Jedes Jahr stellt die schwedische Keyboardmanufaktur Clavia ein bis zwei neue Keyboardmodelle vor, und so ist es auch dieses Jahr: Neben dem von uns bereits getesteten Nord Electro 6D ist seit diesem Sommer auch ein Nachfolger der Nord Piano-Familie erhältlich. Im neuen Nord Piano 4 verbergen sich einige neue Features, darunter ein größerer Speicher für die Sample-Sektion, Seamless Transition, Crossfade-Splitpoints sowie eine weitaus höhere Polyphonie als beim Nord Piano 3. Optisch gesehen hat sich im Gegensatz zum Vorgänger jedoch nicht viel verändert: Das Design sowie die unverkennbar rote Farbgebung sind fast gleichgeblieben. Grund genug, um einige Fragen zu klären: Wieviel hat sich denn im Vergleich zum Vorgänger überhaupt geändert? Gibt es Features, die das Nord Piano 3 vorher noch nicht besaß? Diesen Fragen gehen wir in diesem Testbericht nach.
Das Clavia Nord Piano 4 ist eine gelungene Weiterentwicklung des Vorgängermodells und mit einer Reihe sinnvoller Features ergänzt, die sich im Alltag bezahlt machen. Darüber hinaus bietet das Nord Piano 4 einen tollen Sound und ist gut ausgestattet.
Mit jeder neuen Modellgeneration hat Clavia die Features der roten Nord-Keyboards deutlich erweitert. So ist es ganz besonders beim Nord Electro gewesen, denn hier konnte man bei jedem Modellwechsel immer mehr Ähnlichkeiten zum Nord Stage feststellen. Stetig wurde der interne Speicher sowie auch die Polyphonie und die Multitimbralität erweitert. Ähnlich ist es auch beim Nord Piano 4, welches sich als reinrassiges Stagepiano zwar vornehmlich an Pianisten richtet, sich aber durchaus an einigen Features der Stage– und Electro-Serie orientiert.
Eines muss man den roten Keyboards jedenfalls lassen: Sie überzeugen durch ein intuitives Bedienkonzept, eine robuste Bauweise und eignen sich dadurch hervorragend für den Bühnenalltag. Ähnlich wie beim Nord Electro 6D verfügt nun auch das Nord Piano 4 über eine 512 MB große Sample-Sektion, welche sich z. B. zum Layern von Piano- und Synth-Sounds eignet. Auch bietet das Nord Piano 4 jetzt nahtlose Übergänge beim Umschalten der Sounds: Ein schönes Feature, das übrigens auch der Korg Kronos bietet. Insgesamt wurden viele Ausstattungsmerkmale des Vorgängermodells erweitert, bei manch anderen Features hingegen bleibt es aber beim Alten.
Details
Erster Eindruck
Schon beim Auspacken des Lieferkartons spüre ich, was mich hier erwartet. Das Nord Piano 4 ist entsprechend seiner Ausführung mit einem Gewicht von 18,5 kg recht schwer – jedenfalls deutlich schwerer als mein Nord Electro 6D. Immerhin verfügt das Nord Piano 4 über eine hochwertige Tastatur mit Hammermechanik inkl. Dreifachsensor. Und überhaupt, die rote Oberfläche, die Seitenteile aus Holz und das ansonsten aus Metall gefertigte Gehäuse, zeugen von einer hohen Fertigungsqualität und liefern einen schicken Eindruck. Nichts wackelt, alles sitzt bombenfest. An dieser Stelle spreche ich aus Erfahrung, wenn ich sage: Die Instrumente sind unkaputtbar. Das klassische Design sowie die hochwertige Verarbeitung ziehen sich wie ein roter Faden durch die Produktpalette des Herstellers.
Dank der überschaubaren Funktionalität fällt das Bedienfeld des Nord Piano 4 recht kompakt aus. Eine größere Abteilung auf der linken Seite, die mit einen praktischen OLED-Display ausgestattet ist, dient zur Auswahl der Soundbänke und der wichtigsten Systemeinstellungen. Dank der Doppelfunktionen per Shift-Taste, dienen die darunterliegenden Taster nicht nur zur zum Aufrufen von jeweils vier Sounds, sondern auch zum Auswählen der Menü-Einträge System, Sound, MIDI, Organize und Panic. Zum schnelleren Durchsteppen der insg. 400 Soundbänke dient ein praktischer Drehencoder.
