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Alesis iO Dock II Test

Mein persönlicher Einstieg in Apple´s musikalische iPad-Welt geschah vor gut anderthalb Jahren mit dem iPad der vierten Generation, woraufhin ich mir dann auch eine sogenannte Dockingstation zulegen wollte, wie ich sie bereits bei zufriedenen Kollegen gesehen hatte. Dieses Vorhaben war nicht von Erfolg gekrönt, da durch diverse Neuerungen meines iPad-Modells (Anschluss, Gehäuse) keine entsprechende „Dockingstation“ zur Verfügung stand. In Bezug auf Peripheriegeräte war die Apfel-Modellpolitik leider schon des Öfteren etwas kontraproduktiv, doch in letzter Zeit ist wieder etwas frischer Wind in die iOS Zubehör-Szene gekommen.

Alesis_IO_Dock2_B01_Aufmacher


Neben dem bereits hier getesteten Focusrite iTrack Dock hat Alesis kürzlich den Nachfolger seines populären iO Dock in den Handel gebracht. Neben diversen Low-Budget-Modellen und auch einigen hochpreisigen iOS-fähigen Interfaces bestechen die beiden aktuellen Geräte von Alesis und Focusrite durch generell universelle Anschlussmöglichkeiten, einen bezahlbaren Preis sowie das attraktive „Dockingstation-Format“. Beide Geräte zielen tendenziell auf unterschiedliche iPad-Modelle ab, wobei mein iPad der vierten Generation eine Überschneidung bildet. Dies ist kein direkter Vergleichstest, doch da die funktionellen Unterschiede beider Geräte eher im Detail liegen, werde ich mich im Verlauf mit Sicherheit einige Male auf den Konkurrenten beziehen. Der Countdown zum Andockmanöver startet jetzt. 10, 9, 7 … äh 8,…

Details

Das Alesis iO Dock II ist ein 24Bit/48 kHz Audio- und MIDI-Interface für iPad, iPad 2, iPad 3 und iPad 4. Dank austauschbaren Adaptern (Lightning, 30-polig) funktioniert das Interface technisch an sämtlichen Modellen, lediglich die Fixierung der iPad-Varianten „mini“ und „Air“ ist nicht gewährleistet, wobei in diversen Foren und auch Rezensionen von Do-it-yourself-Lösungen berichtet wird, um hier Abhilfe zu schaffen.

Fotostrecke: 2 Bilder Das IO Dock II bietet Platz für alle “großen” iPads …

Wie auch beim Vorgänger und der Konkurrenz ist das Gehäuse zum komfortablen Arbeiten leicht geneigt und misst gut transportable 216 x 267 x 32 mm bei 950 Gramm Gewicht.
Entgegen dem Vorgängermodell wird die fragile Steckverbindung zum jeweiligen iPad-Modell auf der rechten Gehäuseseite freiliegend und ungeschützt gegen mögliche Beschädigungen vollzogen. Gemäß dem Einsatzzweck des iO Dock II ist diese Form der Kabelführung aber vollkommen angemessen. Angesichts der anvisierten hohen Modell-Kompatibilität wäre eine verdeckte Anschluss-Lösung wie beim Alesis iO Dock (1) und Focusrite iTrack Dock wohl zu aufwendig und ineffizient gewesen. Die Anpassung der Haltefunktion an die unterschiedlichen Gehäusegrößen der iPads erfolgt über einen herausnehmbaren Plastik-Einschub.

Für das iPad mini bietet Alesis leider keinen passenden Einschub
Für das iPad mini bietet Alesis leider keinen passenden Einschub

Weiterhin hat das Alesis iO Dock II anschlussseitig einiges zu bieten. Auf der Rückseite befinden sich zwei kombinierte Mic/Line-Eingänge samt zugehörigem Gain-Regler, die wahlweise mit einem XLR- oder 6,35mm TRS Klinkenstecker verbunden werden können. Der benachbarte „Phantom“-Schalter speist erwartungsgemäß beide Mikrofoneingänge mit einer 48V Phantomspannung, welche den Betrieb von Kondensatormikrofonen ermöglicht. Über einen Schalter (Guitar) lässt sich Input 1 zusätzlich als hochohmiger Instrumenteneingang für Gitarre und Bass verwenden. Der symmetrische Stereoausgang des iO Dock II ist in Form von zwei 6,35mm Klinkenbuchsen ausgeführt und ermöglicht den direkten Anschluss an Aktivmonitore, Mischpulte und sonstige Eingänge in Studioumgebungen. Als weitere Bedienelemente/Anschlüsse finden wir auf der Geräterückseite den „Direct“-Schalter, welcher ein latenzfreies Monitoring unabhängig der verwendeten Recording-App ermöglicht, einen Power-Schalter samt Kabelsicherung für das Kabel des externen 12V-Netzteils sowie eine 6,35mm Klinkenbuchse für einen Fußschalter (TS und TRS) zur Steuerung App-spezifischer Funktionen per CC-Message.

