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Behringer MonoPoly Synthesizer Test

Der Behringer MonoPoly ist ein Klon des berühmten Korg Mono/Poly aus den frühen 1980er Jahren. Wir haben uns den Nachbau genau angesehen.

Behringer MonoPoly Test (Foto: Nikolai Kaessmann)
Der Behringer MonoPoly ist ein gelungener Nachbau des berühmten Korg Mono/Poly mit tollem Sound. (Foto: Nikolai Kaessmann)

Ich glaube, wir schrieben das Jahr 1983, da verfasste ich einen Testbericht über den Korg Mono/Poly für das legendäre FACHBLATT Musikmagazin. Jetzt, 38 (!) Jahre später, steht die Reinkarnation dieses Synthesizers in Form des Behringer MonoPoly auf meinem Tisch. Es kommt nicht so oft vor, dass man das „gleiche“ Gerät zweimal testet. Aber Uli Behringer ist in seinem Bestreben unermüdlich, die Legenden der früheren Jahre Musikern in der Ist-Zeit zugänglich zu machen, zumal wir in einer Zeit leben, in der die analoge Technik eine wahre Renaissance erlebt. Irgendwann wird er sich mit einem Klon seines DeepMind 12 wahrscheinlich selbst einholen. Leider ist die fragliche Ausgabe des FACHBLATT nicht in meinem Besitz und die Erinnerung daran was ich damals schreib leider auch nicht.

Ein Blick zurück

Irgendwie wundert es mich als Zeitzeuge schon, welche Instrumente heute als Legenden gehandelt werden. Das mag wohl daran liegen, dass in der Gründerzeit jedes neue Gerät einen Meilenstein darstellte, obwohl die Möglichkeiten und der Klang aus heutiger Sicht gar nicht (mehr) so sensationell sind wie damals empfunden. Die Synthesizer der früheren Zeit waren verglichen mit heutigen Preisen richtig teuer. Wer einen Minimoog haben wollte, der musste bereits rund 3.000 DM auf den Tisch des Hauses legen. Für viele Musiker war das bereits eine Hürde. Korg hatte damals einen Lead-Synthesizer auf den Markt gebracht, der dem Moog Konkurrenz machen, aber deutlich preiswerter sein sollte: Der Korg Mono/Poly war geboren, kostete jedoch noch über 2.000 DM. Und man legte noch einen drauf. Nicht drei, nein vier Oszillatoren und dann noch paraphon spielbar. Hat man sich wie Uli Behringer vorgenommen, alte Synthesizer wieder aufzulegen, stellt sich am Anfang immer die Frage, wie authentisch es denn sein darf? Sollte man ein Instrument 1:1 kopieren oder darf man Dinge verändern, verbessern zugunsten des Standes der heutigen Zeit, was damals nicht realisierbar war? Wenn ja, dann steht die nächste Frage im Raum, wie weit man dann gehen soll und darf? Eine Tatsache, die uns auch beim Behringer MonoPoly begegnen wird.

Details

MonoPoly auspacken

Ganz schön schwer, der MonoPoly! 10 kg bringt der Synth auf die Waage. Steht das Instrument dann auf seinem Platz, macht es schon was her. Hölzernes Chassis, metallenes Bedienfeld in den taubenblauen Mono/Poly-Farben. Das Panel ist wie beim Minimoog bzw. dem Behringer Poly D klappbar und in drei Stufen verstellbar. Gegenüber dem Original ohne Zweifel eine gehörige Aufwertung. Das Panel lässt sich so an die eigene Arbeitsweise anpassen und es sieht außerdem sehr professionell aus. Die Verarbeitung ist top, da gibt es nichts.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Behringer MonoPoly von schräg links, … (Foto: Nikolai Kaessmann)

Die Fakten

Was haben wir? 4 VCOs, einen White-Noise-Rauschgenerator, 2 LFOs (hier MG = Modulationsgenerator genannt), ein 24-dB-Filter, zwei ADSR-Hüllkurvengeneratoren, Sync und Cross-Modulation, einen Arpeggiator, ein klappbares Bedienfeld und eine Tastatur in Normalgröße mit drei Oktaven Tonumfang, monophon und bis zu vierstimmig paraphon spielbar. Das Bedienfeld entspricht weitestgehend dem des Originals bis auf ein paar Ergänzungen. Für heutige Verhältnisse wirkt der Aufbau vielleicht etwas spartanisch, für damalige Verhältnisse jedoch war das schon eine Ansage.