Weiter geht es daneben mit der Piano-Sektion. Neu sind hier die drei wählbaren EQ-Einstellungen Bright, Mid und Soft für die Pianos, mit denen sich der Charakter des Pianos stark variieren lässt. Auch die einstellbaren Saitenresonanzen und Pedalgeräusche können hier ganz einfach aktiviert werden. Je nach Vorliebe kann man über den Taster „KBD Touch“ drei unterschiedliche Velocity-Kurven auswählen, was sowohl für’s Üben oder dem Live-Betrieb hilfreich sein kann.
Etwas schade finde ich allerdings, dass die Auswahl der Piano-Sounds jetzt nur noch über den Drehencoder vorgenommen wird und die frühere LED-Anzeige mit den verschiedenen Gruppen à la Grand, Upright, EP1, Clavi etc. jetzt wegrationalisiert wurde. Dieses Feature hat mir persönlich gut gefallen, weil es ganz einfach Aufschluss über die unterschiedlichen Arten der Piano-Sounds gegeben hat.
In der benachbarten Sample-Synth-Sektion ist alles gleich geblieben – die Sample-Auswahl, die simple Hüllkurvensteuerung mit nur zwei Reglern für Attack bzw. Decay/Release-Kombination und den Tastern für Dynamik- und Filter-Steuerung. Insgesamt bleibt die Bedienung des Nord Piano 4 zumindest in diesen Punkten im Vergleich zum Vorgängermodell nahezu identisch. Natürlich lassen sich die beiden Sound-Sektionen auch im Layer- oder Splitmodus betreiben: Über die Volume-Potis innerhalb der Sektionen lassen sich die Verhältnisse genau abstimmen.
Gleiches gilt auch für die nachfolgende, gesamte Effektsektion: Deren Anordnung und Parameter gleichen dem Vorgängermodell. Hier finden wir die beiden Effekt-Slots für Effekt 1, Effekt 2, sowie die separaten Abteilungen für Delay, EQ, Amp/Comp und Reverb. Das Reverb lässt sich dabei global für beide Sound-Abteilungen einsetzen, die anderen Effekte verfügen jeweils über eine Auswahl und lassen sich nur für einen der beiden Parts verwenden.
1/4 Das Bedienfeld des Nord Piano 4 ist gut strukturiert.
2/4 Das große OLED-Display gibt Aufschluss über die gewählten Klänge.
3/4 Piano-, Sample- und Effekt-Sektion befinden sich direkt nebeneinander.
4/4 Neben den ersten beiden Effekt-Slots bietet das Nord Piano 4 noch weitere Effekte.
Tastatur
Im Nord Piano 4 ist die Tastatur des Nord Piano 3 verbaut, welche über eine ausgewogene Hammermechanik inkl. Dreipunktsensor verfügt. Hier darf man also vermuten, dass die Klaviatur des Vorgängermodells keine Wünsche offenließ und deshalb kurzum auch in das neue Modell integriert wurde. Tatsächlich – so steht es auf der Herstellerseite – verwendet Clavia hier eine Tastatur von Fatar, die sorgfältig auf die Nord Pianos abgestimmt wurde. Nicht nur, dass diese von guter Qualität ist, auch softwareseitig hat man großen Wert auf die Abstimmung gelegt. Clavia spricht hier von der eigens entwickelten „Virtual Hammer Action Technology“, die es erst seit dem Nord Piano 3 gibt und welche die Hammerbewegungen präzise simuliert. Auch in puncto Repetitionen und Triggern der Noten spielt diese Technologie eine große Rolle – mehr darüber im Praxisteil!
Die hochwertige Tastatur des Nord Piano 4 kommt aus dem Hause Fatar.
