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Korg NTS-1 Test

Bereits während der letztjährigen Superbooth19 konnte man den potenten Winzling antesten und sich von seinen erstaunlichen Fähigkeiten überzeugen. Nun habe ich den kleinen Korg NTS-1 endlich vor mir, der mich erst mal zu einer kleinen Bastelstunde einlädt.

Korg NTS-1 Test (Foto: Joker Nies)
Korg NTS-1 Test (Foto: Joker Nies)


Wie der Zusammenbau von der Hand geht und was der Kleine letztendlich technisch wie klanglich bietet, das erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Details

Vor dem ersten Gebrauch muss der NTS-1 zusammengebaut werden

Der NTS-1 kommt als DIY-Bausatz ins Haus, aber eher DIY-light, angesichts der Tatsache, dass hier weder gelötet noch gebohrt werden muss. Ein bisschen Fingerspitzengefühl ist allerdings schon gefragt, angesichts der immerhin 24 winzigen Schrauben, die mit dem beiliegenden ebenso winzigen Kreuzschlitzschrauber montiert werden wollen.

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Das beiliegende Manual, einer der eher unpraktischen Riesenfaltzettel in fünf Sprachen die heute üblich sind, erweist sich dieses Mal als äußerst praktische Bastelunterlage, die nebenbei im Ikea-Stil den Montagevorgang auf großen Bildern detailliert erläutert. Dabei zeigten sich die Bruchkanten, an denen die Platinenteile getrennt werden, als unangenehm scharf, was sich mit einer Feile oder feinem Schmirgelpapier leicht beseitigen ließ. 

Der Kern der Sache. Darauf wird das „Shield“ gesetzt, auf dem sich die Bedienelemente befinden. (Foto: Joker Nies)
Der Kern der Sache. Darauf wird das „Shield“ gesetzt, auf dem sich die Bedienelemente befinden. (Foto: Joker Nies)

Ansonsten keine große Sache, nach einer knappen halben Stunde ist der Kleine montiert und piepst bereit die ersten Töne aus seinem winzigen Lautsprecher. Da fehlen natürlich einige Oktaven nach unten, aber der Charakter ist schon deutlich zu erkennen. Am vorne liegenden Kopfhörer-Ausgang klingt das dann schon ganz anders. 

Korg NTS-1 Sound Demo (no talking)

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Mehr Informationen

Nu:tekt; Logue-SDK, Multi-Engine. Begriffe, die mit dem NTS-1 in Verbindung stehen.

Was verbirgt sich hinter Nu:tekt, Logue-SDK und Multi-Engine?
Als Korg den Prologue Synthesizer vorstellte, war dessen besonderer Kick die sogenannte Multi-Engine. Diese Multi-Engine kommt auch beim später erschienen Minilogue XD zum Einsatz. Hinter der Multi-Engine verbirgt sich eine DSP-Einheit (DSP – Digitaler Signal Prozessor), welche komplexe digitale Oszillatoren und hochwertige Modulations-Effekte, Delays und Reverbs erzeugt. Der Clou an dieser Multi-Engine ist nun aber, dass es sich hier nicht um ein geschlossenes System handelt, sondern das externe Entwickler aufgerufen sind, Oszillator-Konzepte und komplexe Effekte auf hohem klanglichen Niveau zu entwickeln und anzubieten. Dazu wurden kostenlos SDK-Kits (Software Developer Kits), bestehend aus einer Software-Umgebung und einer Entwickler-Platine mit der benötigten Hardware, an interessierte Programmierer verteilt.
Natürlich lag es nahe diese Idee und die beachtliche Rechenpower auch anderweitig zu nutzen und so ist der Korg NTS-1 das erste Nu:tekt Produkt, für das aber bereits neue Shields, bei Korg Custom Panels genannt, entstehen. Was ist nun so ein Shield? Bei vielen modernen Klein-Computern werden diese auf die Computer Grundplatine gesteckt und bieten bestimmte Bedienelemente, z. B. die Spieloberfläche, über die der NTS-1 bedient wird. Andere Custom Panels, die den NTS-1 z. B. in einen Gitarren-Boden-Effekt, oder einen runden Sequenzer verwandeln, kann man auf dieser Seite sehen.

