Nektar Impact GX49 Test

Mit den Controller Keyboards Impact GX49 und GX61 rundet Nektar seine Produktpalette nach unten hin ab und präsentiert zwei Keyboard Controller, die für kleines Geld eine unkomplizierte und recht weit reichende Kontrolle über DAWs bieten sollen. Der Bereich der DAW-Steuerung ist eine Spezialität des kalifornischen Herstellers; so integrieren sich die deutlich teureren Panorama P4 und P6 mit speziellen Steuerprotokollen tief in die Software und ermöglichen eine umfangreiche Fernsteuerung auch von Plug-in-Parametern. Ganz so viel können die kompakten Impact GX Keyboards natürlich nicht, aber wir sind trotzdem gespannt, wie viel von diesem Know-how sich in der neuen günstigen Serie wiederfindet.

Mit dem Impact GX49 rundet Nektar seine Palette von Controller Keyboards ab.
Das Nektar Impact GX49 ist ein solides Gesamtpaket.


Im Vergleich mit den Panorama Controllern und auch mit der Impact LX Serie verfügen die Keyboards der Impact GX Serie über deutlich weniger Bedienelemente: Fader, viele Drehregler, Pads und ein Display sucht man hier vergeblich. Bei den GX Controllern steht die unkomplizierte Steuerung der Grundfunktionen der DAW im Vordergrund, also Transport, Navigation und ein paar Extras. Dafür bieten die Keyboards speziell angepasste Steuerprotokolle für gleich 11 DAWs: Logic Pro / Garageband, Cubase / Nuendo, Reason / Record, FL Studio, Bitwig Studio, Digital Performer, Studio One, Sonar und Reaper. Hier wurde also auch an die Anwender von weniger verbreiteten DAWs gedacht – ein erster Pluspunkt für die Impact GX Controller. Dieser Test soll klären, wie problemlos die DAW-Steuerung mit den neuen Keyboards funktioniert.

Details

Äußerlichkeiten und Anschlüsse

Das Nektar Impact GX49 steckt in einem mattschwarzen Kunststoffgehäuse und vermittelt einen insgesamt soliden Eindruck. Mit seinen Maßen von 965 x 197 x 70 mm bringt der Testkandidat nur 2,7 kg auf die Waage und ist damit problemlos mobil einsetzbar. Die 49 anschlagdynamischen Tasten in Klavieroptik bieten ein für dieses Preissegment sehr gutes Spielgefühl. Was die Features angeht, unterscheiden sich das GX49 und das GX61 nur in der Anzahl der Tasten. Das 61er-Modell kostet gerade einmal 10 Euro mehr als das kleinere Keyboard – wer es also größer mag und Platz für 61 Tasten hat, der braucht hier nicht lange zu überlegen. Die 13 Soft-Buttons wie auch der Drehregler sind geräuschlos und fühlen sich hochwertig an. Pitch- und Mod Wheel sind verglichen mit anderen Keyboards etwas klein geraten, jedoch ebenfalls gut verarbeitet. Dadurch hat man zwar keinen langen Regelweg, die Ergebnisse sind jedoch nicht zwangsläufig weniger präzise.
Rückseitig ist das GX49 neben einem On/Off-Switch mit einem USB-Anschluss ausgestattet. Dieser versorgt das Controller Keyboard mit Strom und dient zur Kommunikation mit dem Computer. Eine andere Möglichkeit zur Stromversorgung ist nicht gegeben. Hinzu kommen eine Klinkenbuchse für ein Sustainpedal sowie ein Kensington-Slot zum Sichern des Gerätes. Das Controller Keyboard muss ohne traditionelle MIDI-Anschlüsse auskommen, wodurch es ausschließlich zur Nutzung mit einem Computer oder iDevice geeignet ist. 

Fotostrecke: 2 Bilder Das Impact GX49 wirkt gut verarbeitet.

Bedienoberfläche
Obwohl das Impact GX49 mit vergleichsweise wenigen Bedienelementen ausgestattet ist, bietet es eine recht umfangreiche Steuerung der DAW. Dazu hat Nektar die 13 vorhandenen Buttons wortwörtlich doppelt und dreifach belegt. Neben den gewöhnlichen Transport-Steuerungen wie Start, Stop, Forward, Rewind und Record findet man hier auch einen Click-Button zur Aktivierung des Metronoms sowie einen Loop-Button, um in der DAW in einer Schleife einspielen zu können. Hinzu kommt ein Shift-Taster, mit dem zweite und dritte Funktionen ausgelöst werden, die je nach DAW etwas unterschiedlich sind und z.B. eine erweiterte Transport-Steuerung und die Navigation in der DAW ermöglichen.
Unter der Transport-Sektion befinden sich die Oktav- und Transpose-Tasten. Letzere sieht man bei Controller Keyboards nicht allzu oft, obwohl sie beim Komponieren für spontane Transponierungen natürlich sehr nützlich sein können. Der Setup-Button ermöglicht die Einstellung verschiedener MIDI-Settings, etwa Program Message, MIDI Channel sowie Bank MSB und LSB Messages.
Oberhalb der Taster befindet sich ein Drehregler, der standardmäßig die Lautstärke des jeweiligen Kanals regelt. In Kombination mit dem Shift-Button kann er im Handumdrehen auch weitere vorgefertigte Parameter steuern. 