Anschlüsse
Auf der Rückseite unseres Testkandidaten finden wir alle Anschlüsse, die man von einem Stagepiano erwartet. Da wären zum einen die Audioanschlüsse, zu denen u. a. der Kopfhörerausgang und die beiden Line L/R-Ausgänge im 6,3 mm-Klinkenformat gehören. Ebenso verfügt das Nord Piano 4 über einen Monitor-In mit einer Miniklinken-Buchse, über die man externe Audioquellen in das Gerät einspeisen kann. Mit etwas Versatz geht es dann etwa mittig auf der Rückseite weiter: Geboten werden die klassischen MIDI In/Out-Buchsen, ein USB-Anschluss sowie zwei Buchsen zum Anschließen eines Volume- und Haltepedals. Etwas weiter außen befindet sich – direkt neben dem On/Off-Schalter – die Buchse zum Anschluss des Netzkabels.
1/4 Die Anschlüsse des Nord Piano 4 befinden sich auf der Rückseite.
2/4 Neben den Ausgängen besitzt das Nord Piano 4 auch einen Audio-In.
3/4 Die MIDI- und USB-Buchsen sowie Anschlüsse für das Halte- und Volumepedal.
4/4 Kaum zu übersehen: Der On/Off-Schalter des Nord Piano 4
Lieferumfang
Neben dem Stagepiano selbst befinden sich im Lieferumfang das Netzkabel, ein Benutzerhandbuch, eine DVD-ROM mit der neuesten Nord Piano Library sowie eine Dreifachpedaleinheit. Besonders Letztere erfreut mich sehr, denn so mancher Digitalpiano-Hersteller verzichtet hier gerne auf hochwertige Pedale und Controller. Glücklicherweise ist das hier nicht so, denn ohne das Dreifachpedal wäre das Nord Piano 4 natürlich nicht sofort im vollen Umfang nutzbar!
Im Lieferumfang des Nord Piano 4 befindet sich auch ein Dreifachpedal.
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Praxis
Bedienung
Wie alle Produkte aus der Clavia-Familie, lässt sich das Nord Piano 4 sehr leicht bedienen. Gewissermaßen handelt es sich hier ja um ein Nord Electro ohne Orgel-Sektion. Die verbleibende Piano- und Sample-Abteilung ist jedenfalls fast ausschließlich über die Taster und Drehregler zu bedienen: Wenig Menü, wenig Handbuch, wenig Stress. Alleine für ein paar grundlegende Menü-Einstellungen sowie zum Abspeichern und Organisieren, sollte man das überschaubare Handbuch mit seinen 26 Seiten studieren. Im Nord Piano 4 befinden sich übrigens noch ein paar Features des Nord Electro 6D, z. B. der Live-Mode, welcher spontane Sound-Kreationen ohne Abspeichern zulässt. Oder auch die neue Organize-Funktion, die das Verschieben bereits gespeicherter Sounds innerhalb der Soundbänke ermöglicht. Insgesamt ist Clavia dem intuitiven Bedienkonzept treu geblieben; mit Sicherheit einer der Gründe, warum die roten Keyboards so beliebt sind.
Die Handhabung des Nord Piano 4 ist recht einfach gehalten.
Tastatur und Pedal
Die 88 Tasten des Nord Piano 4 haben mich persönlich sofort überzeugt. Nicht nur die Gewichtung und die Ansprache der Hammermechanik sind vorbildlich, auch die Abstimmung mit der Software kann sich sehen lassen. Wie bereits eingangs erwähnt, hat Clavia dazu die eigene „Virtual Hammer Action Technology“ entwickelt, mit der dynamisches Spielen, exaktes Triggern und auch Repetition möglich sind, wenn sich die Taste beispielsweise noch nicht wieder in der Ausgansposition befindet. Wie dem auch sei, man spürt jedenfalls, dass die Tastatur sehr präzise abgestimmt wurde.
