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Korg Grandstage Test

Das Korg Grandstage in der 88-Tasten-Version
Das Korg Grandstage in der 88-Tasten-Version

Mit dem auf der NAMM Show 2017 erstmalig gezeigten Grandstage läutet Korg seine neue Stagepiano-Generation ein. Das Korg Grandstage ist in zwei Tastaturvarianten mit 73 bzw. 88 Tasten verfügbar, welche technisch identisch sind und sich nur in den Abmessungen und dem Gewicht voneinander unterscheiden. Beide Stagepianos verfügen über gewichtete Hammermechaniken des Typs RH-3 und werden mit einem passenden Pianoständer ausgeliefert.
Das Grandstage ist mit sieben unterschiedlichen Sound-Engines ausgerüstet – ein Prinzip, mit dem es der Kronos aus gleichem Hause zu einem Schwergewicht unter den Workstations gebracht hat. Das deutet an, dass Korg die Messlatte auch jenseits der Pianoklänge ein Stück weiter nach oben verschieben möchte und lässt auf ein qualitativ hochwertiges und vielfältiges Soundangebot hoffen. Obendrein verspricht der Hersteller eine einfache Bedienbarkeit. Wie das auf der Summer NAMM Show 2017 mit dem „Best in Show Award“ ausgezeichnete Korg Grandstage klingt und wie gut es sich im Vergleich mit der Konkurrenz von Yamaha, Kawai, Roland und Nord behaupten kann, soll dieser Test beschreiben.

Details

Geschichte

Mit dem Grandstage bringt Korg wieder ein echtes Stagepiano für den professionellen Markt heraus, nachdem der Hersteller in diesem Segment in den letzten Jahren nicht sonderlich aktiv war, vom erfolgreichen Retro-Stagepiano SV-1 einmal abgesehen. Die Geschichte der Korg Stagepianos reicht aber gut und gerne mehr als 30 Jahre zurück: Sie begann in den 1980er Jahren mit dem SG-1 (76 Tasten) und SG-1D (88 Tasten), die sich der neu entwickelten Sampling-Technik (damals mit „üppigen“ 12 bit!) bedienten, bereits mit gewichteten Tastaturen ausgestattet waren und den neuen MIDI-Standard unterstützten. Fast 10 Jahre später folgte 1997 das SGproX, das mit 16-bit-Samples und umfangreichen Masterkeyboard-Funktionen zu seiner Zeit ein echter Kraftprotz war. Damals waren Computer-basierte Sample Librarys noch keine Option, und so brachte Korg den Sound mit dem SG-Rack im 19“-Format auch ins Studio. Danach ließ ein echtes Stagepiano von Korg lange auf sich warten, während der Hersteller mit Workstations und Synthesizern große Erfolge feierte. Erst 12 Jahre nach dem SGproX folgte im Jahr 2009 mit dem SV-1 Stage Vintage Piano wieder ein Stagepiano, das sich mit seinem Retro-Look zum schärfsten Konkurrenten des Nord Electro entwickelte. Das SV-1 wird bis heute unverändert gebaut und wird nun durch das Grandstage ergänzt, das mit seinen vielen Sound Engines einen breiteren Schwerpunkt setzt.

Auspacken

Schon beim Auspacken fällt auf, dass das Grandstage recht kompakt ist, was bei einem Bühneninstrument natürlich von Vorteil ist. Ganz besonders trifft das auf die 73er-Version zu, die sich naturgemäß an Keyboarder richtet, die auf ein kompaktes, transportables Instrument Wert legen. Auch beim Gewicht tragen beide Varianten nicht allzu dick auf. Hier müssen in der 73er-Version 17kg geschleppt werden; das 88er wiegt 3kg mehr und liegt damit knapp unter dem Roland RD-2000 (21,7kg), ganz zu schweigen von Kalibern wie dem über 30kg schweren Kawai MP-11. Gewichtete Hammermechanik-Tastaturen und deren Aufhängung haben eben ihr Gewicht, und auch das in das Gehäuse eingebaute Netzteil trägt sicherlich dazu bei. Das Gehäuse selbst ist stabil gefertigt, um das diffizile Innenleben vor dem rauen Alltag zu schützen. Die Oberseite und die schützende Kante vor der Tastatur bestehen aus Metall.

Fotostrecke: 6 Bilder Das Korg Grandstage ist recht kompakt gebaut und steckt in einem stabilen Gehäuse.

Lieferumfang

Das Grandstage wird mit einem passenden Ständer ausgeliefert. Das mitgelieferte Gestell namens „Standard M-SV“ ist für meine Augen ein wirklich schickes und stabiles Teil, gefertigt aus verchromtem Metall und Aluminiumprofilen. Die Stabilität wird durch feststellbare Bodenelemente sowie durch Querstabilisatoren auf der Rückseite des Ständers sichergestellt. Die höhenverstellbare Auflage lässt sich in ihrer Neigung verändern. Vergleichbare Ständer können richtig ins Geld gehen, insofern ist diese Zugabe ausdrücklich zu begrüßen. Wer schon einen stabilen Keyboardständer hat oder das Grandstage in eine vorhandene Keyboardburg integrieren möchte, würde sich jedoch vielleicht wünschen, das Instrument alternativ auch ohne den Untersatz erwerben zu können. Ebenfalls mit dabei ist ein Sustainpedal, das einen stabilen Eindruck macht und Half-Damper-fähig ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Korg Grandstage auf dem mitgelieferten Ständer

