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CME X-Key Test

Mit dem X-Key hat CME ein kompaktes Controllerkeyboard mit zwei Oktaven auf den Markt gebracht, das aussieht wie aus dem Apple Store: Nicht nur das abgerundete Aluminium-Chassis erinnert an die Optik der Computer aus Cupertino, es ist auch extrem flach. Und zwar so flach, dass die schwarzen Tasten auch gleich mit eingedampft worden sind. Sie sind zwar noch schwarz, aber sie sind genauso hoch – oder besser flach – wie die weißen.

Ein "etwas anderes" Keyboard: Das CME X-Key
Das CME X-Key lässt sich besser spielen als erwartet


Die chinesische “Central Music Company” ist hier mal ganz neue Wege gegangen und hat für das X-Key nicht nur eine andere Tastatur-Technik verwendet, sondern dem Keyboard auch gleich noch polyphonen Aftertouch spendiert. Das ist ja nun mal wirklich eine Seltenheit und Grund genug, einen genaueren Blick darauf zu werfen.

Details

Das CME X-Key ist ein extrem transportables Keyboard und beschränkt sich deshalb auf das Nötigste: keine Pedal-Anschlüsse, keine Drehregler, keine LEDs. Ah, falsch, eine LED gibt es, die sieht der Spieler aber nicht: Eine Leuchte an der Rückseite zeigt an, dass sich das X-Key in Betrieb befindet. Übrigens ganz besonders schick in fast der gleichen Farbe wie das mitgelieferte USB-Anschlusskabel, das in einem leuchtenden Orange mit weißen Anschlüssen daher kommt. Ich habe mir ja mal einen Staubsauger gekauft, weil mich das grüne Stromkabel begeistert hat. So geht das, und damit sind wir schon beim ersten Alleinstellungsmerkmal des X-Key: Es sieht gut aus. Wer auf Apple-Design steht: Hier ist die Tastatur, die aussieht, als sei sie von Apple. 

Fotostrecke: 4 Bilder Das CME X-Key steckt in einem abgerundeten Aluminiumgehäuse

Das Gehäuse ist nicht aus Plastik, sondern tatsächlich aus Aluminium (was den Rucksack dann auch 600 Gramm schwerer werden lässt) und vorne abgerundet. Auf der Oberseite gibt’s die besagte 2-Oktaven-Tastatur, auf die später noch eingegangen wird, sowie links davon sechs Taster: zwei für die Oktavierung, zwei als Pitchbend-Ersatz (eine Taste geht nach oben, die andere nach unten), eine Halte-Taste (MIDI-CC #64, also Sustain-Pedal) und eine Modulations-Taste (MIDI-CC #1, das Modulationsrad). Die Sustain-Taste sendet on/off, Pitchbend und Modulation mit fein aufgelösten Werten und die Oktavierungstaster schalten die Notenwerte eine Okave höher oder tiefer. LED-Anzeige dazu: Schnickschnack. Editor: Schnickschnack. Das X-Key lässt sich nicht weiter programmieren bzw. konfigurieren, auch der Funktionsumfang beschränkt sich damit auf das Wesentliche.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Bedienfeld präsentiert sich spartanisch

Angeschlossen wird das Keyboard per Micro-B-USB-Stecker. Das sind die kleinen, flachen USB-Stecker, die gerne für Smartphones verwendet werden (es sei denn, sie sind von Apple…). Mit Strom wird das Keyboard über die gleiche Verbindung versorgt. Habe ich schon erwähnt, dass ein orangefarbenes USB-Kabel mitgeliefert wird? Auf dem Tisch steht das Keyboard dann rutschfest, das Eigengewicht und drei Gumminoppen sorgen für einen soliden Stand. Die MIDI-Daten werden über das übliche Protokoll geliefert und so kann man das X-Key an so gut wie jedes Gerät anschließen. Da CME aber so viel Wert auf die iOS-Unterstützung legt: Ohne das optional von Apple erhältliche Camera-Connection-Kit geht da natürlich nichts, aber mit geht’s auch mit der neuen Lightning-Schnittstelle, die ja immer noch keine MIDI-Funktionalität spendiert bekommen hat. In diesem Sinne können wir jetzt zum entscheidenden Teil des Tests kommen: die Tastatur. Diese unglaublich flache Tastatur mit polyphonem Aftertouch, kann man darauf überhaupt spielen?