Einen Druckpunkt konnte ich zwar nicht feststellen, aber das ist aufgrund der Verwendung mit diversen Keyboard-Sounds auch nicht weiter tragisch. Daneben gefallen mir die drei „Dynamic Curves“ sehr gut, denn je nach Instrument lässt sich damit die Velocity-Kurve ändern und eine etwas direktere Ansprache, wie sie beispielsweise bei E-Pianos hilfreich ist, bewirken. Auch das stufenlose Dreifachpedal arbeitet sehr gut mit dem Nord Piano zusammen: Sowohl Pedal-Geräusche als auch das Soft-Pedal lassen keine Wünsche offen. Schön, dass das Pedal inkl. einer Gummi-Matte bereits zum Lieferumfang gehört – hier dürften sich andere Hersteller gerne eine Scheibe abschneiden!
Klang
Flügelsounds & Co.
Ein Stagepiano sollte mit tollen Piano-Sounds punkten. Wie wäre es gleich zu Beginn mit ein paar Flügel-Klängen?
Beginnen wir mit einer Auswahl an Grandpiano-Klängen, die man sich dank des 1 GB großen Piano-Speichers nach Belieben zusammenstellen kann. Um das Beste aus dem Nord Piano 4 herauszuholen, habe ich zwei Flügel in XL-Größe (ca. 200 MB pro Piano) heruntergeladen, denn hier kommen auch die Details wie z. B. die Saitenresonanzen zum Tragen. Jedes der elf Flügelmodelle findet man auf der Hersteller-Webseite in diversen Größen zum Download. Damit lässt sich der Speicher individuell befüllen. Das ist ein System, was mir grundsätzlich gut bei verschiedenen Nord-Keyboards gefällt: Alle Sounds sind austauschbar!
Die beiden Flügelklänge aus dem Nord Piano 4 klingen wirklich hervorragend und lassen sich sehr dynamisch spielen. Auch gefallen mir die Nebengeräusche, zu denen die Saitenresonanzen und das Pedalgeräusch gehört. Im Menü lassen sich diese beiden Parameter übrigens noch um 6 dB anheben, was ich gleich zu Beginn meines Tests gemacht habe. Übrigens reagiert das Nord Piano sehr genau auf die „Trittstärke“ und das Loslassen des mitgelieferten Haltepedals: Hierbei handelt es sich nämlich um ein stufenloses Pedal. Auch das linke Pedal lässt sich hier gut einsetzen und dämpft das Piano ein wenig in seiner Lautstärke und Brillanz.
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Royal Grand3D XLVelvet Grand XLString-Resonance und Pedal-NoiseLinkes Pedal im Einsatz
Upright Pianos
Auch in der Upright-Piano-Abteilung finden sich eine Menge sehr guter Klavier-Samples, die über verschiedene Charaktere verfügen. Wenn man es ganz genau nimmt, bietet wohl kein Keyboard-Hersteller so viele detaillierte Upright Piano-Samples an, wie Clavia: Ganze zwölf Modelle umfasst die Library, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Das Grand Upright sowie auch das Bambino Upright gehören zu meinen persönlichen Favoriten – hören wir einfach mal rein.
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Bambino UprightGrand Upright
Piano EQ
Eigens für die Piano-Abteilung gibt es verschiedene EQ-Settings, die mit ihren Namen „Soft“, „Mid“ und „Bright“ schon verraten, was sie klanglich bewirken. Die drei genannten Einstellungen bieten zwar keine weiteren Einstellmöglichkeiten, erlauben aber das Anpassen der Piano-Klänge an entsprechende musikalische Umgebungen. Ihr Vorteil ist außerdem, dass der EQ aus der Effektabteilung noch für die Sample-Synth Sektion frei bleibt. Außerdem verstecken sich hier zwei weitere Effekte, die mit Dyno 1 und Dyno 2 gekennzeichnet sind, aber bislang noch nicht benutzt werden können. Im Benutzerhandbuch wird verraten warum: Die genannten Einstellungen sind erst ab einem zukünftigen Betriebssystem verwendbar. Wir dürfen also gespannt bleiben, wie sich der Charakter der E-Pianos verändert, wenn die Dyno-Presets zum Einsatz kommen. Hören wir uns also vorerst die drei EQ Einstellungen Soft, Mid und Bright an.
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Piano mit unterschiedlichen EQ-Settings
E-Piano, Clavinet & Co.