Optik

Das optische Erscheinungsbild des Grandstage ist geprägt von schlichter Eleganz. Die dunkle Ausführung zeigt sich mit edel aussehenden, mattschwarzen Seitenteilen, nebst einer schwarzen Bedienoberfläche aus gebürstetem und eloxierten Aluminium. Die Innenseiten der Seitenteile sowie die geschwungene Erhöhung hinter der Tastatur zur Oberseite sind in hochglänzendem Schwarz gehalten. Die “Naht” zwischen den Seitenteilen und der Gehäuseoberseite ist zudem mit silbernen Zierleisten veredelt. Lediglich die Fläche hinter dem Bedienfeld, welche die andere Hälfte der Instrumentenoberseite abdeckt und sich über die Rückseite des Grandstage zieht, bedient sich einer anderen Oberflächenstruktur und zeigt eine in Grautönen gehaltene Maserung.
Das Stagepiano wirkt alles in allem sehr aufgeräumt. Das eingangs erwähnte, kompakte Erscheinungsbild erklärt sich insofern, als dass die sonst meist links neben der Tastatur verbauten Echtzeit-Controller, in diesem Fall ein Pitch- und ein Mod-Wheel, bei beiden Grandstage-Versionen weiter oben auf dem Bedienfeld untergebracht sind. Das ist gerade bei 88-Tasten-Instrumenten, bei denen die Hersteller das Gehäuse zu Recht nur ungern noch weiter verbreitern, zwar nicht ungewöhnlich, aber doch immer ein bisschen gewöhnungsbedürftig, weil man zur Bedienung der beiden Räder nach oben greifen muss. Im schlechtesten Fall verdeckt ein darüber positioniertes Instrument die Sicht auf beide Controller. Fakt ist jedoch, dass durch diese Bauweise die gesamte Baubreite im Zaum gehalten konnte.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Stagepiano hat eine aufgeräumte Optik.

Tastatur

Für ein Stagepiano ist eine ausgewogene Tastatur das “A und O”. In erster Linie sollte sie natürlich pianistischen Ansprüchen genügen. Gerade bei einem Stagepiano, mit dem im Bühnenalltag ja nicht selten auch andere Sounds außer Klavier gespielt oder MIDI-Klangerzeuger angesteuert werden, sollte die Tastatur meiner Ansicht nach aber nicht übermäßig schwergängig sein, damit die Finger bei einem langen Gig nicht ermüden und auch das eine oder andere Synthie- oder Orgel-Lick flott von der Hand geht. In beiden Grandstage-Modellen verbaut Korg seine RH3-Tastatur (Real Weighted Hammer Action 3) aus japanischer Fertigung, die auch in anderen Korg-Produkten wie Kronos-73, Kronos-88, SV-1 (beide Tastaturvarianten) sowie einigen Digitalpianos (z.B. LP-380, G1, etc.) eingesetzt wird. Die im Grandstage eingebaute Variante verzichtet auf Aftertouch, was aber in dieser Preisklasse üblich und bei den typischen Aufgaben eines Stagepianos zumeist auch kein Problem ist. Bei der RH3-Tastatur handelt es sich um eine skaliert gewichtete Hammermechanik, bei welcher die Gewichtung der Tastaturbereiche der eines akustischen Flügels nachempfunden sein soll. Das bedeutet, der Bassbereich bietet einen etwas höheren Tastenwiderstand als der Diskant, wodurch das Spielgefühl wie auf einem echten Flügel simuliert wird. Durch die leicht angeraute Oberflächenstruktur der schwarzen Tasten fühlt sich die RH3-Tastatur dabei wirklich griffig an und lässt sich mit feiner Ansprache spielen.

Die RH3-Hammermechanik ist ausgewogen und lässt sich sehr gut spielen.
Die RH3-Hammermechanik ist ausgewogen und lässt sich sehr gut spielen.

Bedienfeld

Das Bedienfeld des Grandstage befindet sich komplett auf der dunklen, eloxierten Aluminiumplatte oberhalb der Tastatur und wirkt auf den ersten Blick sehr aufgeräumt. Aufgeteilt in unterschiedliche Sektionen, finden wir von links nach rechts zunächst das Pitchwheel und das Modulationsrad, den Mastervolumenregler, die beiden frei belegbaren Switches 1 und 2, das Poti für den regelbaren Dynamikbereich, der eine Besonderheit beim Grandstage ist, sowie einen mit drei Schiebereglern zu betätigenden 3-Band-Equalizer mit fühlbarer Neutralposition im Regelbereich.
Den zentralen Bereich des Bedienfelds nehmen die beiden Klangerzeugungs-Blöcke „ENSEMBLE“ und „KEYBOARD“ ein, auf die sich die insgesamt 500 Sounds des Grandstage aufteilen. Sie verfügen jeweils über einen Wahlschalter für die Klangkategorie, einen Encoder zur Wahl der Variation innerhalb der Kategorie (also die eigentlichen Sounds), einen Lautstärkeregler und einen Edit-Button. In jeder Sektion sorgt zudem ein eigenes kleines EL-Display (EL=Elektrolumineszenz) mit einer Auflösung von 128 x 64 Pixeln für eine gute Übersicht.
Zwischen diesen beiden Blöcken liegt der zentrale FAVORITES-Bereich, der für das Abrufen von Presets und Speichern von eigenen Settings zuständig ist. Mit den FAVORITES-Tastern lassen sich bis zu 64 eigene Einstellungen registrieren, die maximal je einen Sound aus den beiden Sektionen Keyboard und Ensemble umfassen können. Auf dieser Ebene können also auch Layer oder Splits aus zwei Klängen realisiert werden. 32 Plätze sind werksseitig mit Voreinstellungen gefüllt, welche aber alle überschrieben werden können.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Bedienfeld beginnt links mit den Rädern für Pitch Bend und Modulation.

