Nektar SE25 Test

Für verschiedene Budgets bietet Nektars Portfolio die passenden Controller. Neben den Schlachtschiffen Panorama P Series und der preisgünstigeren Panorama T Series, mit denen nicht nur Basic-Features à la Mixer und Transport, sondern auch DAW-spezifische Funktionen sowie Dritthersteller-Plug-ins mittels vorgefertigter Mappings an der Hardware bedient werden können, hat Nektar auch günstigere Alternativen im Programm, die mit weniger Reglern und Funktionen ausgestattet sind, wie beispielsweise die Impact GX Serie.

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Mit der SE-Serie steuert der Hersteller gezielt den kleinen Geldbeutel an, doch auf die Fernsteuerung der DAWs sowie auf Pitchbend und Modulation muss man dennoch nicht verzichten! Und das, obwohl die neue SE-Serie eine überschaubare Bedienoberfläche an den Tag legt. Neben dem SE49, das als Bedienoberfläche immerhin mit Wheels und einem Fader ausgestattet ist, kommt die preisgünstige 25-Tasten-Variante ausschließlich mit sechs Softbuttons und sekundären Funktionen daher. Und mit genau diesen ermöglicht es Nektar, entsprechende Features wie Sustain, Modulation und Co. anzusteuern. Wir haben uns Nektars kleinsten DAW-Controller einmal genauer angeschaut und sind überrascht, was das „Mini-MIDI-Keyboard“ trotz der wenigen Bedienelemente auf Lager hat.

Details

Äußerlichkeiten

Das kleine „Rucksack-Keyboard“ eignet sich mit seinen Abmessungen von nur 33,5 cm x 10 cm x 2,1 cm und einem Fliegengewicht von gerade einmal 456 g ganz klar für diejenigen, die auch unterwegs nicht auf ein MIDI-Keyboard inklusive DAW-Steuerung verzichten wollen und keinen Platz für ein Gerät mit normalgroßen Tasten haben. Denn: Auch die 25-Tasten-Varianten einiger Controller-Keyboards, wie NI Komplete Kontrol A25, kommen trotz des geringen Tastenumfangs relativ wuchtig und weniger reisefreundlich daher als MIDI-Keyboards mit Miniklaviatur, wie das SE25. Die Tastatur gleicht optisch dem Keyboardmodul „K-25m“ von Roland, das auf die kompakte Bauweise der Boutique-Serie zugeschnitten ist. Und die eignen sich ja bekanntlich bestens für den mobilen Einsatz – die Klaviatur des Controllers wirkt auf mich also schon mal sehr vertraut.

Die Klaviatur des SE25 lässt sich angenehm spielen.
Die Klaviatur des SE25 lässt sich angenehm spielen.

Qualitativ vermittelt der Controller einen der Preisklasse angemessenen Eindruck. Die Klaviatur ist überraschend leise und lässt sich sehr angenehm spielen. Anstelle von Wheels befinden sich links neben der Klaviatur sechs Softbuttons, deren Funktionen zuweisbar sind. Direkt über der Klaviatur ist die Bedienoberfläche mit Features beschriftet, die sich wiederum über die Tastatur auswählen lassen. Solche Minitastaturen lassen sich größenbedingt nicht so komfortabel spielen wie die übliche Standardgröße. Die Tasten sind kürzer und schmaler, weshalb man beim Spielen enger greifen muss. Nach ein wenig Einarbeitungszeit gewöhnt man sich aber daran. Glücklicherweise muss man trotz der kleinen Bauweise nicht auf Anschlagsdynamik verzichten. Im Gegenteil: Diese lässt sich sogar in drei Kurven (default, soft und hard) festlegen. Auf der Rückseite befindet sich lediglich ein Mikro-USB-Port, was für Geräte dieser Art üblich ist.

Der Mikro-USB-Anschluss dient zur Spannungsversorgung und Kommunikation mit dem Rechner.
Der Mikro-USB-Anschluss dient zur Spannungsversorgung und Kommunikation mit dem Rechner.

Bedienoberfläche und Konzept

Sechs Softbuttons hat der kleine Zwerg an Bord. Diese können primäre und sekundäre Funktionen auslösen. Welche Funktionen das sind, lässt sich selbst zuweisen. Die Buttons selbst sind mit Play-, Record-, Forward- und Rewind-Symbolen beschriftet. In einem zusätzlichen DAW-Control-Mode lassen sich die Buttons nämlich zur Steuerung der DAWs Logic Pro, Cubase, Nuendo, Bitwig, Digital Performer, FL Studio, Garage Band, Mixcraft, Reaper, Sonar, Studio One und Reason nutzen.