Ab Werk befinden sich nahezu alle E-Pianosounds aus Clavias Piano-Library an Bord des Nord Piano 4. Hier zeigen sich mehrere Rhodes-Samples, sowie zwei Wurlitzer-, vier Clavinet-Sounds und weitere Keyboardklänge. Auch hier hat es in der letzten Zeit immer mal wieder ein paar Updates gegeben. Neben dem noch jungen Nefertiti-Rhodes existiert auch auch ein relativ neues Wurlitzer-Sample, das dem Original schon sehr nahekommt. Natürlich darf auch ein CP 70- oder ein DX7-Piano nicht fehlen. Einige der E-Piano Sounds fallen allerdings klanglich gegenüber den wirklich beachtlichen Piano-Sounds ab. Um den Sounds etwas mehr Lebendigkeit einzuhauchen, kann man sie mit unterschiedlichen Effekten der Effektsektion bearbeiten – für E-Pianos eignet sich z. B. der klassische Vibe-Effekt, sowie Tremolo oder Panorama. Dank der einfachen Bedienung sind die Einstellungen im Handumdrehen erledigt.
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EP NefertitiEP Wurlitzer 2Clavinet und DX-Piano nacheinander
Synthesizersounds
Besonders gut gefällt mir die abgespeckte Hüllkurven-Abteilung: Ein Poti bestimmt Attack, das andere Poti hingegen zur einen Hälfte Decay, zur anderen Release-Zeiten. Damit lassen sich im Handumdrehen passende Werte für die verschiedenen Instrumente erstellen. Getragene Streicherklänge klingen beispielsweise erst dann, wenn man sie mit einer längeren Release-Zeit versieht. Darüber hinaus kann man über die Filter-Funktion auch per Velocity den Klang heller bzw. dumpfer erklingen lassen.
Für die verschiedenen Vintage-Keyboards, unter denen sich Mellotron, Chamberlin und so manche Synthesizer befinden, ist das sehr empfehlenswert. Die Auswahl der Nord Library ist jedenfalls so groß, dass man hier einige Stunden auf der Hersteller-Webseite verbringen sollte, um die vielen Samples zu erforschen. Die nachfolgenden Klangbeispiele zeigen also nur einen kleinen Ausschnitt der Nord-Library.
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Sample PadsWeitere Sounds
Nord Sound Manager & Nord Sample Editor
Das Austauschen der Samples ist recht einfach: Über die Webseite kann man die kostenlose Software „Nord Sound Manager“ downloaden. Ist das Piano mit dem Rechner verbunden, dann lassen sich sowohl Piano- als auch Synth-Samples austauschen und archivieren. Auch Backups lassen sich mit der Software erstellen. Daneben ermöglicht die Software „Nord Sample Editor“ das Erstellen eigener Samples, wobei hier pro Taste immer nur ein Sample verwendet werden kann. Clavia bietet übrigens regelmäßig OS-Updates für die Keyboards – Softwarefehler werden aus eigener Erfahrung schnell behoben und oftmals werden neue Features in zukünftige OS-Updates integriert. Daumen hoch!
Effekte
Die Effektsektion des Nord Piano 4 ist den Modellen der Stage- und Electro-Serie ähnlich und beeinhaltet zwei Effektslots für diverse Modulationseffekte (Tremolo, Panorama, Wah, Ringmodulator, Chorus, Flanger, Phaser und Vibe), ein Delay, sowie eine Amp-Simulator- und Hallabteilung. Tatsächlich sehen sich die Effektsektionen der verschiedenen Nord-Modelle so ähnlich, dass ich mich als Nord Electro User sofort zu Hause fühle. Über schnelles Doppelklicken der Source-Taster lassen sich die Effekte der Piano- oder Sample-Abteilung zuordnen und schon kann es losgehen. Die Art des Effekts wird über die schwarzen Taster ausgewählt und die Effekt-Rate über das Poti.