Springen wir nun nach rechts, wo sich die REVERB/DELAY-Sektion anschließt. Hier findet man einen Wahlschalter für den Effekttyp, flankiert von einem Regler für die Intensität (Depth). Für die Delays hat Korg löblicherweise an einen Tap-Button gedacht. Ganz rechts schließen weitere Funktionstaster das Bedienfeld ab, darunter auch der Transpose Button sowie ein “Panel Lock”-Taster, der, wenn betätigt, ein unbeabsichtigtes Verstellen von Parametern im Live-Betrieb verhindern soll. Gute Idee!
Die ENSEMBLE-, KEYBOARD- sowie die REVERB/DELAY-Sektionen verfügen bei den wichtigsten Drehreglern über rote LED-Kränze, die die momentane Stellung markieren. Diese sind aufgrund ihrer Helligkeit bei Dunkelheit und bei Tageslicht sehr gut zu erkennen. Alle Funktionen oder Sektionen, die einen direkten Einfluss auf das Soundgeschehen haben, lassen sich darüber hinaus durch dedizierte Taster nach Belieben ein- und ausschalten, ohne Untermenüs bemühen zu müssen. Das bewahrt den Überblick und spricht für die Bühnentauglichkeit des Grandstage.

Fotostrecke: 2 Bilder Ganz rechts sind die Effekte zu finden, daneben die praktische Panel-Lock-Funktion.

Anschlüsse

Auf der Rückseite des Grandstage findet man zunächst eine vorbildliche Kaltgerätebuchse für das Netzkabel sowie den Ein- und Auschalter. Letzterer liegt aber wider Erwarten nicht in der Nähe des Netzanschlusses, sondern ist in Richtung der Gehäusemitte zu den anderen Anschlüssen gerückt. Das finde ich persönlich nicht so praktisch, sucht man ihn doch zunächst instinktiv beim Stromkabel. Aber der Schalter steht recht erhaben an seinem Platz und ist durch kurzes, blindes Streichen über die Rückseite schnell gefunden.
In unmittelbarer Nähe des Netzschalters liegt die Audio-Ausgangs-Sektion des Grandstage. Audiosignale werden hier professionell über zwei symmetrische XLR-Anschlüsse ausgegeben, wahlweise stehen aber auch zwei unsymmetrische Klinken-Ausgänge zur Verfügung. Wenn es mit der Stromversorgung mal nicht so richtig hinhaut, kann eine Massenschleife durchaus ein Brummen oder Rauschen in das Audiosignal einstreuen. Der praktische Lift-Ground-Schalter soll hier praktische Abhilfe schaffen und kann die DI-Box ersetzen. Einen Kopfhöreranschluss sucht man auf der Rückseite vergebens; dieser befindet sich zeitgemäß und leicht zugänglich an der linken Vorderseite des Stagepianos. 

Fotostrecke: 4 Bilder Die Rückseite des Korg Grandstage ist gut bestückt.

Direkt neben den Audioausgängen befinden sich die Anschlüsse für Fuß-Controller. Hier lassen sich das mitgelieferte Dämpferpedal, ein frei belegbarer Fußschalter oder -taster und ein Expression Pedal anschließen. Der frei belegbare Fußtaster kann z.B. Funktionen wie die Umschaltung der Geschwindigkeit des eingebauten Orgel-Rotoreffekts regeln, Sounds umschalten und sogar Effekte steuern. Übrigens, Effekte und andere Funktionen lassen sich auch mit den auf der Gehäuseoberseite untergebrachten Switches 1 und 2 beeinflussen. Aber dazu später mehr.
Neben den Pedalanschlüssen befinden sich die üblichen MIDI IN / OUT DIN-Buchsen für einen MIDI-Datenaustausch mit externen MIDI-Geräten. Daneben liegen die USB-Ports A und B, wobei Port A für die Verwendung von Flashspeichern (z.B. USB-Sticks) zum Laden und Sichern von FAVORITE-Daten dient. Port B ist ein USB-MIDI-Port zur direkten Verbindung mit einem Rechner (Mac oder PC). Für die Verwendung des USB-Ports B ist die Installation des passenden Korg USB-Treibers notwendig, den man im Download-Bereich der Korg Website erhält.
Zum Schluss gibt es auf der linken Seite der Gehäuserückseite neben dem großen “Grandstage” Schriftzug ein voluminöses KORG-Logo, das auf Wunsch auch leuchten kann und das nicht nur in weiß, sondern auch in den Farben rot, pink, blau, grün, purpur oder gold. Das ist aber noch nicht alles: Im Modus „Cycle“ ändert sich die Farbe im zeitlichen Verlauf und wer noch eine Schippe drauflegen will, kann die Farbe der Logobeleuchtung auch mit der Spieldynamik steuern. Eine witzige Spielerei, die Aufmerksamkeit verschafft, wenn man als Keyboarder mal wieder in der dunkelsten Bühnenecke gelandet ist… Die Standardeinstellung ist allerdings ein dezentes Weiß.

Fotostrecke: 3 Bilder Das KORG-Logo leuchtet auf Wunsch in verschiedenen Farben.
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Praxis

Konzept und Struktur

Wenn man sich die Spezifikationen des Grandstage ansieht, fällt einem sofort der Begriff “7 Sound Engines” ins Auge. Hier kommt schnell die Vermutung auf, dass Korg für das Grandstage auf die Tonerzeugung der Kronos Workstation zurückgegriffen hat. Das trifft aber nur teilweise zu. Der Kronos bietet neun Sound Engines, aber eine einfache Reduktion auf sieben Engines im Grandstage ist nicht der Wahrheit letzter Schluss. Im Grandstage sind die folgenden fünf Sound Engines des Kronos anzutreffen: SGX-2, EP-1, CX-3, AL-1 und HD-1. Verglichen mit der Workstation fehlen also STR-1, MOD-7, MS-20 und POLYSIX. Neu im Grandstage und bislang selbst im Kronos nicht zu haben, sind die Engines “VOX” und “Compact”. Somit findet sich im Grandstage eine nicht geringe Auswahl an Kronos Sound Engines, die ein recht üppiges Soundpotenzial versprechen. Ob die neuen Engines “VOX” und “Compact” in Zukunft auch für den Kronos verfügbar sein werden, konnten wir allerdings nicht in Erfahrung bringen – das nächste Kronos-Update wird es zeigen.
Das Grandstage bietet insgesamt 500 Programs (Sounds), die auf die beiden Sektionen “ENSEMBLE” und “KEYBOARD” aufgeteilt sind. Die Programs der unterschiedlichen Kategorien kann man einzeln spielen, man kann aber auch zwei Programs layern oder splitten. Programs können direkt über die Wahl einer Kategorie und Variation in den Sektionen KEYBOARDS und ENSEMBLE selektiert werden und verfügen über eine werksseitige Voreinstellung der Effekte. Häufig verwendete Programs oder eigene Kombinationen lassen sich zum schnellen Abrufen in der 64 Speicherplätze umfassenden FAVORITES-Bank ablegen. 