VCO | VCF | VCA und die Hüllkurven

Der Behringer MonoPoly ist mit vier identischen VCOs ausgestattet. Jeder VCO verfügt über einen Schalter für die Wahl der Fußlage (16‘ – 2‘) und die Schwingungsformen: Dreieck, Sägezahn, PWM (Puls mit Modulation) und Puls mit einstellbarer Breite. Dafür steht links neben der Oszillatorsektion ein eigener Bereich zur Verfügung. Leider sind Pulsbreite und die Intensität der Pulsbreitenmodulation nur für alle vier VCOs gleichzeitig regelbar. Als Modulatoren stehen VCF EG, MG1 und MG2 bereit. Obendrein kann noch ein Schalter bemüht werden, der alle vier VCOs zusammen eine Oktave nach oben bzw. unten verschiebt.

Blick auf VCO, VCF und VCA mit den Hüllkurvengeneratoren (Foto: Nikolai Kaessmann)
Blick auf VCO, VCF und VCA mit den Hüllkurvengeneratoren (Foto: Nikolai Kaessmann)

In der weiteren Ausstattung befindet sich ein Gesamt-Tune-Regler für VCO 1 sowie jeweils einen Fein-Tune-Regler für VCO 2 – 4. Die Range ist mit +/- 1 Halbton doch recht gering ausgelegt. Schade, denn ansonsten hätte man mit vier Oszillatoren auch Sub-Harmonische erzeugen können. So bleibt nur die Möglichkeit jeweils eine andere Fußlage festzulegen, was schon recht bombastisch klingt. Im nachgelegten Mixer können alle VCOs separat in der Lautstärke geregelt werden. Zusätzlich steht ein Portamento-Effekt für alle Oszillatoren zugleich zur Verfügung.

Die Filter- und VCA-Sektion des Behringer MonoPoly. (Foto: Nikolai Kaessmann)
Die Filter- und VCA-Sektion des Behringer MonoPoly. (Foto: Nikolai Kaessmann)

Alle VCOs münden in das gleiche Filter, das als 24-dB-Hochpass mit Cutoff und Resonance ausgelegt ist. Dazu kommen noch die Regler für Keyboard Track und Polarität. Daran lässt sich bereits erkennen, wem der Mono/Poly damals Konkurrenz machen wollte. Bleiben noch die beiden ADSR-Hüllkurvengeneratoren zu erwähnen, die per Schieberegler gesteuert werden. Der ursprüngliche Korg Mono/Poly war dafür bekannt, dass die Hüllkurvengeneratoren schnell zupacken konnten, womit er selbst für perkussive Klänge Gebrauch fand. Gott sei Dank hat Behringer diese Eigenschaft bei seiner Version mit übernommen.