Die Hardware

Betrachtet man den NTS-1 neben seinem analogen Vorfahren, dem Monotribe, ahnt man, dass der recht geringe Hardware-Aufwand moderner digitaler Schaltungen einen so leistungsfähigen Micro-Synth erst möglich macht.

Der NTS-1 verfügt über einen Audio-Eingang mit Pegel-Regelung, der an verschiedenen Punkten in der Effekt-Sektion, oder direkt am Kopfhörer-Ausgang eingespeist werden kann. (Foto: Joker Nies)
Der NTS-1 verfügt über einen Audio-Eingang mit Pegel-Regelung, der an verschiedenen Punkten in der Effekt-Sektion, oder direkt am Kopfhörer-Ausgang eingespeist werden kann. (Foto: Joker Nies)

Auf der Rückseite finden sich im 3,5 mm Klinkenformat neben einem Audio-Eingang die Korg-üblichen Sync-Buchsen sowie ein MIDI-In. Über die Micro-USB Buchse kommt Strom ins Gerät und bei Anschluss an einen Rechner dient sie auch der MIDI-Kommunikation. Der einzige Output, der Kopfhörer-Ausgang liegt an der Stirnseite. Der als Rändel-Poti ausgelegte Lautstärkeregler wiederum liegt hinten rechts.
Die Front zeigt sich im populären rustikalen Charme einer Platinen-Oberfläche mit obenauf montiertem 4-stelligen 7-Segment Display, Drehgeber, Potis und Tastern. Die Folientastatur kennen wir in ähnlicher Form vom Monotribe und den Monotrons

Der SQ-1 Sequenzer kann durch ein Stereo-Miniklinkenkabel den NTS-1 steuern. (Foto: Joker Nies)
Der SQ-1 Sequenzer kann durch ein Stereo-Miniklinkenkabel den NTS-1 steuern. (Foto: Joker Nies)
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Praxis

Großes Angebot an Parametern & Co

Mittels der sieben Taster und drei Potis lässt sich eine erstaunliche Vielfalt an Parametern bedienen, die zum Teil durch Druck auf die entsprechende Funktionstaste OSC, Filter, EG, etc. aufgerufen werden. In der Oszillator-Abteilung gibt es neben den üblichen Verdächtigen, wie Sägezahn Dreieck, Rechteck und dem von Korg entwickelte VPM-Oszillator (Variable Phase Modulation) 16 Slots für User-Oszillatoren, von denen ab Werk nur einer besetzt ist.
Filter gibt es in 12- und 24-dB Varianten als Tief- Hoch- und Band-Pass. Der Filter lässt sich auch deaktivieren, was bei einigen Oszillator-Typen durchaus Sinn macht. Die Filter Modulation, Sweep genannt, klingt nach einem Envelope, der positiv wie auch negativ auf die Filterfrequenz einwirken kann. Ein Zusammenhang mit dem aktiven EG ist klanglich nicht auszumachen. 
Bei den Hüllkurven (EG) lässt sich zwischen ADSR-, AHD- und AR-Typen wählen. Zudem gibt es eine loop-bare AR-Hüllkurve, die dank der schnellen Attack- und Release-Zeiten und die Möglichkeit den Envelope zu deaktivieren. Seltsamerweise hat man bei der ADSR- und der AHR-Hüllkurve nur Zugriff auf Attack und Release. Die Effekt-Sektion hat bereits einige Standard-Effekte, wie Chorus, Flanger, Phaser, diverse Delay-Varianten und Reverb-Spaces an Board, bietet aber 16 weitere User Effekt-Slots in der MOD-Abteilung und je acht in der Delay- und Reverb-Abteilung, die mittels 3rd-Party-Effekten bestückt werden können.

Der Korg NTS-1 ist ein hochwertig gestalteter Micro-Synth mit vielen klanglichen Möglichkeiten, die durch die USER-Oszillatoren und Effekte ständig erweitert werden können.
Der Korg NTS-1 ist ein hochwertig gestalteter Micro-Synth mit vielen klanglichen Möglichkeiten, die durch die USER-Oszillatoren und Effekte ständig erweitert werden können.

Eingestelltes speichern, aber wie?

