Best Service Emotional Cello Test

Sample-Librarys von Streicher-Ensembles gibt es zuhauf, doch nur wenige konzentrieren sich dabei auf Solo-Instrumente wie das Cello, so wie Best Service Emotional Cello. Wählt man in normalen Workstations oder einer der zahlreichen Orchester-String-Librarys das Preset eines Cellos, mangelt es an Bogenwechseln, Artikulationen oder Portamento.

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Best Service Emotional Cello: Eine Cello-Library, die ihresgleichen sucht!


Beim Emotional Cello hingegen legt man den Fokus auf genau diese Faktoren, wodurch authentische und lebendige Klänge möglich sind. Insgesamt vier Jahre hat das Entwickler-Team bei Harmonic Subtones an dieser Library gearbeitet, um ein neues Konzept des Samplings zu entwickeln, das die Echtheit und Emotion des Cellos einfängt und in einer Kontakt-Library authentisch wiedergibt. Lest im Test unsere Erfahrungen mit dem emotionalen Streicher.

Details

Konzept

Mit dem sogenannten „Contextual Sampling“, wie die Entwickler von Harmonic Subtones die Methode bezeichnen, wurden die Instrumente in einem musikalischen Kontext aufgezeichnet, um somit einen authentischen Klang der Library zu erzielen. Damit eine Artikulation im richtigen Moment gespielt wird, sind die Samples logisch verknüpft. Wird auf dem MIDI-Keyboard beispielsweise die erste Note angespielt, wird dabei kein Legato-Sample getriggert, sondern nur solche, die bei der Aufnahme ebenfalls als erste Note eines Cellisten gespielt wurden, wodurch die Library an Echtheit gewinnt. Als wäre das nicht genug, kommen bei langen Noten bis zu vier und bei kurzen Noten bis zu acht Round-Robins zum Einsatz. Diese Alternativsamples werden zur Variation der Klänge genutzt.

So präsentiert sich die Plug-In-Library.
So präsentiert sich die Plug-In-Library.

Artikulationen

Die Library beinhaltet die True-Legato-Masterpatches „Emotional Cello“, „Sulponticello“ und „Harmonic“. Das Masterpatch „Sulponticello“ enthält Samples, die nahe an der Brücke des Cellos gespielt wurden und dadurch obertonreicher sind und frischer klingen. In „Harmonic“ wurden hohe Bereiche gesampelt, die eher Cello-untypische Klänge bieten. Neben den True-Legato-Masterpatches gibt es noch Single-Patches, X-Fade-Patches und sogar Cello-Percussion – wer‘s braucht. Die Artikulationen selbst werden per Mausklick oder praktischerweise per Key-Switch direkt auf dem MIDI-Keyboard ausgewählt. Hier ist von Spiccato, Staccato, Pizzicato über Fortepiano bis hin zu „Non Vibrato Xfde“ wirklich alles dabei. Im Masterpatch „Normal“ sind es 16 Stück an der Zahl, die mehr als ausreichend sein sollten, um ausgiebig und authentisch artikulieren zu können.

Bedienoberfläche

Die Bedienoberfläche vermittelt auf Anhieb einen aufgeräumten Eindruck. Im Hauptfenster befinden sich links die Artikulationen und die dazugehörigen Noten der Key-Switches, in der Mitte „Attack Type“ und „Volume“, die mit einer Amplitude visualisiert werden, rechts die Feineinstellungen für Legato und Portamento. Deaktiviert man Legato, ist demnach auch mehrstimmiges Spielen möglich. Im unteren Bereich der Bedienoberfläche lassen sich für Letzteres die jeweiligen Velocitys einstellen. Zudem lässt sich mit der Bow-Change Velocity die Streichrichtung des Bogens je nach Anschlagstärke verändern. Der „eRR“-Switch dient zur Aktivierung einer zusätzlichen Round-Robin-Funktion, welche die benachbarten Zonen nutzt, um weitere Variationen zu erzeugen. In den weiteren Fenstern der Bedienoberfläche befinden sich Infos, Credits und die Effekte. Hier gibt es „Saturation“, „Stereo Image“, „Equalizer“, „Room“ und „Reverb“, um den Klang des Cellos direkt in Kontakt anzupassen.