Die Softbuttons lassen sich mit sekundären Funktionen wie Pitchbend, Spurwahl in der DAW und vielem mehr belegen.
Die Softbuttons lassen sich mit sekundären Funktionen wie Pitchbend, Spurwahl in der DAW und vielem mehr belegen.

Über den Buttons befinden sich weitere Beschriftungen, die im „Normalbetrieb“ aktiv sind. So befinden sich über den Forward- und Rewind-Buttons die Beschriftungen „PB1 und PB2“. Standardmäßig steuern diese das Pitchbend, sie lassen sich jedoch auch mit besagten Sekundärfunktionen belegen: Transpose, MIDI-Volume, MIDI-Pan, Track und Patch. Direkt darunter befinden sich die Buttons „Part 2“ und „Sustain“. Letztgenannter ermöglicht es, die Noten trotz des fehlenden Pedal-Anschlusses dennoch mit Sustain zu spielen. Zudem lässt er sich auch zum Steuern der Modulation verwenden, als Modwheel-Ersatz sozusagen. Die Werte von Pitchbend und Modwheel sind zwar fix und zurzeit nicht änderbar, mich persönlich stört das jedoch nicht weiter. Der Button „Part 2“ erlaubt es, wie die PB1-/PB2-Buttons, den Controller via Sekundärfunktionen in verschiedenen Konfigurationen zu verwenden. So lassen sich gespielte Noten oktaviert triggern, während sich die Klaviatur transponieren bzw. in drei Oktaven-Schritten verschieben lässt, ein Intervall zu einem Part hinzufügt werden kann und zwei Sounds über verschiedene MIDI-Channels gespielt werden können.  
Mit dabei sind außerdem noch globale Settings, die es erlauben, die Velocity-Kurve der Klaviatur   einzustellen, Program-Change-Message zu senden, Global Channel festzulegen, aus 5 verschiedenen Part-Two-Presets auszuwählen oder mittels „panic“ an alle 16 MIDI-Kanäle die Note-off-Befehle zu senden. Mit „Return To Default“ lassen sich die globalen Settings wieder auf ihre Standardwerte zurücksetzen. Die Ziffern, die sich über den schwarzen Tasten befinden, ermöglichen es, numerische Werte einzugeben, etwa um die Velocitykurve der Klaviatur auf 1, 2 oder 3 einzustellen. Wie sich die sekundären Funktionen einstellen lassen und was sich damit alles anstellen lässt, schauen wir uns im Praxisteil an.

Über den Tasten befinden sich die zuweisbaren Sekundärfunktionen der Softbuttons.
Über den Tasten befinden sich die zuweisbaren Sekundärfunktionen der Softbuttons.

Praxis

Auspacken und installieren

Im Lieferumfang befindet sich der Controller, ein Mikro-USB-Kabel, die Bedienungsanleitung, eine Lizenznummer für die DAW „Bitwig 8-Track“ sowie die Seriennummer des Controllers. Letztere wird benötigt, um die DAW-Integration-Files herunterzuladen, welche die DAW-Transport-Steuerung ermöglichen. Doch auch ohne DAW-Integration sind die meisten Features nutzbar – schließlich ist das Ding ja USB-Class-Compliant. Das bedeutet, dass keine Treiberinstallation notwendig ist, um den Controller mit Windows, macOS, iOS oder Android zu nutzen.
Wie von Nektar gewohnt, stehen Integrationsskripte für sämtliche DAWs bereit.
Wie von Nektar gewohnt, stehen Integrationsskripte für sämtliche DAWs bereit.

Wer aber auf die Transportsteuerung der DAW nicht verzichten möchte, gibt im Account auf der Nektar-Website die Seriennummer ein, um das SE25 zu registrieren. Daraufhin lässt sich angeben, welche DAW man nutzen möchte. Den Eingaben entsprechend werden die Installationsdateien für die jeweiligen DAW-Integrationsskripte sowie eine Bedienungsanleitung für die DAW-Integration zum Download bereitgestellt. Nach einer gewöhnlichen Installationsroutine ist das SE25 auch mit der DAW konfiguriert – alle Settings wie die Ports werden daraufhin automatisch eingestellt. Je nach DAW sind unterschiedliche Schritte notwendig, um den Controller mit der DAW zu verbinden. In der Bedienungsanleitung für die DAW-Integration sind die notwendigen Vorgehensweisen für alle DAWs ausführlich (in englischer Sprache) erklärt.

