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Tru Tuner Drum Head Replacement System Test

Auch wenn nicht alle Schlagzeuger in regelmäßigen Abständen ihre Felle wechseln, spätestens beim „Instrumenten-Frühjahrsputz“ sind neue Felle und das anschließende Stimmen in der Regel fällig. Bei Trommlern, die viele Gigs spielen oder Drumtechs, die für professionelle Acts arbeiten, gehört der Fellwechsel sogar zum regelmäßigen Aufgabenfeld. Der Tru Tuner möchte hier als zeitsparendes Hilfsmittel in die Bresche springen. Wie das funktioniert und ob das Konzept aufgeht, erfahrt ihr im folgenden.

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Details & Praxis

Statt mit einem Stimmschlüssel alle Schrauben einzeln zu lösen und wieder festzuziehen, besteht das Konzept des Tru Tuners darin, alle Schrauben auf einmal anzupacken. Mit dem neuem Fell auf dem Kessel sollen alle Stimmschrauben anschließend absolut gleichmäßig angezogen sein. Klingt auf jeden Fall erst einmal vielversprechend. Der Tru Tuner besteht aus einer transparenten Polycarbonat-Scheibe, dabei handelt es sich um einen besonders robusten Kunststoff. In seiner Mitte ist ein klappbarer Griff angebracht. Ist dieser eingeklappt, kann der Tru Tuner, zum Beispiel in der Beckentasche verstaut, auch mit auf Reisen gehen. Für jeden Kesseldurchmesser zwischen 8 und 16 Zoll sind teils mehrere Löcher auf der Oberfläche eingelassen. Somit sollen zum Beispiel Floortoms in 14“ mit sechs Spannschrauben, genauso wie Snares mit Achter- oder Zehner-Unterteilung, bedient werden können. Dazu gibt es in einem kleinen, orangefarbenen Netz insgesamt zehn Vierkant-Stimmschrauben-Aufsätze, die in den zur jeweiligen Kesselgröße passenden Löchern eingehängt werden. Als drittes Utensil ist noch eine Bedienungsanleitung im Paket enthalten.

Fotostrecke: 4 Bilder So sieht der gesamte Lieferumfang des Tru Tuners aus.

Erster Schritt: Alle Schrauben lösen

Bevor es ans Lösen der Schrauben geht, müssen alle Stimmschrauben mit je einem der Aufsätze versehen sein, außerdem müssen alle Aufsätze in die gleiche Richtung gedreht werden, erst dann kann der Tuner zum Einsatz kommen. Nachdem die Aufsätze auf den Stimmschrauben stecken, müssen sie jetzt in die passenden Löcher auf der Scheibe eingefädelt werden. Gerade bei Durchmessern, für die es mehrere Optionen auf der Scheibe gibt, bedarf es etwas Übung, um das passende Loch zu finden. Der Tru Tuner funktioniert auch nur auf einer planen, möglichst rutschfesten Unterlage, zum Beispiel einem Tisch, oder im Tour-Alltag zum Beispiel auf einem großen Flightcase. Nimmt man einen leicht schräg stehenden Snare-Ständer, funktioniert das Einfädeln der Aufsätze so gut wie nicht. Das heißt, in diesem Fall müssen alle Trommeln vom Set abgebaut werden. Je nach Art der Aufhängung lassen sich Tom-Felle mit einem konventionellen Stimmschlüssel oder Drillbit-Aufsatz auch direkt am Set wechseln. Snare- und Floortom-Felle wechsle ich zum Beispiel immer an Ort und Stelle. Das funktioniert mit dem Tru Tuner schon einmal nicht. Sind alle Aufsätze drin, kann es ans Kurbeln gehen. Dazu hält man mit einer Hand den ausgeklappten mittigen Griff, mit der anderen Hand fixiert man seitlich die Trommel.
Das Lösen kommt erst mit etwas Nachdruck in Gang, schon bei mittelfest gespannten Snares bewegt sich allerdings gar nichts. Hier versagt die Hebelwirkung, die Stimmschrauben wollen sich einfach nicht bewegen. Besser sieht es bei einer tiefen Snare-Stimmung oder einer mittleren oder tiefen Tom-Stimmung aus, hier geht es etwas leichter. Allerdings merke ich auch hier, dass die Mitte der Scheibe nicht der optimale Hebelpunkt ist. Sind alle Schrauben lose, muss man den Tru Tuner samt Spannreifen, Spannschrauben und Fell darin (vorsichtig!) von der Gratung nehmen, denn lösen sich dabei eine oder mehrere der Tru Tuner Aufsätze, geht das Einfädeln wieder von neuem los. Hat man alles sicher auf einer planen Auflage abgelegt (es soll ja nichts herausfallen), kann das neue Fell aufgelegt werden. 

Fotostrecke: 4 Bilder Erst die Aufsätze ausrichten, …

Schrauben wieder anziehen…

Sitzt der Tru Tuner samt Spannreifen und Schrauben auf dem neuen Fell, muss man alle Spannschrauben, wie bei jedem konventionellen Fellaufziehen auch, erst einmal leicht mit den Fingern in die Gewinde drehen, so dass sie leicht greifen. Das geht aber nur, wenn der Tru Tuner nicht obenauf sitzt. Sind die Schrauben leicht angezogen und sitzt der Tru Tuner wieder an Ort und Stelle, kann fleißig losgekurbelt werden. Nach ein paar Umdrehungen geht es auf einmal merklich mühsamer. Das Fell mit der Kurbel auf eine höhere Spannung zu bringen, wie man es von einem Snare-Schlagfell gewohnt ist, funktioniert mit dem Tru Tuner nicht. Ich habe für den Versuch wahllos Trommeln aus meinem Fundus ausgewählt, deren Gewinde nicht gefettet oder präpariert wurden. Hier zeigt sich, dass besonders betagte Trommeln, mit ein paar etwas schwergängigen Gewinden darunter, noch schneller beim Hochstimmen kapitulieren.

Und wie ist die Stimmung?

Der anschließende Stimmtest zeigt: Gleiche Spannung ist nicht zwingend gleichbedeutend mit gleicher Stimmung an den einzelnen Spannschrauben. Die Tonhöhen fallen an fast allen Stimmschrauben unterschiedlich aus. Was auch zu erwarten ist, denn je nach Fellfabrikat und Form der Gratung liegt das Fell beim ersten Aufziehen auch nicht hundertprozentig mittig auf. Mit dem Tru Tuner samt Spannreifen und Aufsätzen hat man allerdings schwerlich die Möglichkeit, dieses von oben zu korrigieren. Das heißt, hinterher muss trotzdem ausgiebig feingestimmt werden. Der Slogan „Play More – Tune Less“ ist also irreführend. Remo Felle würde ich generell hinterher auch auf der Gratung zentrieren, zum Beispiel durch leichtes Eindrücken mit der Faust in der Mitte des Fells. Danach stimme ich erneut fein.

Geht schneller und unkomplizierter: kleiner Akkuschrauber mit Evans Drillbit
Geht schneller und unkomplizierter: kleiner Akkuschrauber mit Evans Drillbit

Auch wenn einem heutzutage viele elektronische oder manuelle Hilfsmittel schnelle Abhilfe versprechen: Trommeln stimmen lernt man am besten durch viel Übung am Stimmschlüssel. Mit den Ohren, um die unterschiedlichen Tonhöhen unterscheiden zu lernen und viel Auseinandersetzung mit der Materie an sich, zum Beispiel um herauszubekommen, was das passende Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Schlag- und Resonanzfellen für den gesamten Sound am Schlagzeug ausmacht.

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