Fotostrecke: 2 Bilder Die Keyboards-Sektion des Grandstage

Klangauswahl und Editierung

Ganz im Sinne eines Bühneninstruments liegt der Fokus beim Grandstage auf einer unkomplizierten Soundauswahl und der leichten Bedienung der wichtigsten Parameter für den Live-Betrieb. Wie das in der Praxis funktioniert, möchte ich hier anhand der KEYBOARDS-Sektion beschreiben. Dasselbe Prozedere gilt analog auch auf den ENSEMBLE Bereich.
Ist der Taster der KEYBOARDS-Sektion aktiviert und leuchtet rot, so können mit dem darunterliegenden Auswahlencoder die verschiedenen Sound-Kategorien der Sektion aufgerufen werden. Ein roter LED-Indikator zeigt auch optisch an, wohin die Wahl gefallen ist. Auswählen lässt sich aus folgenden Kategorien (von links nach rechts): GRAND, UPRIGHT, EP RD, EP WL, EP SYN, CLAV, ORGAN und ENSEMBLE.
Nach dem Auswählen der Kategorie werden die aktuelle Programmnummer sowie der Programmname im kleinen EL-Display der Sektion angezeigt. Die beiden im Grandstage verbauten Displays sind recht klein, aber durch ihre scharfen Lettern und ihre Helligkeit bei Tageslicht und Dunkelheit gut zu lesen. Dennoch, ein bisschen größer hätte ich sie mir schon gewünscht. Mit dem Poti VARIATION unterhalb des Displays kann man nun die zur Verfügung stehenden Sound-Alternativen innerhalb dieser Kategorie auswählen. Der Übergang zwischen den einzelnen Kategorien ist übrigens fließend. Erreiche ich z.B. das letzte Program der GRAND-Kategorie und drehe weiter nach rechts, so springt das Grandstage zum ersten Programm der UPRIGHT-Kategorie, u.s.w.
Mit dem LEVEL-Poti lässt sich die Lautstärke der Sektion jederzeit unkompliziert anpassen. Auch hier hilft ein roter LED-Kranz bei der Übersicht auf einer dunklen Bühne. Darunter wartet ein beleuchteter EDIT-Button, der ein Untermenü zum Bearbeiten der wichtigsten Parameter des gerade gewählten Klangs aufruft. Nach dem Druck auf EDIT kann man über den VARIATION-Encoder die zur Verfügung stehenden Parameter und mit dem LEVEL-Regler die Werte justieren. Folgende Parameter werden geboten:

  • Octave: –3, –2, –1, 0, +1, +2, +3
  • Tune: –100 … 0 … +100 (cents)
  • Release: –100 … 0 … +100%
  • Sound-Parameter 1-4: je nach Programm-Typ unterschiedlich*
  • Reverb Send: –inf … + 6.0dB
  • Damper: Off / On
  • Other Controls: Off / On

*Die maximal vier editierbaren Sound-Parameter unterscheiden sich je nach der für den gewählten Sound verwendeten Engine. Im Vordergrund steht hier das schnelle Anpassen der wichtigsten Klangeigenschaften im Live-Betrieb und nicht so sehr eine komplette, detaillierte Editierung. Die Parameterwelt, die der Kronos in und mit seinen Engines bietet, ist in der Portierung für das Grandstage auf ein Minimum reduziert worden. Das heißt, alle Sounds des Grandstage sind werksseitig komplett vorprogrammiert und können nur in ihrem Grundverhalten verändert werden, was im Gegenzug dafür sorgt, dass die Parameterwelt nie unübersichtlich wird. Dennoch frage ich mich, ob nicht ein Software Editor denkbar wäre, mit dem man die Sounds am Rechner in allen Details bearbeiten könnte – im Hintergrund arbeiten ja die aus dem Kronos stammenden Engines.

Fotostrecke: 5 Bilder Im EDIT Mode lassen sich die wichtigsten Soundparameter bearbeiten.