Monophon, unison, paraphon

Der Behringer MonoPoly ist einerseits ein monophoner Lead-Synthesizer, kann jedoch wie der Behringer Poly D vierstimmig polyphon gespielt werden. Die vier Oszillatoren werden dabei quasi „umgeklappt“, sodass jede Stimme von einem Oszillator erzeugt wird. Danach münden alle vier Oszillator-Signale lediglich in nur einem Filter und einem VCA mit den dazugehörigen Hüllkurvengeneratoren, was man als paraphonen Aufbau bezeichnet. Dies ergibt im Vergleich mit einem polyphonen System klangliche Einschränkungen. Jedoch kann ein paraphoner Synth wie der MonoPoly etwas, was ein „normaler“ Polysynth nicht vermag. Jeder Oszillator und damit jede der vier Stimmen lässt sich in Fußlage, Volume, Stimmung und Schwingungsform unterschiedlich einstellen. Spielt man einen Akkord, dann erklingt jede Stimme anders. Warum hat man das gemacht? Es spart bei einem analogen System Kosten, was sich dann käuferfreundlich auf den Preis auswirkt. Das ist eigentlich der einzige Grund.
Spielt man Block-Akkkorde, dann macht sich der Nachteil weniger bemerkbar, da man bei einem mehr oder weniger gleichzeitigen Anschlag aller vier Tasten gar nicht bemerkt, dass es nur einen Filter gibt. Lassen wir oben einen dreistimmigen Akkord liegen und wollen die vierte Stimme für einen Basslauf nutzen, beginnt das Dilemma. Entweder löst jeder Basston den Akkord immer wieder mit aus (Multiple Trigger; Klangbeispiel 1) oder die Bass-Stimme setzt direkt auf dem Sustain-Level ein, auf dem sich der Akkord befindet (Single Trigger; Klangbeispiel 2). Ein kleiner Schalter lässt zwischen beiden Varianten wählen. Im Unisono-Betrieb empfehle ich, diese Schalter stets auf „multiple“ zu belassen.

Audio Samples
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Multiple Trigger Single Trigger

Auch hört man bei einem vierstimmigen Spiel immer nur einen Oszillator je Stimme, was im Vergleich zu vier VCOs unisono natürlich weniger druckvoll klingt. Der Poly D bietet als Geschmacksverstärker einen integrierten Chorus, auf den man wohl zur Abgrenzung beim MonoPoly verzichtet hat. Man kann den Sound des MonoPolys jedoch etwas breiter werden lassen, wenn man bei den VCOs mit der Pulsbreitenmodulation arbeitet.

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Der Arpeggiator

Der Aufbau des Arpeggiators ist rudimentär. Up, down, up/down, on und Latch – das wars. Für das Tempo sorgt LFO 2. Synchronisieren lässt sich der Bereich allerdings via MIDI und Sync.

Die Modulationsgeneratoren (MG)

Im Korg-Jargon wurden die LFOs Modulationsgeneratoren oder kurz MGs genannt. Und davon besitzt der Behringer MonoPoly wie das Original zwei. MG 1 erzeugt mit Dreieck, 2x Sägezahn und Rechteck vier Schwingungen, während sich MG 2 auf ein Dreieck beschränkt. Das ist jetzt nicht besonders üppig, ist aber ausreichend. Leider sind beide LFOs nicht synchronisierbar. Die Zuordnung zu verschiedenen Modulationsadressen und die Intensitätsregelung erfolgt dann in den anderen Sektionen.

Auf der linken Seite befinden sich die Modulationsgeneratorem, Key Assign und die Effect-Sektion. (Foto: Nikolai Kaessmann)
Auf der linken Seite befinden sich die Modulationsgeneratorem, Key Assign und die Effect-Sektion. (Foto: Nikolai Kaessmann)

Key Assign Mode

Im Key Assign Mode wird festgelegt, ob der MonoPoly unisono, also vier VCOs als Stack oder vierstimmig polyphon gespielt wird. Pfiffig ist der Unisono/Share-Modus. In diesem werden die Zuordnungen der VCOs zu den Stimmen dynamisch vorgenommen. Spielen wir drei- oder vierstimmig, dann hört man einen VCO je Stimme. Spielen wir zweistimmig oder nur einen Ton, dann hören wir 2 × 2 oder 4 × 1 Oszillator. Das Klangerlebnis ist dabei somit von der Spielweise abhängig. Abgerundet wird dieser Bereich durch Chord-Memory, womit man einen Akkord auf eine Taste legen kann. Dieser Modus funktioniert überdies, wenn man den Arpeggiator aktiviert.