Die Rückseite des Docks ist gesät von Anchlüssen: Main-Out, Direct-Monitor-Schalter, Input 2 inklusive Gain, Input 1 inklusive Gain und Line/Instr. Umschalter, 48V-Schalter, FS-In, sowie Netzteil-Anschluss, Hauptschalter und Zugentlastung.
Der Direct-Schalter (On/Off) ermöglich das Direct-Monitoring der Eingänge, verzichtet allerdings leider auf eine Mono-Funktionalität.

Auf der rechten Geräteseite befindet sich eine 6,35mm Klinkenbuchse zum Anschluss eines Kopfhörers. Die Lautstärke von Kopfhörer- und Hauptausgang sind, wie in der folgenden Abbildung zu sehen, über separate Regler einstellbar.
Gegenüberliegend, auf der linken Seite des Alesis iO Dock II sind die MIDI-Anschlüsse in Form von herkömmlichen, fünfpoligen MIDI In- und Out-Buchsen sowie einem USB MIDI-Anschluss verbaut. Letzterer ist als USB Typ B-Buchse ausgeführt und dient der Kopplung mit einem Computer/DAW. Der Anschluss und die Stromversorgung eines Class-Compliant tauglichen MIDI-Keyboards/-Controllers sind hierüber leider nicht möglich. Der Vollständigkeit halber möchte ich erwähnen, dass gegenüber dem Vorgängermodell auf einen Videoausgang verzichtet wurde, worin ich persönlich kein Manko sehe.

Fotostrecke: 2 Bilder Auf der rechten Seite befinden sich Lautstärke- und Kopfhörerregler …

Über die bereits erwähnten Anschlüsse und Bedienelemente hinaus bietet das Alesis iO Dock II keinerlei „Leuchtwerk“, wie beispielsweise Status-LEDs über Stromzufuhr und Pegel wie der nur unwesentlich teurere Konkurrent von Focusrite. Auch die verarbeiteten Materialien erscheinen im direkten Vergleich zum iTrack Dock  billiger, sind aber dennoch frei von Verarbeitungsmängeln. Das Dock von Alesis möchte offensichtlich zweckmäßig sein und keine Design-Awards gewinnen, denn am Ende zählt doch die Praxis. Wie schlägt sich also das iO Dock II von Alesis?

