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Das Trautonium – Vorläufer des Synthesizers

Gerade in unserer heutigen hochtechnisierten Zeit erleben wir Reize, die einen besonderen Bezug zu Außergewöhnlichem herstellen, und wenn die Rede von Musikinstrumenten ist, zu Instrumenten aus der Vergangenheit. Das Zeitfenster der Vergangenheit reduzieren wir aber auf das letzte Jahrhundert und die Gattung auf Instrumente, die jenseits mechanischer Tonerzeugungen Klänge erzeugen, die anders sind, als wir sie zuvor wahrgenommen haben. Gerade das letzte Jahrtausend hat durch Forschergeist und sicherlich oft durch zufällige Resultate, eine Reihe an technischen Innovationen geschaffen. Deren Weiterentwicklung und der damit verbundene, sich ändernde Zeitgeist, hat auch zu einer enormen Veränderung innerhalb der Musik, und den darin eingesetzten Instrumenten beigetragen.

Die Rede ist in diesem Fall von den als Synthesizer bezeichneten Instrumenten, deren ursprüngliches Ziel es war Naturinstrumente zu imitieren. Da das aber nie besonders gut gelang, besann man sich schon damals eines Besseren und nutzte die gebotenen Möglichkeiten für das Kreieren neuer, bislang noch nicht gehörter Klänge, nebst der Leben einhauchenden Möglichkeiten seinem Spiel Ausdruck zu verleihen. Das Ziel Neues zu schaffen liegt in der Natur des Menschen und im Bereich der Musikinstrumentengeschichte begann man bereits in um 1920 mit der Entwicklung einer neuen Instrumentengattung, die bis heute innovative Ergebnisse gebracht hat. Der Begriff Synthesizer ist heute ein gängiger Begriff in der Namensgebung eines elektronischen Musikinstruments. Doch wie kam es überhaupt dazu? Genau hier möchte ich ein Instrument näher beleuchten, welches man heute als Vorläufer des eigentlichen Synthesizers betrachtet. Das Trautonium

(Foto: Synthtopia)
(Foto: Synthtopia)

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Fotostrecke: 2 Bilder Mixtur-Trautonium im Deutschen Museum Bonn. (Foto: Wikipedia)

Was ist ein Trautonium?

Das Trautonium, ist eines der ersten elektronischen Musikinstrumente, und gilt als früher Vorläufer der heutigen Synthesizer. Der Physiker Friedrich Trautwein (1888 – 1956) beschäftigte sich in den 1920er-Jahren mit der Erzeugung von Tönen unter Verwendung elektrischer Komponenten und baute im Jahr 1929 einen Oszillator auf der Basis von Glimmröhren. Friedrich Trautwein ist der Namensgeber des Trautoniums, einem Instrument, das optisch dem Spieltisch einer Pfeifenorgel ähnelt, jedoch völlig anders gespielt wird, als ein Tasteninstrument. Der deutsche Komponist Paul Hindemith (1895 – 1963), der in seiner frühen Phase das klassische Konzertpublikum mit provozierenden neuen Klängen schockierte und zu einem der bekannten Komponisten der Moderne zählt, empfahl Trautwein seinen Schüler Oskar Sala (1910 – 2002) zur Mithilfe bei dem Bau eines Prototypen. Vorgestellt wurde das Trautonium der Öffentlichkeit erstmals am 20. Juni 1930 auf dem Berliner Fest „Neue Musik“.
Hier eine Audiodatei aus dem Podcast des Rundfunksenders BR-Klassik “Das Trautonium wird erstmals präsentiert”. Musik aus der Steckdose – kann es so etwas geben? Als einer der Ersten hat sich damit in den 20er Jahren der Physiker Friedrich Trautwein beschäftigt. Nun wird sein Trautonium in Berlin präsentiert – mit Musik von Paul Hindemith.
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Das Trautonium wird am 20. Juni 1930 erstmals präsentiert. (Quelle: BR Klassik)

Wie funktioniert ein Trautonium?

Gespielt wird das Trautonium mithilfe eines sogenannten Bandmanuals, was zur neben der Klangerzeugungseinheit zur Steuereinheit des Instruments gehört. Bei einem Bandmanual wird eine mit Widerstandsdraht ummantelte Saite (1) in wenigen Zentimetern Abstand über eine leitende Metallplatte (2) gespannt. Zwischen den beiden Endpunkten (3) der gespannten Saite wird eine Spannung von wenigen Volt angelegt. Drückt man leicht auf die Saite, entsteht eine Verbindung zwischen Saite und Metallplatte, wobei an der Platte eine Spannung abgegeben wird, die von der Position des Druckpunktes abhängig ist.