Die Effektsektion

Die Bezeichnung ist etwas missverständlich, denn sie bietet weder Reverb, Delay noch Chorus. Korg bezeichnete damals Crossmodulation (FM) und Sync als Effekte. Und Behringer hat bei dem verfolgten Ansatz der 1:1-Reproduktion die Nomenklatur von damals konsequent übernommen. Der Bereich wirkt recht klein, zeigt sich jedoch überaus effektiv (vielleicht kommt daher der Begriff „Effects“ ;-). Gewählt wird zwischen FM (Crossmodulation) und Hard Sync wobei selbst beide Varianten gleichzeitig genutzt werden können, was in wirklich extremen Texturen klanglich bemerkbar macht. Die Intensität der Modulationen lässt sich sowohl regeln als auch modulieren. Noch lebendiger wird das Ganze, wenn die Slave-Oszillatoren über die Wheels beeinflusst werden.

Die Spielhilfen

Links neben der Tastatur wurden die beiden Wheels platziert, ein Pitchbendrad und ein Modulationsrad für die Modulation durch MG 1. Was man damit anfängt, bestimmen zwei Wahlschalter. Der Bender lässt sich auf Pitch, Cutoff und VCO1/Slave VCOs routen, wenn man die Effekte aktiviert hat. Gleiches gilt für das MOD Wheel, was jedoch dabei eine Modulation steuert. Für beide Wheels lässt sich noch die Range separat einstellen, in welcher die Spielhilfen arbeiten sollen, womit sich beide Wheels sehr nuanciert einsetzen lassen.

Die Spielhilfen des Behringer MonoPoly: Pitchbend- und Modulationsrad. (Foto: Nikolai Kaessmann)
Die Spielhilfen des Behringer MonoPoly: Pitchbend- und Modulationsrad. (Foto: Nikolai Kaessmann)

Behringer Synthtribe

Behringer Synthtribe ist eine kostenlose Software, die der Verwaltung und Einstellung der verschiedenen Behringer Synthesizer dient. Ich kann nur jedem empfehlen, sich diese Software, die nur ein paar MB verbraucht, herunterzuladen. Auf den MonoPoly bezogen können hier bequem Updates gezogen und ein paar Dinge, die auf dem Panel nicht einstellbar sind, eingestellt werden: Velocity, MIDI-Kanäle getrennt In/Out, Auflösung des Sync-Signals u. v. m.

Über die Synthtribe Software lassen sich verschiedenen Parameter des Behringer MonoPoly verwalten.
Über die Synthtribe Software lassen sich verschiedenen Parameter des Behringer MonoPoly verwalten.

Die Tastatur

Die Tastatur des Behringer MonoPoly bietet einen Umfang von 37 Tasten in Normalgröße mit Anschlagdynamik. Aber halt! Die Dynamik wirkt nicht auf den MonoPoly selbst, sondern kann nur über MIDI nach außen gegeben werden. Da hätte man allerdings mehr draus machen können. Die Bespielbarkeit ist für einen Lead-Synthesizer vollkommen in Ordnung. Wichtig ist die sinnvolle Nutzung der Single/Multiple-Funktion (s. o.), die man je nach Bedarf einstellen kann.

Die Tastatur des Behringer MonoPoly bietet 37 normalgroße Tasten. (Foto: Nikolai Kaessmann)
Die Tastatur des Behringer MonoPoly bietet 37 normalgroße Tasten. (Foto: Nikolai Kaessmann)

Anschlüsse zur Außenwelt

Ein Mono-Audioausgang und ein Kopfhörerausgang, MIDI In/Out/Thru, dazu CV In und Out, allerdings in 6,3-mm-Klinke. Klar, das war der Standard bei den alten (modularen) Synthesizern. Das Eurorack-Format verlangt jedoch Miniklinken und dürfte heute die deutlich größere Zielgruppe sein. Gleiches gilt für den Sync-Bereich und die CV-Anschlüsse VCO FM und VCF Cutoff-Modulation. Wer vor hat, den MonoPoly mit seinem Eurorackin Kontakt treten zu lassen, der sollte sich vorsorglich schon mal mit ein paar Adaptern ausrüsten. Trotzdem ist es natürlich gut, dass man diese Möglichkeiten hat. Hinzu kommt noch die Möglichkeit, einen Fußschalter anzuschließen, um das Portamento ein- und ausschalten zu können. Sehr hilfreich, wenn man schon alle Hände voll mit anderen Dingen zu tun hat. Wichtig zu erwähnen, der MonoPoly arbeitet mit der 1V/Oct.-Charakteristik.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Rückseite des MonoPoly mit allen Anschlüssen. (Foto: Nikolai Kaessmann)
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Praxis