FAVORITE-Sektion und Split/Layer

Die FAVORITE-Sektion ist das “Gedächtnis” des Grandstage. Hier lassen sich komplette Registrierungen sichern, wie man sie für seine Songs bzw. für einen Gig benötigt. Darunter können sich einzelne Sounds aus den Sektionen ENSEMBLE und KEYBOARDS befinden, aber auch deren Kombinationen als Layer oder Splits. Diese Sektion “merkt” sich alle Einstellungen der Sektionen ENSEMBLE, KEYBOARDS und REVERB/DELAY. Nicht gesichert werden die Einstellungen für DYNAMICS und den 3-bandigen Equalizer.
Die FAVORITE-Sektion bietet insgesamt 64 Speicherplätze, aufgeteilt in die Bänke A-H sowie die Speicherplätze 1-8. Werksseitig sind hier schon 32 Settings vorprogrammiert, die aber alle änderbar und überschreibbar sind. Ein eigenes Display für das Anzeigen des gerade aufgerufenen Settings ist hier nicht vorhanden und es gibt leider keine Möglichkeit, Favorites zu benennen. Man muss sich also merken oder auf der Setliste notieren, dass A1 das Rhodes für Song A und D7 der Piano/Synth Split für Song B ist. Das ist etwas schade und hier hätte ich mir ein kleines zusätzliches Display und eine Benennungsmöglichkeit gewünscht.
Brauche ich einen Split, so aktiviere ich zunächst beide Sektionen ENSEMBLE und KEYBOARDS gleichzeitig und drücke die SPLIT-Taste. In der Standardeinstellung liegt der ENSEMBLE-Bereich auf der linken Seite und der KEYBOARD-Bereich auf der rechten Seite des Splitpunkts. Der Teilungspunkt ist werksseitig auf C4 eingestellt und lässt sich einfach verändern, indem man SPLIT gedrückt hält und die gewünschte Taste der Klaviatur betätigt. Will ich die beiden Sounds um den Split-Punkt vertauschen, drücke ich die Taste “SWAP”. Möchte ich einen Layer, schalte ich die SPLIT-Funktion aus und die beiden gewählten Sounds aus den Sektionen KEYBOARDS und ENSEMBLE werden übereinander geschichtet. Das ist wirklich ganz einfach und klappt auch auf der Bühne problemlos.
Mit diesem Verfahren lassen sich also sehr bequem Splits und Layers aus jeweils einem Sound aus den beiden Sektionen erstellen. Doch was ist, wenn man zum Beispiel einen Flügelsound mit einem E-Piano layern möchte oder einen Split aus einem Pad und einem Lead Synth braucht, also zwei Sounds aus derselben Sektion? Auch das ist zum Glück möglich: In beiden Sektionen bietet der Wahlschalter jeweils eine Kategorie, in der die Sounds der jeweils anderen Sektion zur Verfügung stehen, also ENSEMBLE in der KEYBOARDS-Sektion und andersherum. So lässt sich, um beim eben genannten Beispiel zu bleiben, der Flügel unter KEYBOARDS auswählen und das E-Piano in der KEYBOARDS-Kategorie des ENSEMBLE-Bereichs. Die Auswahl ist dann zwar nicht ganz so komfortabel – man muss mitunter etwas am Variation-Regler kurbeln – aber immerhin: es geht!
Auch das Speichern von FAVORITES geht leicht von der Hand:
1. WRITE-Taste drücken (WRITE- und EXIT-Tasten blinken)
2. WRITE-Taste erneut drücken, um den aktuellen FAVORITES-Platz zu überschreiben oder
3. Um den Favoriten woanders hin zu speichern, einfach nacheinander eine Bank und danach eine Nummerntaste drücken.
4. Danach erlöschen die WRITE- und EXIT-Taster und der Sound ist sicher.

Die FAVORITES-Sektion ist das "Gedächtnis" des Grandstage.
Die FAVORITES-Sektion ist das “Gedächtnis” des Grandstage.

Sound

Doch jetzt zur wichtigsten Frage: Wie klingt das Korg Grandstage? Korg gibt mit einer Speichergröße von ca. 32 GB linear eine für den Stagepiano-Bereich neue Größendimension für das verwendete Samplematerial an. Sind mehr GB ein tatsächliches Mehr an Sound? Um das herauszufinden, habe ich hier ein paar Sounds der unterschiedlichen FAVORITES-Bänke angespielt, die sich aus dem Fundus der im Angebot befindlichen Sound-Kategorien bedienen. Los geht’s mit der KEYBOARDS-Sektion.
In der Kategorie GRAND dreht sich alles um Flügelsounds. Fünf unterschiedliche Modelle stehen zur Auswahl: Berlin Grand, German Grand, Austrian Grand, Japanese Grand und Italian Grand. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei den Grandpianos um folgende Originale handelt:

  • Berlin Grand: Bechstein
  • German Grand: Steinway
  • Austrian Grand: Bösendorfer Imperial
  • Japanese Grand: Yamaha-Flügel aus der C-Serie
  • Italian Grand: Fazioli

Laut Korg stammen alle Flügelsounds, die u.a. typische Eigenschaften wie Dämpfer-Resonanz, Saiten-Resonanz und Dämpfer-Noise sowie Tastatur-Noises bieten, aus der vom Kronos bekannten SGX-2 Engine. Die SGX-2-Engine streamt umfangreiches und ungelooptes Sample-Material mit bis zu 12 Layern pro Grand Piano direkt aus einem verbauten SSD-Speicher. Durch die Verwendung von ungeloopten Samples und die vielen Velocity-Layer klingen die gebotenen Grandpianos wirklich klasse und detailreich und haben jeweils ihren eigenen Charakter, sodass man für die unterschiedlichsten Stile gut ausgestattet ist. 

Audio Samples
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Dimensions, Grandstage Piano (Italian Grand, das Startpiano des Grandstage) ItalianPiano_PedNoisON_Ballade1_A2 (Eine zweite Variante des Italian Grands) Reminisce GermanPiano (German Grand) GrandstgPno plus ThicknesSynPad (German Grand im Layer mit Synth Pad) Promenade BerlinPianoDark (Berlin Grand) AustrianPno Walzer (Austrian Grand) Refugee JapanesePiano plus Pad (Japanese Grand im Layer mit Pad)

In der Upright-Kategorie findet man zwei Klaviere, die ebenfalls aus der SGX-2 Engine stammen. Hier ist mir leider nicht bekannt, welche Instrumente gesampelt wurden. Die Vermutung liegt aber nahe, dass es sich bei dem Upright 1 um ein Yamaha Akustikpiano handelt.