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Praxis

Wer bei einer flachen Tastatur an die halbläufigen Tastaturen etwa eines Roland A-800 oder eines Behringer UMA25S denkt, hat sich getäuscht. Das CME X-Key hat einen so geringen Tastaturhub, dass ich nicht so genau wusste, wie ich das messen sollte. Mein Geodreieck sagt: 1 bis 3 Millimeter. Inklusive Aftertouch. CME sagt, dass die Tastatur eine völlige Neuentwicklung sei, und zu bemerken ist auf jeden Fall, dass es kein Scharnier oder ähnliches am hinteren Ende der Taste gibt. Üblicherweise ändert sich die Lage einer Klaviertaste beim Herunterdrücken ja insofern, als die Taste nicht mehr waagrecht steht, sondern schräg nach vorne gekippt wird. Anders beim CME X-Key, bei dem sich die ganze Taste von vorne bis hinten nach unten bewegt. Das muss man sich so ähnlich vorstellen wie bei der Leertaste auf dem Computer. Und so hört sich das Ganze übrigens auch an: wie das helle Klackern beim Tippen auf einer Laptop-Tastatur.
Wenn der Finger dann die 2 Millimeter bis zum Tastaturboden zurückgelegt hat, beginnt sofort die Aftertouch-Phase. Auch der Aftertouch ist anders als bei herkömmlichen Tastaturen realisiert. Normalerweise hat man ja ein bisschen Spiel und fühlt, wie sich die Taste bewegt. Beim CME X-Key dagegen ist ein Drucksensor unter der Taste angebracht. Die gleiche Technik wird übrigens auch bei den sechs Kontrolltastern an der linken Seite eingesetzt: Auch hier gibt es keinen definierten Auslösepunkt, sondern der Druck entscheidet. Für Grobmotoriker ist das nichts, es muss wirklich nur minimaler Druck eingesetzt werden. Wenn man aber erst mal realisiert hat, dass man den Finger nur ganz leicht zu bewegen braucht, dann funktioniert das als expressive Spielhilfe durchaus. Gleiches gilt für die Kontrolltaster auf der linken Seite, und anders als in einem Internet-Video von der Winter NAMM 2013 zu sehen, bewegt sich auch immer nur der Taster, der sich bewegen soll. Die Verarbeitung des Keyboards ist also augenscheinlich gut, und das Aluminium strahlt auch wirklich Langlebigkeit aus.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Tasten besitzen keine Scharniere, sondern bewegen sich als Ganzes nach unten

Der polyphone Aftertouch – geradezu mythisch wird über ihn berichtet. Kaum jemand hat ihn je gesehen, denn er wurde nur bei ein paar wenigen Synthesizern in grauer Vorzeit eingesetzt. Es gibt ihn zwar auch heute, aber wer kann sich diese Tastaturen leisten? Wer jetzt feuchte Augen bekommt und von Vangelis und weiland dem Yamaha CS80 träumt – ja, das X-Key hat polyphonen Aftertouch und das funktioniert auch prima. Um was geht’s also? Eigentlich ganz einfach: Beim „normalen“ Aftertouch wird der Aftertouch-Befehl pro MIDI-Kanal gesendet. Das bedeutet, dass bei einer Tastatur immer alle Noten betroffen sind, sobald auch nur eine Taste mit Aftertouch gespielt wird. Deshalb heißt der übliche Aftertouch auch Channel-Aftertouch: Er sendet einmal pro MIDI-Kanal. Im Prinzip ist das also so ähnlich wie beim Sustain-Pedal. Wird es heruntergedrückt, gilt das für alle Tasten, die auf diesem Kanal spielen, gleichzeitig. Wenn die Tastatur gesplittet wird und auf zwei Kanälen sendet, gibt’s das Ganze dann zweimal. Der polyphone Aftertouch hingegen sendet für jede einzelne Taste separat. Das bedeutet, dass man zum Beispiel einen Akkord spielen kann und dann die Möglichkeit hat, mit Aftertouch den Klang nur eines einzelnen Tones zu verändern.
Wie gesagt, polyphoner Aftertouch ist eine Rarität und dass das CME X-Key diese Feature bietet, ist schon ein tolle Sache. Tatsächlich ist polyphoner Aftertouch so rar geworden, dass es gar nicht so viele Klangerzeuger gibt, die das tatsächlich unterstützen. Bei NI Kontakt zum Beispiel sind ganz schöne Anstrengungen nötig, um es ans Laufen zu bekommen. Bleibt zu hoffen, dass sich das wieder ändert und CME hier eine kleine Welle lostritt.

