ganzen: Sie ist massiv und solide verarbeitet, mit einer Bodenplatte und Single-Kette ausgestattet und läuft absolut sauber und geräuschfrei. Und mehr braucht man eigentlich nicht.
Kommen wir aber nun zum interessantesten Teil, dem Sound meines Forum „Fusion“ Sets. Wie weiter oben schon erwähnt, ist die Struktur des Pappelholzes, aus dem die Kessel gefertigt sind, rauer oder auch grober als die von Ahorn, dem am häufigsten verwendeten Kesselbaumaterial. Und genau so würde ich auch den Sound der Toms beschreiben. Und auch wenn Pappel oder Linde beim Schlagzeugbau der Ruf von „Günstig“-Holz anhaftet, zeigt sich hier echte Qualität! Die Trommeln wollen rocken. Sie klingen voll und direkt, haben ordentlich Punch und eben etwas Raues. Die montierten Pearl „Protone“-Felle in klarer Ausführung stehen den Toms für meinen Geschmack sehr gut und liefern die nötige Attack. Ihr Stimmumfang ist groß und man kann sowohl hohe „Fusion“-Stimmungen als auch sehr tiefe Rock-Tunings hervorragend umsetzen. Hier kommen ein paar Beispiele dazu. Die beiden Hängetoms sind übrigens mit Pearls I.S.S Aufhängung direkt am Spannreifen befestigt und kommen damit ohne zusätzliche Bohrungen aus!
Auch die Bassdrum ist ein echter Rocker. Und sie verdient ihren Namen, denn sie produziert ordentlich Bass. Ansonsten hat sie wie die Toms die etwas raue Pappelnote und ebenfalls viel Punch. Auch die Felle verdienen Lob. Ihre Stärke und das Spielgefühl sind ähnlich wie beim Remo Powerstroke 3 und sie machen einen haltbaren Eindruck. Allerdings schnarren die Dämpfringe zur Kontrolle der Obertöne etwas, wenn die Felle länger schwingen. Da die Bassdrum – für meinen Geschmack – wegen etwas aufdringlicher Kessel-Innengeräusche ein wenig Dämpfung (mit einem Kissen o.ä.) vertragen kann, erledigt sich dieses Problemchen gleich mit. Die Snare schneidet im Vergleich am schwächsten ab. Zwar ist es sehr erfreulich, eine Holzsnare zu einem Einsteigerset geliefert zu bekommen und für ihren Grundsound gilt dasselbe wie für die bisher besprochenen Trommeln, aber sie hat nicht ganz die Durchsetzungskraft ihrer Kollegen. Trotzdem ist sie ausreichend flexibel und verfügt über einen guten Stimmumfang. Und sie hat das, was bonedo-Kollegen des Öfteren zitieren, nämlich die unerklärliche „Vintage“-Note, die man bei günstigeren Trommeln von Zeit zu Zeit wahrscheinlich unfreiwillig mitgeliefert bekommt.
Die Becken sind das Einzige, was mich beim Spielen daran erinnert, ein Einsteigerschlagzeug vor mir zu haben. Schon ihr auffällig goldener Farbton verrät, dass es sich hier um keine hochwertige Legierung handelt. Und so klingen sie auch, nicht schlimm, aber ein wenig pingelig und substanzlos. Es wird auch niemand beleidigt sein, wenn ich das sage, aber die Becken sind sicher nicht hergestellt, um damit Preise zu gewinnen – sie müssen funktionieren. Und das tun sie zum Einstieg oder im Proberaum auch allemal. Aber anders als beim Rest meines Testschlagzeugs würde ich nicht unbedingt empfehlen, mit ihnen die nächste Hitsingle im Studio aufzunehmen.
Die Pearl Forum Serie bietet erstaunlich hochwertige Trommeln und Ausstattung zu erstaunlich günstigen Preisen. Bei den angebotenen Komplettsets ist bis hin zu Stöcken, Montageanleitung und ersten Unterrichtsstunden auf DVD an alles gedacht, was man zum Losspielen im Proberaum braucht. Auch an Ausstattungsmerkmalen wie zum Beispiel doppelstrebiger Hardware, ISS Freischwing- Tomhalterung oder Holzsnare, die man üblicherweise bei teureren Schlagzeugen findet, wurde nicht gespart. Klanglich sind die Trommeln der Forum-Serie ausgewogen und sehr flexibel und darüber hinaus sehr einfach zu stimmen. Die Becken des Komplett-Pakets schneiden gegen den Rest eher schwach ab. Zwar sind sie für den Start und im Proberaum sicherlich erst einmal ausreichend, aber die Klangqualitäten der Trommeln verlangen eigentlich nach mehr. Deshalb bin ich sicher, dass man – nach einem eventuellen Tausch der Becken – im Proberaum, Live und im Studio lange Freude an seinem neuen Pearl Forum haben wird.
- Gute Verarbeitung
- Professionelle Ausstattungsmerkmale
- Schicke Optik und viele Auswahlmöglichkeiten
- Gute Stimmbarkeit und sehr kräftiger Sound
- Gutes Preis – Leistungsverhältnis
- Beckensatz etwas schwach


Facts
- Name: Pearl Forum Series
- Größen:
- Bassdrums: 20“x16“, 22“x18“
- Floor Toms: 14“x14“, 16“x16“
- Tom Toms: 08“x07“,10“x08“,12“x09“,13“x10“,14”x11”, 16”x13”
- Snare Drums: 14“x5,5“
- Es sind 3 vorkonfigurierte Sets erhältlich:
- FZ725 22“x18“ Bass Drum, 12“x09“, 13“x10“ Tom Toms, 16“x16“ Floor Tom 14”x5,5” (Holz) Snare Drum
- FZ725 F 22“x18“ Bass Drum, 10“x08“, 12“x09“ Tom Toms, 14“x14“ Floor Tom 14”x5,5”(Holz)Snare Drum
- FZ705 22“x18“ Bass Drum, 10“x08“ 12“x09“,Tom Toms, 14“x14“ Floor Tom
- Material: 100% Pappel
- Bauart: 6 Lagig mit 7,5 mm Kesselstärke.
- Farben: Red Wine, Zenith Gold, Pure White, Jet Black, Smokey Chrome.
- – Kompletter Hardwaresatz, bestehend aus P-120P Fussmaschine, D-70W Hocker,
- S-70W Snareständer, B-70W Galgenständer, H-72W Hi-Hat Maschine, C-70W
- Beckenständer im Lieferumfang
- – Zildjian „Planet Z“ Beckensatz im Lieferumfang
- – Wahlweise Verchromte oder schwarze Kesselhardware
- – ISS Tomhaletesystem
- – Pearl Schlag – und Resofelle
- – DVD und 1 Paar Vic Firth Sticks im Lieferumfang
- UVP.: 803 EUR