Audio Samples
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BluesFeelings UprightPiano1 (das Upright 1 Piano “out of the box”) Upright2 mit Tape Echo (das Upright 2 Piano mit ein bisschen Tape Delay)

Der trendige Sound der beiden Uprights setzt sich gut durch, wobei mir persönlich das Upright 1 Piano besser gefällt. Übrigens gibt es für alle Pianoklänge auch Monoversionen, die im Live-Einsatz mit einer Band oftmals die bessere und durchsetzungsstärkere Variante gegenüber einem detailreichen Stereo-Sound sein können, der im Bandkontext oft ohnehin nicht richtig zur Geltung kommt.
In einem Stagepiano dürfen klassische E-Pianos natürlich nicht fehlen. Die Rhodes- und Wurlitzer-Sounds der Kategorien EP RD und EP WL kommen allesamt aus der EP-1 Engine. Laut Korg bietet sie mit ihrer MDS (Multi-Dimensional Synthesis) Technologie ein besonderes Konzept der Dynamikumschaltung, welches auf subtilste Änderungen der Anschlagsstärke ansprechen soll. Im Umfang der EP-1 Engine befinden sich zudem Modelle der für diese Sounds gerne verwendeten Verstärker, Boxen, Lautsprecher und Vintage-Effekte.
In der Kategorie EP RD (RD = Rhodes) finden sich die klassischen Rhodes Modelle I, II, V sowie das customized Dyno-My-Piano, die mit den dazugehörigen, klassischen Effekten kombiniert wurden. 

Audio Samples
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West LA TineMarkIPhaser (Tine Mark I mit Phaser) Retrospection TineMarkITremolo (Tine Mark I mit Tremolo) Coastorama TineDynoChorus (Tine Dyno Piano mit vintage Chorus) Tine Mark2 Cabinet Switches1_2 (Tine Mark II Suitcase mit Amp-Simulation; Tremolo und Chorus über Switches 1 und 2)

Unter der Kategorie EP WL (WL = Wurlitzer) sind E-Pianos mit Metallzungen (Reed)- und Saitenmechanik zu finden. Darunter sind z.B. klassische Sounds der Wurlitzer-Modelle 200 und 200A sowie EGrands der 1980er Jahre wie das Yamaha CP-80. 

Audio Samples
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DeltaBlues Reed200ATremolo (Wurlitzer 200A mit Tremolo) Reed200 Chorus (Wurlitzer 200 mit vintage Chorus) SummerGrand EGrandPiano (EGrand mit Pad gelayert)

Die Kategorie EP SYN kümmert sich insbesondere um synthetische E-Pianos, darunter selbstverständlich die 80er-typischen FM Pianos à la Yamaha DX7.

Audio Samples
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Somewhere FMEPianoBellPad2 (Klassisches FM-EPiano mit Pad gelayert) SynthPiano Combi MG (Layer aus SynPiano und Synthesizer)

In der Kategorie CLAV gibt es z.B. funky Clavinet Sounds. Darunter ist auch das klassische D Modell, gesampelt mit vier unterschiedlichen Tonabnehmern. Die Klangerzeugung wird hier von der Physical Modeling Engine AL-1 sowie der PCM Sound Engine HD-1 übernommen.

Audio Samples
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SlidingDown ClavACAutoWah (Clavinet mit AutoWah)

Obwohl es eigentlich kaum möglich ist, Orgel und Piano auf derselben Tastatur gleichermaßen überzeugend zu spielen, gehören natürlich auch Orgeln zum gängigen und praxisgerechten Soundangebot eines Stagepianos. Die Kategorie ORGAN bietet Sounds aus dem Bereich elektromagnetischer Orgeln inkl. der typischen Merkmale wie den Vibrato/Chorus Effekt, die klassische Percussion, Einstellungen für Amps und einen für meine Ohren recht anständig klingenden Rotor Effekt, der gegenüber dem Kronos noch eine Verbesserung erfahren zu haben scheint. Diese Sounds stammen aus der CX-3 Sound Engine. Hier ist es besonders schade, dass sich die Klänge nicht detailliert bearbeiten lassen, denn auf das Zurechtbauen eigener Zugriegelregistrationen muss man beim Grandstage verzichten. Für die Demos wurde ein Split erzeugt – links Bass, rechts Orgel:

Audio Samples
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CX3 Organ Song Registrations (CX3 mit Amp-Overdrive. Zu- und abschalten von Percussion und Vibrato/Chorus durch Switches 1/2, Rotorsteuerung durch Mod-Wheel) GrooveMaster 888DrawbarOrgan plus FingerBass1 (CX3 im Split mit Fingerbass. Rotorsteuerung durch Mod-Wheel)

Dazu gesellt sich ein echter Klassiker, der in den 1960er Jahren in den Markt kam und in Europa und den USA großen Einfluss auf die Pop-Musik hatte: die legendäre VOX-Orgel, die üblicherweise mit dem Classic Rock der 1960er Jahre assoziiert wird. Berühmte Songs mit diesem Sound sind z.B. “House of the Rising Sun” von den Animals, “Light My Fire” von den Doors, “In A Gadda Da Vida” von Iron Butterfly und “I’m Down” von den Beatles. Die Sounds dieser Orgeln werden von der neuen VOX Sound Engine erzeugt, die das Grandstage selbst dem Kronos voraus hat.

Audio Samples
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Lobanza VOXOrgan2 (VOX-Orgel der 1960er Jahre) Alle Vox Organs (Alle VOX-Orgeln in sequentieller Folge. Durch die Switches 1/2 werden Registraturen umgeschaltet und Vibrato und zusätzliche Effekte aktiviert)

Hier ist aber noch nicht Schluss, es gibt mit „Compact“ ja noch eine zweite neue Sound Engine. Die Farfisa Compact Transistor Orgel kennt man auch von Schallplatten aus den 1960er Jahren, z.B. von “When a man loves a Woman” von Percy Sledge. 