Nach der Installation ist der Controller in der DAW automatisch konfiguriert.
Nach der Installation ist der Controller in der DAW automatisch konfiguriert.

Übersichtliche DAW-Steuerung

Wie man an den Buttons sofort erkennen kann, lässt sich zunächst einmal die Transport-Sektion der DAW steuern. Abspielen, Aufnahme, Vor und Zurück sind fernsteuerbar, sofern man das DAW-Skript installiert hat und den Controller in den entsprechenden Modus versetzt. Standardmäßig regeln die Play- und Record-Buttons nämlich die Oktavenlage der Klaviatur und die Forward- und Rewind-Buttons das Pitchbend. Um stattdessen die Transport-Features der DAW zu steuern, drückt man gleichzeitig „Abspielen“ und „Zurück“ und schon befindet man sich im Modus zur Steuerung der DAW.
Im Transport-Modus steuert man Play, Record, Forward und Rewind der DAW direkt am Controller.
Im Transport-Modus steuert man Play, Record, Forward und Rewind der DAW direkt am Controller.

Einfache Zuweisung via Setup-Mode

Die Bedienoberfläche ist mit ihren sechs Softbuttons natürlich überschaubar gehalten, doch durch die Sekundärbelegungen lässt sich mit dem Controller mehr reißen, als sich auf den ersten Blick annehmen lässt. Ob man nun die DAW steuern möchte oder auch weitere Funktionen mit dem Controller auslösen möchte, die Bedienung ist von Nektar wirklich sehr übersichtlich gestaltet und einfach gelöst, nämlich via Setup-Mode.
Um beispielsweise die Vor-/Zurück-Buttons zur Patchauswahl zu nutzen, hält man lediglich die beiden Setup-Buttons (S und 2) gedrückt und wählt daraufhin die Note „D2“ auf der Klaviatur, welche mit „Patch“ auf der Bedienoberfläche beschriftet ist. Schon spult man nicht mehr vor und zurück, sondern skippt die Sounds eines Klangerzeugers durch, der in der aktuell selektierten Spur geladen ist. Im Test mit Logic Pro X funktioniert das problemlos mit den DAW-eigenen Klangerzeugern; Sounds von Dritthersteller-Plug-ins lassen sich leider nicht wechseln. Abgesehen von Pitchbend, Patch- und Trackauswahl, sind die Forward- und Rewind-Buttons auch zum Transponieren der Klaviatur in Halbtonschritten sowie zur Verwendung von MIDI-Volume (CC7-Message) oder MIDI-Panorama (CC10-Message) belegbar. So kann man schon leichte Mix-Anpassungen vornehmen, was beim Einspielen von Sounds oftmals helfen kann – beispielsweise, um das aktuell einzuspielende Instrument bei der Performance besser rauszuhören.

Die Pitchbend-Buttons lassen sich auch zusätzlich zur Steuerung von Transpose, MIDI-Volume, MIDI-Pan, Trackauswahl und Patchauswahl in der DAW verwenden.
Die Pitchbend-Buttons lassen sich auch zusätzlich zur Steuerung von Transpose, MIDI-Volume, MIDI-Pan, Trackauswahl und Patchauswahl in der DAW verwenden.

Nützliche Zusatzfeatures via Part-Two-Button

Ebenso simpel hat Nektar auch die Funktionenszuweisung des Part-Two-Buttons gelöst, mit denen sich der Button dazu nutzen lässt, die Klaviatur kurzzeitig mit zweiten Features zu belegen. Der Part-Two-Button führt die Funktion nämlich nur so lange aus, wie er gedrückt gehalten wird, was praktisch ist. Um den Button mit einer Funktion zu belegen, werden ebenfalls beide Setup-Buttons (S und 2) gedrückt gehalten und eine Funktion über die Noten E2 bis G#2 ausgewählt. Besonders die beiden Funktionen, mit denen sich die gespielten Noten kurzzeitig oktaviert bzw. transponiert spielen lassen, empfinde ich bei nur 25 Tasten als besonders nützlich. Doch auch einen zusätzlichen Channel anzusteuern, kann durchaus sinnvoll sein. So lässt sich nämlich mit dem Controller in nur einem Knopfdruck mal eben gleichzeitig ein zweiter Sound ansteuern: Das Paradebeispiel ist hier die Piano-Streicher-Kombination. Wie bereits eingangs erwähnt, lassen sich für das Part-Two-Feature numerische Werte eingeben, um beispielsweise Channel-Nummern, Transponierungswerte oder Ähnliches zu definieren – ebenso intuitiv, wie effektiv gelöst.
Mit dem Part-Two-Button sind Oktavierungen, Transponierungen, zusätzliche Channels und mehr für die Zeit aktivierbar, in der der Part-Two-Button gedrückt gehalten wird.
Mit dem Part-Two-Button sind Oktavierungen, Transponierungen, zusätzliche Channels und mehr für die Zeit aktivierbar, in der der Part-Two-Button gedrückt gehalten wird.