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Praxis

Vorweg: Das ganze Gerätekonzept ist ein „praktische Offenbarung“, sowohl wenn man sein iPad als Mini-DAW nutzen möchte als auch beispielsweise klangerzeugende Apps in eine DAW-Produktion oder sogar in ein Live Setup einbinden möchte. Die gleichzeitige und komplexe Verfügbarkeit von Audio und MIDI auf eine derart unkomplizierte Weise herzustellen, das heißt kompakt, ohne Kabelsalat, WIFI-Tricks und zusätzliche Geräte macht wirklich Spaß! Gleichzeitig wird der Akku des iPad mit Strom versorgt, damit ihm nicht in Momenten der vollkommenen Ekstase die Puste ausgeht. Wie schlägt sich das iO Dock II in den einzelnen Disziplinen?
Die grundsätzliche Bedienung des Gerätes ist absolut selbsterklärend und funktioniert beispielsweise ohne den Einsatz einer (bis dato nicht vorhandenen) speziellen App des Herstellers. Sämtliche Zuweisungen von Audio und MIDI erfolgen an gewohnter Stelle in der jeweilig verwendeten App. Im Gegensatz zum  iTrack Dock von Focusrite befinden sich die vorhandenen, relativ kleinen Bedienelemente vorwiegend an der rechten Geräteseite. Eine vergleichbare Ergonomie würde angesichts der Spezialisierung auf die „großen“ iPad-Modelle eine deutlich ausladendere Dockingstation zur Folge haben, von daher sehe ich die Bedienbarkeit des iO Dock II als guten Kompromiss und problemlos. Dank stabiler Bauweise und Gummifüßen steht das iO Dock II satt vor mir und ermöglicht die Bedienung des iPad, ohne dass irgendetwas verrutscht oder kippelt. Auch der Einschub zur Fixierung meines schmaleren iPad4 tut genau das, wofür er konzipiert wurde.
Klanglich kann man dem iO Dock II eine solide Professionalität bescheinigen. Ein direkter Ausspielvergleich von fertigen Produktionen mit meinem deutlich teureren Apogee Duet2 als Referenz zeigte ein marginales Plus an räumlicher Auflösung, Feinzeichnung hoher Frequenzen und der damit verbundenen Impulstreue beim Apogee-Interface. Diese feinen klanglichen Unterschiede dürften für iPad-typische Musik- und Audioanwendungen jedoch ohne Relevanz sein, sollen hier aber dennoch nicht unter den Teppich gekehrt werden. Eingangsseitig gibt sich die Audiointerface-Abteilung auch nicht die Blöße. Die Audiobeispiele wurden größtenteils mit einem dynamischen Shure SM7B aufgenommen, welches durch seinen vergleichsweise geringen Output eine beherzte Vorverstärkung erfordert und dabei so manch einen Interface-Vorverstärker überfordert. Der Mikrofonvorverstärker des Alesis iO Dock II löst diese Aufgabe anständig und auf etwa gleichem Niveau wie der Pre-Amp des Apogee Duet2 for iPad. Typische Nebengeräusche wie Rauschen, Brummen, Sirren, usw. halten trotz hoher Verstärkung profitauglichen Abstand zum Nutzsignal. Die Audiobeispiele (hier in 16Bit/44,1kHz) wurden in Steinbergs App Cubasis ursprünglich in 24Bit/44,1kHz aufgenommen und sind komplett unbearbeitet, also ohne Low Cut, sonstige Filter,  o.ä. im Signalweg. Lediglich im ersten Audiobeispiel mit einem Zusammenschnitt von Mikrofonaufnahmen diverser Instrumente (Shaker, Triangel, Mundharmonika aus 1Euro-Laden, defektes 60er-Jahre Akkordeon) wiederholt sich der komplette Ablauf der Instrumente mit einer Prise Hall. Ton ab!

Audio Samples
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Diverse Instrumente Sprache: Alesis vs. Apogee Line Input Prophet12

Prinzipiell hilfreich zur Aufnahme ist der, auf der Rückseite befindliche, Direct-Schalter (On/Off). Dieser ermöglicht ein latenzfreies Monitoring des Eingangssignals. Bei der Verwendung nur eines Eingangs ist es leider nicht möglich, das aufzunehmende Signal mono-summiert dem Kopfhörer zuzuführen, wodurch man das Signal nur auf einer Seite hört. Der Mensch gewöhnt sich zwar an alles, aber dies hätte man vielleicht eleganter lösen können.

Der Direct-Schalter (On/Off) ermöglich das Direct-Monitoring der Eingänge, verzichtet allerdings leider auf eine Mono-Funktionalität.
Der Direct-Schalter (On/Off) ermöglich das Direct-Monitoring der Eingänge, verzichtet allerdings leider auf eine Mono-Funktionalität.

Die MIDI-Einbindung des iPad ist eine weitere Kernfunktion des iO Dock II. Die USB MIDI-Buchse ermöglicht die unkomplizierte Verbindung zu einer DAW und wird sofort und problemlos von meinen Hostprogrammen (Logic Pro 9/X, Pro Tools 10, Cubase 5) erkannt. Somit lassen sich sämtliche Core MIDI-fähigen Apps, also nahezu alle iOS-Klangerzeuger und Synthesizer vom Hostprogramm abspielen und steuern. Sofern die App MIDI-Daten ausgibt, funktioniert dies auch in die andere Richtung. Darüber hinaus lassen sich über die klassischen MIDI-Buchsen andere – auch ältere – MIDI-Geräte/Synths von iPad-Apps ansteuern und iOS-Synths per MIDI-Keyboard spielen. Die Einsatzszenarien sind vielfältig!