Das übersichtliche Bedienfeld des Nektar Impact GX49
Das übersichtliche Bedienfeld des Nektar Impact GX49

DAW inklusive

Damit man gleich loslegen kann, stellt Nektar im Downloadbereich eine 8-spurige Version der DAW Bitwig bereit. Wer also noch nicht im Besitz einer DAW ist, erhält mit dem GX49 auch software-seitig einen guten Einstieg in die Welt der computerbasierten Musikproduktion.

Praxis

Installation

Nach der Produktregistrierung auf der Herstellerwebsite stehen im Downloadbereich für elf DAWs sogenannte „Integration Files“ bereit, die zur Steuerung der DAW mit dem Nektar Impact GX benötigt werden. Nach dem Download und der unkomplizierten Installation dieser Dateien ist das GX49 startklar. 

Bedienung

Im Video bekommt ihr einen Überblick über den Workflow mit den Nektar Impact GX Keyboards.

Durch die Beschriftung auf den Buttons sind die primären Funktionen, etwa Transport-Steuerung, Octave und Transpose, sofort griffbereit und müssen durch die DAW-spezifischen Steuerprotokolle nicht mühsam zugewiesen werden. Die sekundären Funktionen sind über den Buttons blau beschriftet. Wird der „Shift“-Button nur einmal kurz betätigt, leuchtet eine blaue LED, die signalisiert, dass die Buttons nun die sekundären Funktionen steuern. So kann man zwischen den Spuren (Tracks) navigieren oder auch Mixer, Instrument und weitere Fenster der DAW öffnen. Sogar die Patches des jeweiligen Software-Instruments können gewechselt werden. Das funktioniert in den DAWs Logic, Cubase und Reason mit den DAW-eigenen Klangerzeugern einwandfrei. Zumindest in Cubase und Logic lassen sich leider keine Patches in Plug-ins von anderen Herstellern wechseln – schade! Die sekundären Funktionen S1, S2 und S3 ermöglichen das Öffnen DAW-spezifischer Fenster, etwa Mixer, Instrument oder Channel-Strip.
Darüber hinaus bietet das GX49 sogenannte „Shift Functions“, mit denen weitere DAW-Funktionen wie Undo, Vorzähler, Aufnahmebereitschaft und das Setzen sowie „Anfahren“ von Locator-Punkten, direkt am Controller erledigt werden können. Da sich diese Funktionen je nach DAW unterscheiden, wurde hier auf eine Beschriftung verzichtet, man muss sie sich also merken. Welche Funktionen der jeweiligen DAW mit den Shift-Functions gesteuert werden, zeigt eine Tabelle im Manual, das im Download beiliegt.

Die Tabelle zu den gemappten Funktionen in Reason
Die Tabelle zu den gemappten Funktionen in Reason

Der Drehregler steuert in allen DAWs zunächst die Lautstärke des jeweiligen Kanals. Obwohl es sich nicht um einen Endlos-Encoder handelt, braucht man beim Wechseln der Kanäle keine Lautstärkesprünge zu befürchten: Nektar hat hierzu die Funktion „Soft Take Over“ entwickelt, mit der die tatsächliche Lautstärke des Kanals abgeholt wird. Unter dem Regler befinden sich zwei praktische LEDs, die in manchen DAWs anzeigen, ob der Drehregler dafür nach links oder rechts gedreht werden muss. Leuchtet beispielsweise die rechte LED rot, muss der Drehregler nach rechts gedreht werden um den Wert abzuholen – einfach, aber effektiv gelöst!

Impact GX mit Reason

In Reason erfolgt eine kurze Konfiguration, die in den Geräte-Einstellungen mit der Funktion „Geräte automatisch erkennen“ quasi von alleine erledigt wird.
Die Buttons S1, S2 und S3 öffnen in Reason leider nicht wie zunächst angenommen die Fenster Mixer, Sequenzer und Rack, sondern Mute, Solo und Track-Automation. Das ist zwar auch recht praktisch, ich persönlich hätte es mir jedoch so wie in den anderen DAWs gewünscht. Der Vorteil in der Reason-Integration ist jedoch, dass die Patches der Rack Extensions von Drittherstellern gewechselt werden können. Das hängt zwar wahrscheinlich eher damit zusammen, dass die Rack Extensions mit dem Reason SDK „Rack Extension Toolkit“ programmiert werden und daher im geschlossenen Reason-System arbeiten. Daher ist es eher den Reason-Entwicklern zu verdanken, aber okay … ich schweife ab. Hauptsache, es funktioniert!