Modulation oder Sustain – was darf’s sein?

Der S-Button lässt sich wahlweise für Sustain oder Modulation verwenden. Auch hier wird zuvor – wie soll es anders sein – der S- und 2-Button gedrückt, um in den Setup-Modus zu gelangen. Daraufhin wird wahlweise A#2 für Sustain bzw. B2 für Modulation gedrückt, um dem S-Button das gewünschte Feature zuzuweisen. Nektar hat die Funktionszuweisung der Softbuttons also rundum über den Setup-Mode gelöst. Ist das simple Konzept erst einmal verinnerlicht, lässt sich der Controller kinderleicht bedienen!
Ob man Sustain oder Modulation mit dem S-Button steuern möchte, wird mit B2 oder A#2 festgelegt.
Ob man Sustain oder Modulation mit dem S-Button steuern möchte, wird mit B2 oder A#2 festgelegt.

Fazit

Der Nektar SE25 ist ein Controller-Keyboard mit einem überschaubaren Bedienkonzept, das gleichzeitig mit vielen Features überzeugen kann. Im Vergleich zu seinen Artgenossen punktet das Mini-MIDI-Keyboard mit vorgefertigten DAW-Skripten. Diese erlauben es bei vielen DAWs nicht nur die Transportsektion zu steuern sondern auch DAW-Spuren und Soundpatches von DAW-internen Klangerzeugern zu wechseln. Die sechs Softbuttons lassen sich mit sekundären Funktionen belegen, wodurch sich selbst Features wie Sustain, Pitchbend, Modulation, Transponierung, Oktavierung, Program-Change-Messages und mehr über den kleinen Controller steuern lassen. Trotz weniger Bedienelemente hat Nektar es also geschafft, überraschend viele Funktionen in ein einfaches Bedienkonzept zu implementieren, wodurch sich der kleine „Alleskönner“ seine 4,5 Bonedo-Sterne redlich verdient hat.

Pro
  • mobile Bauweise
  • einfaches Bedienkonzept
  • sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
  • vorgefertigte DAW-Mappings via Nektar-Integration
  • Transportsektion, Spurauswahl und Soundpatches sehr vieler DAWs fernsteuerbar
  • Softbuttons lassen sich bequem mit sekundären Features belegen
  • Sustain, Pitchbend und Modweel Features via Softbuttons
  • Global Settings wie Program-Change, Panic und Global-Channel
Contra
  • nur Sound-Patches DAW-eigener Instrumente auswählbar
Nektar_SE25_Bild_01_Aufmacher
Features
  • 25 Minitasten mit Anschlagsdynamik
  • 3 Velocity-Kurven einstellbar (default, soft, hard)
  • 6 Softbuttons: Oktave Up/Down, PB1/PB2, Sustain, Part 2
  • PB1- & PB2-Tasten: Zuweisbar zur Steuerung von Pitch Bend, Transpose, MIDI-Volume, MIDI-Pan sowie über Nektar-Integration zur Auswahl von Tracks und Sound-Patches in der DAW
  • Part-Two-Button: Zuweisbar zur Steuerung von Oktave, MIDI-Channel, Transpose, Layer sowie Latch
  • S-Button: Zuweisbar zur Steuerung von Sustain oder Modulation
  • DAW-Transportsteuerung über Sekundärfunktion der PB-Buttons
  • USB-Class-Compliant
  • DAW-Integrationsskripte für folgende DAWs: Bitwig, Cubase, Nuendo, Digital Performer, FL Studio, Garage Band, Logic Pro, Mixcraft, Reaper, Sonar, Studio One und Reason
  • Stromversorgung und Verbindung zum Rechner oder Tablet über Mikro-USB
Preis
  • SE25: 49,- EUR (Straßenpreis am 18.04.19)
  • SE49: 69,- EUR (Straßenpreis am 18.04.19)
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