Fotostrecke: 4 Bilder Das GUI des Emotional Cellos, …

Hidden Features

Auf der Bedienoberfläche des Hauptfensters nicht ersichtlich, jedoch in einem Hinweis der Info-Seite zu lesen, werden versteckte Funktionen beschrieben, wie etwa die „Rebowing Function“, mit der sich selbst bei gehaltener Note Bogenstreichwechsel erzeugen lassen, und zwar per Key-Switch (C-1 bis D#-1). In vielen String-Librarys, werden die gestrichenen Noten am Ende einer Note beispielsweise durch Loops, also kleinen Abschnitten innerhalb des Samples wiederholt. Dies geschieht je nach Library unendlich lang, was sehr unnatürlich ist. Hintergrund ist folgender:  Spielt beispielsweise ein Cellist einen Ton, würde dieser irgendwann enden, da der Strich seines Bogens am Ende angelangt. Doch führt der Cellist den Bogen wieder zurück, im Idealfall fast unhörbar, entsteht der Klang einer gehaltenen Note. Diese Technik der Bogenwechsel, die der Cellist am Ende des Bogens durchführt, können genau mit den zuvor genannten Key-Switches durchgeführt werden. Zudem gesellen sich die versteckten Funktionen „Add Vibrato“, „Repetition Keys“ und Infos zu Continuous-Controller-Daten (CC), wie in der Abbildung der Info-Seite zu sehen.

Im Karton finden wir einen Beipackzettel und die DVD mit dem Content.
Im Karton finden wir einen Beipackzettel und die DVD mit dem Content.

Praxis

Installation

Die 5,78 Gigabyte große Best Service Emotional Cello Library gibt es entweder per Download oder als Produkt-Box, welche die Daten auf einer DVD bereithält. Wir entschieden uns für die Produkt-Box-Variante und kopierten die Library auf eine externe Festplatte. Falls noch nicht geschehen, muss Kontakt (oder der kostenlose Kontakt-Player) von Native Instruments installiert werden, welcher als VST-, AU- und AAX-Plug-In in 32  und 64 Bit sowohl für Windows als auch für Mac OS verfügbar ist. Nach dem Start von Kontakt wird Emotional Cello mit „add Library“ hinzugefügt. Um die Library zu aktivieren, ist ein Best-Service-Account erforderlich, in dem das Produkt mit der Seriennummer registriert wird, um den Aktivierungscode per E-Mail zu erhalten. Via Copy/Paste wird dieser entweder durch einen Klick auf „Activate“ in der Library oder in der Service Center App von Native Instruments eingefügt, wodurch die Library letztendlich aktiviert wird.

Bedienung

Die überschaubare Bedienoberfläche ist intuitiv in der Bedienung. Das Wichtigste sind natürlich die Artikulationen, deren Key-Switches sich mit der linken Hand von G#-1 bis B0 auswählen lassen. Dadurch können die Artikulationen während des Spielens schnell gewechselt werden, ohne dabei zum Computer zu schauen und eine Maus zu verwenden. Das Splitting ist zusätzlich auf dem Kontakt-Keyboard im unteren Bereich der Bedienoberfläche visuell dargestellt.
Die Bogenstreichwechsel- und Portamento-Einstellungen lassen sich ganz einfach per Velocity einsetzen. Unterhalb der angegebenen Anschlagstärke wird Portamento gespielt, oberhalb nicht. Das ist eine einfache, aber sehr effektive Lösung, um das Instrument noch lebendiger spielen zu können. Dieselbe Methode wird für den Bogenwechsel angewandt, wodurch Emotional Cello auch hiermit wieder an Echtheit gewinnt.  

MIDI-Learn

Alle Parameter des Emotional Cello  lassen sich per Rechtsklick mit der Maus einem externen MIDI-Controller zuweisen. Das ist nützlich, um direkt vom Controller-Keyboard aus Legato-, Attack- oder Portamento-Funktionen zu steuern und funktioniert einfach und schnell.

Artikulationen und Portamento

Ich habe einige Klangbeispiele vorbereitet, in denen ich zwischenzeitlich die Artikulationen per Key-Switch umschalte und auch die Portamento-Velocity genutzt habe, was den ohnehin schon authentischen Grundsound noch lebendiger macht. Bei den weiteren Klangbeispielen hört ihr die weiteren Masterpatches „Sulponticello“ und „Harmonic“.

