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Cherub DT-10 Drum Tuner Test

Der Cherub DT-10 Drum Tuner im bonedo Test: der Trommelmarkt gibt allen stimmfreudigen (und -frustrierten) Trommlern dieses Planeten neben einigen Lehrbüchern und -DVDs mittlerweile auch eine kleine Palette verschiedener Helferlein an die Hand. Den Anfang hat dabei unter anderem ein analoges Messgerät von Tama gemacht, mit dem sich die Fellspannung erfassen lässt. Frischen Wind brachte vor einiger Zeit der tune-bot eines amerikanischen Herstellers, der mit seiner Fähigkeit, genaue Frequenzen, sprich Tonhöhen via Mikrofon messen zu können, bis dato allein auf weiter Flur stand. Dieser Soloeinlage setzt die Firma Cherub nun mit dem DT-10 Drum Tuner ein Ende. Von der Grundfunktion her dem tune-bot sehr ähnlich, kommt der Cherub-Jüngling jedoch in einem vollkommen anderen Design und mit kreisrundem Farbdisplay ins Haus. 

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Mit dem Thema „Drum Tuning“ ist früher oder später wohl jeder ambitionierte Trommler konfrontiert. Natürlich können erlernte Konzepte dabei niemals schaden, doch am Ende macht leider wieder einmal nur stetige Übung den Meister! Nicht umsonst verrät Matt Chamberlain, seines Zeichens seit Jahren einer der gefragtesten Studiotrommler weltweit im Interview mit bonedo, dass er sich noch heute stundenlang mit dem Stimmen von Trommeln beschäftigt. Man lernt also nie aus! Matts Statement dazu – „drums are fuckin’ crazy“ – sollte sich jeder Stimmschlüsselakrobat zu therapeutischen Zwecken beim nächsten Mal einem Mantra gleich ins Gedächtnis rufen, wenn die Trommeln mal wieder nicht das machen, was man will. Ob unser Testkandidat, der Cherub DT-10 Drum Tuner, ebenfalls eine beruhigende Wirkung auf die trommelnde Spezies ausübt, oder etwa nur neumodischer Schnickschnack ist, verrät euch der folgende Test!

Details

Modernes Design, überschaubare Ausstattung

Der Cherub DT-10 Drum Tuner kommt in einer edlen, weißen Verpackung ins Haus. Unwissende würden sicherlich zunächst auf eine Armbanduhr oder einen neumodernen Fahrradtacho tippen. Einmal ausgepackt, fällt sofort das moderne Design ins Auge. Das Gehäuse des DT-10, dessen Form mich im Profil an eine kleine Pistole erinnert, ist überwiegend in gräulich glänzendem Metallic gehalten. Das große runde Farbdisplay wird frei nach iPhone-Prinzip nur mit einer Funktionstaste, dem „MARK“ Button, bedient. Unterhalb des Displays lugt hinter einem feinen Schutzgitter das Mikrofon hervor, das zusätzlich durch einen Bügel geschützt ist. Am Fuße des Drum Tuners finden wir die mit Gummi verkleidete Klammer, die durch Drücken eines darin sitzenden kleinen Knopfes in ihrer Größe zwischen 2,5 und 4,5 Zentimetern verstellt werden kann. Die Klammer öffnet sich zudem um etwa sieben Millimeter, sobald man die am DT-10 seitlich angebrachten Buttons zusammen drückt, was zeitgleich das Gerät in Betrieb nimmt. Das verrät mir die kleine Bedienungsanleitung, die lediglich grob die technischen Funktionen des DT-10 auf vier Seiten beschreibt und sich dabei wie ein Bauplan eines Überraschungsei-Spielzeugs liest – von weiterführenden Anleitungen oder Tuning-Tipps fehlt hier jede Spur.

Fotostrecke: 3 Bilder Die kleine Stimmungskanone – der DT-10 Drum Tuner erinnert in seiner Form an eine kleine Pistole

Das farbenfrohe Farbdisplay

Das Farbdisplay ist mit einem Durchmesser von vier Zentimetern recht groß gehalten. Die mittig platzierte Ziffernanzeige gibt Auskunft über die vom Mikrofon erfasste „Tension“, die laut Vertrieb (Thomann) keine Angabe der Tonfrequenz in Hertz, sondern lediglich ein vom Drum Tuner ausgegebener, fiktiver Zahlenwert ist. Darunter wird auf der Sechs-Uhr-Position der entsprechende Referenzton angezeigt, während durch kleine Dreiecke deutlich gemacht wird, ob der Ton zu flach oder zu scharf ist oder etwa genau richtig getroffen wurde. Dieses Prinzip kennt man auch von modernen Gitarrenstimmgeräten. Den Rand des Displays verziert eine kreisrunde Animation in Form von kleinen Strichen, auf deren Funktion im Praxisteil näher eingegangen werden soll.