Auf Reisen und bei sonstigen Wartezeiten ist der NTS-1 im Kopfhörer- und Powerbank-Betrieb der perfekte Zeitvertreib für den Synth-Liebhaber. Ist man einmal in die komplexe Klangvielfalt eingetaucht und hat die vielseitigen Möglichkeiten erkundet, kommt natürlich irgendwann der Wunsch auf das Erarbeitete zu speichern. Doch da muss der Kleine passen, es gibt genau ‚Null‘ Speicherplätze. Zieht man den Strom, ist nach dem Einschalten wieder der trockene Sägezahn durchs offene Filter zu hören, der Default-Sound. Das mag zunächst befremdlich erscheinen und könnte sich zukünftig durch ein Update ändern, aber im Moment muss man zu anderen Mitteln greifen um seine klanglichen Entdeckungen festzuhalten.
Zum Glück sind sämtliche Parameter MIDI-CCs zugeordnet (MIDI Continous Controller), die das Gerät über die USB-Schnittstelle sowohl sendet als auch empfängt. Schließt man den NTS-1 an einen Computer an, hat man nun alle Möglichkeiten, seine Performance in einer DAW aufzuzeichnen, oder dort die entsprechenden Controller zu programmieren und an den NTS-1 zu senden. Leider hört man das Display des NTS-1 leise auf dem Kopfhörerausgang, wenn dieser den Strom vom Rechner bezog, da half auch kein einem USB-Hub. Versorgt man den Kleinen mit einem üblichen 5V Netzteil, gibt es keine Probleme, aber man büßt die Möglichkeit ein MIDI über USB zu übertragen. Zum Glück ist das Störgeräusch sehr niedrigpegelig und lässt sich daher in der musikalischen Situation gut ausblenden. Hier kann man einen Blick auf die MIDI-Implementation werfen.
Das sieht vielleicht auf den ersten Blick etwas kompliziert aus, doch keine Bange, die Sache ist denkbar einfach, denn es geht uns nur um die mit „Control Change“ bezeichneten Angaben: Den 29 Parametern sind MIDI-CCs zwischen CC 14 und CC 118 zugewiesen. Nun kann man diese direkt am Gerät, oder etwas bequemer mit einem externen MIDI-Controller performen und sie auf Controller Spuren in der DAW, z. B. in Cubase aufnehmen. Auf diese Weise erhält man fast so etwas wie ein Preset: Fährt man eine bestimmte Stelle im Arrangement an, sind alle Parameter wieder so gesetzt wie wir den Sound gestaltet haben. 

Ein Ausschnitt aus der MIDI-Implementation des NTS-1. Mittels dieser MIDI-Controller lassen sich alle klangbestimmenden Parameter des Synths kontrollieren. (Foto: Joker Nies)
Ein Ausschnitt aus der MIDI-Implementation des NTS-1. Mittels dieser MIDI-Controller lassen sich alle klangbestimmenden Parameter des Synths kontrollieren. (Foto: Joker Nies)

Wo findet sich der USER-Content?

Von Hause aus hat der NTS-1 bereits ein USER-Element mitbekommen. Der Waves genannte Oszillator hat nur einen Parameter, der einen Sinus in eine komplexe Wellenform überführt. Für weitere USER-Files, die es ja auch für die Mod- Delay- und Reverb-Effekte gibt, muss man sich bei externen Entwicklern umschauen. Korg listet hier einige Entwickler, die für die Multi-Engine programmieren.
Neben kostenpflichtigen Oszillatoren und Effekten, für die man auch gegen Geld erhalten kann, gibt es auch diverse Donationware-Produkte, die ein prima Einstieg sind. Hier findet man diverse Oszillatoren und Effekte, die zwar zumeist für den Prologue oder den Minilogue XD programmiert wurden, aber sich durch einfache Umbenennung der Datei-Endung von XXX.prlgunit in XXX.ntkdigunit auch in den NTS-1 laden lassen. 

Die kostenlose Librarian Software ermöglicht den Austausch von User Oszillatoren, und Effekten. (Foto: Joker Nies)
Die kostenlose Librarian Software ermöglicht den Austausch von User Oszillatoren, und Effekten. (Foto: Joker Nies)

Wie klingt der Korg NTS-1?

Wie der kleine NTS-1 klingt und welche Möglichkeiten er bietet, hört ihr hier. Beim ersten Klangbeispiel kann man am Anfang und in der Mitte leise das USB-Geräusch wahrnehmen, das auftritt wenn die Stromversorgung vom Rechner kommt.