Fotostrecke: 2 Bilder Steuereinheit des Trautoniums ohne Abbildung der lederbezogenen Metallzungen. (Foto: Doepfer)
Zusätzlich ist die gesamte Metallplatte um eine Achse (6) drehbar gelagert und kann dabei um mehrere Zentimeter parallel nach unten bewegt werden. Unter der Platte angebrachte Rückstellfedern (4) sorgen dafür, dass die Platte nach dem Loslassen wieder in ihre Ruheposition zurückkehrt.
Die vertikale Position der Metallplatte – d. h. wie weit diese heruntergedrückt ist – wird für die Lautstärke-Steuerung verwendet. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diesen Wert in elektronischer Form zu erhalten. Möglich sind induktive oder optische Abnehmer.Zusätzlich wird die Gesamt-Lautstärke noch über einen Fußregler gesteuert. Es kommen also zwei hintereinander geschaltete VCAs zum Einsatz, wobei der erste über das Manual und der zweite über den Fußregler gesteuert wird.
Über der Saite sind seitlich verschiebbare, lederbezogene Metallzungen angebracht, die als Spielhilfe für bestimmte Töne gedacht sind – die Zungen sind in der Abbildung aus Gründen der Übersichtlichkeit nicht eingezeichnet. Man kann die Zungen auf Oktaven, Quinten oder andere wichtige Intervalle einstellen (Oskar Sala verwendet die Zungen für C, D, G, A in jeder Oktave). Alle Zungen sitzen auf einer gemeinsamen Halterung, die wiederum horizontal verschiebbar ist, oder ganz weggeklappt werden kann. Das Verschieben der gesamten Leiste entspricht einer stufenlosen Transponiermöglichkeit der Referenztöne.
Eine detaillierte Erklärung zu dem Thema nebst Beispielen findet ihr auf dieser Webseite.

Zur Geschichte des Trautoniums

Im Jahr 1930 entwickelte Friedrich Trautwein zusammen mit Oskar Sala den ersten Prototypen des Instruments. Eine kleine Serie Trautonien (man geht von ca. 200 Stück aus) wurde seinerzeit von Telefunken hergestellt. Bekannt geworden ist das Instrument dann unter dem Begriff „Volkstrautonium“. Aufgrund des für damalige Verhältnisse stolzen Preises, wurde es allerdings kein Verkaufserfolg, somit wurde die Produktion eingestellt. Heute sind deshalb nur wenige historische Instrumente auf dem Markt erhalten (ca. 10 Stück).
  • Zitat Oskar Sala: „Wer ein Trautonium will, muss sich eins bauen.“
Das Trautonium, das Oskar Sala noch vor Kriegsausbruch entwickelte waren das „Rundfunktrautonium“ und das „Konzerttrautonium“. Die spätere Weiterentwicklung als „Mixturtrautonium“, beruhte auf der subharmonischen Tonreihe. Die Kombination von mehreren subharmonischen Tönen wird als Mixtur bezeichnet. Mixturen, auch in den Registerbezeichnungen der Pfeifenorgel ein Begriff, wirken wie ein Mehrklang. Sala selbst empfand Mixturen als Klangfarben. Oskar Salas Instrumente blieben immer Prototypen. Ein ähnliches Instrument, das Subharchord, das im Gegensatz zum Trautonium mit Tasten gespielt wird, wurde in den 1960er Jahren (1959–1968) in der DDR entwickelt und in wenigen Exemplaren hergestellt. Auch das 1928 von Bruno Hellberger (1884–1951) und Peter Lertes entwickelte Hellertion ist dem Trautonium ähnlich. Hellberger entwickelte nach dem Zweiten Weltkrieg noch einmal eine verbesserte Version mit dem Namen Heliophon.
Oskar Sala wurde der bedeutendste Interpret des Trautoniums, welches er nach der Trennung von Trautwein zum zweimanualigen Mixturtrautonium weiterentwickelte. Dieses Instrument gestattet viele Variationen der Klangfarbensynthese. Abklingvorrichtungen, Rauschgenerator und Frequenzumsetzer ermöglichen dabei feinste Nuancierungen im Klanggeschehen. Der Frequenzumsetzer, der ein externes Gerät und eine Eigenkonstruktion Oskar Salas auf Röhrenbasis war, befindet sich heute zusammen mit Salas gesamtem Nachlass im Deutschen Museum in München. Den Umsetzer verwendete er auch beim „Mixturtrautonium nach Oskar Sala auf Halbleiterbasis“, realisiert von der Fachhochschule der Deutschen Bundespost, das er ab 1988 spielte und welches mittlerweile im Musikinstrumenten-Museum Berlin steht. Mit dem Einsatz für die Filmmusik zu Alfred Hitchcocks „Die Vögel“ erlangte das Trautonium eine Bekanntheit, die weit über die Musikszene hinaus ging.
Die Idee des Bandmanuals wurde in den 1970er-Jahren von dem amerikanischen Synthesizer-Hersteller Moog erneut aufgegriffen; er verband seine modularen Synthesizer – als deren Vorläufer das Trautonium gelten kann – mit einem Ribbon-Controller der in abgewandelter Form in einer Reihe moderner Synthesizer heute zur Steuerung diverser Controller verwendet wird. In der Regel ist die Baubreite der modernen Ribbon-Controller sehr schmal.
In den 1990er Jahren startete die deutsche Firma Doepfer ein Projekt, das Trautonium als modulares System einzelner Komponenten neu aufzulegen. Unter anderem wurde dazu die dem analogen Manual des Trautoniums angelehnte Schnittstelle „MIDI Ribbon-Controller“ entwickelt. 
Seit 2010 ist die deutsche Firma Trautoniks mit dem Bau von Trautonien beschäftigt, und stellt Varianten in einfachen und aufwändigeren Ausführungen in historischen Gehäusen her. Während der Musikmesse in Frankfurt im Jahr 2012 stellte Trautoniks zum ersten Mal deren Produkte vor und schafft mit deren Aktivitäten einen wichtigen Beitrag zur Popularisierung des Instruments.
Oskar-Sala-Fonds am Deutschen Museum. Mixturtrautonium nach Oskar Sala auf Halbleiterbasis. (Foto: Folkmar Hein, Berlin)
Oskar-Sala-Fonds am Deutschen Museum. Mixturtrautonium nach Oskar Sala auf Halbleiterbasis. (Foto: Folkmar Hein, Berlin)