Fotostrecke: 2 Bilder Das Display gibt Auskunft über Spannungswert, Ton und Drehrichtung.

Akku statt Batterie

Zum Lieferumfang gehört neben der kleinen Gebrauchsanweisung noch ein eineinhalb Meter langes USB-Kabel. Der Akku des DT-10 Drum Tuners kann damit an jedem Laptop oder Computer aufgeladen werden. Wer nicht immer ein Gerät dergleichen dabei hat, sollte sich einen USB-Steckdosenadapter zulegen, mit dem das Aufladen ebenso gut funktioniert. Einmal voll aufgeladen reicht die Akkulaufzeit des Drum Tuners laut Hersteller für insgesamt fünf Stunden. Zeit genug also, das Teil mal auf Her(t)z und Nieren zu prüfen. Auf gehts!

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Praxis

Wie funktioniert der DT-10 Drum Tuner im Einsatz?

Nachdem ich die kleine Maschine nun ausgiebig auf ihre Äußerlichkeiten hin inspiziert habe, lese ich zunächst einmal die Gebrauchsanweisung durch, was nicht länger als eine Minute dauert. Noch unsicher, ob ich nun die genaue Vorgehensweise verstanden habe, mache ich mich mit Hilfe eines vorgestimmten 12“ Vintage Toms ans Werk. Zunächst entferne ich jegliche Dämpfungsmittel von den Fellen, um ein bestmögliches Obertonverhalten sicherzustellen und lege die Trommel auf die Sitzfläche meines Drumhockers, um das untere Fell zu dämpfen. Jetzt klemme ich den DT-10 Drum Tuner durch Zusammendrücken der seitlich angebrachten Knöpfe an den Spannreifen des Toms in die unmittelbare Nähe einer Stimmschraube und schlage das Fell auf Höhe dieser Stimmschraube am Rand an, um den Oberton zu ermitteln. Und siehe da: das Display begrüßt mich prompt mit der Information „Tension: 440; G#“. Der DT-10 bietet keine Vorabauswahl des zu stimmenden Instrumentes, ob Snare, Tom oder Bass Drum – hier gilt: einer für alle. 

Das erste Lebenszeichen – hier erkennt der DT-10 den Ton Fis, der etwas zu „sharp“ ist. Durch die Funktionstaste „MARK“ lässt sich kurzzeitig ein Referenzwert speichern.
Das erste Lebenszeichen – hier erkennt der DT-10 den Ton Fis, der etwas zu „sharp“ ist. Durch die Funktionstaste „MARK“ lässt sich kurzzeitig ein Referenzwert speichern.

Ein kurzer technischer Exkurs – bei „rot“ musst du drehen, bei „grün“ kannst du gehen!

Neben der einfachen Messfunktion lässt sich mit Hilfe des „Mark“ Buttons auch eine bestimmte Tension speichern, die daraufhin als Vergleichswert fungiert. Dabei kommt das Farbdisplay des DT-10 Drum Tuners ins Spiel. Liegt die gemessene Tension höher als der vorab markierte Referenzwert, leuchtet das Display rot, wobei sich die am Rand platzierte kreisrunde Strichanimation gegen den Uhrzeigersinn dreht. Wird der markierte Wert unterschritten, so leuchtet das Display orange, während sich die besagte Strichanimation nun im Uhrzeigersinn dreht. Nur im Falle einer exakten Übereinstimmung mit der markierten Tension zeigt sich das Display in grün.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Display leuchtet grün – die markierte Referenz-Tension wurde genau getroffen!

Das Fine-Tuning beginnt!