MonoPoly in der Handhabung

Optisch zeigt sich der Behringer MonoPoly mit seinem klappbaren Bedienpanel ausgesprochen schick. Das Design ist ohne Zweifel ein Blickfang. Kann die Bedienung da mithalten? Die Benutzeroberfläche entspricht der des Originals. Da mag die Aufteilung irritieren, welche die VCO- und die Filtersektion auf die rechte Seite platziert hat. Jede Funktion verfügt über ihren dedizierten Knopf oder Regler, sodass man sich eigentlich einen Blick in die nicht gerade üppige Bedienungsanleitung (1 Sheet in zig Sprachen) sparen kann. Den Rest erledigt die Synthtribe-Software wie z. B. die Einstellung der MIDI-Kanäle, denn ein Mäuseklavier wie bei manch anderem Behringer-Synth wurde hier weggelassen. 

Das Bedienpanel kann flach liegen oder in drei Stufen schräg gestellt werden. (Foto: Nikolai Kaessmann)
Das Bedienpanel kann flach liegen oder in drei Stufen schräg gestellt werden. (Foto: Nikolai Kaessmann)

Wer bereits Erfahruneng mit der subtraktiven Synthese sammeln konnte, der wird mit der Handhabung des MonoPoly keine Probleme haben. Die weiße Schrift auf taubenblauen Grund ist jederzeit gut lesbar.  Selbst mit den vielleicht nicht so gängigen Bezeichnungen wird man schnell klarkommen. Der Behringer MonoPoly lädt sofort zum Ausprobieren und Experimentieren ein, was sich besonders bei der Effect-Sektion lohnt. Damit lassen sich wirklich sehr, sehr schräge und schräg-schöne Klangfarben zaubern. Da man die Effect-Sektion schnell per Tastendruck deaktivieren kann, ist ein schneller Wechsel vom normalen Lead- oder Bass-Sound zu einem aggressiven Klang möglich, selbst wenn man keine Speicherplätze zur Verfügung hat. Obendrein macht die Beeinflussung von Crossmodulation und Sync mithilfe der Wheels wirklich Spaß. Die Regler und Taster sind allesamt wertig und machen haptisch einen guten Eindruck. Daran gibt es nichts auszusetzen.

Vierstimmiges Spiel – Ist Paraphonie jetzt ein Manko, oder nicht?

Ganz klar: Der Behringer MonoPoly ist kein Prophet-5, kein Prologue und kein Deep-Mind 12. Er ist in erster Linie ein toller Lead- und Bass-Synthesizer, der auch polyphon eingesetzt werden kann. Und in diesen Bereichen sollte man seine Stärken nutzen und nicht versuchen, die warmklingensten Pads zu erzeugen. Ein Manko des Poly D war, dass bei einem Wechsel zwischen Unisono und Poly „Un-Stimmigkeiten“ auftreten konnten. Hatte man die vier Oszillatoren ein wenig gegeneinander verstimmt, so war das als Stack wunderbar, im Akkord stimmten dann die Intervalle nicht mehr so richtig. Das hat man beim MonoPoly besser hingekriegt. Im monophonen Betrieb sorgt ein Detune-Regler für die nötigen Schwebungen der vier Oszillatoren. Geht man in den Poly-Modus, dreht dann den Detune auf ‚Zero‘ klappt das prima mit den Intervallen. Bevor man sich den Behringer MonoPoly zulegt, sollte man sich darüber im Klaren sein, dass dieser einen echten polyphonen Synthesizer nicht ersetzt, was bereits aus dessen Konzeption hervorgeht. Behält man das im Hinterkopf, wird man nicht enttäuscht.
Gut, mit dem MonoPoly lassen sich schon ansehnliche Pads und andere polyphone Sounds hervorzaubern, besonders dann, wenn man noch mit der Pulsbreitenmodulation arbeitet. Die Besonderheiten des paraphonen Aufbaus sollte man bei polyphoner Verwendung nicht als konzeptionelle Schwäche sehen, vielmehr bietet dieser interessante Möglichkeiten, die sich darin zeigen, dass man für jede Stimme andere Schwingungsformen etc. nutzen kann. Ein Tipp dazu: Der Arpeggiator verwendet beim Durchlauf alle vier VCOs nacheinander. Dreht man den Temporegler (MG 2) auf 0, dann ist zwar der Modus aktiv, dennoch startet der Arpeggiator nicht. Mit dieser Einstellung kann man ganz normal auf der Tastatur spielen und die VCOs von 1 – 4 durchsteppen. Kann toll klingen, wenn die VCOs alle anders eingestellt sind.