Audio Samples
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Tiefpass Filter: Erst 12 dB Lowpass, dann 24 dB Lowpass mit Saw (leises USB-Störgeräusch hörbar) Slow LFO: Langsamer LFO steuert Saw-Shape, dann Pitch Fast LFO: Schneller LFO steuert Saw-Shape, dann Pitch Tremolo: Tremolo mit Saw-Wave Looping AR: AR-Loop erzeugt Ringmodulator-ähnliche Klänge Tape Delay: Das Tape Delay gehört zum Standard HP Delay: Beim HP-Delay ist ein Hochpass-Filter im Rückkopplungsweg Pseudo-Delay: Donationware Delay von Hamondeggsmusic Grit-Delay: Donationware Delay von Hamondeggsmusic Submarine Reverb: Grit Delay + Ensemble-Effekt und Submarine Reverb Rise Reverb: VPM-Oszillator mit Grit-Delay und Rise-Reverb Plate Delay: LFO steuert Saw-Shape, Pseudo Delay, Plate-Reverb Stereo-Delay: Sequenz, Saw mit Waveshaping, Stereo Ping-Pong Delay, Plate Reverb Drone: Drone mit Chorus, Pseudo Delay und Submarine Reverb

In Zukunft wird es sicher mehr User-Files geben, die direkt für den NTS-1 entwickelt werden. Um diese zu laden und zu verwalten, braucht man die kostenlose Librarian-Software, die zwar auf der Produktseite beworben wird, aber erst in den Untiefen der Supportseiten zu finden ist. Hier ist ein bisschen Geduld angesagt, denn die Seite braucht etwas Zeit um vollständig zu laden und zeigt zunächst nur die Bedienungsanleitung an. Was uns in Zukunft erwartet, ahnt man, wenn man diese Custom-Panels sieht, die auf ganz andere, neue Funktionen hinweisen.

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Fazit

Korg hat alles richtig gemacht. Die nahe liegende Idee, eine bereits vorhandene Hardware-Einheit auf unterschiedliche Art zu nutzen, wurde auf überraschende Weise umgesetzt. Der Spin-Off der Korg Multi-Engine als preiswerter und hochpotenter Micro-Synthesizer, trifft genau dort ins Herz, wo wir uns 2011 in den Korg Monotron verliebten. Fast spielzeugartig winzig, aber mit großem Sound für kleines Geld. Das Fehlen zumindest eines Speicherplatzes, der die letztgewählten Einstellungen sichert, wirkt etwas unausgegoren. Auch bei den Hüllkurven vermisst man etwas, nämlich den Zugriff auf Decay, Hold und Sustain. Dank der vollständigen MIDI-CC Parametrisierung, lässt sich das Potenzial des Instruments trotzdem optimal nutzen und auch ein Editor, mit Speichermöglichkeiten ließe sich mit einfachen Mitteln realisieren. Insgesamt präsentiert sich das erste Nu:teckt Instrument, der Korg NTS-1, als hochwertig gestalteter Micro-Synth mit vielen klanglichen Möglichkeiten, die durch die USER-Oszillatoren und Effekte ständig erweitert werden können. Eine Spielwiese an Möglichkeiten für wenig Geld.

Unser Fazit:
3,5 / 5
Pro
  • Erstaunliche Klangvielfalt
  • Erweiterbar durch neue Oszillatoren und Effekte
  • Alle Parameter über MIDI-CCs steuerbar
  • Tolles Preis-Leistungsverhältnis
  • Viel Leistung auf kleinstem Raum
Contra
  • Keine Presets, Einstellungen gehen beim Ausschalten verloren
  • Leichte Störgeräusche beim USB-Betrieb am Rechner
Artikelbild
Korg NTS-1 Test
Für 88,00€ bei
Der Korg NTS-1 ist ein hochwertig gestalteter Micro-Synth mit vielen klanglichen Möglichkeiten, die durch die USER-Oszillatoren und Effekte ständig erweitert werden können.
Der Korg NTS-1 ist ein hochwertig gestalteter Micro-Synth mit vielen klanglichen Möglichkeiten, die durch die USER-Oszillatoren und Effekte ständig erweitert werden können.
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