Audio Samples
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Alle Farfisa Orgeln (Die Compact-Orgel im Split und mit Soundwechseln durch Betätigung der Switches 1 und 2)

ENSEMBLE-Klänge

Die ENSEMBLE-Sektion bietet eine große Auswahl an zusätzlichen Sounds, die alleine für sich oder in Kombination mit der KEYBOARDS-Sektion gespielt werden können. Der Inhalt der ENSEMBLE-Kategorien ist recht vielschichtig und wie folgt aufgeteilt:

  • STRINGS: Pads und Chöre, realistisch klingende Streicherensemble-Sounds und optimal zum Layern geeignete Synthie-Pads
  • BRASS: ein Querschnitt durch unterschiedliche Blech- und Holzblas-Ensembles
  • SYNTH: umfassendes Sortiment an vor allem polyphonen Synthesizer Sounds diverser Couleur
  • LEAD: zahlreiche Lead-Sounds monophoner und polyphoner Synthesizer
  • BELL/GTR: diverse Glocken- und Gitarrensounds
  • BASS: eine große Auswahl an Bass-Sounds, darunter Kontrabass, E-Bass, Synthie-Bass usw.
  • SFX/HIT: Soundeffekte, kurze Orchester-Samples und Schlaginstrumente

Die ENSEMBLE-Sounds sind natürlich eher als Ergänzung zu verstehen, schließlich ist das Grandstage zuallererst ein Stagepiano. Erfreulicherweise wurden sie von Korg aber nicht so stiefmütterlich behandelt, wie es bei manch anderem Digitalpiano zu beklagen ist, sondern klingen stellenweise richtig schön. Wer hauptsächlich Klavier und E-Piano spielt und hier und da mal eine Streicherfläche, einen Lead-Sound oder ein Pad benötigt, wird es sich in vielen Fällen sparen können, ein zweites Keyboard mitzuschleppen. Hier ein toller Split mit zwei Sounds aus der ENSEMBLE-Sektion:

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Split AnalogStrings1 EspressLead (Split-Sound mit der ENSEMBLE-Sektion: links Pad, rechts Synth-Lead)

Soundvariationen durch Echtzeit-Switches

Mit den SWITCHES 1 und 2 kann man während des Spielens dem Sound zugewiesene Parameter abrufen. Bei den Orgeln z.B. liegt auf SW1 die zuschaltbare Percussion, auf SW2 der ein- und ausschaltbare Vibrato/Chorus-Effekt. Bei den E-Pianos sind es in der Regel das Tremolo und der Chorus-Effekt. Allgemein kann man sagen: SW1 reguliert zumeist den Sound, SW2 kümmert sich um die Effekte. Übrigens lassen sich die ON- und OFF-Einstellungen für SW1 und SW2 auch mit in den FAVORITES speichern. Werden Splits und Layers gespielt, wirken die beiden Switches allerdings nur auf die KEYBOARDS-Sektion.

Switches 1 und 2 zum Abrufen von vorprogrammierten Einstellungen sowie zur freien Belegung
Switches 1 und 2 zum Abrufen von vorprogrammierten Einstellungen sowie zur freien Belegung

Kein Abreißen des Sounds beim Klangwechsel

Alle Sounds des Grandstage bedienen sich einer schon im Kronos gebotenen Funktion, welche das Abreißen des Sounds beim Wechseln zu einem anderen verhindert. Korg nennt das Smooth Sound Transition. Ein Beispiel: Ich spiele einen Pad-Sound und halte meinen letzten Akkord. Währenddessen wähle ich einen Lead-Sound. Mein Pad erklingt nun immer noch, während ich mit der anderen Hand bereits den neuen Lead-Sound spielen kann. Nehme ich nun die Hand, die den Pad-Sound gehalten hat, von der Tastatur und schlage erneut an, ist auch dort der Lead-Sound aktiv. Klasse! Auf diese Weise sind “Löcher” beim Soundwechsel ausgeschlossen.

Dynamik zusätzlich beeinflussen

Ein interessantes Feature bietet der DYNAMIC-Regler. Dieser lässt sich wie alle anderen Sektionen über einen Taster ein- und ausschalten. Steht das Poti in der gerasteten Mittelposition, passiert nichts. Drehe ich das Poti nach links, wird der Dynamikumfang des Sounds erweitert, was ideal für gefühlvolle Pianosoli oder sehr dynamische Begleitungen ist. Eine Rechtsdrehung des Dynamics-Reglers erzeugt einen, relativ zur Anschlagstärke, lauteren Sound bei flacherer Dynamik. Diese wird nämlich jetzt gemäß der Reglerbewegung nach rechts eingestampft.
Hinter der Funktion steckt kein Kompressor auf der Audio-Ebene, wie man ihn zum Beispiel beim Nord Stage findet. Vielmehr ist DYNAMIC wie eine stufenlose Anpassung der Velocity-Kurve zu verstehen. So kann man auf der Bühne spontan für mehr Durchsetzungskraft oder auch mal für eine erweiterte Dynamik sorgen, was sehr praktisch ist. Weil sie auf der MIDI-Ebene arbeitet, wirkt sich die Dynamikänderung aber nicht auf alle Programs im selben Rahmen aus. So sind z.B. alle Orgeln und manche Synthiesounds davon ausgeschlossen, da die zu Grunde liegenden Sounds entweder ohne oder nur mit geringer Velocity-Ansprache programmiert worden sind. Auch können Dynamikeinstellungen nicht in den FAVORITES gespeichert werden.
Das folgende Audiobeispiel zeigt die Wirkungsweise des DYNAMICS-Reglers am Beispiel eines Piano-Sounds. Der erste Teil der kleinen Sequenz zeigt den Sound mit einem Velocity-Wert von 70 gespielt. Danach wird der DYNAMICS-Regler langsam von links nach rechts gedreht, ohne die Anschlagstärke zu verändern. Während der Anschlag gleich bleibt, verändert sich der Sound drastisch.

Audio Samples
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Wirkungsweise des DYNAMICS-Reglers
Fotostrecke: 2 Bilder Der Dynamics-Regler erlaubt eine schnelle Justierung der Velocity-Kurve. Daneben der 3-Band-EQ.

Klangregelung auf die Schnelle

Mit dem 3-bandigen EQUALIZER lässt sich das komplette Klangbild des Grandstage an die räumlichen Gegebenheiten, den Sound der Band und die eigenen Vorlieben beim Gig anpassen. Wird der EQ benötigt, muss er zunächst aktiviert werden, was durch den rot leuchtenden Taster angezeigt wird. Der EQ arbeitet global und wirkt sich auf das gesamte Ausgangssignal des Grandstage aus. Auch er ist nicht speicherbar.