Impact GX mit Logic

Nach dem Start von Logic ist das GX49 gleich unter den Bedienoberflächen zu finden. Alle Ports sind bereits fertig eingestellt. Damit es losgehen kann, wählt man nur noch „Bedienoberflächen → Standardeinstellungen“.
Die Buttons S1, S2, und S3 öffnen und schließen die Fenster Mixer, Instrument und Smart Controls. Letzteres ist besonders sinnvoll, da sich hier Logics externe MIDI-Zuweisungen definieren lassen. Die Buttons des GX49 sowie der Drehregler können schließlich auch MIDI-CC-Daten versenden. Ein direkter Zugriff auf die Smart Controls ist daher praktisch, um die Bedienelemente des GX49 auch mal schnell selbst zuzuweisen – falls nötig.
Durch ein gleichzeitiges Gedrückthalten des Shift-Buttons mit dem Drehregler kann auch die Master-Lautstärke gesteuert werden. Ohne weitere Konfigurationen des Controllers lässt sich somit im Handumdrehen beispielsweise ein Fade-out des Songs per Hand automatisieren. Nützlich ist auch, dass Logics hauseigener Arpeggiator mit „Shift + Play“ in jeden MIDI-Kanal insertiert werden kann. Für ein Gerät ohne Display kommt hier dann alles in allem schon ein bisschen Workstation-Feeling auf!

Impact GX mit Cubase

Nach dem Start der DAW ist der Controller sofort einsatzbereit. In Cubase verläuft die Steuerung ähnlich wie in Logic, da fast alle Parameter gleichermaßen belegt sind. Lediglich S3 öffnet hier das Channel-Strip der MixConsole und „Shift + Record“ ermöglicht ein Overdub des Arrangers. Der Play-Button erhält in der Cubase-Integration keine doppelt belegte Funktion, was etwas seltsam ist, da man doch ganz sicher eine sinnvolle Funktion hätte belegen können … Update?

MIDI-Funktionen

Neben den vorgefertigten Steuerprotokollen kann das GX49 auch als „normaler“ MIDI Controller arbeiten. Mittels Setup-Button und einer der Tasten auf der Klaviatur lässt sich der Controller in den jeweiligen Setup-Modus versetzen. Möchte man beispielsweise einen der Buttons oder den Drehregler zum Versenden von MIDI-CC-Daten nutzen, drückt man den Setup-Button und das tiefste „C#“ und kommt in den Modus Control Assign. Wer das GX49 als gewöhnlichen „Generic USB MIDI Controller“ nutzen möchte, um beispielsweise Klangerzeuger in iOS zu steuern, kann es mit dem mittleren „A“ in den USB-Port-Modus versetzen.
Gleiches gilt zum Einstellen des Global MIDI Channels oder zum Versenden spezieller Program, Bank LSB sowie MSB Messages. Zur Eingabe der Zahlen von 0 – 127 werden hierzu die weißen Tasten der oberen Oktaven verwendet. Alle Setup-Modi und die Ziffern sind auf der Bedienoberfläche direkt über den Tasten beschriftet.

Fazit

Weniger ist mehr: Das Nektar Impact GX49 ist ein solide verarbeitetes USB Controller Keyboard, das zwar über vergleichsweise wenige Bedienelemente verfügt, diese jedoch geschickt einsetzt, um das Maximum an DAW-Fernsteuerung herauszuholen. Zur Anpassung an die Software bietet Nektar für die Keyboards der Impact GX Serie spezielle Steuerprotokolle für gleich 11 DAWs an, wobei auch an einige bislang weniger verbreitete Programme gedacht wurde. Die übersichtlich angeordneten Buttons ermöglichen neben der Transportsteuerung auch die Navigation in die wichtigsten Bereiche der jeweiligen Software und sogar das Wechseln der Patches von Software-Instrumenten. Durch dritte Belegungen werden je nach DAW erweiterte Transport-Steuerungen und weitere Funktionen ermöglicht, wodurch die Controller Keyboards individuell und tiefgreifend an alle gängigen DAWs angepasst wurden. Neben den vorgefertigten Steuerprotokollen kann das GX49 auch mit MIDI-CC-Daten, Program Changes und MSB/LSB-Messages umgehen und punktet zudem mit Einstellungen zu Transponierung und Velocity-Kurven. Obwohl die Controller Keyboards der Impact GX Serie kein Display besitzen und nur mit einem Drehregler und recht wenigen Buttons ausgestattet sind, kommt hier also alles in allem ein kleines Workstation-Feeling auf, und das zu einem wirklich fairen Preis.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • spezielle Steuerprotokolle für 11 verschiedene DAWs
  • erweiterte Transport-Steuerung
  • Wechseln von Patches bei Software-Instrumenten
  • übersichtliche Bedienoberfläche
  • gute Verarbeitung
Contra
  • kein MIDI-I/O
Artikelbild
Nektar Impact GX49 Test
Für 99,00€ bei
Das Nektar Impact GX49 ist ein solides Gesamtpaket.
Das Nektar Impact GX49 ist ein solides Gesamtpaket.
Kommentieren
Profilbild von Andy

