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Höfner Verythin Deluxe Transparent Black Test

Mit der Höfner Verythin Deluxe präsentiert der deutsche Hersteller eine Gitarre, deren Geburtsstunde in das Jahr 1960 zurückgeht und die damals unter den Gitarristen der aufkommenden Beat- und Rock’n Roll-Bands viele Freunde hatte. Höfner bezeichnet diese Gitarren noch heute als die dünnsten Semi-Akustiks der Welt. Und genau dieses Design tragen auch die aktuellen Verythin-Modelle, die allerdings ihren Ursprung in China haben und deshalb nicht nur mit ihrem besonders schmalen Korpus und einer tollen Optik punkten können, sondern auch mit einem ausgesprochen günstigen Preis.

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Die Höfner Verythin Deluxe ist nicht unbedingt eine Gitarre, der man täglich begegnet, und gerade deshalb mit einem gewissen exotischen Charme gesegnet. Aber rechtfertigt sie auch die Aufmerksamkeit, die ihr zufällt, durch Leistung. Und ist sie trotz ihres kleineren Volumens immer noch eine echte Semi Hollow Body? Finden wir es heraus.

Details

Optik/Verarbeitung

1887 gegründet, gehörte Höfner lange Zeit zu den weltweit führenden Herstellern von Musikinstrumenten. Auch heute verkauft der Traditionshersteller seine Produkte auf dem gesamten Globus und gilt als größter Hersteller von Streichinstrumenten in Westeuropa. Neben dem Standort in Hagenau in Nordbayern wurde mittlerweile auch in Peking eine Produktionsstätte eröffnet, aus der unser heutiges Testinstrument stammt.
Die Verythin Deluxe wird in einem Karton geliefert, in dem sich auch ein Sechskantschlüssel befindet, mit dem sich der Halsstab einstellen lässt. Wie immer schaue ich mir das Instrument erst einmal an, ohne den Preis zu kennen und muss zugeben, dass ich die Gitarre auf den ersten Blick rein optisch definitiv in einer wesentlich höheren Preisklasse angesiedelt hätte. Der Semiakustik-Korpus besteht aus geriegeltem Ahorn und ist transparent schwarz eingefärbt, wobei die wirklich sehr schön anzuschauende Maserung wunderbar zur Geltung kommt. Dazu ein cremeweißes Binding, das auch an der Rückseite zu finden ist und die Konturen des Instrumentes optisch herausarbeitet. Auch diese Arbeiten wurden sauber ausgeführt. In die Decke sind zwei F-Löcher gefräst, ein typisches Merkmal dieser Bauart. Dort fällt bei genauerer Betrachtung auf, dass diese Arbeit nicht wirklich hundertprozentig korrekt ausgeführt wurde – ein etwas gewissenhafterer Umgang mit dem Schleifpapier wäre hier angesagt gewesen. Aber aus der Entfernung fallen die kleinen Ungenauigkeiten nicht mehr auf.

Fotostrecke: 5 Bilder Die traditionsreiche Firma Höfner stellt mit der Verythin Deluxe…

Zwei Höfner Full Size Humbucker mit verchromten Kappen stecken in schwarzen Pickuprähmchen, die wie gewohnt ein Justieren in der Höhe mithilfe zweier Schlitzschrauben zulassen. Die üblichen Pickup-Positionen werden über einen Dreiweg-Schalter angewählt, der sich auf dem oberen Horn befindet. Jeder Pickup besitzt eigene Volume- und Tone-Regler, die mit griffigen schwarzen Kunststoffknöpfen bestückt sind. Bei den Potis wurde offenbar gespart, denn diese lassen sich zwar leicht bedienen, der Löffel-im-Honigtopf-Effekt fehlt aber. Bei einem Ladenpreis von deutlich unter vierhundert Euro sollte man das aber nicht überbewerten: So lange die Bauteile ihren Job vernünftig verrichten, gibt es keinen Grund zum Meckern. Im Notfall lassen sich die Werkspotis auch problemlos durch höherwertigere ersetzen.

Fotostrecke: 7 Bilder Höfner hat in der Gitarre zwei Full Size Humbucker verbaut,…

Die Saiten werden in eine bei Höfner Tunamatic genannte Brücke mit Stop Tailpiece eingesetzt, wobei mir aufgefallen ist, dass die G-Saite ein ganzes Stück höher liegt als die restlichen Saiten. Im Inneren des Korpus befindet sich ein massiver Sustainblock aus Fichte, der ein unkontrolliertes Aufschaukeln der Decke bei höheren Lautstärken verhindern und damit die Rückkoppelungsgefahr vermindern soll. Die Klinkenbuchse ist in der unteren Zarge, die Gurtpins sind am hinteren Ende und im Fuß des eingeleimten Halses zu finden.