Die Intensität lässt sich nicht stufenlos regeln, sondern wird meist durch mehrere Effekt-Variationen vorgegeben. Im Slot 2 kann man sogar mittels Shift- und Effekt-Auswahltaster eine „Deep“-Variation der Effekte wählen, die dann besonders stark ist. In der Delay-Sektion ist mir übrigens aufgefallen, dass es hier im Gegensatz zum Nord Electro 6D keine Ping-Pong-Delays gibt. Trotzdem kann sich die Effektsektion sehen lassen, weil sie sehr vielseitig einsetzbar und kinderleicht zu bedienen ist. Schön ist auch der „Bright“-Mode, denn jeder der drei Reverb-Typen kann per Shift-Taste auch als Bright-Variante erklingen. Hören wir deshalb in eine kleine Auswahl der verschiedenen Effekte sowie den Hall an.
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Diverse Effekte nacheinanderReverb “normal”, danach Reverb “bright”
1/3 Das Display zeigt an, welche Piano- und Synth-Samples zum jeweiligen Programm gehört.
2/3 Der Live-Mode eignet sich für spontane Klangkreationen.
3/3 Sobald man einen Effekt verändert, wird er im Display angezeigt.
Neue Features
Split Point Crossfades
Ebenfalls neu sind die sogenannten Split-Point Crossfades, die es in den drei Modi off / small / large gibt und sanfte Übergänge zwischen den gesplitteten Sounds möglich machen. Spielt man beispielsweise einen Lauf über den Splitpunkt hinweg, dann werden die beiden Klänge in den Einstellungen small und large ein- und ausgefadet und überlagern sich innerhalb eines kleinen Bereichs. Ein interessantes Feature, was ich in dieser Form bisher bei keinem anderen Keyboard entdeckt habe (abgesehen vom Nord Electro 6D). Hier ein kleines Beispiel, zunächst in der Einstellung small, dann in large.
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Split Point Crossfades „small“ und „large“ nacheinander
Seamless Transitions
Neu im Nord Piano 4 ist die Tatsache, dass Klänge beim Umschalten nicht mehr abreißen. „Seamless Transition“ heißt das neue Feature und stellt sicher, dass gehaltene Akkorde, Samples mit langer Release-Zeit sowie Delay oder auch Hall-Fahnen beim Sound-Umschalten nicht mehr abgeschnitten werden. Das Feature lädt sogar zu kreativen Experimenten ein, denn man kann einen sehr effektbeladenen Synth-Sound beispielsweise halten und umschalten und dann mit dem neuen Sound weiterspielen. Solange man den „alten“ Sound gedrückt hält, verschwindet er nicht. Aus meiner Sicht eine willkommene Bereicherung!
Erweiterte Polyphonie
Dank der Erweiterung der Polyphonie braucht man sich jetzt sicherlich keine Gedanken mehr über abreißende Klänge bei gedrücktem Haltepedal zu machen. Tatsächlich ist hier ordentlich aufgestockt worden: hatte das Nord Piano 3 nur 40-Stimmen für den Stereo-Betrieb (ja, hier gab es tatsächlich eine Unterscheidung je nach Mono- oder Stereobetrieb!), dann sind die 120 Stimmen in der Piano-Abteilung des Nord Piano 4 wirklich luxuriös. Glissandi oder ausladende Läufe über die Tastatur dürften bei gedrücktem Dämpferpedal kaum zu unerwarteten Überraschungen führen!
In der Sample-Abteilung sieht es etwas anders aus: Hier wurde die Polyphonie vom 15 auf 30 Stimmen angehoben: das ist zwar deutlich weniger als in der Piano-Sektion, allerdings bin ich mir sicher, dass man etwa bei gelayerten Synth-Sounds oder etwa manuell erstellten Samples auch keine Piano-Polyphonie benötigt. Bedenkt man etwa, dass viele analoge Synthesizer nur wenige Stimmen hatten, dann dürfte man mit 30 Stimmen sicherlich gut auskommen.