Audio Samples
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Masterpatch „Emotional Cello“ in der Artikulation „Delicate“ Die gleiche Artikulation mit Portamento Pizzicato, Staccato und Fortepiano im direkten Wechsel Espressivo Xfde mit Bogenstreichwechsel Sulponticello-Variante der Artikulationen Pizzicato, Spiccato und Fortepiano im direkten Wechsel Sulponticello-Masterpatch in der Artikulation „SP Delicate“ Cello-untypischen Klänge des Masterpatch „Harmonic“ Cello Percussions Patch „Thunderous Scratch on C“ Effekt-Sounds im Patch „FX-Cello“

Bei den mir bisher bekannten Cello-Librarys empfand ich den Klang meist hart und etwas leblos. Das Emotional Cello dagegen klingt weich und warm. Bogenwechsel, Artikulation und Vibrato klingen sehr authentisch und machen den ohnehin schon hervorragenden Grundsound wesentlich lebendiger. Dadurch ist das Instrument weitaus flexibler und „echter“ spielbar als übliche Librarys. Die 16 Artikulationen klingen durchweg authentisch und auch die integrierten Effekte liefern einen tollen Klang und lassen sich daher sehr gut einsetzen. Möchte man Rechenleistung sparen oder generell einen eigenen Hall nutzen, etwa im Mixdown, sollte der Reverb deaktiviert werden, da es sich hierbei um einen Faltungshall handelt, der naturgemäß sehr  „ressourcenhungrig“ ist. Über den „normalen“ Klang eines Cello hinaus befinden sich viele weitere Patches in der Library, die sich ganz sicher gut als Soundscapes und Effekt-Sounds einsetzen lassen.

Best Service Emotional Cello: Eine Cello-Library, die ihresgleichen sucht!
Best Service Emotional Cello: Eine Cello-Library, die ihresgleichen sucht!

Fazit

Mit Emotional Cello ist es den Best-Service-Entwicklern gelungen, das emotionsgeladene Cello einzufangen und durch die aufwendige Samplingmethode ein intuitiv zu bedienendes, authentisch klingendes Kontakt-Instrument zu bilden. Einen echten Cellisten kann auch diese Library zwar nicht ersetzen, dennoch ist die Authentizität beeindruckend. Es ist vorstellbar, dass die Methode des „Contextual Samplings“ auch in Zukunft häufiger genutzt wird, um solche lebhaft klingenden Instrument-Librarys zu entwickeln. Wer eine authentisch klingende Cello-Library mit ausgereiften Möglichkeiten für Artikulation, Bogenwechsel und Vibrato per Key-Switch sein Eigen nennen möchte, erhält mit Emotional Cello ein Kontakt-Instrument der Spitzenklasse.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • lebendiger Klang durch „Contextual Sampling“
  • weicher und warmer Grundsound
  • übersichtliche Bedienoberfläche
  • intuitives Bedienkonzept durch Key-Switch
  • hochwertige Effekte
Contra
  • kein Contra
Artikelbild
Best Service Emotional Cello Test
Für 189,00€ bei
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Best Service Emotional Cello: Eine Cello-Library, die ihresgleichen sucht!
Features
  • 5,78 Gigabyte Solo-Cello-Library
  • 16 Artikulationen per Key-Switch
  • Portamento und Bow-Change per Velocity
  • Bow-Change und Vibrato per Key-Switch
  • ausgiebige Effekt-Sektion
  • Masterpatches in Normal, Sul-Ponticello-Legato und Flageolet-Legato
  • 50 Singlepatches und Zusatzpatches
  • Instrument für Native Instruments Kontakt oder kostenlosen Kontakt-Player
Preis:
  • EUR 259,- (UVP)
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Profilbild von Rainer Trost

Rainer Trost sagt:

#1 - 10.07.2016 um 16:15 Uhr

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Hallo,
Erwähnenswert ist vielleicht auch,dass alle Cellotöne,Artikulationen,
Spieltechniken von einem Cellisten und dessen Cello aufgenommen wurden,
Nicht von mehreren Instrumenten,wie' s im Text heißt.
Freundliche Grüße
Rainer Trost
rainertrost@posteo.de

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