Fotostrecke: 5 Bilder In Anlehnung an die originale Tune-o-Matic Bridgekonstruktion…

Dieser ist ebenfalls aus geriegeltem Ahorn gefertigt und besitzt ein Palisandergriffbrett. Die 22 Medium Jumbo Bünde sind sauber eingesetzt und poliert. Das weiße Binding wird auch hier fortgeführt und sorgt zusammen mit der Korpuseinfassung für ein stimmiges Äußeres. Kleine schwarze Punkte in der Halskante und normal-große weiße Punkteinlagen im Griffbrett sorgen für die nötige Orientierung, wobei der 12. Bund des Griffbretts mit gleich drei davon aufwarten kann.
Bevor die Saiten auf die Mechaniken treffen, geht es über einen 44 mm breiten Knochensattel, hinter dem sich der Zugang zum Halsstab befindet. Den verschließt ein mit drei Kreuzschlitzschrauben befestigter Kunststoffdeckel. Ich muss zugeben, dass mir die Kopfplattenform sehr gut gefällt, denn sie verbindet sich mit ihren sanften Konturen elegant und harmonisch mit dem attraktiven Erscheinungsbild der Verythin Deluxe. Dazu kommt auch hier das Binding und eine Perlmutteinlage mit stilisiertem Blumenmuster. Sechs geschlossen Mechaniken sorgen ohne Stocken und Hakeln dafür, das die richtige Stimmung aufkommt.

Fotostrecke: 5 Bilder Der aus geriegeltem Ahorn hergestellte Hals ist mit einem Binding versehen…

Mit ihrer Mensur von 628 mm hat sie klassische Gibson-Maße und sollte daher den allermeisten Gitarristen ein komfortables Bespielen ermöglichen. Die Verarbeitung der 2672 Gramm leichten Gitarre ist bis auf wenige Kleinigkeiten gut, daher geht es direkt mit dem Praxisteil weiter.

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Praxis

Sound/Bespielbarkeit

Dank des D-Shapes und der 628 mm langen Mensur fühlt sich die Verythin Deluxe vertraut an und lässt ein flüssiges Spiel zu. Sie ist aufgrund ihres außergewöhnlich flachen Korpusses ausgesprochen komfortabel zu handhaben, allerdings wurde in der Endkontrolle nicht hundertprozentig gearbeitet, denn neben der viel zu hohen G-Saite ist die Gitarre nicht wirklich oktavrein. Das ist insofern schade, als sie ansonsten ein gutes Spielgefühl vermittelt. Daher habe ich zum Schraubenzieher gegriffen und entsprechend nachjustiert, um die folgenden Audiofiles aufnehmen zu können.
Trocken angespielt zeigt sich die Höfner typisch für eine Semi-Hollowbody, das Klangbild ist eher mittig, wobei die Anschläge angedickt werden. Die Saiten schwingen nicht übermäßig, aber durchschnittlich lang aus.
Interessant wird es natürlich am Amp, denn genau dafür wurde sie schließlich gebaut.

Los geht es mit dem cleanen Kanal meines Marshall JVM 410, an den eine mit zwei Vintage 30 Speakern bestückte Box angeschlossen ist, die wiederum mit einem SM57 abgenommen wird. Die Audiofiles werden natürlich nicht weiter im Klang bearbeitet.
Zuerst schalte ich bei der folgenden Picking-Figur alle drei Positionen beginnend am Hals durch.

Audio Samples
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Clean: Picking, alle 3 Pickup-Positionen

Klanglich zeigen sich die drei Positionen typisch für eine Semi-Hollowbody, sprich, der Fokus liegt auf den Mitten. Den Sound würde ich als solide beschreiben, was nicht negativ gemeint ist. Die Gitarre klingt so, wie man es von dieser Bauweise erwartet. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.
Ich behalte die Einstellungen am Amp bei, schalte auch diesmal durch die drei Positionen, beginnend am Hals, und spiele diesmal eine funky Rhythmusfigur.

Audio Samples
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Clean: Funky Rhythmus, alle 3 Pickup-Positionen
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Dabei fällt die Mittelposition, also die Kombination beider Tonabnehmer, sofort auf, da sie mit einem schönen Höhenbild aufwarten kann. Der Steg-Humbucker geht gewohnt mittig zu Werke, der Hals-PU zeigt sich eher bedeckt.
Weiter geht es mit dem nächsthöheren Kanal des Amps, wobei ich hier einen leichten Crunch eingestellt habe.
In den folgenden drei Beispielen sind die jeweiligen Positionen zu hören, wobei ich zum besseren Vergleich immer dieselbe Figur gespielt habe.

Audio Samples
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Crunch: Hals-Pickup Crunch: Beide Pickups Crunch: Steg-Pickup

Der Unterschied zwischen Hals- und Mittelposition ist für mein Empfinden recht schwer herauszuhören, dafür zeigt sich der Steg-Humbucker wie gewohnt schön mittig und fokussiert.
Für das nächste Beispiel habe ich einen satten Heavy-Sound am Amp eingestellt und spiele nur den Steg-Doppelspuler.