Andy sagt:

#1 - 04.06.2016 um 08:49 Uhr

0

Leider wird im Test kein Wort über die Qualität und Spielbarkeit der Tastatur gesagt! Könntet ihr dazu noch etwas sagen?

    Profilbild von Alexander Eberz

    Alexander Eberz sagt:

    #1.1 - 06.06.2016 um 15:36 Uhr

    0

    Hallo Andy,danke für deinen Hinweis.Im Test hatte ich kurz angeschnitten, dass die Tasten ein solides Spielgefühl vermitteln und das GX49 rundum von einer guten Verarbeitung zeugt. Vor allem für ein Controller Keyboard dieser Preisklasse wirkt die Spielbarkeit meinem Empfinden nach wirklich ausgewogen. So gehen selbst schnelle Läufe vergleichsweise geschmeidig von der Hand, da die Tastatur nicht zu hart wirkt. Sie fühlt sich jedoch noch ausreichend stramm an, sodass der Widerstand beim Spielen angenehm spürbar ist und dadurch eine angemessene Wertigkeit vorhanden ist. Bei extrem harten Anschlägen sind die Tasten allerdings deutlich hörbar.Beste Grüße,Alex

    Profilbild von Mat

    Mat sagt:

    #1.2 - 30.03.2021 um 06:25 Uhr

    0

    Hallo, ich kann auch noch etwas dazu sagen. Ich bin von Hause aus Pianist und hatte das Keyboard als Notlösung bei meiner Reise nach Nicaragua dabei. ;) - Also, man kann problemlos auch "klassisch" darauf spielen, d.h. Bach, Mozart, etc. Wenn Alexander schreibt, die Tasten wirken "stramm" so passt das gut. Der Widerstand ist leider etwas linear. Aber man kann sich daran gewöhnen. VG, Mat.

Profilbild von sanjar free

sanjar free sagt:

#2 - 04.06.2016 um 18:22 Uhr

0

Wie sieht es denn mit dem Mapping für Maschine, dessen Plugins und komplete aus? Ich brauch das Gerät nur zum spielen als Keyboard, den Regler zum browsen durch die libraries oder presets (Wichtig!!!) und natürlich das wechseln der Oktaven.
Werden all diese funktionen vom Nektar Impact gx 49/61 unterstützt? Wenn nicht kann man es so mappen, dass es geht und sich das grät auch merkt?

Profilbild von eurk0

eurk0 sagt:

#3 - 19.06.2016 um 14:52 Uhr

0

hi, could you please compare the keys (theirs action / feel) with the lx series? are they the same? thanks

Profilbild von Jeff Jefferson

Jeff Jefferson sagt:

#4 - 16.05.2021 um 20:28 Uhr

0

Ich suche momentan nach einem MIDI-Controller, der meiner Bass Station II den MIDI-Job abnimmt, sprich DAW und Plugins steuern. Bin da schon immer kritisch eingestellt, hatte schon viele Controller und war nie mit der Integration zufrieden - obwohl ich nicht einmal besonders anspruchsvoll bin. Wenn es dann doch mit Hand, Maus und Tastatur schneller geht, ist es nicht gelungen... finde ich.Sind die Nektar-Geräte auch für Studio One ausgelegt? Im Artikel werden die "üblichen Verdächtigen" genannt, S1 fehlt allerdings... wäre für mich ein klares Kaufargument.

    Profilbild von Jeff Jefferson

    Jeff Jefferson sagt:

    #4.1 - 16.05.2021 um 20:31 Uhr

    0

    ... PS: ihr macht einen ganz, ganz hervorragenden Job mit der Seite. Wenn es das Thema gibt, ziehe ich immer euren Artikel vor. Immer gut recherchiert, wichtigste Punkte drin und auch einfach verständlich und "normal" geschrieben. Großes Lob, musste noch kurz raus so beim ersten Kommentar. =)

    Antwort auf #4 von Jeff Jefferson

    Antworten Melden Empfehlen
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.