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Fazit
Mit dem Nord Piano 4 hat Clavia ein ansprechendes Stagepiano auf dem Markt gebracht, dessen Verbesserungen vor allem im Detail liegen. Die wichtigsten Merkmale sind die erweiterte Polyphonie für Piano- und Sample-Abteilung, die alleine schon eine ordentliche Portion „Wohlgefühl“ mitbringt: Abreißende Sounds bei gedrücktem Haltepedal wird es in der Pianoabteilung wohl nicht mehr geben. Auch die Verdopplung des Sample-Speichers ist eine gelungene Bereicherung im Nord Piano 4. Dank der neuen EQ-Settings lassen sich die Piano-Sounds auf die Schnelle mit drei sehr stark eingreifenden Filtern versehen, was sich in diversen musikalischen Situationen gut verwenden lässt. Daneben dürften sich manche Spieler auch über die Seamless-Transition und Split-Point-Crossfade-Funktion freuen. Insgesamt könnte man also behaupten, dass Clavia die bestehenden Features des Nord Piano weitestgehend erweitert hat, denn rein optisch gesehen ist der Modellwechsel kaum zu erkennen. Das Clavia Nord Piano 4 offenbart sich als eine gelungene Weiterentwicklung des Vorgängermodells Nord Piano 3 und bietet einer Reihe sinnvoller Features, die sich im Alltag als wirklich praktisch erweisen. Darüber hinaus liefert das Nord Piano 4 einen tollen Sound und ist von Hause aus gut ausgestattet. Wer mit dem Gedanken spielt sich ein Stagepiano anzuschaffen, der sollte sich das Nord Piano 4 unbedingt ansehen.
PRO
Toller Klang
Gute Tastatur
Großer Piano- und Sample-Speicher
Mitgeliefertes Dreifachpedal
Seamless Transition: Sounds reißen beim Umschalten nicht mehr ab
CONTRA
Einige E.Piano-Sounds fallen klanglich etwas ab
Relativ wenige Veränderungen gegenüber dem Vorgänger
Das Clavia Nord Piano 4 ist eine gelungene Weiterentwicklung des Vorgängermodells und mit einer Reihe sinnvoller Features ergänzt, die sich im Alltag bezahlt machen. Darüber hinaus bietet das Nord Piano 4 einen tollen Sound und ist gut ausgestattet.
FEATURES
88 Tasten
Hammermechanik mit Dreifachsensor und gewichteten Tasten
1 GB Speicher für Nord Piano Library
512 MB für die Nord Sample Library
OLED-Display
Seamless Transitions (unterbrechungsfreie Soundumschaltung)
120-stimmige Polyphonie in der Piano-Sektion
30-stimmige Polyphonie in der Synth-Sektion
Organize-Funktion zum Umsortieren der Programme und Samples
Numeric Pad Mode zur direkten Anwahl von Programmen
Layer- und Split-Funktionalität mit Split Point Crossfades
Creative Piano Filters zur Anpassung des Klangcharakters
Dynamische Pedalgeräusche mit Nord Triple Pedal
Effektsektion mit Stereo-Effekten
Drei Master-Reverbs mit Bright-Option
Anschlüsse: 2 Audio-Ausgänge 6,3mm Buchsen
1x Monitor-Eingang 3,5 mm Klinke
1x Kopfhörerausgang 6,3mm Klinke
1x Piano Pedaleingang 6,3mm Klinke
1x Volume Pedal Eingang 6,3mm TRS Klinke
MIDI-Ein und -Ausgang (5-polige DIN-Buchsen)
USB/Typ B-Anschluss
Abmessungen (B x T x H): 1287 x 121 x 340 mm
Gewicht: 18,5 kg
Abmessungen des Pedals: 264 x 224 x 70 mm
Gewicht des Pedals: 2 kg
Inkl.: Nord Triple Pedal, Benutzerhandbuch, Netz- und USB-Kabel, Nord Piano Library v5 DVD-ROM
PREIS
Clavia Nord Piano 4: Ca. 2.699 € (Straßenpreis, Stand 28.08.2018)
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Uli sagt:
#1 - 20.11.2018 um 17:07 Uhr
2600,- Euro und sie haben den MIDI-Thru-Anschluss eingespart? (1 Buchse, 1 Optokoppler, 2 Kleinteile)
Die Nordmänner sollten sich was schämen!