Nachdem ich nun verstanden habe, wie der DT-10 funktioniert, gilt mein hartnäckiges Bestreben dem Ziel, bei jeder Spannschraube mit einem grün leuchtenden Display „belohnt“ zu werden. Das Hauptproblem ist dabei, dass sich die Spannschrauben bekanntermaßen beim Stimmen gegenseitig beeinflussen. Die Aufgabe, jede Stimmschraube auf die exakt gleiche Tension zu bringen, kann damit zur echten Sisyphusarbeit werden. Obendrein muss man den Drum Tuner jedes Mal aufs Neue in die unmittelbare Nähe des nächsten Schraubenkandidaten klemmen, denn nur so funktioniert die Messung zuverlässig! Das Stimmen des Resonanzfells vollziehe ich mit gleichbleibendem Referenzwert (Tension: 440), um die beiden Felle der Trommel auf den gleichen Ton zu stimmen. Da ich dabei zugunsten meiner wertvollen Zeit jetzt auch mal klitzekleine Differenzen zum markierten Referenzton durchgehen lasse, komme ich etwas flotter voran. 

Die Arbeit hat sich gelohnt.

Jetzt wird es spannend, denn nach all der Fine-Tuning-Arbeit hebe ich das Tom in die Luft und schlage mit neugierigen Ohren auf das Schlagfell: Bäääm! Die Trommel klingt  ausgewogen und voll! Ich montiere sie daraufhin an ihrem gewohnten Platz am Set und klemme nun den DT-10 erneut an den Spannreifen, wobei ich jetzt die allgemeine Tonhöhe des Schlagfells prüfen möchte. Ein gekonnter Treffer in die Mitte des Fells lässt das Display folgende Information anzeigen: „Tension: 350; B“ – merke: die auf G# gestimmten Obertöneder einzelnen Stimmschrauben ergeben insgesamt bei meiner Trommel den Ton B! Ein kurzer Gegencheck am Klavier meines Proberaumkollegen bestätigt mir, dass es sich zweifellos um den Ton B (zu deutsch H) handelt! Klasse! 

Bei größeren Kesseln tun sich Hürden auf.

Daraufhin nehme ich mir das dazugehörige 14“ Standtom vor und möchte es nun eine Quarte tiefer, sprich auf den Ton F# stimmen. Ich bringe also zunächst Schlag- und Resonanzfell mit Hilfe des DT-10 grob auf den gewünschten Zielton und konzentriere mich dabei lediglich auf die Angabe der Tonhöhe. In erprobter Art und Weise bringe ich so beide Felle peu à peu auf Spannung, bis sie in etwa den Ton F# von sich geben. Nun gehe ich mit dem Drum Tuner noch einmal jede Stimmschraube einzeln ab, wobei der „MARK“ Button wieder zum Einsatz kommt. Was folgt, ist ein etwas aufwendiges Puzzlespiel. Einerseits deshalb, weil man nicht genau weiß, welche Tension an den einzelnen Stimmschrauben dem gewünschten Zielton des Fells entspricht. Andererseits tut sich der DT-10 offensichtlich etwas schwerer mit dem größeren Kessel und springt oft zwischen zwei weit auseinander liegenden Tönen hin und her. 

Der Snare ist nichts zu schwer.

Zu guter Letzt hole ich noch meine 14“ x 6,5“ Masshoff Schnarre aus dem Schrank und stimme sie mit Hilfe des DT-10 auf den Ton D#, wobei ich das hart gespannte Resonanzfell völlig in Ruhe lasse und mich lediglich mit dem Schlagfell beschäftige. Weil diese Trommel ein richtiges Präzisionsinstrument ist, funktioniert der DT-10 auch gleich um Längen besser. Das Ergebnis dieser ersten Tuning-Odysse hört ihr anhand dieses schönen Quart-Sechst-Akkordes F#-B-D#:

Audio Samples
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Tiefe Stimmung – Einzelsounds 1 Tiefe Stimmung – Einzelsounds 2 Tiefe Stimmung – Performance Soundfile

Daraufhin wage ich noch einen zweiten Anlauf. Diesmal stimme ich das Standtom auf A, das Racktom auf C und die Snare auf F#. Auch die Bassdrum binde ich jetzt mit ein, indem ich probiere, sie eine Oktave unterhalb des Standtoms zu stimmen. Zwar passt der DT-10 auch an den breiten Spannreifen dieser 20 Zoll großen Fußpauke, doch ist das Mikro jetzt sehr weit vom Fell entfernt, was die Messergebnisse in ihrer Genauigkeit stark beeinträchtigt. Letztendlich muss ich die Bassdrum dann doch nach Gehör stimmen. Insgesamt kommt ein runder Jazzsound heraus, den ich euch natürlich nicht vorenthalten möchte:

Audio Samples
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Hohe Stimmung – Einzelsounds Hohe Stimmung – Performance Soundfile

Der DT-10 funktioniert auch in lauteren Umgebungen zuverlässig

Bei Tests während Soundchecks und Bandproben funktioniert der Cherub DT-10 zuverlässig. Das ist für mich ein großer Pluspunkt, denn was nützen einem geübte Ohren, wenn nebenan mal wieder der Marshall röhrt?!

