Native Instruments Komplete 8 Synths und Effekte Test

DETAILS

Neue Reaktor-Synthesizer
Die interessantesten Neuerungen in Komplete 8 sind allesamt Bestandteile von Reaktor. Diese flexible Sounddesign-Umgebung, die eines der ersten Produkte von NI war, ist im Vergleich zu den anderen NI-Synths sehr vielseitig und wirkt deshalb auf den ersten Blick relativ kompliziert. Vielleicht hat Reaktor deshalb in manchen Studios nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit erfahren. Das Programm kann jedoch so einiges und wird durch die neuen Synths noch einmal deutlich interessanter. Die drei mit den Namen „Spark“, „Prism“ und „Razor“ bieten allesamt eine übersichtliche Oberfläche, die die komplizierten internen Vorgänge von Reaktor kaschiert. So wirken die Synths wie eigenständige PlugIns, nur dass sie eben innerhalb von Reaktor laufen. Alle drei verwenden unterschiedliche Klangerzeugungs-Konzepte, die sich von der vorherrschenden subtraktiven Synthese abheben und nicht ganz alltägliche Klänge ermöglichen.

Die Klangerzeugung von Reaktor Spark arbeitet mit zwei Oszillatoren (Pulswelle und Sinus), deren Signale sich durch Ring- und Amplitudenmodulatoren und vor allem durch mehrere Feedback-Loops gegenseitig beeinflussen. Dadurch entstehen ungewöhnliche Klänge, die von sphärischen Pads bis hin zu dissonanten Effekt-Sounds reichen.

Der zweite neue Synth, Reaktor Prism, basiert auf modaler Synthese. Die Klangerzeugung beruht auf einem Exciter und einer Reihe von Bandpass-Filtern, mit denen sich die Klangcharakteristiken verschiedener physikalischer Modelle nachbilden lassen. Durch Addition verschiedener Komponenten entstehen komplexe und organische Sounds.

Razor kombiniert klassische Synthese-Elemente mit additiver Synthese. Der Synth besitzt eine Reihe von innovativen Filtertypen. Außerdem arbeitet Razors Effekt-Sektion nicht ganz alltäglich: Die Effekte werden nicht – wie üblich – als separate Einheit der Klangerzeugung nachgeschaltet, sondern sind selbst Bestandteil der Synthese. Delays zum Beispiel werden durch pulsierende Hüllkurven erzeugt. Auf diese Weise kann jede einzelne Wiederholung anders behandelt werden und der Tonhöhe folgen. Auch mit der Hallfahne lassen sich Melodien spielen. Razor bietet darüber hinaus eine Visualisierung verschiedener Klangparameter, die über eine bloße Spielerei hinausgeht und visuell veranschaulicht, was der Synth gerade tut. Razor ist nicht in der Grundversion Komplete 8 enthalten, sondern nur im Ultimate-Bundle.

Retro Machines

Nicht nur Reaktor wurde mit neuen Synths ausgestattet. Auch die Sample-Library von Kontakt beinhaltet in Komplete 8 neue Synth-Sounds. Die „Retro Machines MK2“ genannte Bibliothek enthält Samples verschiedener Synthesizer-Legenden wie Minimoog, KORG Polysix und Rhodes Chroma. Das dazugehörige Interface ermöglicht den Eingriff in einige Klangparameter wie Filter und Hüllkurven. Pro Sound sind acht verschiedene Einstellungen per Knopfdruck abrufbar. Mit einem Crossfader lassen sich diese auch stufenlos überblenden. Außerdem sind ein Arpeggiator und ein praktischer Akkord-Player enthalten. Da es sich bei den Sounds um Samples handelt, sind die Möglichkeiten zur klanglichen Veränderung natürlich begrenzt. Dank der Kontakt-Oberfläche sind die Klänge aber trotzdem ziemlich flexibel und lassen sich schnell den persönlichen Vorlieben anpassen.

The Finger und The Mouth

Diese beiden Effekte basieren auf Erfindungen des britischen Produzenten und DJs Tim Exile, der damit das Ziel verfolgt, Klänge „anfassbar“ zu machen. Beides sind performance-orientierte Effekte, die sich die Reaktor-Engine zunutze machen und ein Audiosignal auf eine sehr intuitive und greifbare Art und Weise verfremden können.
The Finger funktioniert wie eine polyphone Effekt-Bank. Jeder Taste des Keyboards ist ein spezifischer Effekt zugewiesen. Bis zu sechs davon lassen sich auf diese Weise schichten und quasi auf der Klaviatur spielen. Damit eröffnet sich eine Art Spielplatz, auf dem man mit Effekten jammen und sehr schnell unerwartete und interessante Ergebnisse erzielen kann. So eignet sich The Finger sowohl für die Bearbeitung von Beats und Synth-Sounds als auch für die Verfremdung kompletter Mixes. Der Performance-Gedanke steht dabei absolut im Vordergrund, sodass sich The Finger auch in das ein oder andere DJ-Set schleichen dürfte.

The Mouth, der nur im Ultimate-Paket enthalten ist, analysiert ein Audio-Signal (z.B. Gesang) und verwendet es für die Steuerung eines internen Synths und eines Vocoders. Dadurch wird es möglich, einen Synthesizer zu singen. Aber auch mit einem Drumloop als Ausgangsmaterial lassen sich neuartige Ergebnisse erzielen. Erneut liegt der Fokus auf einer intuitiven, organischen Bedienung und der Idee, mit Audios umzugehen wie mit einem anfass- und spielbaren Musikinstrument.

Neue Presets

Neben den komplett neuen Synthesizern bietet das Update auf Komplete 8 auch zahlreiche neue Presets für die altbekannten Instrumente von Native Instruments, wie zum Beispiel Massive, FM8 oder Absynth. Die Synths selbst haben sich nicht verändert, kommen aber mit noch mehr Klängen als bisher ohnehin schon an Bord waren.

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