Almost perfect: Die MIDI-Ausstattung des Alesis iO Dock II mit fünfpoliger DIN-Buchse für In/Out und USB Typ B
Almost perfect: Die MIDI-Ausstattung des Alesis iO Dock II mit fünfpoliger DIN-Buchse für In/Out und USB Typ B

Wenn eine letzte Anschlussmöglichkeit nicht fehlen würde, wäre alles perfekt: Eine MIDI USB-Buchse Typ A, wie sie beispielsweise das iTrack Dock von Focusrite bietet, ist leider nicht vorhanden. Der Anschluss weiterer Class Compliant MIDI-Geräte, wie z.B. meine heiß geliebte Novation Bass Station 2 inklusive deren Stromversorgung, via USB wäre einfach zu schön gewesen. Fairerweise muss man sagen, dass die Dockingstation von Focusrite darüber hinaus über keine weiteren MIDI-Anschlüsse verfügt und somit in dieser Teildisziplin nicht so luxuriös ausgestattet ist wie das iO Dock II von Alesis.

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Fazit

iPad Apps bereichern mittlerweile viele Arten von Musikproduktionen. Viele Apps, die auch für herkömmliche DAWs als Plug-In verfügbar sind, gibt es im App Store häufig zum Taschengeldpreis, andere Apps bieten Features und Kontrollmöglichkeiten, die man auf herkömmlichen DAWs oder Controllern vergeblich sucht. Geräte wie das iO Dock II von Alesis vollziehen für das iPad den letzten konsequenten Schritt, sich in ein vollwertiges Stück Studio-und auch Live-Hardware zu verwandeln. Technisch gesehen ist diese Einbindung natürlich auch auf anderem Wege durchführbar, aber es fühlt sich definitiv anders und besser an, dass einem mit dem „angedockten“ iPad als EIN kompaktes Gerät sofort (fast) alle studiorelevanten Anschlussmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Das Alesis iO Dock II kann man uneingeschränkt jedem Musik- und Audio-affinen iPad-User empfehlen. Ob man sich nun für das Alesis-Dock oder das Konkurrenzprodukt von Focusrite entscheidet, hängt wohl tendenziell vom iPad-Modell und der bereits vorhandenen MIDI-Peripherie ab. Während ich diesen Testbericht schreibe, hat Apple wieder neue iPad-Modelle angedroht, vermutlich wieder mit neuen Gehäuseabmessungen oder Schlimmerem, worin ich den Hauptgrund für das ansonsten unverständlicherweise (!) sehr überschaubare Marktsegment der iPad-Dockingstationen sehe. Denn Dock macht Bock! 

PRO:
  • Gerätekonzept
  • Umfangreiche Anschlussmöglichkeiten für Audio
  • Audio und MIDI plus Stromversorgung
  • Kompatibilität zu 30-Pin und Lightning Connector
  • MIDI IN/Out DIN-Buchsen plus MIDI USB Typ B zur DAW-Einbindung
  • Solide, profitaugliche Audioqualität in 24Bit
  • Getrennt regelbarer Kopfhörerausgang
CONTRA:
  • Direct-Monitoring ohne Monosummierung
  • Kein USB MIDI Typ A
Alesis_IO_Dock2_B01_Aufmacher
FEATURES:
  • 24-Bit Audio-/MIDI-Interface für Apple iPad („1“, 2, „3“, „4“)
  • Apple 30-Pin Connector
  • Apple Lightning Connector
  • iPad-Halterung
  • Kompatibel mit nahezu allen Core Audio- und Core MIDI-Apps
  • Eingänge: 2 XLR/Klinke(6,35mm) Kombibuchsen, Hochohmiger Instrumenteneingang
  • Phantomspeisung zuschaltbar
  • Latenzfreies Monitoring
  • Ausgänge: 2 Klinke (6,35mm/TRS), Kopfhörerausgang (Klinke 6,35mm)
  • MIDI In/Out DIN, fünfpolig
  • USB MIDI Typ B
  • Spannungsversorgung 12V, 2A
  • Fußschalter 6,35mm Klinke
  • Maße: 216 x 267 x 32 mm
  • Gewicht: 0,95 kg
Preis:
  • EUR 219,99 (UVP)
  • EUR 169,- (Straßenpreis)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Gerätekonzept
  • Umfangreiche Anschlussmöglichkeiten für Audio
  • Audio und MIDI plus Stromversorgung
  • Kompatibilität zu 30-Pin und Lightning Connector
  • MIDI IN/Out DIN-Buchsen plus MIDI USB Typ B zur DAW-Einbindung
  • Solide, profitaugliche Audioqualität in 24Bit
  • Getrennt regelbarer Kopfhörerausgang
Contra
  • Direct-Monitoring ohne Monosummierung
  • Kein USB MIDI Typ A
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Alesis iO Dock II Test
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