Effekte

Auch die Effekt-Sektion, namentlich REVERB/DELAY, lässt sich über einen eigenen Taster ein- und ausschalten. Acht Varianten (je viermal Reverb und Delay) können per Drehschalter selektiert werden. Geboten werden bei den Reverbs die Typen HALL, STAGE, ROOM und SPRING, während die Delay-Seite mit DELAY, CROSS, TAPE und MOD DLY aufwartet. Die Effektstärke wird mit dem daneben liegenden Regler DEPTH gesteuert und ist durch den dazugehörigen LED-Kranz leicht ablesbar. Für den DELAY-Bereich gibt es zusätzlich einen Tap-Taster, mit dem sich die Delays unkompliziert an das Songtempo anpassen lassen.
Die Effekte sind klanglich klassentypisch und bieten das Nötigste an Räumen und Delays. Einstellen lässt sich nur die Effektstärke (und bei den Delays das Tempo); weitere Eingriffsmöglichkeiten gibt es nicht. Im Vordergrund steht also auch hier die unkomplizierte Einstellung im Live-Betrieb. Das ist einerseits praxisgerecht, denn auf der Bühne geht es ja oftmals eher um „mal eben etwas Hall“ und nicht so sehr um die exakte Justierung der Parameter. Dennoch finde ich es etwas schade, dass hier der EDIT-Button gänzlich fehlt und man gar nichts einstellen kann, denn gerade bei der Aufwertung von Sounds ist das detaillierte Bearbeiten von Effekten ein wichtiger Punkt. Immerhin ist es möglich, bei Layer- und Split-Sounds die Effekt-Sends beider Komponenten über die EDIT-Parameter der jeweiligen Sektionen getrennt zu justieren.

Sperrbezirk

Für Sicherheit ist beim Grandstage auch gesorgt. Damit kein Anderer durch Herumfingern am Instrument wichtige Einstellungen ins Nirwana schickt oder man selbst nicht in der Hektik eines Auftritts versehentlich etwas verstellt, gibt es eine praktische Sperrfunktion namens “PANEL LOCK”. Ist sie aktiviert, werden alle Tasten und Regler auf dem Bedienfeld „eingefroren“ und reagieren nicht. Davon ausgenommen sind die Echtzeitcontroller: Pitch Bend, Modulationsrad, MASTER VOLUME-Regler, die beiden Switches SW1 und SW2 sowie die EXIT-Taste bleiben stets einsatzbereit.

Korg Grandstage Produktvideo

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Fazit

Korg bietet mit dem Grandstage ein optisch ansprechendes, modernes und sehr gut klingendes Stagepiano in zwei Tastaturvarianten. Der Soundvorrat stammt zum großen Teil aus dem Kronos, von dem fünf Sound Engines übernommen wurden. Zusätzlich sind mit den beiden Orgelmodellen VOX und COMPACT zwei Engines hinzugekommen, die es beim Kronos (noch?) nicht gibt. Die Soundqualität ist erwartungsgemäß sehr gut und mit über 30 GB (linear) an PCM-Daten bietet das Grandstage weit mehr Futter als die Konkurrenz. Die Grand Pianos und Uprights gefallen durch die Bank, was auf die ungeloopten Samples und die zusätzlichen Features, wie Saitenresonanzen und Noises zurückzuführen ist. Auch die E-Pianos und sogar die Orgeln können überzeugen, wobei man sich bei letzteren doch gelegentlich die Möglichkeit wünschen würde, die Zugriegeleinstellungen detailliert zu verändern. Der übrige Soundvorrat ist sehr groß und umfasst unter anderem Streicher, Bläser und Synth Sounds, die im Vergleich mit vielen anderen Stagepianos überraschend gut klingen und in vielen Fällen ein zweites Keyboard unnötig machen können.
Die Struktur des robusten Stagepianos ist auf einfache Bedienbarkeit ausgelegt. Die Klangauswahl geht schnell vonstatten, alle im Live-Betrieb wichtigen Features wie Split, Layer und Effekte sind in direktem Zugriff und mit der Favorites-Funktion lassen sich eigene Settings unkompliziert speichern. Im Gegensatz zum Kronos sind die Sounds beim Grandstage nicht in allen Details editierbar, sondern auf schnelle Einstellungen der wichtigsten Parameter im Bühneneinsatz ausgelegt. Einige grundlegende Klangeinstellungen lassen sich in den kurzen EDIT-Menüs vornehmen und als Favorites abspeichern. Ein Editor für das detaillierte Bearbeiten von Sounds zu Hause am Rechner steht aber ganz oben auf meiner Wunschliste.
Alles in allem hat Korg mit den beiden technisch identischen Grandstage-Tastaturvarianten zwei attraktive, professionelle Stagepiano präsentiert, die mit einem durchweg guten Sound und einer leichten Bedienbarkeit überzeugen. Angesichts des Gebotenen kann man die Preise als fair bezeichnen, zumal sogar ein schöner Ständer mitgeliefert wird.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • für den Bühnenalltag konzipiert, einfaches Bedienkonzept
  • sehr guter Sound
  • 7 Sound-Engines
  • ca. 30 GB PCM-Kapazität (linear)
  • gut spielbare Tastatur
  • Layers und Splits “on-the-fly” programmierbar
  • kein Abreißen des Klangs bei Soundwechsel
  • 64 Favoritenspeicher
  • Dynamics-Regler für mehr Ausdruck im Live-Spiel
  • symmetrische XLR-Ausgänge plus Klinken-Outputs
Contra
  • nur wenige Klangparameter editierbar
Artikelbild
Korg Grandstage Test
Für 1.998,00€ bei
Das Korg Grandstage ist ein modernes, sehr gut klingendes Stagepiano.
Das Korg Grandstage ist ein modernes, sehr gut klingendes Stagepiano.
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