Flache Sache: CME X-Key
Flache Sache: CME X-Key

Was die Spielbarkeit der Tastatur aus „pianistischer“ Hinsicht angeht, gibt es Licht und Schatten. Zunächst mal reagiert die Tastatur prima auf Anschlagsstärke und wenn man sich ein bisschen daran gewöhnt hat, kann man eigentlich ganz gut darauf spielen. Meiner Meinung nach besser als auf den meisten anderen Tastaturen dieser Preisklasse, bei denen kein rechtes Spielgefühl aufkommt, sei es, weil die Federn die Taste zu langsam oder zu schnell wieder hochschnellen lassen oder weil man nicht so genau weiß, wann die Taste jetzt eigentlich ganz unten ist. Beim X-Key weiß man das: nach zwei Millimetern, genau wie bei einer Computertastatur. Triller, Repetitionen, Balance, das alles stimmt. Ungewohnt ist hingegen, dass die schwarzen Tasten nicht höher gestellt sind. Ich persönlich habe dabei das Problem, dass ich ohne höher gestellte schwarze Tasten beim Spielen ohne Hinsehen einfach blind bin. Wenn ich auf die Tastatur sehe, ist alles ganz wunderbar. Wenn ich allerdings nicht hinsehe, verirre ich mich. CME hat das Problem augenscheinlich erkannt und deshalb Lücken zwischen den Tasten gelassen, die zur Orientierung dienen sollen. Besonders bei größeren Intervallen greift man dennoch gelegentlich daneben. Dennoch verdient die Tastatur als neues Konzept auf jeden Fall Beachtung. Sie lässt sich besser spielen, als man vielleicht zunächst vermuten würde, und man sollte auf jeden Fall ausprobieren, ob man damit zurecht kommt.

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Fazit

Das CME X-Key ist eine Besonderheit in vielerlei Hinsicht: Es bietet den seltenen polyphonen Aftertouch in einem sehr erschwinglichen Preisbereich, es ist ausgesprochen transportabel, wirkt robust und sieht gut aus. Dass es dabei nicht alle Probleme, die so ein kleiner Formfaktor mit sich bringt, lösen kann, muss man akzeptieren. Es gibt eben keine so kleinen und leichten Tastaturen, die sich so anfühlen wie ein Masterkeyboard oder gar wie ein Klavier. CME hat sich eine ungewöhnliche Lösung einfallen lassen und die ist es auf jeden Fall wert, ausprobiert zu werden. Es ist sicher nicht das Keyboard für alle, aber wer sich an die Tastatur gewöhnen kann, bekommt einen echten Mehrwert.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • neues Konzept
  • polyphoner Aftertouch
  • sehr solides Aluminiumchassis
  • klein, aber nicht zu leicht
  • Designerstück
Contra
  • Tastatur gewöhnungsbedürftig
  • keine Einstellmöglichkeiten
  • Website und Anleitung noch sehr spartanisch
Artikelbild
CME X-Key Test
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Das CME X-Key lässt sich besser spielen als erwartet
Das CME X-Key lässt sich besser spielen als erwartet
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Hyperactive Audiotechnik GmbH sagt:

#1 - 23.09.2013 um 19:17 Uhr

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Hallo!
Vielen Dank für den guten Test.Eine Anmerkung von uns als CME-Vertrieb bzgl. Einstellmöglichkeiten.Seit letzter Woche steht im iTunes-Store eine kostenlose Editor-App zur Verfügung, mit der die Einstellungen des Xkeys verändert werden können.
Mit dieser Software lassen sich sogar eigene Velocity Curves erstellen.
https://itunes.apple.com/ap...Eine PC- und Mac-Version ist in Planung und wird voraussichtlich noch in 2013 veröffentlicht.
Grüße vom Hyperactive Team!

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BadTicket sagt:

#2 - 03.02.2016 um 10:15 Uhr

0

Das orange Kabel hat mich restlos überzeugt ;-)
Spass beiseite, ich nutze das Keyboard vor allem um Ideen auch unterwegs realisieren zu können. Klar ist das Keyboard gewöhnungsbedürftig, aber das geht erstaunlich schnell. Um meine DAW unterwegs zu "füttern" ist das XKey wirklich ideal. Klein, leicht, zuverlässig und vor allem sehr robust.
Und dank dem seit einiger Zeit verfügbaren Editor müsste mindestens noch ein halber Stern dazu. Aber orange muss er sein!

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