Wie klingt der Behringer MonoPoly?

Vier analoge VCOs erzeugen schon einen überaus fetten Grundklang, der mit ein wenig Detune und dem 24-dB-Filter ohne Zweifel in Richtung Minimoog gehen kann. Wer einen klassischen Lead- oder Bass-Synth mit viel Durchsetzungsvermögen sucht, der wird mit dem Behringer MonoPoly wirklich bestens bedient. Aber er kann auch anders, mit Sync und Crossmodulation wird er zum Biest. Das Spektrum reicht von aggressiv und scharf bis hin zu glockenartig und abgedreht. Das Thema „polyphon/paraphon“ habe ich im Verlauf des Tests bereits mehrfach angesprochen. Dem Interessierten sollte klar sein, was ihn da erwartet. Ohne einen Chorus-Effekt ist der polyphone Klang eher unterkühlt und hart, was für bestimmte Zwecke sicherlich geeignet ist. Mit der Möglichkeit alle vier Stimmen unterschiedlich klingen zu lassen, lässt sich jedoch eine Menge anfangen, worin dann bereits die Stärken und Schwächen der Para/Polyphonie liegen.

Wie klingt der Behringer MonoPoly?

Audiobeispiele zu Behringer  MonoPoly

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Like Moog? Fat Bass Polybrass mit PWM Aggressive Lead Stack Percussion Sound Perkussive Organ Kraftwerk Crossmodualtion FM Bells

Behringer MonoPoly Sound Demo (no talking)

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Fazit

Der Behringer MonoPoly erweitert die Palette an Nachbauten legendärer Synthesizer um ein weiteres Modell. Vom Aufbau her ist er schon wegen des Klapp-Displays mit dem Poly D aus gleichem Haus vergleichbar, jedoch klingt der MonoPoly aufgrund seiner Konzeption doch etwas aggressiver und experimenteller. Hier lohnt es ich beide Synthesizer einfach mal miteinander vergleichen. Pluspunkte sind ohne Zweifel die Haptik sowie das gesamte Erscheinungsbild – das Auge isst mit. Kein leichtes Plastikchassis, sondern ein gestandener Synth mit 10 kg Gewicht. Der Sound ist klasse, was bei vier analogen VCOs zweifelsohne nicht anders zu erwarten ist. Auch geht der geforderte Preis für einen analogen Synthesizer mit vier VCOs in Ordnung.

PROS

  • Vier VCOs
  • Durchsetzungsfähiger Lead- und Bass-Sound
  • Vierstimmig paraphon spielbar
  • Praktisches Klapp-Display
  • CV/Gate-Anschluss (1V/Oktave)
  • Äußere Erscheinung
  • Preis-/Leistungsverhältnis

CONS

  • Anschlagdynamik wird intern nicht verarbeitet
  • (Ein paar „Schwächen“ des Originals wurden „konsequenterweise“ übernommen. Der Minuspunkt wurde bewusst in Klammern gesetzt)
Der Behringer MonoPoly ist ein gelungener Nachbau des berühmten Korg Mono/Poly mit tollem Sound. (Foto: Nikolai Kaessmann)
Der Behringer MonoPoly ist ein gelungener Nachbau des berühmten Korg Mono/Poly mit tollem Sound. (Foto: Nikolai Kaessmann)
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