Audio Samples
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Heavy Sound: Steg-Pickup

Die Höfner rockt, soviel ist klar! Die Mitten kommen schön fokussiert aus den Speakern, womit sich die Gitarre im Bandgefüge gut durchsetzen dürfte. Die Attacks kommen gut zur Geltung und für eine Semi Hollow finde ich diesen Sound recht beachtlich, denn sie liefert hier genügend Bassfundament und angenehme Höhen, um innerhalb der Band ihre Position zu finden.
Abschließend habe ich eine kleine Jam aufgenommen, für die Clean-Gitarre kommt die Mittelposition zum Einsatz, das Solo startet mit der Halsposition, und in der Mitte geht es dann mit dem Steg-PU weiter.

Audio Samples
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Blues Jam: Clean-Sound beide PU, Solo-Sound: erst Hals-, dann Steg-PU
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Fazit

Die Höfner Verythin ist ein Instrument mit toller Optik, wofür beim Bau nicht nur attraktive Hölzer, sondern auch guter Geschmack verantwortlich waren. Dadurch wirkt sie wesentlich teurer, als sie in Wirklichkeit ist. Die Qualität ist größtenteils in Ordnung, allerdings wurde bei der Endprüfung nicht ganz genau hingeschaut, was schade ist, denn ansonsten ist das Fertigungsniveau gemessen am Preis wirklich gut. Dazu kommt die ebenfalls nicht hundertprozentige Werkseinstellung, was sich in einer zu hohen G-Saite und suboptimaler Oktavreinheit bemerkbar machte. Alles Dinge, die beim ersten Anspielen darüber entscheiden, ob sie wieder zurück in den Ständer wandert oder eben nicht. Das Preis-Leistungsverhältnis ist trotz alledem ausgewogen, denn gemessen am Verkaufspreis haben wir es hier mit einem interessanten Instrument zu tun, zudem die verwendeten Hölzer wie auch die Bespielbarkeit auf eine wesentlich teurere Gitarre schließen lassen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • tolle Optik
  • gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • gute Bespielbarkeit
Contra
  • Werkseinstellung mit Mängeln
  • Pickups klanglich eher farblos
Artikelbild
Höfner Verythin Deluxe Transparent Black Test
Für 349,00€ bei
Die Gitarre rockt und ist ausgesprochen komfortabel zu spielen - lediglich die nachlässige Endkontrolle sorgte für Minuspunkte.
Die Gitarre rockt und ist ausgesprochen komfortabel zu spielen – lediglich die nachlässige Endkontrolle sorgte für Minuspunkte.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Höfner
  • Modell: Verythin Deluxe Transparent Black
  • Herstellungsland: China
  • Bauart: Semi-Hollow E-Gitarre
  • Korpus: Riegelahorn, Centerblock aus Fichte
  • Hals: Riegelahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Sattelbreite: 44 mm
  • Sattel: Knochen
  • Bünde: 22
  • Mensur: 628 mm
  • Pickups: 2 x Höfner Full Size Humbucker
  • Brücke: Tunamatic
  • Gewicht: 2672 Gramm
  • Preis: 598,00 Euro UVP
Hot or Not
?
…eine nicht ganz alltägliche Gitarre mit einem gewissen exotischen Touch vor.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von kiterjoe

kiterjoe sagt:

#1 - 16.09.2016 um 14:55 Uhr

0

Hallo Bassel,
die Pickups hauen mich nicht gerade vom Hocker. Was mich aber wirklich stören würde, ist, dass der Gurtpin unten nicht mittig in den Korpus gesetzt ist (Bild Praxisteil) und sich so mit der Mittellinie des Furniers "beißt". Oder ist der Stoß des Furniers unten nicht mittig, das wär noch übler. Das können selbst Instrumente für den halben Preis besser...Gruß Jo

Profilbild von kiterjoe

kiterjoe sagt:

#2 - 16.09.2016 um 15:42 Uhr

0

So nun habe ich mal nach den Soundfiles und den Bildern den ganzen Test durchgelesen. Das Furnier scheint schon unter dem Tailpiece ca. 3-4mm aus der Mitte zu laufen. Nee... Kleiner und leichter Korpus, und der vordere Gurtpin unter dem 20ten Bund: Wenn die Gute mal im Stehen nicht ziemlich den Hals hängen lässt!?! Mittelmäßige Pickups, eine geschäftete Kopfplatte, eine "viel zu hohe G-Saite", der man auch nicht nur mit einem Schraubenzieher beikommt, da muss schon die Feile ans Böckchen...
Ich mag Höfner, besonders hier die Kopfplatte, aber das alles bei einer 600€ China-Gitarre? Ich weiß nicht...

Profilbild von Harry Beug

Harry Beug sagt:

#3 - 31.10.2022 um 07:29 Uhr

0

das Preis/Leistungsverhältnis find ich top. Das bisschen Nacharbeiten an Brücke und sattel- kein Problem. Wäre eine PU Umrüstung empfehlenswert?"

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