Modulares Mixtur-Trautonium in Aktion

Die folgende interessante Zusammenstellung an Videos von Ghost Money, zeigt eine Auswahl an Stücken und Vorführungen für ein modulares Mixtur-Trautonium mit Trautoniks-, Doepfer-, Analog Systems- und SynthTech-Modulen.

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Das nächste Video zeigt Oskar Salas Mixtur-Trautonium-Formant-Filter.

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Das Filter wurde ursprünglich 1930 von Friedrich Trautwein in Vakuumröhrentechnik entwickelt. Das Filter hier ist eine Version des Entwurfes von Oskar Sala für das Mixturtrautonium auf Halbleiterbasis, das um 1989 entstand und von Trautoniks hergestellt wurde.
Die nächsten beiden Videos geben einen Blick auf den Subharmonischen Generator des Trautoniums.

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Hier ein Video zu dem Titel „Meadow Clary“, gespielt von Ghost Money selbst.

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Das letzte Video zeigt einen Klassiker: „Oskar Sala – Mixtur-Trautonium – Klang und Verwendung“. 

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Das Trautonium hat Geschichte geschrieben und findet heute immer noch seine Anhänger und durch seine Einzigartigkeit besonderes Interesse. Friedrich Trautwein und Oskar Sala waren schon damals mit ihren Visionen ihrer Zeit weit voraus. Der Musiker, Komponist und Naturwissenschaftler Oskar Sala gehört heute zu den Pionieren der elektroakustischen Musik.

Ergänzendes

Abschließend noch eine Audiodatei aus dem Podcast des Rundfunksenders BR-Klassik zum Thema Trautonium. Der Clip beschreibt einen CD-Tipp “Harald Genzmer: Werke für Trautonium”, in welchem das Trautonium als Instrument beleuchtet wird.

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CD-Tipp: Harald Genzmer “Werke für Trautonium” (Quelle: BR Klassik)

‘Ghost Money’ aka ‘Operational Witchcraft’ hat ein Album veröffentlicht: “Secrets Of The Town”. Auch hierbei kam Hardware von Trautoniks zum Einsatz. Das Album kann bei iTunes, Amazon und unter der folgenden Adresse erworben werden:
Emusic

Album "Secrets of the Town" von Ghost Money.
Album “Secrets of the Town” von Ghost Money.

Zum Schluss noch ein paar Hörbeispiele aus dem Album von Ghost Money “Secrets Of The Town”

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Playing in the Ruins Opulent Living Subharmonic Mystery Tour The Secrets of the Town
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(Foto: Synthtopia)

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