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Fazit

Dieser Test zeigt: das richtige Stimmen von Trommeln ist und bleibt eine Kernkompetenz, die sich jeder Trommler hart erarbeiten muss. Auch ein Cherub DT-10 Drum Tuner kann geübte Ohren und Erfahrungswerte definitiv nicht ersetzen. Jedoch kann er das erprobte Handwerk eines jeden Stimmschlüsselakrobaten bereichern – mich hat er jedenfalls zu einigen Stimmexperimenten inspiriert! Hat man einmal das Fell der Begierde grob auf die gewünschte Tonhöhe gebracht, lassen sich mithilfe des DT-10 Drum Tuners die feinen Obertöne an den Stimmschrauben auch in lauteren Umgebungen messen, was ansonsten viel Ruhe voraussetzt, die bei Bandproben oder Soundchecks so gut wie nie gegeben ist. Besonders auf Snare Drums und kleineren Toms kann er seine Stärken ausspielen. Im Vergleich zum etablierten und gleich teuren tune-bot sieht der DT-10 Drum Tuner dabei etwas moderner aus, ist in seinen Fähigkeiten allerdings vollkommen auf das Wesentliche beschränkt: eine Tonhöhe erkennen, diese als Referenz markieren und das Ganze durch ein farbenfrohes Display und moderne Optik pompös in Szene setzen. Leider geizt der Hersteller sowohl im Handbuch als auch online mit Referenzwerten, die für Einsteiger am Stimmschlüssel von großem Vorteil sein würden. Vor dem Einsatz in freier Wildbahn sollte man den Umgang mit der kleinen Stimmungskanone daher ausgiebig trainieren. Sonst winkt womöglich der Tontechniker wieder mit dem Gaffa-Tape.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • robustes Gehäuse
  • großes Farbdisplay
  • Akku wiederaufladbar via USB
  • gute Performance bei Snare Drums und kleineren Toms
Contra
  • etwas ungenau bei größeren Kesseln
  • nur ein Referenzton als Stimmung speicherbar
  • keine trommelspezifische Zuordnung im Menü
  • keine Tuning-Tipps im Handbuch oder auf der Hersteller-Website
Artikelbild
Cherub DT-10 Drum Tuner Test
Für 59,00€ bei
Der Cherub DT-10 in Action – durch die größenverstellbare Klammer ist er auch an Holzspannreifen montierbar.
Der Cherub DT-10 in Action – durch die größenverstellbare Klammer ist er auch an Holzspannreifen montierbar.
Technische Spezifikationen
  • Marke: Cherub
  • Bezeichnung: DT-10 Drum Tuner
  • Tuning Range: 30-500 Hz
  • Material: Aluminium / Kunststoff
  • Akku: Per USB Schnittstelle wiederaufladbar
  • Akku Laufzeit: etwa 5 Stunden
  • Gewicht: 155 Gramm
  • Zubehör: USB Kabel, Handbuch
  • Herstellungsland: China
  • Preis (thomann.de): EUR 99,-
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Der Cherub DT-10 in Action – durch die größenverstellbare Klammer ist er auch an Holzspannreifen montierbar.

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Kommentieren
Profilbild von Juergen

Juergen sagt:

#1 - 22.04.2015 um 12:37 Uhr

0

Spitzenmäßiger Test! Da werde ich doch gleich zuschlagen müssen.

Profilbild von Jonas (bonedo)

Jonas (bonedo) sagt:

#2 - 23.04.2015 um 11:31 Uhr

0

Hallo Jürgen, danke für das nette Feedback! Wenn du magst, schreib doch hier gerne kurz einen eigenen Kommentar zum DT-10, nach dem du ihn selbst mal ausprobiert hast! Würde mich sehr interessieren! Grüße,
Jonas

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